Dieses Blog durchsuchen

Freitag, August 29, 2014

Volvo, Volvo, Volvo

Bislang im Blog weitestgehend ausgespart, doch das große Thema für Junior

Eines der meist benutzen Wörter im Haushalt Ludigel lautet...

 
VOLVO. Weil Junior (3) wie wohl alle kleinen Jungs ein totaler Autonarr geworden ist. Nachdem er sich einst bei mir nach unserem Auto erkundigte, als ich ihn aus dem selbigen half ("Auto?") und ich den neuen Wagen als Volvo titulierte, ist bei ihm das Wort Volvo sehr dominierend im Wortschatz. "Papa kai Volvo", also "Papa fährt Volvo" kriegt fast jeder an den Kopf geworfen, der länger mit uns zu tun hat. Komme ich abends nach Hause und hole Junior von der Großmutter ab, fragt er "Volvo parkt?" und will dann manchmal näher wissen, wo genau. Das kleine orginalgetreue Automodell, das wir vom Vertragshändler bekommen haben, hat er längst beschlagnahmt und es mittlerweile trotz anderer Farbe als Volvo akzeptiert. Sieht er einen anderen Volvo der gleichen Modellreihe (XC60) ruft er aufgeregt "Volvo!", während er mich ungläubig mustert, wenn ich ein anderes Modell von Volvo als Volvo tituliere.

Meer im Navi, das sehe ich leider nur selten.

Ziehen wir uns die Schuhe an, ruft er freudig "go to Volvo!" aus, weil er sich dann auf die Ausfahrt freut. Und morgens, wenn ich schon den Wagen parat stehen habe und wir neben dem Vol... äh... Auto auf den Kindergartenbus für Junior warten, verabschiedet er sich nicht vons uns, sondern sagt "bye bye Volvo".

Bei mir selbst hatte ja der Gedanke in Taiwan einen Volvo zu fahren, auch zunächst Befremdung ausgelöst, lautet doch die Faustregel in Asien immer einen Toyota oder wenigstens einen anderen Japaner zu fahren, der Reparierbarkeit wegen. Nun, in Taipei bei uns um die Ecke gibt es eine riesige Volvo-Vertretung, da denke ich mal, wird es keine Probleme geben. Sonst rollt der von meiner Gattin (dem ADAC-Crashtest halber) unbedingt gewollte Schwede (entgegen aller Unkenrufe hat der Wagen mit China nichts zu tun, sondern wurde noch unter Ford-Regie bei Ford Köln von Ford, Mazda und Volvo-Ingenieuren entwickelt und in Belgien aus wohl schwedischen Teilen gebaut) ganz und gar unproblematisch von A nach B und sogar ausgesprochen komfortabel. Und auch mit beliebigen Kraftreserven, die freilich im dichten Taipeiverkehr nicht unbedingt notwendig sind. In Taiwan gab es ja die Basismotorisierung mit 160 PS oder so nicht, sondern erst den T5 mit 245 PS aus einem 2-Liter-Turbo. Ein toller, ruhig laufender Motor, der erst jetzt nach Deutschland kommen soll, wie ich gelesen habe und in der Presse als sparsam lanciert wird. Nun, ein Sparwunder ist der Motor nicht; meine Verbrauchsanzeige zeigt immer zwischen 11.5 und 11.8 Litern an, es sei denn ich fahre mal länger auf dem Lande, dann geht sie weiter runter, doch niedriger als 10.8 Liter Durchschnittsverbrauch geht sie selten.
Einzige Nachteile des Autos: Breite 1,89m, also glatt 10 cm breiter als mein alter Nissan X-Trail (2001er Modell / in TWN 2006er-Modell), was in Taipei schon grenzwertig ist und mich überrascht hat, hat der XC60 doch innen subjektiv weniger Platz als der eckigere X-Trail.
Und vielleicht noch die nach hinten schmal werdenden Seitenfenster, die die Sicht in den toten Winkel etwas stören. Aber dafür hat man noch eine elektr. Tote-Winkel-Hilfe...
Neu für mich waren die vielen Sensoren, die den Wagen dazu bringen, bei Spurlinienüberfahren zu surren, bei Annäherung von Mopeds vorne oder hinten oder seitlich empört zu piepen und eine Warngrafik mit dem Ort der Sensorwarnung einzublenden auf den Bildschirm. Oder eben das orange Blinken, wenn ein Auto im toten Winkel ist - was aber bei  Regen nicht immer perfekt funktioniert.

