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Mittwoch, Juli 31, 2013

Soll man in Tempeln fotografieren?



Soll man in Tempeln zur Kamera greifen? Meine Frau fühlt sich da immer unwohl, wenn ich dort fotografiere und auch allein im Longshan-Tempel diesmal habe ich wenigstens das "Allerheiligste", also den Altar mit den Götterfiguren ausgelassen. Da war es auch furchtbar voll und ich wollte nicht mit Gläubigen um die besten Plätze am Sonntag konkurrieren. Jedenfalls habe ich glaubhafte Hinweise bekommen, dass die Götter nichts gegen das Fotografieren an sich haben, jedoch dem Knipsen mit Tablett-Computern gegenüber feindlich eingestellt sind....



Okay, diesmal habe ich im Gegensatz zur letzten Aufnahme im Vorposting den Rauch dezent verändert ;-)
Die deutsche Redewendung "Brett vorm Kopp" deutet übrigens auf einen Zeitreisenden hin, der einst gesehen haben muss, wie die Menschen mit iPads fotografieren.

iPad-ophile verzeihen mir bitte die Kritik, ich finde dies mit Tabletts in der Gegend herum stehen wesentlich undezenter als das klassische Fotografieren....







... ein Drache im Foto!

Ein Facebookfreund, dessen gegen den Strom gerichtete Postings ich schon seit alten Zeiten aus der Passado-Community mit Vergnügen verfolge, lud mich dieser Tage ein, seine neue Facebookseite "Gott ist tot" zu besuchen. Dort war ich offenbar der erste Poster und hinterließ gleich eine Frage: "Welcher Gott denn? Hier gibt es so viele." In der Tat zog mir das sofort durch den Kopf, solange bin ich nun schon in Taiwan, dass ich eher an mehrere Götter denke denn an einen. Das Foto unten ist jedenfalls bei meinem Besuch dieses Wochenende im Longshan-Tempel entstanden. Zuletzt hatte ich diesen offenbar 2006 besucht, damals noch mit der alten Minolta Analog-SLR. Ein paar Fotos von damals zeitgenössisch hier im Blog (damals noch ein englischer Artikel): http://osttellerrand.blogspot.tw/2006/06/temple-taiwan-taipei.html.

Den Tempel besucht meine Frau, um ihrem bevorzugten Gott, dem "Drachengott" zu huldigen. Dieser ist, so meine Recherche, auch unter dem Namen "Jadekaiser" bekannt und fußt angeblich auf einem historischen chinesischen Kaiser. Einst dachte ich, gemeint sei der, der die Drei Reiche in China einigte Dann jedoch würde der Jadekaiser quasi das Jahr 280 als seine Geburt haben, was in Anbetracht der langen chinesischen Geschichte etwas spät wäre (http://de.wikipedia.org/wiki/Zeit_der_Drei_Reiche). Gemeint ist vielleicht der Einiger der "warring states", der "kriegführenden Reiche" 221 vor Christus (http://en.wikipedia.org/wiki/Qin_Shi_Huang), den man auch den Drachenkaiser nennt. Taoistisch gesehen ist der Jadekaiser allerdings eine Art Urvater der real existierenden Kaiser und geht auf das 17. Jahrhundert vor (!) Christus zurück, was wohl schon eher hinkommt: http://de.wikipedia.org/wiki/Yu_Di. Auch "Yu der Große" um das Jahr 2200 vor Christum herum wäre sonst noch ein Kandidat für einen historischen Jadekaiser* (http://en.wikipedia.org/wiki/Yu_the_Great). Desto mehr man recherchiert, desto verworrener wird es.
Der Jadekaiser steht im chinesischen Himmel jedenfalls einer Art Himmelsregierung aus Göttern vor, die wohl im Wesentlichen auf ehemals real lebenden Personen bestehen. Neulich etwa hatten wir bereits Mazu 
als auf einer Fischertochter des 17. Jahrhunderts basierend erkannt (http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/07/tolles-update.html).

Mehr Fotos vom Tempel bald, doch erst mal zu diesem einen Foto unten. Ich gebe zu, während ich auf den Auslöser drückte, habe ich gar nichts bemerkt. Erst zu Hause habe ich dann gesehen, was dort rechts unter der Saaldecke zu schweben scheint...

