Beim Durchsehen der kleinen Kamera fiel mir ein Satz Fotos vom Auszug aus unserem Reihenhaus in die Hände. Ich konnte nicht anders als noch mal ein Fazit zu ziehen...
"Schönes Haus, schöne Gegend, wenn nur die verdammten Einheimischen nicht gewesen wären." Prust, gacker. Jetzt mag sich der deutsche Leser empört abwenden, aber hier in dem Blog geht es nicht darum, ein positivertes Bild des Landes zu vermitteln oder gar Multikulti-Happynes zu verbreiten, sondern eher aus dem Alltag zu schreiben - ungeschminkt und manchmal sicher ein bisschen satirisch. Da muss man sich in Taiwan aber keine große Mühe geben mit der Satire, denn in einer völlig fremden Kultur hat man immer genug absonderliches nach den eigenen importieren Maßstäben jedenfalls.
Kräftige Männer verladen unsere Möbel, diesmal sogar in Schutzverpackung, das hat man selten in Taiwan. Und Betelnüsse haben sie auch nicht gekaut, die Geruchswolke und die Zahnruinen lassen sonst bei vielen Packerunternehmen schon ahnen, wie mit den Möbeln umgegangen wird. Hier war der Chef ein gewaschener und gekämmter kräftiger junger Mann ohne Bierfahne und die Möbel blieben heil. Na ja, streng genommen waren sie schon kaputt vom Einzug, gacker.
Für die Nachbarn war unser Auszug überraschend gekommen, denn wir hatten keinem etwas erzählt. Grund war, dass eine Nachbarin uns stets und ständig über den kleinen Trennzaun zwischen den Grundstücken (NICHT das Grunstück im Bild, das waren sehr liebe und nette Nachbarn!) beklaut hatte, beim Ladendiebstahl im Dorfe erwischt wurde und uns immer ihr Leid klagte, ihr missratener Sohn würde stets und ständig von der Polizei verhaftet. Das war ein junger Mann mit vielen finster guckenden Freunden mit aufgemotzten japanischen Autos, die uns bisweilen finster im Blick behielten. Finsterer Blick unter orange gefärbten Haaren. Das führte sogar dazu, dass meine Frau ihre Schwangerschaft die ganze Zeit unter einer Weste verbarg. Sicher wäre nichts passiert, aber wer weiß welche Straftaten der Nachbarsbengel oder seine Freunde noch hinzufügen wollten. Entführungen von "Reichen" soll es häufig geben und die Klauerei bei uns könnte ein Indiz sein, dass die Nachbarn uns für reich hielten. Clevere Leute die Nachbarn, schließlich hatten sie genauso ein Reihenhaus wie wir. Klar, dass wir da viel reicher sein müssen.
Hier das alte Bauernhaus im Vordergrund der sehr netten Grundbesitzerfamilie, auf dessen Grundstück unser Reihenhaus stand (will sagen sie haben Land verkauft). Viele Nachbarn hatten riesige Taubenschläge auf ihren Häusern (Hintergrund oben) und teilweise ab 5.30 Uhr morgens ließen sie ihre Tauben frei und beschossen sie mit Feuerwerkskörpern. Das dient dazu, sie für Wettkämpfe diszipliniert zu mache. Oder alle Nachbarn hatten ein Hirntumor, man möge sich etwas aussuchen.
Die Flucht aus der versmogten und verlärmten Stadt war damit ziemlich sinnlos geworden, das gebe ich gerne zu, grins. Hier beim Volksstamme der Hakka auf dem Lande gab es dafür Kotgestank (Nachbarin sammelte den Familienkot in Eimern und kippte ihn als Dünger unter unser Küchenfenster, wo sie Gemüse züchtete, "Hakkaka" würde daher auch passen), Müllverbrennungen und Karaokegesang. Da wird es nie langweilig. Obwohl man dann natürlich die Stereoanlage auch weit aufdrehen kann. Aber die Hakka ("Hakkakonzerto") waren immer lauter, grins.
Ich würde die Nachbarn ja im multikulturell eingeweichten Licht erscheinen lassen, wären sie nicht auch noch Junge-Hunde-Fresser ("Hakka-Hundi-weg-a") gewesen. Da vor meinem Auto im Bild wurde immer ein kleiner schwarzer Welpe für den Winter im Käfig gemästet. Kurz vor dem Aufgefressenwerden durfte er mal raus, damit das Fleisch besser schmeckt, denke ich mir. Sprang an mir hoch, leckte mir die Hand und freundete sich mit unseren Hunden an, nur um dann wochenlang fustriert zu jaulen und zu kreischen, wenn ich an seinem Käfig vorbei ging. Retten wollten wir ihn auch nicht um keinen Krieg mit Nachbarn ("Hakka-Kawumma") anzufangen. Und wieviele soll man retten und ggf. Zäune und scharfe Wachhunde überwinden? Zwei bis drei wurden pro Winter gemästet.
Kann man die GPS-Koordinaten der Siedlung der VR-China als geheime Militärbasis übermitteln oder so? Schon gut, never mind. Ich hatte mit dem ganzen Zeug schon abgeschlossen, bis ich wieder die Fotos sah und den Hund wieder vor mir sah, den Kleinen. Verdammte Drecksbande. Nette Nachbarn ausgenommen.
Letzer Blick auf die Kulisse, vor der die letzten Jahre des Lebens stattgefunden haben. Tür zu und raus. Zhongli heißt das nette Örtchen, gesprochen Dschungli. Aber nette Nachbarn gab es eben auch, schließlich bin ich kein Hakka-Hassa. Die Hakka sind übrigens eine nomadische Hochkultur ("Hakka-Vollkultura") vom chinesischen Festland.
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