Am meisten müsste aber Junior von dem Volvo verstehen, denn auf Youtube will er immer wieder Volvo-Videos gucken. So sitzt er dann des abends neben mir am Schreibtisch und sieht auf Deutsch den Vergleich zwischen dem 2013er und dem 2014er-Modell und lauscht etwa einem spirreldünnen Testfahrer, der sich über mangelnden Seitenhalt in den (hervorragend Seitenhalt gebenden) Sitzen beschwert. "Messer nehmen und eine vertikale Ritze in den Sitz schneiden" wäre mein Tipp für ihn. Dann steckt er fest. Aber vielleicht ist der deutsche Wagen anders, meiner hat keine braunen schlangenlederartigen Lederbezüge "die zur Prada-Handtasche passen". Das wäre ja noch schöner.

Sonst habe ich das Thema Auto hier seit dem Neukauf ausgelassen, des Taiwanbildes der Deutschen halber und einschlägiger Kommentare vergangener Zeiten. Dass man mit Volvo in Asien sozusagen mit dem dicken Auto an hungernden Kindern vorbei fährt, ist sicher für viele Deutsche ein Bild, dass da in Kopf kommt. Das hat aber mit Taiwan nichts zu tun, schon eher vielleicht mit THaiLAND, aber das ist eben nicht mein Thema. Unser Auto steht mit Mitsubishi, Nissan, VW, Mercedes, BMW und x Toyotas in einer Reihe auf dem Siedlungsparkplatz - wie das in Deutschland auch der Fall wäre. Auch in Deutschland könnte man sicher auf den Volvo oder VW verzichten und das Geld an die Wohlfahrt spenden, aber das ist eine Diskussion, die ich ich ja nicht unbedingt führen muss, nur weil Taiwan wie Thailand klingt und manche Zufallsleser etwas durcheinander werfen manchmal ;-).

Den ganzen Tag höre ich jedenfalls "Volvo" und da musste er hier im Blog auch mal erwähnt werden. Auch um anzumerken, dass so ein Auto eben auch im schwülheißen Asien läuft - jedenfalls bei Kilometerstand 5.000 aktuell ;-)

Ach ja... neulich beim samstäglichen Kleinkinder-Turntreff. Eine Mutter und ihr Sohn neben uns reden andauernd "Volvo....Volvo....Volvo" und ich gucke hin... und richtig. Der kleine Junge hatte auch so ein silbernes XC60-Modell vom Autohändler in der Hand.

Donnerstag, August 28, 2014

Dienstag, August 26, 2014

Long Live Nazi Spagetthi

Alle schreiben drüber; also bitte, soll es hier auch nicht fehlen


Haben's kurz eine Aufregung für mich? Danke. Hier ist sie. Die Long-live-Nazi-Spagetthi, deren Geschmack hoffentlich besser ist als das Englisch des Restaurantbetreibers: http://www.taipeitimes.com/News/taiwan/archives/2014/08/19/2003597769

Über den historischen Aspekt will ich jetzt erst gar nicht reden. In Stichworten:


Taiwani not know anything Nazi history.
Taiwani like Hakenkreuz because like their Buddhist stuff.
Taiwani anyway not care what bignose do in past.
Taiwani like Germany from far and Nazi is German, is it not?***

Auch in verkürztem teils grammatikalisch falschem "Restaurant"-Englisch.

Zum Vergleich auch die Mutter aller diesbezüglichen bizarren Dinge: Hitler und die Heizung:
http://osttellerrand.blogspot.tw/2007/11/cold-in-taiwan.html

Und wir wissen ja in der Regel auch nix von chinesischer Geschichte, dem Nanking-Massaker etc. Gut, ein deutscher Chinaimbiss-Betreiber nennt eine Frühlingsrolle auch nicht "Taiwanese comfort woman for Japanese Soldier", aber so sind die Stile eben verschieden.