Mittelklick oder Rechtsklick vergrößert die Aufnahme. Ich habe hier mit Kontrasten und Helligkeit im RAW Editor gespielt und mit Photoshop ein Spotlight als Verstärkung einer natürlichen punktförmigen Lichtquelle aus dem Tor links hinzugefügt, um die Rauchschwaden in der Mitte und auf der rechten Seite des Raumes zu illuminieren. Und dann ergibt sich eine Art Riesenschlange, oder vielleicht ein Drache aus Rauch, der von draußen (von links kommend) zur Säule rechts im Bild schwebt und sich um diese wickelt! Er wickelt sich dabei genauso, wie der dort in Stein gemeißelte Drache auf der Säule und hat sogar einen Kopf, den er oben nach rechts aus dem Bild steckt! Faszinierend! Die Rauchschwaden habe ich nicht hinzugefügt, sie waren schon so in der RAW bzw. Jpeg - Originalaufnahme, die ich unten noch einmal dargestellt habe.

Original Jpeg-Aufnahme, parallel zum RAW-Foto aufgenommen

Wenn so viele Menschen einen Drachentempel besuchen und fest daran glauben, vielleicht nehmen dann ja die Rauchmoleküle in der Luft die Form eines Drachen an, wer weiß das schon. 

Eine der Drachensäulen ist auch auf dem Foto von 2006 (Link oben) prominent zu sehen oder auch hier noch einmal im Bild...



 * Die Serie Stargate setzt ihn mit diesem gleich. Was aber nicht wirklich eine akademische Quelle ist. Räusper.

Dienstag, Juli 30, 2013

Es verbirgt sich...


In diesem Bild verbirgt sich ein...

... dummer Witz, das ist ganz klar. Lassen wir ihn lieber ruhen....

(Wochenende vorm Longshan Tempel)

Freitag, Juli 26, 2013

Marine-Sandwich

Sandwich in Sam's Roadiescafe, einem amerikanischen Restaurant in Longtan, Ladkreis Taoyuan, Ludigels Leib- und Magenrestaurant.


Sehr lecker, das Sandwich. Sam ist US-Marineoffizier im Ruhestand.

http://www.roadies.url.tw/

Nach dem Taifun...



Nach dem Taifun neulich, die Luft ist noch feucht, ein frisches kühles Lüftchen...

Ja... mein Heimatviertel hier. Nette Architektur. 


Einfach ein paar Schritte weiter zurück treten, dann sieht es schon besser aus ;-)


Donnerstag, Juli 25, 2013

Familienbetrieb

Neues von Ludigels Unternehmerabenteuer

Die erste Million sei immer die schwerste, sagt ein merkwürdiges Sprichwort. Unter Familienbetrieb tut sich in dieser Hinsicht auch schwer. Wie der ein oder andere hier vielleicht mitgelesen hat, war ich bei der Planung und beim Aufbau des Unternehmens meiner Taiwanfamilie involviert und habe insbesondere darauf geachtet, dass sorgfältig geplant wird, anstatt sich Hals über Kopf ins Abenteuer zu stürzen, wie die entschlussfreudigen Leute hier es sicher eher gewollt hätten. Die eigentliche Natur des Geschäfts will ich hier jedoch verschweigen, meiner neuen Strategie zur Trennung der Online-, Privat- und Geschätsperson halber. Übernommen haben wir jedenfalls ein schon vorhandenes Kleinunternehmen, von einer Dame als Nebenfamilieneinkommen hauptberuflich geführt und mit 2 Angestellten. Bei der Planung hat mir meine Taiwanfamilie einige Fakten zur Preis- und Kostenlage des Unternehmens zu rosig dargestellt, sodass unsere ursprüngliche Planung nicht ganz hinkommt. Der erzielte Marktpreis liegt etwa um 50% unter dem ursprünglich veranschlagten, was das Unternehmen natürlich ins Minus zu führen drohte. Und ich mir selbst vorwerfe, nicht vor Ort den tatsächlich vom Kunden verlangten Verkaufspreis investigiert zu haben. Mit zunächst mal fixem Verkaufspreis (der Kundenstamm ist den alten Preis gewohnt) haben wir daher das Unternehmen als Cost-Center geführt und alle Kosten minimiert, durch Optimierung von Arbeitsabläufen und Minimierung von Werkstoffen, ohne dass die Produktqualität leidet. "Wir" war hier meine Frau. Das Ergebnis war damit im ersten Monat ein florierendes Unternehmen, dass das in Taiwan beliebte Produkt in verbesserter Form den Kunden zu einem Minimalpreis bietet, der sogar für Taiwan günstig ist. Das Geschäft verdient jetzt das Gehalt der angestellten Geschäftsführerin, die aus dem Bekanntenkreis kommt und das der zwei Angestellten und gibt meinem "Quasineffen" (Leser erinnern sich vielleicht) einen Nebenjob. Profit wirft es allerdings nur in Form von einer Tankfüllung ab, so Pi mal Daumen.

