Dieses Jahr war ich ungeduldig vor der morgendlichen Untersuchung. Nicht wegen den Schwestern, sondern weil man vorher nichts essen und trinken durfte. Also warf ich mir schnell einen Hochzeitskeks aus dem Schreibtisch ein, solcherlei verteilen ja immer die frisch verheirateten Kollegen und nahm einen Schluck vom kalten Tee vom Vortag. Ein schwerer Fehler, wie sich herausstellen sollte, der testverfälschenden Wirkung wegen.
Also dann macht's gut und danke für den Keks.
Ergebnis der Untersuchung: Die Krankenschwester bereitete meine Frau darauf vor, sie müsse sich auf mein baldiges Ableben einstellen. Von wegen Blutwerte wie kurz vor der Diabetis, mit sonstigem Organversagen. Nun hatte ich auch den Bluttest direkt nach der Deutschlandreise gemacht, wo ich einen Gummibärchenrausch hatte, das will ich nicht verschweigen - Gummibonbons gibt es ja in Taiwan wenig. Und auch die gute, billige Schokolade (billig im Verlgleich zu Taiwan) ließ mich da ordentlich genießen. Dr. med. Google ergab auch, dass meine Sünde, vor dem Test zu Essen und zu Trinken eben genau jene von der Krankenschwester kommunizierten Symptome auslösen könnte, nämlich gruselige Insulinwerte und auch die sonstigen Probleme des Bluttests.Will sagen während der Verdauung spielen die Blutwerte kurzzeitig Höhenflug oder Absturz bei manchen Werten, je nach dem. Und wenn die Tester dann einen nüchternen Probanden erwarten, hat man den Salat - abgesehen davon war ich auch völlig übernächtigt und jetlaggy nach der langen Reise, was sicher die Werte noch weiter verdreht.
Jetzt plant meine Frau mein baldiges Ableben, ich soll ihr schon mal meine Versicherungsunterlagen entschlüsseln und sie plant die Rückgabe der Wohnung, die Krankenschwester unterdessen heult und zähneklappert, ich armer Kerl sei schon mit einem Bein im Jenseits.
Jetzt bleibt mir nichts anderes übrig als das Gewicht zu reduzieren, bei den beiden niedlichen Drachen, die mich hier belauern in Form von Frau und Krankenschwester. Außerdem werde ich sonst den Kerl nicht wieder los, der schon mal bei mir für den Tischler maßnehmen will. Froh bin ich nur, dass ich kein Hot Dog mit Cola zu mir genommen hatte vorm Test, sonst hätte ich jetzt wahrscheinlich eine orange gekleidete Bande von Mönchen hier stehen, die schon die buddhistischen Totenglöckchen läuten und dazu ihre Brummtöne ausstoßen.
[Nervtötend ist das Ganze auf jeden Fall und sehr geeignet hypochondrisch zu werden]
PS.: 2008 hatten sie schonmal so eine tolle Diagnose. Mein Körper würde sich selbst verdauen, meldete Dr. Ping vom Labor; eine seltene Krankheit, bei der die Patienten qualvoll an langsamen Organversagen sterben, Heilung ausgeschlossen. Alle waren in Panik, Frau eingeschlossen. Haben dann noch mal getestet und .... nichts mehr. Kerngesund. Diese zwangsweise Labortesterei kann einem wirklich den letzten Nerv rauben hier im Taiwahn. Irgendwann sagt Dr. Lee sicher auch mal "Kein Helzschlag, Patient tot!" weil er das Stethoskop verkehr herum hält.... und ich muss es dann ausbaden.
Die mir hier von Ärzten schon angedichteten Krankheiten füllen bald ein eigenes Buch...
5 Kommentare:
Anatomix wrote:
Hast Du einen Organspenderausweis? Aber pass auf, dass die nicht während der Mittagspause (wo man ja schläft im Büro in Taiwan) schon mal anfangen was rauszuschneiden...
Lu Er Fu:
Genau, aber aufpassen dass sich kein Organempfänger vordrängelt. (Göttingen).
Bei dieser Glegenheit: Mein Nachbar hat unerwarteterweise das Zeitliche gesegnet nach einem Treppensturz. Er war auch Organspender. Hirntot...aber er wurde 2 Wochen lang 'auf Lager' gelegt, und je nach Bedarf wurde mal wieder etwas von seinen Innereien verkauft. Das wusste ich nicht und werde damit auch kein Organspender.
Bin soeben überzeugt worden meinen Organspenderausweis zu zerreißen. Ich meine hier im Taiwan würden sie eh nichts nehmen, ja auch keine Blutspende von Waiguroen, aber daheim künstlich am Schnaufen gehalten werden um dann scheibchenweise.... Oh Gott.
Ausweidnix wrote:
Solange der Arzt bei Übergabe des Gesundheitstest nicht sagt: "Rasieren Sie sich morgen früh nicht, das lohnt nicht mehr" geht es noch.
Bei einer Freundin wurde vor einigen Jahren fälschlicherweise Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert. Schwanger war sie allerdings tatsächlich. ;-) Sie hatte den größten Teil der Schwangerschaft in einem Dorf in Paraguay verbracht gehabt und wollte dann zur Entbindung wieder zurück in die "Zivilisation". Das Essen hier war allerdings anfangs "too much" für ihre Bauschspeicheldrüse und das, obwohl sie sich bemühte "gesund" zu leben...
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