*** for English readers: This is immitating Taiwanese "Restaurant-English"


Plattitüden

Wieder mal entdeckt im baulich dicht bepackten Taipei-NeiHu, ein Neubauviertel

Die großen Herausforderungen der nächsten Wochen für Ludigel lauten (a) die Muppet-Show-Folge aus der dritten Staffel zu gucken, die mit Raquel Welsh als Gast. Die Muppet-Show zählt zum bevorzugten TV-Material von Junior (3) und mir, sehr zum Verdruss meiner Frau, die bei der Szene, als Raquel Welsh tief dekolletiert Fossie-Bär ein Liebeslied ins Ohr säuselte, bislang zweimal den Fernseher abgeschaltet hat. Vielleicht lag es auch an meinem Mitsingen, muss ich mal gucken. Oder eben nicht. Frau fragte sich sowieso, wieso Junior und ich immer wieder "Taiwans" Präsidenten Ma Ying-Jeou diskutierten untereinander. Den spricht man nämlich etwa "Ma Ing-JOE" mit dem englischen Vornamen "JOE". Thema zwischen Junior und mir war aber nicht der prochinesische devote Präsident, sondern natürlich die phonetisch ähnliche Muppetshow.

Die Herausforderung (b) ist, mir den taiwanischen Arzt vom Leibe zu halten (vgl. letzter Bericht), der mir nach einer betriebsärztlichen Untersuchung mit meiner Ansicht nach wieder mal erfundenen Krankheitsbildern und völlig unpassenden krankmachenden Medikamenten und sicher bald einer sinnlosen Operation kommen wird, ganz wie Doctor Bob aus der Muppetshow, der dem schwedischen Koch schon mal eine eingewachsene Kaffeemaschine aus dem Kopf operieren will.

Doch nun zurück zu Taipei, das vor der Herausforderung (c) steht, sich von einer grauen hässlichen verdreckten Plattenbaumetropole in eine moderne Stadt zu verwandeln.

  Hier zunächst das alte Taipei, Blick aus Ludigels "Büro"-Fenster auf die Hausreihe dahinter, man achte auf den verrottenden Müll auf dem Vordach. Die braune Tüte ist voll mit einer verrottenden Teigtasche, das mögen auch die Riesenkäfer gern. Ich habe da auch mal mit dem Tele rangezoomt, will das jetzt aber hier unterlassen. Solchen Dreck gibt es immer weniger in Taipei. Als ich 2004 hier herzog, sammelte er sich auch auf dem Weg zwischen den Häusern an, vorne im Bild. Das wird jedoch mittlerweile sauber gemacht. Eines der vielen Zeichen des Wandels in Taipei. Meine "Hinterbarn" (Nachbarn) sind aber offensichtlich wertkonservative Taiwaner und schmeißen weiter den Müll einfach aus dem Fenster, wie in der guten alten Zeit.


Hier dann das neue Taipei in den Vorstädten. Neue Wohnscheiden, etwas Grün aber eben auch breite Bürgersteige, die die alten Viertel nicht haben.


Bisweilen etwas schwülstige Hauseingänge, aber eben alles pikobello sauber und vor allen Dingen eben die breiten Bürgersteige, die ich nochmal hervorheben will.



Grün und mit kleinen Parks und einem westlichen Supermarkt, der fast auch in Deutschland sein könnte. Nur dass es kein Brot und keinen richtigen Aufschnitt gibt außer gekochtem Schinken ;-)



Neu (oben) ist doch (noch) viel schöner als alt (unten).

Ein Umzug wäre natürlich auch mal für Familie Ludigel interessant, von alt und mittelgroß (oben) in neu und leider noch größer (unten).

Oder eben von der alten Platte in die neue Platte, könnte man auch sagen.


Das alte Taipei, hier als Gewerbegebiet in Taipei-Jonghe ist auf dem Rückzug. Wellblech und Platte im Vordergrund wird immer weniger, die beiden Türme im Bau stehen da wo vor kurzem noch ein Müllplatz war, mittlerweile sind sie fast fertig und werden eine teilweise schlossartige Edelwohnanlage werden. Taipei im Wandel.Ein Neubau der Ärztekammer wäre vielleicht auch mal was. Ohne die Ärzte vorher raus zu lassen.

Dienstag, August 19, 2014

Medizinwahnsinn Teil X: Einstweilen EDITIERT

Wie die hiesige Ärzteschaft sich gegenseitig zur Fehldiagnose hochschaukelt. Eine von vielen.

Habe mich entschlossenen, die näheren Details meines jüngsten Medizingenerves hier einstweilen heraus zu nehmen, damit nicht alles auf ewig im Google-Cache zu finden ist. Außerdem ist die Angelegenheit noch am Laufen, will sagen ich muss mich mit Ärzten, ihren so-scheint-es-wieder-mal falsche Diagnosen und schlechter Medikamentierung herum ängern. Ist das ganze abgeschlossen, kann es hier im Blog als neue Medizinglosse neu erscheinen, wie auch die anderen Krankheiten, die mir übereifrige Ärzte andichten wollten.

