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Freitag, Oktober 22, 2010

Der Papst würde dieses Essen verbieten!

Mal ehrlich, Essen ist schon ein Genuss, ein solcher Genuss das es nur wenige Dinge gibt, die meiner Meinung nach angenehmer sind und da ich mich nicht für Fußball interessiere ist bei mir die Menge dieser Dinge recht klein. Der Genuss, den ich mir voriges Wochenende in Taipei geleistet habe war so ekstatisch, dass ich mir sicher bin, die katholische Kirche würde ihn verbieten lassen, könnte sie auch nur annähernd meine Wonne beim Essen nachfühlen. Es gibt Essen, das sollte man um des Anstands Willen vorm Genuss ehelichen. Lachen Sie nicht, in den USA hat ja neulich auch jemand sich selbst geheiratet und irgendjemand anders seinen iPod, oder was das bei Boston Legal, na ja egal.


Das Lokal ist in der Nähe von Taipeis Hochhaus "Taipei 101", hier im Bild das lange Ding. Das einem Bambusrohr nachempfundene Symbol (islamistische Leser ignorieren jetzt bitte, dass es auch World Trade Center heißt) der Stadt Taipei und Inselnation Taiwan war bis vor kurzem das höchste Haus (i.S.v. von Menschen dauerhaft bevölkertem Gebäude) der Welt, bis sie in Dubai ein höheres Gebaut haben, aber das Ding interessiert mich nicht wirklich.

Vom Taipei 101 bewegen Sie sich bitte einfach auf die eigenartige Messehalle zu, die sie oben im Bild sehen, das Ding ist ja nicht zu verfehlen. Vorbei geht es am Convention Center (heißt TICC aus dem Gedächtnis heraus) und einfach die ganze Zeit geradeaus. Sie kommen dann an eine große Kreuzung, auf der an drei oder vier Seiten Fußgängerbrücken befestigt sind...

... zwar im Bild nicht zu sehen, aber es handelt sich um diese Kreuzung. Dann finden Sie in Richtung VOM Taipei 101 kommend eine kleine scharf abknickende Gasse auf 10 Uhr, da geht es lang. Aus der Fotoperspektive oben gesehen ist das also auf 4 Uhr, weil ich ja verkehrt herum stehe und auf das 101 gucke anstatt davon wegzugehen.


Die Seitengasse ist hier zu sehen und direkt hinter mir ist ein etwas schäbiges Hochhaus, das unten einen Dumpling-Laden beherbergt und im 1.O.G. (in Taiwan "2nd Floor" genannt) ist dann das Restaurant, das ich meine. Der Dumplingladen ist also tunlichst nicht gemeint.

Nur das kleine "Firmenschild", mit "Suntay Teppanyaki" beschriftet, macht auf das Lokal aufmerksam und lockt bestimmt keine Ausländer an, die ich in dem Lokal auch noch nie gesehen habe.

Hier die Adresse. Ich hänge momentan der Theorie an, das "Teppanyaki" die japanische Art ist, Essen auf einer heißen Platte vor dem Gast zuzubereiten, weiß das aber nicht wirklich, da ich für Japanisches kein Experte bin. Im Restaurant sagen sie jedenfalls, sie hätten lokale Küche. Trotzdem denke ich, es gibt japanische Einflüsse. Aber viele Einflüsse zu haben ist ja typisch für Taiwan, auf wenn westliche hier dem Essen fern geblieben sind.


Am besten reserviert man vorher, wir kriegen dann auch immer den selben Koch, einen sehr netten Herrn. Ob man auf Englisch in dem Lokal weiter käme weiß ich nicht, mein Eindruck ist immer, dass Ausländer da so gut wie nie vorkommen. Das Essen fängt jedenfalls mit einer Kaltschale an, schmeckt grün-erfrischend und fast nach nichts, man soll erst einmal andere Geschmäcker abstreifen denke ich mir. Ach ja, unsere Menüfolge kostet immer pro Person 2500 Taiwandollar, das sind also umgerechnet über 60 Euro. Es gibt nur wenige Lokale, die in Taiwan so teuer sind und in dieser Preisklasse bekommt man in Taiwan Feinschmeckerküche. In Europa müsste man da schon mehr bezahlen, aber man halte sich vor Augen, dass man in Garküchen für 2500 Taiwandollar eine halbe Ewigkeit essen könnte, ein Essen kostet da meist 80 oder 100 Taiwandollar pro Person. 2500 Taiwandollar haben eine sehr große Kaufkraft in Taiwan, jedenfalls abseits der Hauptstadt-Repräsentiermeilen. 


