Meine Reise als nebenberuflicher Autor von wirrem Fetisch-Zeug. Dieses Blog ist Schuld. Und nun bin ich in einer Sackgasse.
Es war vor Jahren, der Kinofilm "50 Shades of Grey" trat eine SM-Welle los und ich selbst surfte auf Selfpublisher- und Print-on-Demand - Webseiten, um zu schauen, ob ich wohl mein Taiwanblog als Buch veröffentliche. An diesem Gedanken ist wiederum ein Verlag Schuld, der sich offenbar öfter mal an Auswanderer mit entsprechenden Webseiten wendet. Allerdings schien mir das Thema finanziell wenig ergiebig. Anfänglich mögen Laienautoren wie ich da einen Hunderter verdienen, im zweiten Monat einen Zwanziger und dann eher nichts mehr. Oder der Verlag ist gar ein Zuschussverlag, der von seinen Autoren direkt lebt, die für das Veröffentlichen bezahlen müssen. Und verkauft wird dann meist auch nichts, außer den teuren Pflichtexemplaren, die man abnehmen muss.
Wie dem auch sei, bei Herumklicken landete ich auch bei Amazon und der dortigen Möglichkeit, über die "KDP-Webseite" eigene Bücher als Selbstverleger als E-Book und Taschenbuch zu veröffentlichen. Sollte ich da mühevoll mein Taiwanblock abtippen und umformatieren? Ich begann es zu erwägen, da ein befreundeter Journalist, der in Taiwan lebt, auch Print-On-Demand als Selbstverleger veröffentlichte. Doch es sollte anders kommen. Gelangweilt herumklickend stieß ich zunächst auf ausgesprochen schlecht geschriebene SM-Romane. Solche mit Tippfehlern im Titel. Romantitel wie "Die entf entführte Studentin" ohne gestaltetes Cover und mit 35 Seiten Umfang verhießen nichts gutes und lasen sich grottenschlecht; etwa mit einem Ausrufezeichen am Ende jedes einzelnen Satzes. Und schon klar, das "entführte" hatte nicht in die Zeile gepasst und wurde dann in der Titelzeile darunter noch einmal neu geschrieben.
Ich fand diese Titel so lustig, dass ich eine Satire auf die Popklatsch-Romantik Marke "Dienstmädchen hat die Vase umgeworfen..." anfing, die hier im Blog veröffentlicht werden sollte. Aber so richtig wollte es nicht passen. Und da kam mir ein Gedanke. Was, wenn ich aus den fünf Seiten (die eh kein richtig gutes Ende fanden) eben einen richtigen Roman machte? Um die Hundert etwa (120 wurden es dann), die schrägen Witze rausnahm und das Ganze auch bei Amazon einstellte. Gesagt, getan im September 2018 und zu meiner Verblüffung rollte der Rubel als achtbarer Nebenverdienst von Anfang an. Es war "Fundsache Sexsklavin" geboren, weil sich der Roman unter dem ursprünglichen Titel "Die Kellerfrau" nicht verkaufte. Schnell lernte ich, dass Amazon Erotiktitel manchmal willkürlich sperrte und aus dem Verkauf nahm. Gerade von Selbstverlegern wie mir. Verlage hatten "Snuff-Titel", wo die jungen Damen zum sexuellen Vergnügen verspeist wurden (pfui deibel), aber manchmen Selbstverleger-Kollegen wurde sein "frivoler Gedichtband" sofort zensiert und ggf. der Account gesperrt. Ende des Tantiemensegens. Doch mit einer ausgefeilten Heuristik und Mäßigung gelang es mir, immer sowohl Amazon als auch mich zufrieden zu stellen. Es folgten Leserzuschriften, die mehr Gewalt und mehr Sex verlangten. Und Fetische. Wie den merkwürdigen Amputationsfetisch, der ja auch durch "Boxing Helena" Einzug in das Hollywood-Kino gefunden hatte. Kopfschüttelnd schrieb ich daher eine Fortsetzung von der "Fundsache", das Böse damit noch auf die Spize treiebend und der bei meiner Leserschaft ziemlich beliebte Roman "Sklavin Null" war geboren. Der Titel ein Spiel mit dem bekannten SM-Klassiktitel "Story of O", der übrigens bis heute in Deutschland indiziert ist.
Die "Harte Edition" ist einem Kaffeekränzchen dreier netter Damen geschuldet, die den Roman rezensiert und als zu wenig aufregend empfunden haben. Untergeschoben bekommt der Leser eine veritable Scifi-Story einer Alienrasse, deren denaturierte Naniten den Wahnsinn der befallenen Menschen und den resultierenden Sadismus erklären. Der Erfolg ermutigte mich zu diversen Ablegern und Forsetzungen. "Der Neue Hexenhammer (E-Book-Link)(Taschenbuch-Link)" ist zu nennen, bei dem die erwähnten Naniten als alleinstehende Forsetzung dazu führen, dass sich manche befallene Menschen für Druiden oder Hexen halten und andere für Hexenjäger. Ich hatte durchaus meinen Spaß beim Schreiben dieses Romans. "Der Neue Hexenhammer" als Printausgabe lädt sicherlich zum Lesen in der Straßenbahn ein und schafft reichlich Gesprächsstoff. Etwa auch mit Frauenbewegten aus dem Freundeskreis.
