...spürt man in Deutschland viel mehr auf sich lasten, als hier in Taiwan. Wo alles seinen normalen, hektischen Gang geht. Und manchmal nicht ganz so hektisch, weil viele Leute zu Hause bleiben. Da kann man sich endlich mal entspannen in sonst überfüllten Shoppingcentern. Auch wenn die vielleicht gerade umgebaut werden und man dann in irgendeiner Baustellenetage vor verrammelten Sperrholztoren steht, einen Meter vor dem Eisstadion, so wie wir neulich. Verdammte Umbauten im fast leeren Einkaufszentrum.
Selbstisolation gibt es hier mit derzeit 0 Coronafällen seit einer Woche oder so nicht.
Kein Social Distancing, sondern es liegt nur an der Brennweite.
Die Taiwan regierende DPP hat das Land jedenfalls perfekt durch die Corona-Krise gebracht, durch sofortige Abschottung von China und dem Rest der Welt in einem Staffelsystem. Hier ist nicht die Präsidentin auf den Werbetaschentüchern zu sehen. Der prochinesische Glatzkopf von der chinafreundlichen KMT wurde Gott sei Dank nicht gewählt. Sonst säße ich heute im Lockdown und die Regierung Taiwans würde sich überschwenglich für Corona in Peking bedanken, wie es gerade die Italiener tun.
Das eigentliche Drama der Corona-Krise ist freilich, dass ich vielleicht auf Jahre hinaus aus dem sicheren und flugmäßig abgeschotteten Taiwan nicht nach Deutschland zu meiner Uhrensammlung kann. Leider habe ich ja auf meinen Uhrmacher aus Hannover gehört, der mir empfholen hat, meine Schweizer Automatikuhren lieber im vergleichsweise trockenen Deutschland zu lassen. So bleibt mir nur eine chinesische Quarz, deren Batterie prompt aufgegeben hat und deren Rückseite schon verrostet ist (ja, Aluminium kann rosten - das ist NICHT die Uhr im Bild) und eine chinesische PARNIS, die ein PANERAI-Nachbau ist und nach dem Mond geht. Gut, +30 Sek/24h geht ja noch. Und meine geliebte Reiseuhr mit dem langen Namen HAMILTON Khaki Navy GMT 3, die hier ihre hübsche Kehrseite mit dem Glasboden zeigt und bis zu 3 Zeitzonen mechanisch anzeigen kann. Trotzdem trage ich die nette Automatik kaum. Schließlich erscheint es mir als Hohn, meine Reiseuhr zu tragen, wenn ich derzeit nicht reisen kann. ICH WILL ANDERE UHREN! Aber was ich auch aus China oder bei E-Bay bestellen wollte, drzeit kommt nichts an. OhneFlugzeuge keine Pakete. Ich muss mich mal fortschleichen zum Tissot-Händler, wenn Junior und Frau mich lassen. Vielleicht eine Tissot T-Race Automatik in Rose-Gold. Über das e gehört ein Accent.
Da ist das leere Kaufhaus, in dem wir eine Woche drauf fast in der Baustelle verschollen wären.
Nein, das ist kein PC-Store, der wegen Corona geschlossen hat, sondern ein Kids-Lasergun-Laden, wo die Kids im Pulk in dunklen Gängen rumrennen. Wie die alle auf mich geballert haben, gemein. In Corona-Zeiten machen wir solche Tripps aber nicht mehr.
Umgezogen sind wir auch, in eine größere Wohnung im selben Wohnblock. Und ich musste mich von der Katzenfrau verabschieden, die genau auf Augenhöhe an meinem Schreibtisch hing in der möblierten Wohnung. CATS ON CASSETTE AND CD ON OCTOBER 15! Das stand auf dem gerahmten Werbeplakat. Mach's gut, Kitty. Hmmm... ist das auch ein Internet-Fetisch? Ich frage nur, weil ich ja entsprechende Romane schreibe. Never Mind.
Ein Uhrengeschäft! Ein Uhrengeschäft! Rado mal rüber die Radomir. Leider war meine Frau dabei... Die haben zwar diese schwarzen Keramikdinger, aber in der Not frisst der Uhrliebhaber Fliesen. Nein, okay, ein Tissot-Stand war im 101-Einkaufszentrum gleich nebenan.
Und... bleiben Sie gesund in der wonderful new Chinese world of Corona.
Was die Überschrift bedeutet? Na ja, dass wir alle hier quasi Geschichte schreiben. Später können ein paar Milliarden Leute im Selbstverlag ihr "Corona: Ich war dabei!"-Buch veröffentlichen. Sowas, wie damals der Schönhuber.
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