Was also tun? Wir versuchen die Preise ein Stückchen zu erhöhen, denn gratis will ja eigentlich niemand arbeiten. Allerdings reagiert die sehr preisbewusste Kundschaft trotz konkurrenzloser Billigpreise bislang mit Konsumeinbruch und weicht offenbar auf Produkte niedrigerer Qualität der Konkurrenz aus, die zum alten Preis angeboten werden. Auch Premiumprodukte mit noch höherer Qualität zum ursprünglich angepeilten Preis ignorieren die niedrigen Kurs gewohnten Kunden. Es ist schon ein Abenteuer ins Taiwans Niedrigpreislandschaft Geld zu verdienen, das wird mir klarer und klarer. Auch weil man eben mit zig kleinen Unternehmen konkurriert, in denen die Betreiber froh sind, sich selbst ein kleinen Einkommen zu verdienen, auch wenn sie dann 12 Stunden täglich sieben Tage die Woche im Laden stehen. Allerdings sind sie immerhin krankenversichert, anders als in vielen Teilen der Erde.

Die Lösung ist einfach: Das Unternehmen dient einstweilen als Schulungszentrum, um Personal für ein geplantes zweites Geschäft aufzubauen, indem Premiumqualität angeboten wird und dann können wir entscheiden, ob wir das erste Geschäft entweder demontieren und in den zweiten größeren Geschäftsräumen anderswo wieder aufbauen oder das erste Geschäft eben als "Cost Center" bestehen bleibt. Die Leute, die jetzt dort ihr Brot verdienen (oder ihren Reis, wie man hier sagen müsste), plädieren natürlich für Letzteres.

Ein spannender Einstieg ins Unternehmertum ist es für mich und immerhin haben wir die Verlustzone erfolgreich vermieden bislang. Selbst halte ich mich aus dem operativen Geschäfts heraus. Auch eigentlich geplante Werbeauftritte im Unternehmen habe ich bislang abgelehnt. Das von mir als eher negativ empfundene Klima "Weißen" gegenüber (meine Strecke von Negativbegegnungen mit diversen Leuten, die sich undokumentiert fortsetzt) und das Faktum, dass es einst eine TV-Hetzkampagne gegen ein von einem westlichen Ausländer geführtes Unternehmen gab (im Ausländerforum dokumentiert, Link soll hier entfallen), lassen mich da denken dass das Vorzeigen meines Gesichtchens am Ende mehr Scherereien machen würde als es Nutzen bringt derzeit. Mal gucken, wie sich das entwickelt.

Tollwut in Taiwan!

Erster Tollwurtfall bei Wildtieren nach 52 Jahren (Update)

Taiwan war lange Zeit einer der wenigen tollwutfreien Orte der Erde. Dieser Status ist nun vorbei, ein paar kleine Nagetiere wurden als tollwutkrank nachgewiesen und ein Mann ist in Taitung gebissen worden (http://www.chinapost.com.tw/taiwan/national/national-news/2013/07/24/384578/Man-in.htm). Der Mann ist im Krankenhaus***, leider ist meines Wissens nach die Todesrate bei Auftreten von Symptomen bei 100%. Wichtig ist, dass man frühzeitig geimpft wird bei Tollwut. Lediglich das sog. "Milwaukee"-Protokoll (http://en.wikipedia.org/wiki/Milwaukee_protocol), ein künstliches Koma, verspricht eine geringe Überlebenschance und ist auch als Behandlung umstritten. Sind die Tiere durch aus China eingeschmuggelte Tierimporte infiziert worden, wie gerade spekuliert wird? Problematisch ist jedenfalls, dass die nicht in Tollwut gewohnten Tiere hier möglicherweise weniger Widerstandskraft gegen die Krankheit haben und eine sich wild ausbreitende Seuche durch die zahllosen Straßenhunde Taiwans sicher brandgefährlich werden könnte. Außerdem hat Taiwan kaum Impfstoff auf Lager, weil es nicht auf die Seuche vorbereitet ist, der langen Tollwutfreiheit wegen. Bereits im Mai erkrankte ein philippinischer Gastarbeiter an Tollwut und ist vermutlich verstorben, wie diesem Artikel zu entnehmen ist: http://www.theglobaldispatch.com/taiwan-reports-first-imported-case-of-rabies-of-2013-in-filipino-worker-99694/ . Der Mann hatte die Krankheit allerdings durch einen Hundebiss in seiner Heimat bekommen und hatte in Taiwan erst Symptome gezeigt, daher konnte Taiwan damals noch seinen tollwutfreien Status behalten.