(E-Book-Link)(Taschenbuch-Link)
Eine Fortsetzung schrieb ich auch noch. Erst eine Scifi-lastige und nachdem die sich nicht verkaufte eine umgestrickte, die sich eher auf die Hexen konzentrierte. Der Kunde ist König. Als "Der Zirkel der Hexe Lilith" verkaufte sie sich leidlich. Am Ende fand sich ein Rezensent, der sich beschwerte, der Roman sei viel zu lasch. Er wollte wohl literweise Blut fließen sehen oder das Geräusch platzender Brandblasen im Ofen beschrieben haben. Fragen Sie mich nicht. Als ich mich an das Verbessern von einigen von ihm gefundenen Fehlerchen machte (Korrektorat ist teuer), nahm Amazon den Roman aus dem Programm. Eben weil die Hexen im Roman natürlich auch jemanden rösten. Hergott noch einmal, das versucht die böse Hexe doch auch schon bei Hänsel und Gretel. Wie dem auch sei, der Roman wird dann wohl als E-Book im März bei Google-Play-Books erscheinen, das man ja auf dem Handy installieren kann und wird dann auch über Google-Books beziehbar sein. Nur, dass meine Verkäufe bei Google (und einem anderen Roman) bislang zwischen 1 und 1 schwanken, mit mir als einzigem Kunden. Ganz im Gegenteil zu den Amazon-Verkäufen. Zur Zeit hat allerdings die 4. Welle der Pandemie zu einer dünnen Personaldecke geführt und im Bereich von Gewalt und Sex wird wohl schnell abgelehnt, um nicht lange prüfen zu müssen, denke ich Mal.
Abschluss meiner bisherigen Romanwelt sollten dann zwei Werke werden. Einer ist bei Amazon erschienen, "Lustsklaven leben nicht lang"(Link E-Book)(Link Taschenbuch). Ein Abschluss, bei dem ein langsam dem Wahnsinn verfallender junger Mann durch eine apokalyptische Welt zieht in Form eines irren Roadmovies. Da ich mich innerlich von meinen eigenen Werken distanziere, macht sich langsam bei mir eine Art Schizophrenie breit und wenn ich den Roman lese, kommt es mir vor, als habe ihn jemand anderes geschrieben. Ein Seiteneffekt davon, wenn man dem Drängen der Leserschaft nach immer mehr Gewalt und Brutalität nachgibt und dem längst nicht mehr folgen kann. Auch den vielen Fetischen nicht, die die Leute offenbar so haben. Die "Lustsklaven" sind sehr abgedreht, aber auch ein Schlusspunkt der ganzen Serie, bei dem es den Protagonisten in den Wahnsinn treibt, weil er einerseits von seinen Eltern im Sinne der untergegangenen Zivilisation erzogen worden ist, andererseits ein psychologisches Trauma hat und an der brutalen Welt geistig zerbricht. Nicht, ohne selbst zu deren Brutalität beigetragen zu haben. Mich graut vor diesem eigenen Werke, das ein ausgelagerter Teil meines Verstandes geschrieben hat und von dem ein Rezensent schrieb, er sei eine "gute Bettlektüre". Na ja, je nachdem, welche Dämonen man Nachts so pflegen will.
Gut, weil ein Verlagsautor so viel Asche mit sogenannten "Snuff"-Romanen macht, habe ich mich auch versucht und sicherlich nach den Maßstäben des Genres Gutes produziert. Allerdings konnte der Titel wegen der erwähnten schwierigen Lage bei Amazon dort nicht erscheinen. Derzeit ist "Claudias letzter Dreh" nur bei Google Books (Link) und Google-Play-Books zu haben. Für letzteres muss man die Google PLAY BOOKS - App installieren und den Titel "Claudias letzter Dreh" eingeben. Das E-Book liest sich dann bequem auf dem Handy ähnlich wie bei Amazon Kindle und der entsprechenden Android-App. Ein Buch, auf das ich wenig stolz bin. Tage nach Neuerscheinung hat es, weil bei Google alles zwischen unzähligen englischen Titel versinkt, der Roman auf genau 1 Verkauf gebracht. Mein Probekauf. Außerhalb von Amazon als Selfpublisher zu verkaufen ist halt extrem schwierig. Ja ja, "Marlisa Linde" ist eine Stichwortgeberin und Muse, vertiefen wir das näher.
Wie geht es nun weiter? Nun, da ich von diesen Ü18-Romanen eh genug habe, wird es künftig einen apokalyptischen Roman geben, der sich mit den "Lustsklaven" das Romanuniversum teilt, aber storylastig ist und bei dem diesmal ein aus unserer Gegenwart in die Apokalypse hinenversetzer Held die "Damsel in Distress" retten wird, statt selbst zu ihrem Ungemach beizutragen. Ein Scifi-Roman steht auch noch in der Queue und ... ja ... ein Kinderbuch. Beim heiligen Bücherwurm, es muss ja nicht immer das Blut aus den Seiten laufen.
Ach so. Das Taiwanblog kommt dann vielleicht auch noch als Buch. Erscheint am Schluss dieser Artikel auch darin, ist es sogar Rekursion. Das freut den Informatiker in mir.
EDIT: Ernsthaft? Walmart hat den "Hexenzirkel" angeboten? Ist da aber auch vergriffen...
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