Einstweilen nur in Stichworten:

Jährliche Zwangsuntersuchung im Betrieb gehabt nach taiwanischem Arbeitsrecht
Doc bildet sich Symptome einer schweren Krankheit ein, obwohl ich keinerlei habe (kenne ich alles schon von vorherigen Fällen).
Doc gibt mir ein in den USA und GB verbotenes Medikamet, das die Symptome erst auslöste, die es bekämpfen soll. In der Tat würde ein Gesunder, der das Medikament nähme, erst dadurch krank werden, das lässt sich ergoogeln.
Frau natürlich taiwantypisch Feuer und Flamme für den Ratschluss des Arztes.

Ich habe das unnütze, ausgeprochen starke und gesundheitsschädliche Medikament wieder abgesetzt und werde jetzt die nächsten Wochen - wieder mal - damit zu tun haben Doc und Frau auf Distanz zu halten. Als das Medikament abgesetzt war, kam auch mein Wohlbefinden wieder zurück, wie vor der Einnahme. Gut, kann die staatliche taiwanische Krankenversicherung NHI Geld sparen.

Schon klar, irgendwann erwischen sie einen Mal mit ihren Dramadiagnosen. Ich hoffe aber, dass es wieder mal nur eine Fehldiagnose vorliegt, auch wenn dieser Zirkus natürlich verunsichert. In einem Hammermedikament, das Symptome überhaupt erst künstlich erzeugt wird aber sicher nicht die Lösung liegen. In Großbritannien darf man es nur im Einzelfall für lebensbedrohliche Zustände importieren - und das geben sie hier einem völlig symptomfreien  "Patienten". Taiwan-Medizinirrsinn in Vollendung.

Doch decken wir einstweilen das Leichentuch des Schweigens über den Fall und kehren zurück zum ganz normalen Taiwahnsinn - in anderen Artikeln hier im Blog.

Freitag, August 15, 2014

Uhrenwahnsinn Teil X: Gigandet "Sea Ground" in Formosagrün (UPDATE Aug 2015)

Ich wollte eigentlich keine billigen Uhren mehr kaufen, ich wollte eigentlich keine billigen Uhren mehr kaufen, ich wollte...

Nachdem ich neben einem Tissot Automatik-Chronographen mit schweizer ETA-Werk sonst nur jede Menge um-die-100-Euro Uhren habe und die Uhrenschublade nun langsam voll ist, wollte ich eigentlich die nächsten 5-10 Billiguhren auslassen und mir dafür noch mal eine teurere kaufen, hat man doch langfristig davon vermutlich mehr. Der Uhrentick ist bei mir erwacht, da gibt es wohl kein zurück. Doch richtig kanalisieren muss man es. Dann jedoch war ich mitten im Familienkrieg, wo Frau, Junior und meine Wenigkeit uns plötzlich eine Zeitlang auf der NoLike-Liste meiner Taipei-China-Familie wiederfanden, inklusive Telefonterror (als Rezepient). Nun ist alles gelöst und wir haben uns alle wieder lieb und lassen auch brav die ersttöchterlichen manikürten Fingerchen vom Telefonhöherer zu später Stunde. Geblieben ist mir aber der Depressionskompensationsversuch (tolles langes Wort!) in Form einer "Gigandet Sea Ground" in quittegrün. Und sofort kann ich eine neue Lebensregel aufstellen:

Grüne Uhren helfen nicht gegen Depression.

Schwarze: bedigt. Blaue: Ja! Rot-Blaue: Ja! Aber Grüne: Nein.

Schuld ist nur Ebay mit seinem Preis von 70 Euro, sonst hätte ich es sicher gelassen. Trotz allem ist die Gigandet heute bei mir oft am Arm und verströmt groß und grün einen angenehmen 70er-Vibe wie ich finde, ich bereue den Kauf eigentlich nicht wirklich.

http://rover.ebay.com/rover/1/707-53477-19255-0/1?icep_ff3=9&pub=5575159870&toolid=10001&campid=5337833709&customid=Gigandet&icep_uq=Gigandet&icep_sellerId=&icep_ex_kw=&icep_sortBy=12&icep_catId=31387&icep_minPrice=&icep_maxPrice=&ipn=psmain&icep_vectorid=229487&kwid=902099&mtid=824&kw=lg
Grundsätzlich ist erst mal anzumerken, dass man sagen könnte: Das schweizer Unternehmen Gigandet gibt es eigentlich seit den 90ern (oder sogar 70ern) nicht mehr. Eigentlich. So wie es eigentlich ja auch die Republik China seit 1949 nicht mehr gibt. Trotzdem zahle ich Steuern an die Republik China auf der grünen Insel Formosa und trage eine nagelneue grüne Gigandet quietschvergnügt am Arm herum. Wie geht das?