Bin ich eigentlich gegen Tollwut geimpft? Ich denke ja. Muss da noch mal googeln wie das ist mit dem Impfschutz. Was ändert sich jetzt durch den Verlust der Tollwutfreiheit? Man kann Haustiere aus Taiwan nicht mehr problemlos in andere Länder verschicken, ohne dass sie dort in Quarantäne kommen und wenn es ganz schlimm kommt, können die Behörden sogar Haustiere einsammeln und vorsorglich töten lassen. Und Straßenhunde werden vermutlich bald in Massen getötet werden.


*** Update: Offenbar ist er symptomfrei und wird mit dem Impfstoff behandelt. Behandelt man frühzeitig ist das klein Problem. Gute Nachricht in diesem Fall.

Dienstag, Juli 23, 2013

Metamorphose

Eines der wundersamen Dinge des Lebens in Taiwan ist, dass man sich jederzeit in einen Newbie verwandelt, egal wie lange man schon irgendwo ist. Beispielsweise lebe ich seit 2004 mehr oder minder in Taipei in der selben Ecke, aber mir passierte es immer wieder, dass ich in meinem Heimatviertel von wild fremden mit neugierigen Fragen bedacht oder gar in Taiwan willkommen geheißen werde. Irgendetwas subtiles störte mich daran und ich wusste lange nicht was. Heute ist es mir klar, auch dank dieses vielleicht etwas zu streng wirkenden wissenschaftliche Analyse hier: http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/05/ein-psychologe-hat-das-frubbeln-entdeckt.html, die das Phänomen als "Microaggression" bezeichnet. Ein Newcomer, der einfach nur durch "mein" Viertel läuft (in dem ich längst Territorialinstinkte entwickelt habe) begrüßt MICH als Fremden an meinem ureigensten Wohnort. Er übt damit laut der Studie Macht aus, weil er sich selbst in die (Mikro-) Machtposition eines Stellvertreters der Territorialhoheit versetzt und mich als Neuankömmling deklariert. Dabei müsste es eigentlich umgekehrt sein, ich müsste der Anwohner sein und er der Fremde. Nicht böse gemeint von den Leuten, aber eine klare Ausgrenzung desjenigen, der halt anders aussieht. Und in Taiwan ein selbstverständliches Verhalten.

 Fremde? Fastheimat?*

Oder der Kerl, den ich noch nie in unserem Block gesehen habe, der ein Handyfoto von meinem Autokennzeichen machte, nachdem ich mir beim Frühstückholen einen Regenschirm aus meinem Auto geholt habe. Offensichtlich war ich ihm wegen westlichem Aussehens suspekt. Ausländer haben ja wohl keine Autos, also hatte ich vielleicht den Schirm geklaut. Der Fremde (ER) dreht den Spieß um und ich werde als langjähriger Anwohner gleichsam zum suspekten Fremden, zum Eindringling.

Oder neulich in der Firma. Ein Kollege, an den ich mich noch dunkel erinnerte, war nach ein paar Jahren Abwesenheit vom Unternehmen neu eingestellt worden. Nett, dass sie das machen. Aber dann begrüßt er MICH im Treppenhaus, als sei ich der Neuling. Dabei bin ich seit 6 oder 7 Jahren kontinuierlich hier. Wäre ja fast okay, aber schnell ging die Diskussion in Richtung wo ich herkomme, ob ich verheiratet bin etc. Wie lange ich schon in Taiwan bin. Die Frage wie mir Taiwan gefällt und bei der sich Leute dann oft die Frage selbst beantworten in einer Art mich als Zuhörer verwendenden Monolog ("good food, beautiful temples, pretty girls, nice people, but the traffic is too much") lag in der Luft. Die typische Konversation die Langzeiter wie ich schon so oft mitgemacht haben, dass wir im Schlaf durch sie durchwandeln können und dies meist vermeiden wollen. Denn man wird nur durch die Ausländerbrille gesehen. Wieder störte mich diese Umkehrung. Der Zurückkehrer begrüßt den "Daheim"-Gebliebenen als Neuankömmling! Irrsinn eigentlich, aber hier in Taiwan selbstverständlich. Ganz einfach weil ich ausländisch aussehe, bin ich der Neuankömmling. Das habe ich auch immer wieder mit neuen Kollegen, die es ebenso machen und mich manchmal in Taiwan willkommen heißen. In der Tat üben sie dadurch Macht aus, machen sich etwas größer und wollen mich etwas kleiner machen. Die Leute merken dann, dass ich die Konversation schnell abbreche und sie eine hochgezogene Augenbraue zu sehen kriegen. Sie wundern sich wahrscheinlich darüber, verstehen nicht, warum ich abweisend bin.

