Es soll nicht enden mit dem schottischen Todesfahrer...
Immer wenn ich wieder mal keine Lust habe, in dieser weitesgehend bloglosen Welt weiterzubloggen, dann sehe ich das letzte Blogposting über den aus Taiwan geflüchteten Todesfahrer und denke, das soll nicht das letzte Blogposting hier sein. Wenn denn dieses Blog - wieder Mal - zum Ende kommt. Oder für lange Zeit so stehen bleibt, bis ich wieder Mal so tue, als ob dieses Blog noch Leser habe, Bloggen noch in wäre und ich Zeit und Muße dafür hätte. Vielleicht geht es ja irgendwann weiter, aber einstweilen wollen wir eine Hommage an mein Gastland hier stehen lassen.
A. Taiwan ist eine vitale Demokratie. Das merkt man in diesen Tagen gerade im Vergleich zu Hongkong, das so gerne ein moderner, demokratischer Stadtstaat internationaler Ausrichtung wäre und sich stattdessen in der Achselhöhle dieses despektierlichen Gebildes wiederfindet, das sich Kommunistische Partei Chinas nennt. Taiwan hat eine entwickelte Zivilgesellschaft und freie Meinungsäußerung neben freien Wahlen. Gibt es auch viel, das einen Kleinstadt-Menschen wie mich hier in Taipei ärgert, von Smog über rüde Fahrer bis hin zum strengen Geruch von Müll und anderem (der Müll auf dem Rpckzug seit etwa 2010 oder so), so muss man das doch würdigen. Ein bisschen schade, dass dies Blog oft mit Gemecker über Smog und Verkehrschaos gefüllt war. Aber das war halt ein großer Teil meines Lebens hier, mit allen auch gesundheitlichen Konsequenzen.
B. Taiwaner nehmen einen freundlich auf. Anfangs waren sich überfreundlich, kicherten viel und machten sich dabei über die lustigen Bignoses lustig, dass es manchmal in Bully-haftes Verhalten überging. Aber man bekam in der Firma ständig Kekse geschenkt und junge Frauen liefen rot an, kicherten und warfen ihre Ultraminiröcke, das man die Höschen sehen konnte und den Love-Aufdruck der bald oder schon verheirateten und bald Mütter werdenden jungen Frauen mit Mikey-Mouse auf dem anderen Slip vergleichen konnte. Heute bin ich fast nur ein anderer Kollege. Wenn auch einer, mit dem man wenig redet. Weil man ja das Gesicht verlieren könnte, beim nicht perfekt Englisch reden. Auch egal. Mit der netten Vertrieblerin namens (? Name vergessen, ihre Schuld, hat ja kaum mit mir geredet) habe ich erst geredet, als sie tot im Papiersarg lag auf ihrer Beerdigung zwischen Toilettenhaus und Fahrstuhl (so war es in der Tat, pietätlos nach unseren Maßstäben) und nicht mehr wegrennen konnte. Aber so hat man seine Ruhe. Auch nicht schlecht.
C. Das Essen ist lecker. Aber meist mit Chemie vergiftet, was mit auch interessante Krankheiten bescheert hat. Aber das hiesige Essen ist ein Feinschmeckertip für Reisende. Die essen es ja nicht so lange.
D. Die Frauen sind schön und kichern viel und hat man sie geheiratet, schmeißen sie den Wasserkocher, schreien viel und die Schwiegermutter ist der neue Gott im Leben und sieht durch einen durch, als sei man unsichtbar. Bis sie mit dem Dreirad unterwegs vom Toyota Family-Van angefahren wird und seither senil und freundlich ist. So war es bei mir. Ein klares Argutment gegen Helme auf Zwei- und Dreirädern. Heute essen wir Pizza zusammen! Früher wäre sie da schreiend weggerannt, bei so unchinesischem Zeug.
E. Straßenhunde sind freundlich bis okay, nur die Privathunde oft bissig. Taiwaner schlagen und quälen sie mit Leidenschaft, produzieren laufend niedliche junge Hunde und setzen sie dann aus. Bis man so dumm ist, eine Hunderettungsgesellschaft zu gründen wie Frau und ich und dann irgendwann frustriert hinschmeißt und alle Hundepostings aus dem Blog löscht. Aber halt, da gibt es eine Arbeit drüber. https://www.amazon.de/new-Business-Model-private-shelters-ebook/dp/B07K9KX5M9/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&keywords=yi+chuan+sun&qid=1573797826&sr=8-1
Auch im Gratis-Preview steht am Schluss alles drin über die privaten Hunde-Asyle, um die Frau und ich geflattert sind wie die Motten um den wimmernden und bellenden Honigtopf.
F. Will man raus, klappt es oft nicht. Aus Taiwan meine ich, nicht aus dem Tierasyl. Wir wollten auf die Philippinen auswandern (jedenfalls meine Frau), dann nach Deutschland (jedenfalls ich), jetzt nach England. Aber wir werden wohl hier abnippeln. Oder solange bleiben, bis unser Unternehmen mit dem schönen Doppelgehalt pleite ist. Hoffentlich eher früh als spät.
G. Und nun ist (erstmal?) Schluss. Ich schreibe ja neuerdings für Geld. Seit vor Jahren ein Verlag an mich rangetreten ist und dies Blog als Buch verlegen wollte. Habe ich nie gemacht, sondern schreibe heute anderes und verlege es selbst. Und wenn das Blog jemals erscheint, dann sicher auch von mir verlegt.
Und nun aber alle raus hier. Ach so, eh keiner mehr da. Aber mal ehrlich, dass dies Blog vorläufig endet, während GB aus der EU austritt, Merkel wie eine Hippie-Kanzlerin die Grenzen geöffnet (und nur ein Achtel wieder zu gemacht hat), (deswegen) die Scheiß-Nazis zurückgekommen sind und Donald Trump (!) Präsident ist. Das hätte ich nie gedacht, als ich 2004 mal angefangen habe. Schreibe ich noch mal weiter, ist am Ende Sarah Palin noch Päsidentin. Oder wäre das am Ende besser als Trump? Ophra. Die bestimmt auch noch mal.
Nun ist Ende. Erstmal. Oder für immer? Die Klasse von meinem Vorbild, dem englischsprachigen Ur-Taiwanblog, habe ich jedenfalls nie erreicht. Insbesondere nicht die des letzten Blogpostings dort. Hut ab.