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Mittwoch, November 17, 2010

Der letzte Rülpser

"Ich rülpse, also bin ich", scheint die Devise vieler männlicher Taiwanesen zu sein und mich treibt die Frage um, ob denn wirklich die Rindviecher dieser Welt einen nennenswerten Anteil (durch ihre Verdauungsgase) am Treibhauseffekt haben, oder ob das nicht eher die Taiwanesen sind. Mein Kollege, der mir durch Dauerrülpsen Marke "grollender Rotweiler" aufgefallen war, scheint aber wirklich magenkrank zu sein, ich will mich daher nicht mehr darüber lustig machen. Ehlenwolt. Als wir allerdings alle zum Teamessen in einem Restaurant waren, wollte er Rindfleisch bestellen - und das trotz seiner Zusicherung an Kollegen, nur noch vegetarisch zu leben! Sofort fiel ihm meine Frau ins Wort und verbot ihm Rindfleisch. Der Haderlump bestellte dann allerdings oberekligen Glibberfisch, den er wie immer so schnell in sich reinschaufelte, als ob ihm jemand eine Pistole an den Kopf halten würde. Was da an Luft und Fisch in seinem Magen gärte und was mir am folgenden Tage blühen würde, ich konnte es mir denken.

Mir fiel dann am Folgetag auch die Konzentration schwer, den ganzen Morgen hatte mein Kollega unter den Folgen seines Rapido-Essens zu leiden, er rülpste nicht nur, sondern trat dazu rhythmisch mit dem Fuß gegen seinen Schreibtisch. Die Abfolge dieses Rülpsens und Tretens hatte schon etwas tragigkomisches. Da ich mit Hunden aufgewachsen bin, fiel es mir auch zusehens immer schwerer, nicht mit leisem Knurren auf sein ständiges drohendes Gebell zu antworten, aber ich habe nur einmal geknurrt und noch zweimal leise gebellt. Wir sind schon eine lustige Ecke im Büro.

Ach ja, um den anderen Kollegen, der sich "Elvis" nennt sind meine Frau und ich am Morgen mit leisen Sohlen herum geschlichen, er war auch wieder vor 8 Uhr im Büro, lag jedoch in seinem Sitz, den Kopf ganz in den Nacken gelegt und schnarchte. Was auch nicht viel anders als das Bellrülpsen in meiner Ecke klang. So schlief er weiter süß wie ein .... äh ... na ja irgendwas ... und wir blieben von ihm unbelästigt. Hatte er doch noch am Vortag um uns herumgetanzt und gekichert, meines anderen Aussehens wegen.

Man kann sich manchmal fragen, ob man hier im Irrenhaus ist, aber wie immer ist Taiwan eine Collage aus hübschen Frauen, knatternden Mopeds, grauen Fassaden und stupsnäsigen Gase-ablassenden Herren, die oft richtiggehend surreal wirkt. Taiwan eben. Man muss es gesehen, gehört und gerochen haben.

Ach ja, der Kollege wird weggesetzt, den Göttern sei Dank.

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