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Dienstag, Oktober 15, 2019

Der Ratter-Säufer

Erfahrungen mit einem 2017er Nissan March in Taiwan

Einfach mal wieder wie früher bloggen...

Unser Taiwan-Wagen ist seit Februar 2017 ein Nissan March. In Deutschland nennt man dieses Modell Micra und hat ihn, so wie wir ihn 2017 gekauft haben, nur bis 2013 angeboten. Das Modell K13 von Nissan ist es und es gab ihn in D in einer modellgepflegten Version später noch bis 2017. Seither ist er in Europa/Japan/anderswo durch den K14 ersetzt. In Taiwan jedoch gibt es immer noch den K13 wie hier abgebildet, in der alten -2013er-Version. Sogar jetzt noch im Jahre 2019.
In Taiwan wird also bis heute ein altes Modell als "New March" verkauft - das neue Modell wird einstweilen ignoriert. Der unten im Showroom stehende March wäre so in Deutschland allenfalls als Gebrauchtwagen zu erweben, aber in Taiwan kann man da halt eine kleine Zeitreise machen.


Unser neuer Nissan March noch im Verkaufsraum



Vorher hatten wir ja einen dicken Volvo XC60 mit sage und schreibe 245 PS. In ökobewegten Zeiten traut man sich das kaum noch zu schreiben. Sicher war unser Wechsel auf einen Kleinwagen in erster Linie durch unsere Unsicherheit, wo wir in Zukunft leben wollen motiviert. So waren meine Frau und Junior ja eine Weile nach Manila auf den Philippinen zur dortigen Verwandtschaft gezogen, während ich mich maulend wieder nach Deutschland verzogen hatte. Aber dieses Thema möchte ich nicht wieder aufwärmen. Das Leben geht eben manchmal unstete Wege.
Auch ökologisch motiviert war unser Wechsel auf was kleines, jedenfalls von meiner Seite. Obwohl das Benzin mit 28 NT (oder wieviel zahle ich pro Liter?) immer noch billig ist in Taiwan.

Der Nissan Micra hat jedenfalls keinen sparsamen 0.8-Liter Dreizylinder, wie ihn damals das deutsche Gegenstück hatte, sondern hat einen 1.5-Liter Vierzylinder mit 99 PS. Das ist sicherlich auch den taiwanischen Verkehrsvorschriften geschuldet, nachdem zur Benutzung der Autobahn hier mindestens 1.2-Liter Hubraum erforderlich sind. Ein blanker Irrsinn. Wie machen die das eigentlich beim TESLA. Muss man da eine Colaflasche in den Motorraum kleben? Sollte die Regelung mittlerweile verschwunden sein, will ich nichts gesagt haben.

 Unser Taiwanauto Nissan (New) March

Sparsam schien er zu sein. Die Verbrauchsanzeige fing jedenfalls mit 5.8 Liter auf 100 km an oder dergleichen, schraubte sich über die Monate dann aber immer höher. Mittlerweile steht sie auf 9.7 Liter. Selbst dieser Wert ist wohl unrealistisch, denn meiner Verbrauchsmessung nach hat der Wagen zwischen 9.7 und 15.3 Liter auf 100 km verbraucht, allerdings fast alles Stadtverkehr mit gelegentlich zähfließendem Verkehr, selten mal Stop and Go und an der Verbrauchsspitze viel Ultra-Kurzstrecke mit Motor-laufen-lassen während ich auf die Gattin warte. In Taiwan steht man nicht mit abgeschaltetem Motor irgendwo herum, jedenfalls nicht in Taipei. Es gibt halt keine Parkplätze, man ist immer bereit vor der Verkehrspolizei davon zu brausen und Smog oder Hitze machen sowieso wenig Lust, mit der Außenluft etwas zu tun zu haben.
Eine Glatte Lügengeschichte also, die Verbrauchsanzeige, denn anfangs war die Reichweite genauso wie heute. Egal, ob der Bordcomputer 5.8 oder 9.7 Liter Verbrauch angezeigt hat.