Nun es hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch mit China zu tun. Die Marke Gigandet wurde in den 2000ern wie viele schweizer Marken, die der großen Quarzuhrenkrise in den 80ern und 90ern zum Opfer fielen, neu wiederbelebt. Das Massensterben hatte damals viele Traditionshersteller mit ihrem wunderbaren Wissen um die Herstellung von mechanischen Uhren in die Pleite getrieben, weil die Massen der Welt nur noch LCD-Quarzer von Casio und Seiko etc. am Arm tragen wollten. Disruptiven Innovationssprung nennt man so etwas in der Wirtschaftswissenschaft wohl - ich habe das ja auch irgendwann mal irgendwo und irgendwie studiert, lassen Sie mich mit den Details und Spitzfindigkeiten in Ruhe.

Kaufentscheidend war für mich nebst dem Miyota-Citizen Automatikwerk (also ein japanisches, wenn in China produziert, dann unter Führung von Miyota) und der günen Farbe (hatte ich noch nicht) das hübsche Segelschiff auf dem Rücken. Mit der schicken Gravur in alter schweizer Taucheruhrentradition (wer selbst keine Marine hat, graviert die Schiffe halt auf die Rücken der Uhren ;-) erinnert mich die Uhr rückseitig an die dicke Tissot T12 meines Vaters aus den 70er Jahren.

Nicht nur der Rücken, auch die hübsch gravierte Schließe des Armbandes (hier noch mit blauer Folie) und der mit einem verspielten G versehene Sekundenzeiger und auch der hübsch beschriftete Taucherring heben die Gigandet Sea Ground (die es auch in anderen Farben wie mit schwarzem oder blauen Zifferblatt und entsprechendem Tauchring gibt) wohltuend von der Masse der an der historischen und noch immer höchst gegenwärtigen Rolex Submariner (als Quasi-Industriestandard) orienterten Submariner-Klone ab. Die Gigandet ist der Typ groß und flach (44mm Durchmesser ohne Krone, unten an einem 18cm Umfang-Arm zu sehen, den ich mein eigen nenne), trägt sich angenehm und gut ausbalanciert am Arm und es gibt nichts auszusetzen. Sie ist laut Herstellerangabe bis 300 Meter wasserdicht, also für Tauchen mit Schnorchel geeignet und macht eigentlich einen sehr wertigen Eindruck, so dass man ihr auch fast die 320 Euro Preisempfehlung glauben könnte, die der Hersteller angibt. Handelspreis ist jedoch um die 160 Euro, praktisch nur bei Ebay und Amazon zu haben.

 Was hat es also mit der bei mir mit klassenüblichen 15 Sekunden Vorlauf pro Tag laufenden Gigandet (ist ja eine mechanische Uhr, keine Quarz!) nun auf sich? Nun, die Webseite gigandet.com hatte jedesmal, wenn ich nachsah, nur das Markenlogo zu bieten und sonst gar nichts. Einen direkten Ansprechpartner hätte ich also im Reparaturfall nicht, vom No-Name - Verkäufer bei Ebay abgesehen. Inhaber der Webseite ist eine M....-GmbH aus Würzburg, die auch bei Ebay selbst die Gigandet-Uhren vertreibt, wo ich allerdings nicht gekauft habe. Bei Standardgehäusen im Submariner-Stil kann man also stark vermuten, dass die Uhr in China ein Standardgehäuse erhält, auch wenn Gigandet hier die Details hübsch ausgestalten lässt. Ausdrücklich eine mit sehr viel Erfahrung untermauerte Vermutung, da näheres natürlich nur Gigandet selbst weiß. Oder eben eigentlich die M....-Gmbh. Rein in die Uhr kommt jedenfalls ein gutes, aber einfaches Miyota-Werk (ohne Sekundenstopp beim Verstellen), nichts dagegen zu sagen. Das machen viele Firmen so, die man in der Branche als "Einschäler" (von japanischen Uhrwerken) bezeichnet. Meine Devise ist, solche Uhren unter 100 Euro zu kaufen, damit ich mir um Reparaturen insbesondere nach Ablauf der Garantiezeit keine Gedanken mehr machen muss. Denn chinesische Uhrenfabriken haben eben keine Ersatzteile zur Hand und der Vertreiber G....t oder M.... vielleicht ja nach 2 Jahren auch nicht mehr. Oder doch, aber wie erreichen ohne Webseite?