Grund ist einfach, dass es in Taiwan normal ist, den Fremden täglich auf seine Fremdheit hinzuweisen. Den guten Ton, den ausländischen Kollegen wie einen Kollegen (also wie einen Einheimischen) zu behandeln, gibt es hier nicht. Hier ist es genau andersherum. Man bestaunt den Fremden.

Nicht böse gemeint, aber mich nervt es schon. Ein bisschen. Ist halt normal hier, ist halt Taiwan.


*Fotografische Notiz: Das Foto ist mit einer für 26 Euro bei Ebay gefundenen CASIO Exilim 7.1-Megapixelkamera gemacht (Freihand aus dem Taxi an der Ampel), die verblüffende gute Ergebnisse liefert. Mit einem effektiv 38-105mm - Objektiv mit Anfangslichtstärke 3,1 (!) und der Fähigkeit bis ISO 800 zu gehen, macht das Ding um ganze Größenordnungen bessere Fotos als meine alte Sony Cybershot Kompaktkamera. Megapixel sind längst nicht alles, eine moderne 14-MPixel hätte vielleicht sogar mehr Rauschen, weil bei dem kleinen Kompaktbildformat die vielen Pixelsensoren zu eng aneinander liegen würden resp. zu klein wären.

Sushi

Beim Japaner. Irgendwo in Taipei. "Famous" ist das lokal. "Okay" ist es, denke ich mir. Wie jedes andere auch und weil der Name eh nur in hiesigen Schrftzeichen ist, sei denn die Adresse auch verschwiegen. Man gehe ersatzweise in irgendein anderes japanisches Lokal in Taipei, wenn man es finden will ;-)***


Meine Frau hatte dem Besuch des "berühmten Restaurants" schon lange entgegengefiebert und so hatte sie telefonisch vorbestellt und wir warteten noch ein bisschen auf den Holzsitzen vor dem Restaurant auf die Öffnung um 18 Uhr. Da kann man tief durchatmen und Taipeis leckeren Stadtduft einatmen, als Vorspeise gewissermaßen.

  Drinnen, in dem kleinen vollen Lokal, wo man immer auf Ellbogen und auch den Rücken aufpassen muss, um nicht mit anderen Gästen zu kollidieren, gab es gar interessantes, das hier schon plastiniert (Vordergrund) respektive frisch (Hintergrund) ausgestellt war und mir wenig Gutes verhieß. Leckere rohe Saugnäpfe, wer könnte da nein sagen....

Großes Fishfilet vor dem Anstaltsmoped, so könnte man denken. Alles roh natürlich, außer dem Moped.

Die Tresendeko war schon nett gemacht, Geisha meets Alien, das roh verzehrt wird. Irgendwie so.

Auch einem Nichtrohfischesser wie mir haben die Japaner immer etwas zu bieten, hier etwa einen cremigen Kartoffelauflauf. So köstlich, dass ich mich fast auf den nächsten Besuch freue. Auch wenn mich die enge und die damit verbundene Ungemütlichkeit immer stört in so kleinen Restaurants, die nicht größer als ein ein-Mann-Frisör in deutschen Landen sind (oder eher kleiner) und wo alles schiebt und drängelt. Aber so ist Taiwan nun mal,  einer der dichtbesiedelsten Orte der Welt.

Mein Hauptgericht war ein Reistopf, oben mit einer Mischung aus frischem Kohl, Kim Chi meist (ich weiß, das ist koreanisch) und etwas dünn geschnittenes Schmorfleisch und süßlichen Zwiebeln belegt, der Sud ist dann in den darunter liegenden Reis gelaufen und das Ergebnis schmeckt schon sehr gut, das kann ich nicht anders sagen. Ohne das Gedränge wäre es sicher kein schlechtes Restaurant, auch wenn es diesen Reistopf fast überall in dieser Qualität in ähnlichen Lokalen gibt. Eine andere Art von japanischen Lokalen gibt es noch, die Schnitzelhäuser, die der japanischen Schnitzelkultur huldigen. Hier ein lange zurückliegender Besuch in solch einem Lokal: http://osttellerrand.blogspot.com/2008/05/axis-berlin-tokio-taipei.html

Meine Frau hatte ihr rohes Seafood-Essen (schluck, da möchte ich fast den Tierarzt rufen, ob der noch was machen kann) und für mich gab es dann noch Hähnchenkoteletten am Holzspießchen aufgespiest, die so schmeckten, wie Hähnchen vom Grill eben schmeckt. Nicht schlecht also. 