Hier der nette Koch, der das Essen schnell und kunstfertig zubereitet und manchmal noch extra für das Foto arrangiert hat, obwohl es auch ohne Kamera genau so aussieht.

Der erste richtige Gang war dieses heiße Vorsüppchen mit Tofu, alles hier wieder mit nur angedeutetem Geschmack, "zur Reinigung", sagte meine Frau wieder. Ich fand es sehr angenehm.


Dann erfolgt eine heiße Gemüsescheibe, die leicht bitter schmeckt mit etwas Kohl und einer kalten Weintraube, alles mundgerecht auf dem Löffel serviert. Eine nette Ouvertüre.


Großen Appetit kann man schon einmal mit der immer wieder aufgefüllten Zwiebelschale und dem leckeren warmen Brot (mit Nussknuste oder dergleichen auf jeder Scheibe) zügeln.

 Obwohl man damit vielleicht bis nach Genuss dieses ehr an ein Dessert erinnernden Ganges warten sollte. Das Blatt vorne links ist dick und geleeartig und wird in Taiwan oft süß-sauer eingelegt oder/und mit einem süßen-pikanten Würzpulver wie hier bestreut, so dass sie ein fast gummibärchenartiger Effekt ergibt; köstlich!

Die Nudeln rechts sind keine Nudeln oder sagen wir, eine Art Apfelpaste wurde gestrudelt und mit einer kleinen Tomate verzehrt, denn Tomaten sieht man in Taiwan ehr als Obst denn als Gemüse an. Man tunkt den Strudel in die bereitstehende leicht süße Soße auf Erdbeer und Tomatenbasis, wenn ich das richtig deute. Man soll alles auf einmal schlucken, sagte meine Frau mit vollem Mund. Na ja, warum auch nicht.

Also nicht das Blatt, das isst man schon vorher (hust).


Meerestieriges oder Fischiges mag ich sonst oft nicht so ehr, aber hier schmeckt alles einmalig. Da muss ich den gewohnten Griff meiner Frau nach meinen Fischgerichten eisern abwehren. Jetzt sollte jeder mitbekommen haben, dass man hier viele kleine Köstlichkeiten hintereinander isst anstatt einen Teller Giros mit Pommes auf einmal wie oft bei uns in der Heimat üblich, gell?


Persönlich mag ich beides, deftiges und eben auch solche Köstlichkeiten wie hier. Der Fisch wird wie alles direkt vor einem gegart  und ist wieder so aromatisch-köstlich, fest und saftig, dass ich mich hier beim Schreiben schon wieder fast in die Hand beiße vor Verlangen. 


Hier gab es eine Mupfel, wie ich in Kindertagen sagte. Die Muschel ist sonst viel kleiner, sagte meine Frau und war geschmacklich zwischen Gemüse und Hühnchen. Ungewohnt, aber lecker.


Danch sollte man den zarten Kohl mit den Zwiebeln selbst füllen, einwickeln und essen. Bei mir fiel die Hälfte herunter, aber auf dem Teller sah es schön aus.

Für andere Gäste schmorte dieser Fisch vor mir, da vermag der beste Tierarzt nichts mehr zu machen. Verblüfft war ich, als dem Tierchen auch noch die übrig bleibende Gräte (also sein Rückrat) heiß gegart und kleingehackt wurde, auf das es die Gäste hungrig verzehrten. Die lassen nichts übrig, wenn Taiwanesen Kannibalen wären, hätte Inspektor Flemming von der Mordkommision keine Chance!

 Dann wurde insgesamt viermal Rindfleisch für uns auf den Löffel gelegt, zart und aromatisch wie sonst nirgens. Anfangs ohne Füllung und später...

... noch dreimal, wenn ich mich richtig erinnere mit verschiedenen Füllungen kredenzt, hier mit Fischeiern. Auch wir Girosesser haben unser Vergnügen daran!

Dann lässt man es langsam mit etwas Spinat absacken...


Hinterher gibt es Obst, wie in Taiwan üblich. Hier mit einem leicht bitteren in Richtung gallig gehenden Pflaumensaft, der auch wieder reinigend wirken soll, ähnlich wie ein Magenbitter, aber ohne Alkohol.
... und diese denzenten Pfirischscheiben gab es auch noch.

Als traditionelle chinesische Familie (im ethnisch-chinesisch dominierten Taipei ist das in Taiwan kein Widerpruch zum Taiwanese-sein) haben wir keinen Alkohol dazu getrunken, gute Weine aus Argentinien und Frankreich gibt es aber natürlich auch. Das ein argentinischer Cabernet Sauvignon im Zweifelsfall Leben retten kann, haben wir ja in einem der vorigen Blogeinträge gelernt.

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