Junior, seines Zeichens noch keine zwei Wochen nach offiziellem "medizinischem Alter" alt, jedoch ein bisschen älter nach realem Geburtstermin, musste ein paar Impfungen bekommen, also ging es wieder in das "Tri Service General" Krankenhaus, "Tri Service" steht dabei für die drei Waffengattungen der Streitkräfte der Republik China alias Taiwan. Hier haben die Krankenschwestern manchmal Fotos von sich in Uniform an den ID-Karten am Revers und mich dorthin zu bewegen, ist nur logisch, wohne ich mit Familie doch jetzt in einer Veteranen-Wohnanlage. Hier hält man sich weniger für Taiwaner und eher für "Roc"-er, wie das ein neuer Slogan der regierenden KMT-Partei propagiert ("I am a ROCer"), abgeleitet vom offiziellen Staatsnamen "Republic of China" von dem Staatsgebilde, das man umgangssprachlich als Taiwan bezeichnet.
Wenn sie da in der VR-China mithalten wollen, müssen sie sich "I am a ViagRa" als Slogan zulegen oder etwas dergleichen.
Im Tri-Service (San Zhong, drei Sorten, ist der Anfang des Namens auf Chinesisch), einem riesigen Komplex mit langen und breiten leeren Gängen in den oberen Stockwerken (http://www.tsgh.ndmctsgh.edu.tw/en/eindex.asp), ging es in der ambulanten Kinderstation jedoch wieder asiatisch gedrängt zu. Wir mussten durch mehrere Behandlungszimmer und so begeistert auch manche der weiblichen Krankenschwestern und Ärztinnen von unserem Mischlingsbaby waren (also solches ist unser Filius immer eine Attraktion hier), so sehr nervte doch, mit jeweils einem anderen Eltern-Kind-Triplett gleichzeitig behandelt zu werden. Beim Setzen der Spritze fordert die Schwester oder Ärztin immer das jeweils andere Elternpaar auf, sich nicht zu bewegen, damit kein Hinterteil gegen ihren Spritzarm kommt.
Außer meiner Frau und mir war noch ein anderes gemischtes Paar da, einem fiel automatisch eine blonde junge Mutter auf, die auch ein Mischlingskind im Kinderwagen hatte. Die blonde junge Frau konnte mit jeder Xiaojie oder TaiTai im Raum konkurrieren, keine Frage. Paare wo die Frau westlich ist und der Mann Taiwaner gelten als sehr selten in Taiwan und ich gebe zu auch ein bisschen Marke Treppenhaus-Tratschbase interessiert daran gewesen zu sein, was sie denn nun für einen Mann hatte. Schließlich beklagen sich manchmal westliche Expatdamen im Ausländerforum, ihnen seinen die einheimischen Herren zu niedlich.
Sagen wir es so, würden alle Taiwaner so aussehen wie ihr Gatte, wir Ausländer würden uns hinter den Containern am Flughafen Taipei herumdrücken und schnell geduckt, um nicht gesehen zu werden, "unsere" Engischstunden geben (oder in meinem Fall Sourcecode auf CD rüberschieben) und würden von den einheimischen Damen nichts mit Keksen gefüttert, sondern mit Tomaten beworfen. Bestimmt 1.90 groß war ihr Gatte, breitschutrig und mit gut gewachsenem Oberlippenbart, so etwas findet man hier (noch) selten unter den Herren. Die neue Generation von Taiwanern wird aber eher in die Richtung gehen, mein Lieblingsneffe ist mit 15 Jahren schon größer als ich, gut gewachsen und gutaussehend*.
Einstweilen muss mein Junior noch kräftig wachsen, bis er achtzehn ist kann er im taiwanischen ROCerland bleiben, danach geht es in die Ferne, denn zum Militärdienst will ich ihn nicht lassen in Taiwan, egal wie nett es im Tri-Service auch ist. Was gehen mich oder uns chinesische Streitereien und ihre respektiven lustigen Armeen an...
*Natürlich bin ich objektiv!
3 Kommentare:
nur keine Angst die Wehrpflicht soll in tw auch bald abgeschafft werden...
und eine 5 tage woche solle es ab 2016 auch geben klingt ja bald besser wie in Dtl ;-)
Lu Er Fu:
Genial. Genau wie bei uns. 35- Stundenwoche, aber das Zeug muss trotzdem fertigwerden. Manche von uns stempeln ab und kommen wieder zurück an den Arbeitsplatz.
Da spart die Firma jede Menge Geld.
Und in TW? Da werden Zweitjobs bald knapp werden. Die können doch nicht Ohne. Meine Madame nimmt jedes Wochenende 10 Kilo Akten mit nach Hause. Und sonntag mittags 'nur mal kurz' ins Büro. Den guten Kugelschreiber holen. Und bei der Gelegenheit nur 'mal kurz' das Aktenzeichen kontrollieren am PC. Die Kollegen sind ja sowieso auch alle da.
Wenn einer hier eine Gewerkschaft gründen will, fangen die anderen alle hysterisch an zu kichern. Ohne Arbeit wissen die Taiwaner eh nichts mit sich anzufangen, es sei denn Familienangehörige sind in der Nähe. Furchtbar die Sonntage im Reihenhaus auf dem Dorfe, wenn meine Frau mit den Füßen wippt und "mir ist langweilig" sagt.... Meist hat sie aber daher gearbeitet.
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