Eigentlich sollte meine Sony Alpha 850 DSLR - Kamera ja eine digitale "Spiegelreflexkamera" sein und keine "Spiegelweitwurf-Kamera". Dass der Spiegel aus einer digitalen oder analogen SLR fliegen kann, war eine gänzlich neue Erfahrung für mich auf dem zurückliegenden Philippinen-Trip
Da sitzt man im Minivan, wird gemütlich durch die Gegend gefahren, das Fahrwerk des Toyota Innova rüttelt auf gerader Straße wie ein Elefant mit Durchfall auf Stöckelschuhen und mein Schwager am Steuer bemerkt, die Philippinen hätten viele Schlaglöcher. Ich gucke auf die Straße und sehe nur ebenen Asphalt, kann aber auch nicht umhin als den Dramatisierungseffekt des hart gefederten Kleinbusses zu bemerken. Drücke weiter munter auf den Auslöser meine Sony Alpha 850 alias DSLR A850 und da gibt es ein komisches Geräusch, so als ob irgendetwas scheppert .... und der Sucher ist dunkel. Automatisch fast man vorne ans Objektiv, aber da ist kein Deckel drauf, was die schwärze ja erklären würde. Habe ja eben noch fotografiert ohne Deckel. Da eine SLR oder DSLR das Sucherbild über ein paar Spiegel (sind es zwei?) direkt aus dem Objektiv in den optischen Sucher weiterleitet und der Spiegel bei der Aufnahme hoch und runter klappt, war das Phänomen etwas ganz und gar beunruhigendes. Was war passiert?
Meine Sony Alpha 850 rechts von 2010 und eine ihrer Vorgängerinnen, die analoge (chemische) Minolta Dynax 600si classic von 1998, die heute noch einwandfrei funktioniert. Mit ihrer Sony Alpha DSLR/DSLT Baureihe führt Sony das Erbe der Minolta/Konika-Minolta Dynax Systemkameras fort. Die Minolta Dynax (in den USA Maxxum und in Japan bereits Alpha genannt) - Kameras und die Sony Alpha DSLR und DSLT-Kameras besitzen alle das alte Minolta A-Bajonett für AF-Wechselobjektive.
Schnell das Objektiv abgenommen und - Schock schwere Not! - der Spiegel klapperte lose hinter dem Objektiv der Kamera herum. Er war offensichtlich einfach angeklebt und hatte sich gelöst! Für Teile des Wochentrips auf die Philippinen musste also die kleine Casio Exilim Z1000, eine einfache Point-and-Shoot - Kompaktkamera das Fotografieren übernehmen. Mein Schwager klebte den Spiegel wieder an und er hielt über 400 Aufnahmen lang. Bis zu dem Augenblick als meine mutige Frau sich entschloss, sich an einem Drahtseil von jungen Männern über eine tiefe Schlucht schubbern zu lassen. Sehr wagemutig und ich sah mich schon panisch als alleinerziehender Vater. Oder haben Sie schon mal vom philippinischen TÜV gehört, der solche Anlagen überprüft? Nein? Ich auch nicht. Doch fotografieren wollte ich allemal. Doch kaum stürzte sich meine Frau schreiend wie Supergirl in den Abgrund, da... SIe ahnen es, schepperte es wieder und der Sucher wurde dunkel.
Noch mal angeklebt hält der Spiegel jetzt seit 200 Aufnahmen und ich werde ihn vielleicht noch mal mit Epoxitharz ankleben und dabei beten, dass nichts auf den 24-Megapixel-Sensor tropft. Aber so ganz traue ich meiner erst 4 Jahre alten Sony nicht mehr über den Weg. Was tut man? Man flucht, schwört sich, nie wieder eine Sony zu kaufen und .... 10 Minuten später ordert man eine neue Sony auf Ebay. Ein billiges altes Einstiegsmodell, die Alpha 230 mit 10 Megapixeln als Notfallbackup. Für 101 Euro sicher nicht zu teuer, unter 14 Megapixeln kriegt man heute die DSLRs schon nachgeschmissen. Aber eine neue Sony werde ich sicher nicht mehr ordern.
Interessant auch, was die Reparatur kosten würde. Sony würde über 300 Euro für eine Reparatur genommen, was ein Pauschalpreis sein soll. So weit OK, aber wenn der Spiegel weg oder zerschellt ist, ist die Kamera nur noch als Briefbeschwerer zu verwenden. Das entsprechende Teil, den kompletten Spiegelmechanismus samt Einbau gab es für schlappe 480 Euro - aber im Jahre 2014 ist laut Kundenerfahrungen im Internet das Spiegelbauteil sowohl für die bzgl. des Spiegelapparatus baugleiche Alpha 900 als auch für die Alpha 850 nicht mehr lieferbar. Und das obwohl die 900 noch bis 2012 in den Läden stand - und immerhin 2700 Euro gekostet hat. Beide Modelle wurden als Profikameras bezeichnet - da sollte man vielleicht schon Ersatzteile vorhalten, denke ich mir. Sony tut das offenbar nicht, man liest immer wieder von solchen Reparaturproblemen.
Die neueren Sony DSLT-Kameras der Alpha-Serie haben einen festen semitransparenten Spiegel und die spiegellosen NEX-Kameras (neuerdings auch Alpha genannt) haben gar keinen Spiegel mehr. Auch nicht schlecht, wo nix ist, kann auch nix wegfliegen. Spätestens wenn auch beim Backup der Spiegel wegfliegt steige ich der Objektive halber auf eine mit festem Spiegel um - die spiegellosen haben einen anderen Objektivanschluss. Und Sekundenkleber gehört jetzt wohl auch immer in die Fototasche.
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