Gerade ließ ich mit etwas von Frau bestelltem Tequila (esta japonese?) statt warmen Sake das Essen etwas absacken, da versetzte mich meine Gattin mit diesem Schweinefleischteller in Angst und Schrecken. Den Salat drunter und die Sesamsauce mochte ich wirklich sehr gern, aber mit dem halbrohen Schwein in kleinen Fetzen konnte ich wirklich nichts anfangen, es verusachte mir Magenbrodeln. Da sich meine Frau unlängst einmal beschwert hat, ich würde in Lokalen immer so viel meckern, beschloss ich daher, die Kommentare zum Leidwesen der Leser in das Blog zu verlagern und versicherte ihr, das Schweinchen schmecke gar köstlich, ich könne jetzt ob umgestelltem gesundheitsbetontem Geschmack nur nicht mehr so viel Fleisch essen. "It's not the food, it's me, darling!" und wir verpackten das Halbgare für Schwiegermutter. Da verschwindet es jetzt in ihrem Fundus, zusammen mit meiner vor einem Jahr verschollenen 35-Euro-Salami aus dem 101-Hochhaus, meinem Silberring aus Thailand, unseren Eheringen und den Ladegeräten für Juniors neue fernsteuerbare Autos. Was Schwiegermutter aufräumt, taucht nie wieder auf oder erst dann, wenn Aliens dereinst die leere Erde mit Androidreplikaten der Menschen bevölkern (siehe hier)*, was meiner Meinung nach auch früh genug ist, jedenfalls was das Schweinefleisch angeht.

Vermutlich war es wirklich superlecker, famous und überhaupt, nur ich bin halt kein großer Fleischesser mehr und halbgar ist es auch irgendwie nicht richtig, ist ja schließlich kein Rumpsteak. Aber in Taiwan ist mal ein Blogger eingeknastet worden, weil er geschrieben hat, er (oder sie) habe das Essen nicht gemocht, also will ich hier nicht den letzten Gang kritisieren, für Freunde halbgarer Sachen (bekannt etwa aus der Politik) sicher keine schlechte Sache.

Am Ende ist der Schluss auch nicht schlecht, so schön es in einem "famous" Restaurant in Taiwan auch ist, am krönenden Ende ist man ebenso froh, wenn man es wieder hinter sich hat.



* Okay, ich hatte das Ende von "AI" völlig falsche verstanden. Gerade noch mal nachgelesen. Damn it.


*** Auf besonderen Wunsch hier die Visitenkarte des Lokals. 


Traumessen

Asiaten fotografieren immer ihr Essen. Es gibt übrigens eine Webseite, die Asiaten zeigt, die gerade ihr Essen fotografieren. Auch nicht schlecht. Solange nicht noch jemand eine dritte Webseite macht, die Fotos von Leuten zeigt, die gerade Asiaten fotografieren, die ihr Essen fotografieren. Räusper, wo waren wir? Ach ja.

Hier waren wir bei einem kleinen Italiener in meiner niedersächsischen Heimatstadt, deren Namen wegen der ausufernden Google-Transitivität und meiner Strategie, Online-Person, "Geschäftswesen" und Realperson zu trennen, hier nicht genannt werden soll. Merkwürdig irgendwie, aber im Zuge der ausufernden Datenverdongelei sicherlich sinnvoll. Wie dem auch sei, das kleine italienische Restaurant, in einer früheren Schlachterei eröffnet, hat ein so leckeres Essen zu bieten, wie ich es sonst noch nicht beim Italiener gegessen habe. Erst dachte ich, es sei nur Begeisterung für richtiges, von Italienern gefertigtes italienisches Essen, nach all den Nudelschlichtrestaurants hier in Taiwan, die mit Simpelgerichten auf Italiener machen. Aber auch im Vergleich zu einem guten anderen Lokal ist das Essen dort, im "It Tartufo", extrem gut. Erst hatte ich ein Nudelgericht mit Steakstreifen, aber als mittlerweile wenig-Fleisch-Esser störte mich das Fleisch eher zwischen den Nudeln, auch wenn es sicher sehr gut war. Beim nächsten Mal hatte ich dann dieses Gericht aus drei verschiedenen Sorten Fisch (u.a. Lachs) mit Nudeln - köstlich. Eigentlich mag ich die Kombination von Fisch und Nudeln nicht, aber hier fehlte der sonst so strenge Fischbeigeschmack und es ergab sich eine sehr harmonische Kombination. Dazu muss man den Fisch in Zitrone einlegen, bemerkte meine Mutter.