Der Verbrauch ist sicher außerordentlich für so ein kleines Auto. Zum Vergleich: Der Nissan X-Trail (kompakter SUV mit 2 Liter/150 PS), den wir 2006-2014 hatten, hat je nachVerkehrslage 10-12.5 Liter genommen. Und der dicke Volvo (2-Liter Turbo, 245 PS) 12.5-15 Liter.

Unser durstiger Nissan scheint einen Defekt zu haben, auf den unsere Nissan-Werkstattleute aber nur mit Achselzucken, Kichern oder sinnlosen Maßnahmen wie Ausbauen des Entertainment-Systems reagieren. Der Motor wirkt im Leerlauf schwergängig und brummt auf und abfallend vor sich hin mit recht tieffrequenten Virbrationen. Meiner Meinung nach ist es die Kopplung zur Klimaanlage, die da zu schwergängig ist. Aber "Hi hi hi" ist alles, was ich da den fähigen Nissanleuten entlocken konnte. Selbst meine Frau im hiesigen Kicher-Chinesisch dringt da nicht durch. Der Defekt trat schon bei etwa 10.000 km oder früher auf und hat sich bis heute (Km-Stand 21.000) gehalten.


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Manchmal hat der Nissan richtig laute Rattergeräusche, die von überall und nirgendwo kommen, aber nur höchst sporadisch auftreten.  Man kann diesen Artikel ruhig als Warnung vor dem Ding verstehen. Nissan soll seit der Übernahme durch Renault nichts mehr Gutes bieten und alle Modelle, die ab 2000 gefertigt sind, sollen eher französisch in der Qualität sein. Liest man manchmal. Ich kann die gesamte Produktion von Nissan nicht beurteilen, nur unseren kleinen Rattersäufer. Und gut, der kommt mir eher wie Louis Defunes mit dem Schlagzeug und der Weinflasche auf dem Tisch vor als ein japanischer Facharbeiter.

Nach wie vor gut und zuverlässig hingegen mein deutscher Mitsubishi ASX mit bescheidenem 1.6-Liter Motor und 117 PS (EZ 09/2016). Als Crossover ist er vielleicht ein bisschen SUV-mäßig, allerdings brennt er sicher kein so dickes Loch in die Ozonschicht wie jemand mit einer 200 PS-Limunsine. Und er verbraucht 8.3-10 Liter, allerdings im gemütlichen Niedersachsen. Der vom Vater übernommene Wagen wartet immer brav auf mich in der deutschen Garage - bis zu 6 Monate lang. Auf Schlüsseldrehung springt er dann sofort an.


Unser "Deutschlandauto" Mitsubishi ASX

Für mich ist der kompakte Crossover ein richtiger Kumpel gworden, auch wegen der Zuverlässigkeit trotz langem Stehen. Meine Frau hingegen hasst ihn abgrundtief. Grund ist, dass er bei höheren Geschwindigkeiten (mit Winterreifen ab 140 km/h, mit Sommerreifen ab 150 bis 160 km/h) eher das Fahrverhalten einer Windjammer hat. Manchmal merkt man richtig, wie die Luft sich unter dem Ding sammelt, dann hinten wegschwappt und dann die nächste Luftwelle kommt. Das bootähnliche Fahrverhalten bei Autobahngeschwindigkeiten macht Kilometerfressen auf deutschen Autobahnen etwas nervig. Ist jedoch die Autobahn eben und gerade und bläst kein Wind, kann auch meine japanische Gorch Fock zuverlässig und lange Strecken mit 160 km/h Dauergeschwindigkeit düsen. So neulich geschehen auf der Fahrt Richtung Niederlande auf leerer, ebener Autobahn.

Weil der Mitsubishi eben nicht besonders teuer ist (ab 15.000 Euro Basispreis im Angebot) ist er trotz mangelnder Raserei-Fähigkeit immer noch ein vernünftiges Angebot, denke ich. Gerade wegen umfangreicher Ausstattung. Trotzdem würde ich in Deutschland lieber etwas flacheres fahren, das nicht ganz so im Wind herumschwappt wie der Mitsubishi.

