Die Fahrt ins Hotel in den Taitung County neulich (Betriebsausflug) war ein bisserl nervig, denn die schöne Küstenstraße hat Geschwindigkeitsbeschränkungen bis runter auf 15 km/h, oft 25, 30 oder 40, so gut wie nie mehr. Und da fährt man dann gefühlt an halb Taiwan an der Küste runter und ist dann leicht supergenervt, weil überall Starenkästen und Polizisten mit Laserkameras gemütlich unter Sonnenschirmen sitzen.
Ah, da soll es hingehen (Smartphone-"Screenshot").
Nett auch die Fahrt auf schmalen Bergpässen, wo man von rasenden LKWs und Taxis und den üblichen Taiwanfahrern bedrängt wird, die trotz 40-Schildern da mit 100 lang jagen wollen. Und die Wünsche meiner Frau ließen sich mit "genau an die Geschwindigkeitsbeschränkung halten" und "in Nullzeit am Ziel sein" zusammenfassen. Klar, dass es da immer Kritik gab, etwa "warum fährst Du so langsam dass uns der 38-Tonner in den Auspuff kriecht?". Mögliche Antworten wären etwa "wegen der Steilküste/wegen der 40-km/h-Schilder". Passt aber nicht zu taiwanischer Logik und Gepflogenheit, nach der eben auch 38-Tonner-Tankwagen mit Benzin hinten drauf PKWs auf Küstenserpentinen in den Auspuff kriegen können mit 1m Abstand.
Was aber OK ist weil es in Taiwan ist. Nur daheim wäre es schlimm, das muss man wissen. Entspannend die Staus am Berg, dann bewegt sich endlich mal eine Weile nichts und man hat ja eine Klimaanlage im Auto. Hier schon wieder so ein Volvo SUV links im Bild, die Dinger verkaufen sich offenbar gut in Taiwan.
Zwischendurch entspanntes Fahren durch Kleinstädte in Küstennähe
Küste und Berge zusammen...
Ah, endlich mal ein Moped! In Taipei treten sie ja nur im 40er-Rudel auf, sonst kriegen sie Alleinseins-Angstzustände.
Nur das Navi weiß, wo ich gerade bin.
Strandstädchen. Hier hat Junior (3) dann in einer Expat-Surferbar abends abgetanzt und ausversehen statt wie sonst eine gleichaltrige "Xiaojie" einen kleinen jungen mit Zöpfen geherzt. Ich muss ihm noch beibringen, dass das in Taiwan mit dem maskulinen und femininen Aussehen nicht immer so einfach ist (räusper, Anknüpfungspunkt für wütende Kommentare der Politische-Korrektheitstruppe, bitte nicht verpassen!). Surfer-Bars sind gefährlich!
Das kleine Strandhotel im Dunkeln. Wobei das Hotel offiziell nur ein Privathaus mit vielen vielen netten Besuchern ist. Kurz nach dem Aussteigen aus dem Auto wurde ich dann zum Notnudisten in den kühlenden Fluten, war ja dunkel genug.
Blick aus dem Hotelfenster. Jauser!
Das im Hintergrund ist ein geschmückter Pfahl, der bei der Aborigine-Bevölkerung eine religiöse Bedeutung hat denke ich mal. Leider mit der kleinen Kamera nicht näher fotografiert. Auch im Stadtbild waren verzierte Säulen zu finden. Die hier vorherrschenden taiwanischen Ureinwohner sind mit den Südseevölkern wie etwa auf Palau verwandt. Präsident Mas Doktrin "wir sind alle Chinesen/Taiwan ist China" wirkt hier hohl und leer und falsch. Wenn das hier im "chinesischen" Norden wäre, lege hier einiges an Müll rum und das Grün am Strand wäre durch einen betonierten Parkplatz und eine breite Straße ersetzt. Und auf dem Rest würden sie mit bezingetriebenen Buggies rumfahren, dass man in Abgaswolken steht oder mit ihren 4x4 Mitsubishis feststecken. So kenne ich sonst die Strände in Taiwan. Hier, das ist wie ein anderes Land. "Wir sind doch alle Chinesen". Klar, Du zuerst, Präsidente Ma, lass Dich beim Auswandern nicht aufhalten.
Hier im Süden wählen die Leute ja auch viel die DPP, die ein nichtchinesisches Taiwan will. Desto länger ich hier war, desto mehr konnte ich es verstehen.
Auf dem Smartphone versuchte ich das Spiel Frankreich gegen Deutschland der letzten WM zu verfolgen, die gerade stattfand. Meist sah ich aber nur "Buffering....."
Und schneller als mir lieb war war ich wieder im grauen Taipei. Hier die noch immer vorherrschende Schlichtbausubstanz mit orangem Lamborghini als Lichtblick (oder was immer das ist). Allerdings hat das Ding keinen Auspuff gehabt, so dass er so viel Krach gemacht hat wie eine Punkband bei voller Lautstärke, als er langsam zum Tanken gerollt ist. Na, für den Schalldämpfer hat das Geld nicht mehr gereicht - Mitgliedsbeitrag für die Triade ist zu hoch.
So, den zynischen Abschluss haben wir auch. Auf der Rückfahrt hatte halbe Panik geherrscht, weil meine Frau dachte, wir müssten an der Autobahnauffahrt vor 15 Uhr sein, weil die Polizei sonst nur PKWs mit mindestens 5 Leuten auf die Autobahn lassen würde wegen viel Verkehr am verlängerten Wochenende. Das Limit lag aber bei 3 Leuten. Mein "Langsamfahren" ohne Sportwagen brachte uns erst um 17 Uhr an den Kontrollpunkt und ein Polizist späte wirklich ins Auto und zählte uns durch. Dank Junior waren wir aber genug.
Hihi, wir sind doch alle Kinesen!
7 Kommentare:
Wunderschönes Land... :-)
Vermutlich wird er später noch des öfteren in Surferbars tanzen und dann nicht nur im Internet surfen wie seine Eltern, schlau wie er ist... ;-P
Oder er wird wie 98% des Inselvolkes zur Arbeitsdrohne, wechselt öfter mal den Arbeitsplatz, hat immer wieder 0 Tage bezahlten Urlaub und verbringt dann nur mal ein verlängertes Wochenende hektisch im Süden. Taiwanischer Jahresurlaub = "hello, I will take my annual leave, I am gone this Friday, back on Monday. My standin is Fanny Low, Best Regards, Po Peng"
Mögen ihm die 100 Götter das ersparen.
Nur leicht übertrieben. Annual Leave, also Jahresurlaub, wäre wenn er Mittwoch in den Urlaub fährt und Montag wieder da ist. Das wäre dann eine typische "annual leave" email.
??? Er ist ein schlauer Junge... And the times they are a changing. ;-)
Wer surft da eigtl. bei Euch im Meer, klettert an der Küste an den Felsen rum und sieht aus wie ein Einheimischer? ;-) Es scheinen ja irgendwie schon so einige zu sein. Zumindest auf den Fotos... ;-)
Und in Taipei, also in der Stadt, in der Ihr lebt, kann man sogar Wasserball spielen! :-) Toller Sport! :-)
Nur so am Rand: "Chinesen" meint nach offizieller KMT-Ideologie eben nicht allein Han-Chinesen, sondern soll gleichberechtigt alle Nationalitäten einbeziehen. Auf Mandarin sind das verschiedene Begriffe und klingt nur in westlicher Übersetzung so, als wollte Präsident Ma die Ureinwohner ignorieren. (Dabei hat er - bei dem Familiennamen "Ma" - selbst eventuell persische, türkische oder arabische Vorfahren.)
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