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Mittwoch, Februar 01, 2012

Taiwan boykottieren!

Vorhin stolperte ich beim Lesen über ein deutschsprachiges Blog einer Redakteurin einer deutschen Zeitung, indem die Autorin angibt, Produkte aus Taiwan ohnehin schon zu boykottieren (so als sei das etwas Selbstverständliches) und die religiös bedingte Züchtung von extrem schweren Mastschweinen als weiteren Grund angab, Taiwan zu boykottieren (http://blog.nz-online.de/tiergarten/). Bei allem Verständnis für Tierschutz fuhr mir hier der Schreck in die Glieder. Sind die Deutschen jetzt schon so politisch überkorrekt, dass sie jetzt sogar schon Taiwan boykottieren? Ist das etwa eine richtige Bewegung geworden? Und wieso? Weil wir so einen alten König haben, der das Militär nicht unter Kontrolle hat und in Pattaya so viele Prostituierte herumlaufen? Ach nein, das ist ja Thailand und nicht Taiwan. Hoffen wir, dass die Boykoteure das auch so genau wissen.

 Boycottwürdig? Taiwan.

Es scheint sich aber nur um Einzelfälle zu handeln, nicht weiter schlimm, jeder kann frei entscheiden, was er kauft oder nicht. Ich etwa kaufe nie Landminen aus Paraguay. Keine Ahnung ob es welche gibt, aber die kommen mir nicht ins Haus!

Manche elektronisch verwirrte junge Menschen suchen Computerhardware, die nicht aus China/Taiwan kommt, unter anderem wegen "Unterdrückung des eigenen Volkes" oder wegen Schadstoffen (http://extreme.pcgameshardware.de/komplette-rechner-zusammenstellung-und-praxisprobleme/30953-hardware-die-nicht-aus-taiwan-oder-china-kommt-hilfe.html, http://www.pcmasters.de/forum/monitore-und-pc-peripherie/33293-pc-maus-und-tastatur-nicht-aus-china-taiwan.html), da kann man vielleicht eine PDP11 aus den 70er Jahren empfehlen oder irgendeinen 70er-Jahre (und vermutlich 80er-Jahre) Großrechner, sonst wird es da schon sehr schwer.

Taiwan ist eine parlamentarische Demokratie mit allgemeiner gesetzlicher Krankenversicherung, die Leute machen oft Urlaub in Heidelberg, Paris und sonstwo und gerade in der Computerindustrie müssen sich Hersteller wie der wo ich arbeite nach den Vorgaben aus Deutschland, Europa und USA richten. Und da gibt es Bleifrei-Vorgaben für Computerkomponenten, ich erinnere mich noch gut an die Produktionsumstellung (sog. ROHAS-Motherboards).

Aber es sind ja nur ein paar Leutchen erfreulicherweise, das lohnt sich eigentlich das Schreiben garnicht...

Und nein, ich kann mich einem Taiwanboykott leider nicht anschließen. Dürfte ich dann noch meine Frau küssen? Das ist hier die Frage.

Hoffentlich will keiner Taiwan boykottieren, weil es ein Billiglohnland sei. Das ist Taiwan nicht mehr, auch wenn man hier weniger verdient sind halt auch die Preise günstiger und die Fabriken sind längst in China. Und was soll die Chinaboykottiererei? Wieviel soll den ein Notebook made in Oggersheim kosten? Das müsste glatt das Sechs- bis Zehnfache vom heutigen Preis kosten. 10.000 Euro für ein durchschnittliches Notebook? Na dann viel Spaß! Na ja, das wäre wie in den frühen 80ern. Da hat ein flotter PC 10.000 Mark oder mehr gekostet und ein schwacher Homecomputer erst 6.000 dann 3.000 Mark etc. Ging auch, grins.


4 Kommentare:

Tamasü hat gesagt…

Taiwan boykottieren wegen zu dicker Schweine.
Klasse.
Wie wär's mit einem Russland-Boykott? Wegen der sibirischen Kälte.
Aus Rache boykottiere ich jetzt Deutschland. Ab sofort esse ich in Taiwan keine Döner mehr.
So, das habt Ihr jetzt davon!

Anonym hat gesagt…

Wenn man sich die Erwiderungen dieser Nürnberger "Journalistin" auf Kommentare unter ihrem Blog-Post ansieht, könnte man sich vor so viel Ignoranz und Unwissen einfach nur noch aus dem Fenster stürzen.

"Ludigel" hat gesagt…

Ja, Billiglohnland Taiwan, oh Backe. Will sie ncht unterstützen sowas. Okay, ich denke sie hat nicht recherchiert und Taiwan klingt halt für viele wie Kinderprostituierte-unter-Palmen-wirft-mit-alter-Blechbüchse-auf-Affen. Wenn man dann die Wahrheit erfährt ist es ein bisschen schwierig einzulenken ;-)

Tamasü hat gesagt…

Immerhin nennt sie sich selbst Redakteurin und nicht Journalistin.
Könnte mir vorstellen, daß die Dame inzwischen mit dem Gedanken spielt, die Kommentare für den "Beitrag" zu deaktivieren.