Nachspeise.... hmmmm

Beim nächsten Mal hatte ich Ravioli in Gorgonzolasauce, ganz fleischlos und so lecker, dass ich noch immer davon träume, während ich hier beim Schlichtitaliener ein lieblos hingeklatsches Nudelgericht verzehre, immer nach dem selben Muster: Bottich Sauce auf Fertigsaucenbasis anrühren und drauf klatschen auf die Nudeln, die es wahlweise mit oder ohne Seafood gibt. Alles am winzigen Tisch möglichst schnell zu essen, die nächsten hektischen Gäste warten schon auf den unbequemen Platz in der hektischen kleinen Restauration, in der man Ellenbogen an Ellenbogen sitzt, zu 30 Xiaojie und Mann auf sechs Quadratmetern, hier am östlichen Tellerrand der Weltscheibe, wo verdauungsfördernd das Moped knattert vor dem Fenster und jeder neue Gast neue Abgasschwaden mit sich herein bringt, in die kleine Gaststube...

Damned, das leckere Essen im Tartufo hat bei mir einen neuen Taiwan-Blues ausgelöst ;-)

Freitag, Juli 19, 2013

Stinkparade

Fast wie die Loveparade. Nur mit Göttern und Suzukis.

Nach einem Besuch in Sams Roadies, einem US-Restaurant auf dem Lande, steige ich gerade aus dem Auto. Da höre ich technoartige Beats und sehe Xiaojies tanzen....



 Doch die jungen Männer begucken nicht die kurzbehosten jungen Damen, von denen gerade die letzten entschwinden, sondern...

... an diesem trüben Tage vor ein paar Wochen gilt ihre Aufmerksamkeit einer eigenartigen Prozession.

Nach ein paar religiös inspirierten Handwagen kommt ein Korso aus aufgedeichselten Autos angefahren. Ungewönlicherweise mal im Schritttempo anstatt wie sonst mit Irrsinnspeed in den schmalen meist bürgersteiglosen Gassen utnerwegs (det hier ist die Neben-Hauptstraße, die hat Minibürgersteige und ist etwas breiter).

Wer keinen aufgedeichselten Toyota hat nimmt eben den Handwagen oder so. Auch gut. Nein, ich lasse meinen zynischen Kommentare, denn hier lagen nicht nur wabbernde Abgase von katalysatorlosen PKWs in der Luft (und das riecht man), nein, hier ging es ja auch um Taiwans Götterhimmel.

Viele kleine Suzuki "Schuharton hochkant GTX" fuhren da herum. Die Taiwaner halten sie eigenartigerweise für sportliche Autos. Hmmm... Klein, hoch und mit Minirädern. Na gut.

Jau, det kommt schon eher hin....

In der nebligen Frühabendluft lag sogleich der Duft nach Abgasen. Man weiß in Deutschland übrigens gar nicht mehr, wie viel Gestank so ein Kat weg nimmt von den Autos. Hier in Taiwan riecht man jedes einzelne neue gut gewartete Auto sehr deutlich, wenn es neben einem lang eiert. Und erst recht einen ganzen Korso.

Hier hätte man gleich Gelegenheit für mulitkulturelle Anfeindungen, etwa in dem man den stolzen Eignern empfiehlt, statt Plastikanbauten und blauer Lämpchen einen Kat zu kaufen. Was sind das bloß für Räder hier unter dem Ding?

Anstatt eine Parade von Kastenautos zu organisieren würde ich es als "junger Vater" für besser halten, in den engen Gassen im Viertel Spielstraßen- und Tempo-30-Schilder aufzustellen und dafür eine Demo zu machen. Oder für Verkehrsberuhigung vor Schulen. Aber gut, das ist deutsche Denkweise, dem Taiwaner hingegen geht Mobilität über alles, auch wenn da manchmal kleine Kinder unter die Räder kommen, wie hier auf der Autolackierung.

