Selten hat der SPIEGEL mal was zum Thema Taiwan zu schreiben. Diesmal ist es aber richtig interessant, nicht die übliche "Priester lässt Gläubigen >>besessenen<< Wald abholzen weil er Feuerholz braucht" (hatten sie wirklich mal***) oder "Taiwaner unterernährt" Meldung...
Auch im Hause Ludigel gehört bei Krankheiten der Weg zum Arzt in der Nähe zum Standard, leider ist es kein richtiger Arzt sondern ein Arzt der traditionellen Chinesischen Medizin, einer uralten Kräuterkunde, die in Taiwan leider als richtige Heilkunde und Gegenstück zur westlichen Medizin gilt - gleichberechtigt. Schon einmal hatte ich gelesen, dass die vermeidlich taiwanischen Präparate oft aus der VR-China kommen, wo sie mit verschreibungspflichtigen Medikamenten (teils hochdosiert) mit mehr "Durchschlagskraft" versehen werden. Man nimmt dann gegen Entzündungen oder Schmerzen kein langsam und schonend wirkendes Pflanzenpräparat, sondern oft hochdosiertes Cortison ein - nur ohne dass ein Arzt um diesen Umstand weiß oder gar die Dosierung kontrolliert. Auch Schwermetalle sind wegen Horrordüngung a la VR-China oft bis zum Abwinken in Taiwans Heilpülverchen. Als ich 2004 hier her zog hatten sie in Taipei-NeiHu gerade viele schwer Leberkranke, denen Schwermetalle die Leber nekrotisiert hatte - verschrieben in einem örtlichen Krankenhaus. Taiwaner rennen oft in Krankenhäuser um sich ambulant behandeln zu lassen und auch die "traditionell-chinesischen Ärzte" gibt es dort.
Nun neuer Horror, einer Studie zufolge verwendet die trad. chinesische Medizin in Taiwan viel die Pflanze "Osterluzei", bis in die frühe moderne auch in Europa als Heilpflanze verwendet, mittlerweile wegen krebserregenden und nierenschädigenden Inhaltsstoffen geächtet im Abendland - nicht so in Taiwan, das sich hier des Wissens vergangener Jahrtausende bedient und erkenntnisresistent ist. Offenbar wurde und wird Osterluzei gegen Arthritis und Edeme gegeben, verrät Wikipedia (http://en.wikipedia.org/wiki/Aristolochia) und wird irrtümlich manchmal gegen Übergewicht eingenommen. Auch meine Frau droht immer wieder mit Schlankheitspulvern aus der chinesischen trad. Medizin.
Mir haben die trad. "Ärzte" schon oft gesagt, ich hätte kaputte Nieren. Vor Schreck eingeholte "richtige" Untersuchungen bestätigten das nie. Grund für die Fehldiagnose ist ein jahrtausendealter Aberglauben, den auch "westliche" Ärzte hier manchmal nachplappern****. Mittlerweile lehne ich die religiös verbrämten Pülverchen ab, seit mir ein scharfen Würzpulver, das ich gegen meine Sellerieallergie verschrieben bekommen hatte, einen extrem juckenden starken Ausschlag bescherte. Ich nehme an, dass die intelligente (und immer kichernde) Ärztin da damals Sellerie reingemixt hatte.
Humor haben sie, die kleinen Heiler. Und schaffen neue Patienten für die richtige Medizin.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,826636,00.html
*** Ich glaube es unbesehen, die sind geschäftstüchtig die selbsternannten "Priester"
**** Lange Nase gleich viel Sex. Und in der Antike hielt man in China die Nieren als für das Ejakulat zuständig. In der trad. chin. Medizin hält sich daher bis heute die Regel, Menschen mit langer Nase hätten schlechte Nieren. Logisch oder?
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