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Montag, August 30, 2010

Sarrazin, die Zweite

Eine Debatte darüber loszutreten, ob die hohe Geburtenrate und Einwanderungszahl, insbesondere islamischer Menschen, zu einer Veränderung des Landes führt, vielleicht auch zu einer tiefgreifenden Veränderung in Richtung zu strengem Glaubensdiktat, ist sicher sinnvoll, auch wenn die vorliegenden Statistiken sicher das Nennen einer genauen Jahreszahl des Zeitpunkts des Eintritts der Moslemmehrheit erschweren. Leider versuchen SPD und Grüne und andere Gruppierungen hier ein Denkverbot oder wenigstens ein Debattierverbot auszusprechen. Ich hingegen finde, Nachdenken muss immer erlaubt sein, das Ergebnis des Prozesses mag ja sein, dass man sich der Einwanderung hingibt und es okay findet, wenn Deutschland ein moslemisches Land wird, nur sollte dieser Prozess dann mit bewusstem Denken begleitet sein und nicht durch Passivität, wie sie Grüne und SPD dieser Tage verlangen. Ein Nazi oder Rassist sei, wer überhaupt nachdenkt über solche Statistiken, und das kann nicht der Logik letzter Schluss sein.

Einwanderer, die unter sich bleiben, können zum Problem werden... (Photo: Harry Hachmeister)


Leider wirkt Thilo Sarrazin weniger und weniger wie jemand, der diese Debatte leiten kann, krude Theorien über genetische Ursachen des mangelnden sozialen Erfolgs von Einwanderern stießen mir gleich komisch auf und klingen mit seinen Nachbemerkungen immer schlimmer, so als wolle er von rassisch minderwertigem Reden, das sollte man lassen.

Interessant für einen Expat wie mich, das Postulat der Assimilation als Verschärfung der Integration einmal auf mich und viele andere westliche Ausländer hier in Taiwan zu beziehen. Viele wie ich verweigern zumindest die Assimilation, sind wir dadurch ein Problem für Taiwan oder gar Schmarotzer? Mir fallen folgende wichtige Punkte ins Auge:

-in Taiwan eigewanderte Westler bleiben entweder nur kurz und/oder heiraten Einheimische.
-die nächste Generation sind in der Regel bilinguale gut qualifizierte Menschen, zu Hause in zwei Kulturen

Und am Wichtigsten: Einwanderer in Taiwan wie auch in den USA oder Kanada sorgen für sich selbst. Die Idee, Menschen (wie in Deutschland) einwandern zu lassen, nur um sie dann über die soziale Absicherung zu versorgen, ist eigenartig und für mich als Auswanderer, der für sich selbst sorgt, bizarr.

Der gestrige Sonntagmorgen war wieder so ein typischer Fall. Ab 6.30 Uhr explodierten Knallkörper rund um unser Haus und rissen meine Frau und mich aus dem Schlummer. Ein taubenzüchtender Nachbar ließ wieder seine Tauben um die Häuser kreisen und beschoss sie dabei mit Feuerwerkskörpern, eine recht typische Verhaltensweise hier für Taubenzüchter. Wie, bitte schön, soll ich mich da assimilieren? Da müsste ich mir erstmal diverse Nervenbahnen im Hirn durchtrennen lassen, bevor ich auch nur ansatzweise die Einheimischen imitieren könnte in dieser Hinsicht. Dank an die Leserschaft für Hinweise in dieser Richtung, aber es wird nix werden damit.

4 Kommentare:

Miriam hat gesagt…

Schlimm finde ich, dass Sarrazin jetzt auch noch sagt, dass Juden sich ein Gen teilen, ohne zu erwähnen, dass es auch Menschen jüdischen Glaubens ohne dieses Gen gibt, und dass dieses Gen auch viele Menschen, die nicht jüdischen Glaubens sind, teilen. Judentum, Christentum und Islam berufen sich auf Abraham als ihren Stammvater (s. z.B. 1. Mose 22, 18). Und Studien über die genetische Herkunft Menschen jüdischen Glaubens (http://www.tagesspiegel.de/wissen/abrahams-kinder/1860976.htm)l dürfen nicht losgelöst von den Ergebnissen allgemeiner Studien über die genetische Herkunft interpretiert werden. S. z.B. http://www.igenea.com/docs/bams.htm, http://www.igenea.com/index.php?content=40&adwords=godede_s_jude&gclid=CIi1992diqMCFVSP3wodjmwF5A. "Inma Pazos: „Die moderne Genetik führt den Rassismus ad absurdum. Denn alle Genanalysen beweisen ohne jeden Zweifel, dass jeder Mensch unzählig viele Wurzeln hat, weil die Urvölker über Jahrtausende gewandert sind. In jedem Menschen steckt ein Mischmasch. Hätten wir Genmaterial von Adolf Hitler, könnten wir unter Umständen nachweisen, dass auch Juden zu seinen Vorfahren gehört haben. Die Wahrscheinlichkeit beträgt zehn Prozent."
Oh, da fällt mir auf: Dass Du jetzt in Taiwan lebst und Dich dort verheiratet hast und vlt. auch fortpflanzt, ist menschheitsgeschichtlich betrachtet gar nicht so außergewöhnlich... ;-P

Miriam hat gesagt…

Finden es eigtl. alle Einheimischen gut mit Feuerwerkskörpern auf Tauben zu schießen?
Ich finde hier in D ja auch die Massentierhaltung widerwärtig und mache es mittlerweile wie z. B. Edison und Einstein, die sicherlich wesentlich mehr Grips hatten als ich,und esse kein Fleisch mehr. Viele Deutsche sehen das jedoch ganz anders. Mich gruseln schon die Schlachthöfe und die Tierhaltung ist idR so gestaltet, dass man sich fragt, wie man noch in den Spiegel schauen kann, wenn man diese Tiere so hält und/oder isst...

Anonym hat gesagt…

Guter Artikel auf SPON von einem Bevölkerungsentwicklungsforscher

"Ludigel" hat gesagt…

An Miriam: Bei uns in der Umgebung benügen sich manche auch mit Händeklatschen, aber die meisten nehmen Feuerwerkskörper. Meine Frau sagt, sie trainieren die Vögel für Wettrennen, also Taubenwetten statt Pferdewetten. Weil das Mafiaterritorium ist, traut sich keiner, die Leute zur Ordnung zu rufen. Die eine Familie veranstaltet auch noch irgendwelche nur-Herren-Busfahrten und illegale Glücksspiele im Schuppen (bin mal reingeplatzt interessehalber) und die Leute fahren riesen Autos a la 600SEL und haben goldenen Uhren:-) Nicht alle Knaller, nur die eine Familie. Einen Knall(körpervorrat) haben die anderen aber auch ;-)