Diplomatischer Erfolg für Taiwan. Auch ein Erfolg für die Gerechtigkeit?
Hier im Blog wurde immer wieder über den dramatischen Fall des Briten Z.D. berichtet, der 2012 zu einer Haftstrafe wegen eines tödlichen Verkehrsunfalls mit Todesfolge und Fahrerflucht in Taiwan verurteilt worden war. Z.D. trat die Haftstrafe nicht an und verließ in einer filmreifen Aktion die Insel, weiß geschminkt (Z.D. ist gebürtiger Pakistani oder Inder) und mit einem geliehenen oder gestohlenen Pass eines anderen Engländers versehen. Der Fall definierte lange Zeit das Verhältnis der Taiwaner zu westlichen Ausländern. Weil Z.D. einen britischen Pass hat und im eleganten Businessanzug wie jeder andere der westlichen Geschäftsleute hier herumläuft, hat ihn die Presse und die Bevölkerung halt als einer von den zahlreichen "Westlern" hier eingestuft. In meinem heimatlichen Militärveteranenvierel, in dem die Leute wohl sowieso immer drei Noten muffelinger sind als sonst in Taipei, wurde ich in dieser Zeit öfter mal angeflaumt und ganz repariert hat sich diese negative Stimmung Weißen gegenüber (kurios, wo Z.D. eigentlich gar keiner ist ;-) bis heute nicht. Nicht nur ich vermeinte den Stimmungsumschwung von Positiv zu mäßig Negativ im Ansehen von Westlern hier in Taiwan wahrzunehmen; es gab eine ganze Diskussion im Ausländerforum drum.
Um es kurz zu machen: Z.D. hatte in einem bordellartigen Lokal viel getrunken, sein alter Mercedes war dann mit einem der "Puff"portiers am Steuer aufgebrochen Richtung seiner Wohnung, allerdings hatte es zwischenzeitlich den tödlichen Unfall gegeben. Z.D. behauptete nun, den Unfall komplett verschlafen zu haben auf dem Beifahrersitz und erst im Zuge der Ermittlungen davon erfahren zu haben. Der zumindest anfangs den Wagen steuernde Portier hingegen behauptete, er habe das Steuer frühzeitig an Z.D. auf dessen Wunsch hin übergeben, der daher den Unfall verursacht haben müsse.
Pikant wurde der Fall durch eine beispiellose Medienhexenjagd, in die sich auch ein Lokalpolitiker einschaltete, der "strengere Strafen für Ausländer" forderte - zu einem Zeitpunkt, als Z.D. wegen eines aufgetauchten Videos mit dem Portier am Steuer noch ziemlich unschuldig wirkte nach Faktenlage. Auch standen die Betreiber der "Puffbar" einem Syndikat nahe, das wiederum das ermittelnde Polizeirevier (wegen anderer Dinge) geschmiert hatte, so dass man von ordentlicher Ermittlungsarbeit wohl nicht sprechen konnte und der "Puffportier" wohl entsprechend zwangsläufig von der Verdächtigenliste verschwinden musste.
Z.D. wurde schließlich in zweiter Instanz verurteilt und flüchtete - was lange niemand bemerkt hatte, obwohl er seine Haft nicht angetreten hatte. Kurioserweise war es etwa um die Zeit, als ich hier im Blog fragte "was ist eigentlich aus Z.D. geworden", dass die Taiwanbehörden wach wurden und Z.D. wieder inhaftieren wollten.
Aktueller Stand: Hinter den Kulissen hat also die Republik China aka Taiwan die britischen Behörden um Amtshilfe gebeten und als Ergebnis davon ist Z.D. jetzt in Haft in seiner Heimat Schottland und Kaution ist ihm verweigert worden. Im Dezember gibt es eine Anhörung zum taiwanischen Auslieferungsersuchen. Bis zu drei Jahre kann so ein Prozess in Großbritannien dauern. Da ist sichergestellt, dass die Medien immer mal wieder die Sache hochkochen können und die Leute bei uns im Viertel was zum Grummeln haben.
Letzter Bericht:
http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/07/auslander-in-taiwan-in-todlichen-unfall.html
Taipei Times:
http://www.taipeitimes.com/News/front/archives/2013/11/22/2003577418
UPDATE:
Nachgereichte Links zum Prozess gegen die Freundin von Z.D. (wegen "Fluchthilfe") und den "Passspender". http://www.chinapost.com.tw/taiwan/national/national-news/2013/08/24/387196/Zain-Dean.htm
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