Automobilistisch gibt es bei uns sicher Verbesserungsbedarf. Aber Neuinvestitionen könnten erst stattfinden, wenn wir annähernd wissen, wo wir demnächst leben. Und bis dahin darf man in Deutschland vielleicht nur noch Holzfahrräder fahren, wenn bald Schwarz-Grün (aka Dunkelgrün-Grün) in Berlin am Drücker ist.


Der Mitsubishi kürzlich in England, wo man deutlich mehr von dem Auto oder Mitsubishi überhaupt sieht als in Deutschland

EDIT:
Ein paar Notizen:
Der Nissan March/Micra hat ein Automatikgetriebe der alten Art, wo man die Abstufungen deutlich merkt. Es ist be geringster Berührung vom Gas am Runterschalten, so dass der Wagen sportlich wirkt und in der Stadt und der langsamen Taiwanautobahn gut Kraft hat. Leider ist der March sehr windempfindlich, selbst im Stadtverkehr.
Der Mitsubishi ASX hat ein altmodisches 5-Gang-Getriebe, das sich im Gegensatz zu bisherigen Mitsubishi-Schaltungen gut schalten lässt. Da kenne ich von früherer hakeligeres aus den alten Space Wagon-Modellen. Der Motor muss bei Drehzahl gehalten werden, wenn man flott vorankommen will, denn 117 PS haben bei dem dicken Kompaktauto viel zu arbeiten.
Mit einem Ausstattungspaket für 5.000 Euro oder so kam der Mitsubishi auf 19.999 Euro und hat dafür Rückfahrtkamera, Bluetooth, eine ordentlich klingende Stereoanlage, die theoretisch aber nicht praktisch auch USB-Sticks nimmt und sogar 2 Sitzheizungen neben dem anderen Kram, der ja heute selbstverständlich ist.
Der Nissan hat etwa 580.000 NT gekostet und hat auf Nachfrage ein Entertainment-System eingebaut, das von Micro-SD-Karten Musik spielen kann und eine Rückfahrtkamera, die sich aber erst nach 5 Sekunden einschaltet und daher immer zu spät kommt.


Verarbeitung:
Der Mitsubishi wirkt solide wie man es früher von Benz gesagt hat.
Der Nissan fiel schon nach ein paar Wochen durch undichte Türgummis hinten auf (macht Krach) und wirkt billig durch hartes Plastik am Armaturenbrett. Sein Gerattere und die tiefen Vibrationen im Leerlauf lassen ihn älter wirken, als er ist nach 2 1/2 Jahren und 20.000km.

Der Mitsubishi hatte (ebenfalls 20.000 km) noch keine ungeplanten Werkstattaufenthalte.
Der Nissan hatte bereits 3 ungeplante Werkstattbesuche. 2x haben wir erfolglos versucht, das Rattern auf Garantie abzustellen, was aber nur selten auftritt und natürlich nie, wenn der Wagen in der Werkstatt ist. 1x fiel vor kurzem ein Blinker hinten sporadisch aus: Wackelkontakt. Der Unfähigkeit unserer Nissanwerkstatt halber haben wir der kleinen Werkstatt im Wohnblock unten lieber 200 NT bezahlt dafür, als Nissan zu behelligen.


Und der Score:


Nissan March: (Wertung bezogen auf Taiwan)


Verarbeitung (3/6):
===

Sprit-Ökonomie/Umwelt (1/6):  
=

Fahrleistungen (4/6):
====

Straßenlage (3/6):
===


Mistubishi ASX: (Wertung bezogen auf Deutschland):

Verarbeitung (5/6):
=====

Sprit-Ökonomie/Umwelt (4/6):
====

Fahrleistungen (3/6):
===

Straßenlage (2/6):
==

In tempolimitierten Ländern hätte der ASX eine wesentlich bessere Wertung bei der Straßenlage. In England mit 70 Milen/112 km/h oder dergleichen habe ich vom Schwammigen jenseits der 150 natürlich nichts gemerkt...





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