 Ich gebe zu, im zugestauten, zugesmogten Taipei sind mir Autokorsos per se unsympatisch, insbesondere wenn sie nicht aus schicken Oldies, sondern trotz Bemalung eher langweiligen Gegenwartskarossen bestehen und während der Vorführung vor sich hin stinken.

Aber als Autofahrer(in) wird man in Taiwan eben noch nicht so an die Kette gelegt, wie die Lackierung hier vermuten lässt, was unter anderem für billiges Benzin zu 75 Eurocent den Liter oder so sorgt. Hat es mal gekostet, den aktuellen Preis weiß ich nicht mal. Ich sage ja immer "95 vollmachen".

Jau..... irgendwie ja schon hübsch bunt.

Eigentlich bin ich ja nur sauer, weil ich die Gogo-Girls verpasst habe und nur der Korso dieser Thunfischdosen übrig war für mich. Oder erinnern eher an diese Blechbüchsen für das Spam-Dosenfleisch.

Flaming Minivan für die ganze Familie. Bekam schon einen Schreck, wie sehr es aus dem Ding rausqualmte.

Nebelwerfer statt Kat, auch nicht schlecht. Dabei müsste der Fahrer nur nach taiwanischer Art ein paar Jahre die Wartung des Autos vernachlässigen, dann ginge es auch ohne Anbau.

Schon besser!

Hust. Man achte auf die Qualmwolken.

Entweder es ist was religiöses oder das ist der Verband der Verkehrsraudis, der für weniger Fußgänger demonstriert.

Die Parade hatte schon manchmal den Scharm eines Wohnungsumzugs, das will ich nicht verschweigen. Allerdings sind hier Götter, trotz ihrer göttlichen Allmacht, regendicht verpackt.

Ein Riesenhuhn war auch dabei...  (draufklicken auf die Bilder vergrößert)

Tonight I'll be sailing on Chicken Wings...

 In religiösen Dingen muss man immer tolerant sein. Jedenfalls wenn man gerade kein Kruzifix dabei hat.

War ja schon nett, der Umzug, jetzt wo die Autos weg waren.

Weibliche Götter waren glaube ich recht wenige dabei oder gaben sich jedenfalls nicht offen zu erkennen.

Ein vermummter Gott. In Deutschland würde sofort eingekesselt, oder?

...

Unter solchen VW-Bus-Attrappen steckt übrigens immer ein Suzuki oder Ford. Eine Firma in Kenting baut die Dinger um und klebt oft sogar VW-Schilder dran.

...


Hmmm... dieser Gott erinnert mich irgendwie an einen alten Kommilitonen. Arndt, was ist eigentlich aus dir geworden?

 Ich bewundere die Taiwaner natürlich schon für buddhistisch/taoistisch/konfzianische Religion in der Chinavariante mit Götterhimmel samt Jadekaiser an der Spitze. Übrigens soll der Buddhismus durch 2m große Europäer mit roten Haaren nach China gebracht worden sein, habe ich gerade im Spiegel gelesen. Sie kamen mit Ziegen, Schafen und Streitwagen, vermischten sich mit den lokalen Damen und sind ergo an allem Schuld. Heute liegen sie mumifiziert in roten Gewändern herum und man fragt sich was das alles sollte. Sehr viel Schriftgut mit indogemanischen Wurzeln haben sie hinterlassen. Einen Text hat man jetzt übersetzt: Ein Gedicht über eine getrennte Liebe, voller Herzschmerz und Sturm und Drang. Ja, mit den Xiaojies hat es auch schon vor tausend Jahren die selben Probleme gegeben.

Ernstaunlich was man so alles vor sich hin grübelt mit schwerem Burger im Magen. Oder eher beim späteren drüber schreiben. So, Zeit nach Hause zu gehen. Mach's gut Arndt, altes Haus.

P.S.: Die These, das wesentliche Grundzüge der chin. Kultur womöglich von buchstäblichen Langnasen eingeführt wurden, trifft bei Chinesen und sicher auch Taiwanern natürlich auf erheblichen Widerstand. Hier Wikipediainfo über diese alten indogermanischen Chinesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Tocharer, der Artikel im SPIEGEL 29/2013 (S.100 f.) geht aber noch wesentlich weiter, räumt aber Unstimmigkeiten in der Forschung ein. Die Mumien sind demnach 2000-4000 Jahre alt. Führend in der Forschung: Die Uni Wien: http://www.univie.ac.at/tocharian/?home_de