Grundsätzlich sollte man vor dem Kauf einer Uhr immer mit Google erkunden was man da kauft und auch nicht auf Werbeblogs hereinfallen. Denn nicht alles ist Schweiz, was so tut. Aber auch unter den "billigen" Marken kann man gute Käufe machen - wenn der Preis stimmt! Der obige Karton sagt natürlich die Wahrheit: Die ursprüngliche Firma Gigandet wurde 1925 in der Schweiz gegründet, so wie die ursprüngliche Republik China ohne Formosagrün 1911 in Nanjing, China gegründet worden ist.

Als Referenz in dem Preissegment von um die 100 Euro sehe ich die ORIENT Deep-Serie (auch Mako genannt) an, von der die "Pepsi"-Version hier rechts im Bild ist, von mir an ein australisches Mesh-Taucherband für 23 Euro gelegt. Die Gigandet Sea Ground und Die Orient "Deep Pepsi" ;-) sind beides Taucheruhren, die Orient ist aus dem Hause Seiko und hat immerhin eine 200 Meter-Tiefenangebe. Beide Uhren sind mit gegen Wassereinbruch verschraubter Krone (respektive Kronen bei der Orient) versehen und haben auch einen verschraubten Boden, um nicht auf von Salz oder Schweiß zerrüttete Gummidichtungen angewiesen zu sein. Die Orient ist zu 100% japanisch und natürlich auch von jedem Uhrmacher reparierbar. Bei der Gigandet hingegen ist mir zur Zeit nur klar, dass natürlich das Miyota-Uhrwerk jederzeit repariert/getauscht werden könnte. Der Rest könnte aber den Uhrmacher vor Ersatzteilprobleme stellen, was etwa die Krone oder dergleichen angeht. Und viele Uhrmacher fassen Uhren, die nach China "riechen" -um ganz allgemein zu sprechen- erst gar nicht an, das muss man sich klarmachen. Klarer Punktsieg wegen Service-Sicherheit also für meine Orient, eine von Dreien, aber in Grün gab es sie eben nicht.

Und die grüne Gigandet macht sich einfach toll zum grünen japanischen Cider oder japanischen Grünteeeis, insgesamt also ein lohnender Kauf.

Einziger Wehrmutstropfen: Die Schließe der Gigandet braucht etwas hingucken, damit man sie wirklich zu kriegt und nicht beim Schließen am Fixierpunkt vorbeibiegt. Das liegt am wohl etwas dünnen oder flexiblen Stahl, geht aber in Ordnung, denn die Uhr schließt mit Hingucken sicher und klapperfrei und hat einen Schutzbügel zur Sicherheit. Sonst macht sie schon Spaß, ich hätte sie fast ganz in Schwarz mit dunkelblauem Zifferblatt und dunkelblauem Tauchring noch mal gekauft, denn die Auktionen laufen weiter.

Letzter Teil: Auf großer Fahrt mit der chinesischen "Lolex GMT2": http://osttellerrand.blogspot.tw/2014/02/das-alpha-experiment.html

Hier noch mal der Expat-Tipp für den Tauchring. Ist man in Taiwan und beträgt die Zeitdifferenz zu Deutschland -6 bzw. -7 Stunden (je nach Jahreszeit), dann dreht man den Pfeil des Tauchrings auf 6 bzw. 7. Dann kann man die deutsche Stunde so ablesen: Zahl (z.B. 40 bei 14 Uhr) durch 10 teilen und mal 2 nehmen, das ist die Uhrzeit in Deutschland!  Also 8 Uhr (morgens).
 Oben im Bild kann man also ablesen, dass es in Deutschland gerade (30*2/10 =) 6 Uhr (und natürlich 32 Minuten) morgens ist. Klar, das könnte man auch durch Zifferblattspiegelung tun (der Pfeil markert die 12-Uhr-Marke auf dem deutschen Zifferblatt), aber bei einer Verschiebung von 7 Stunden ist das schon interessanter.

UPDATE: Gigandet scheint sich bei Uhrenfreunden im Uhrforum als günstige Uhr doch wachsender Beliebtheit zu erfreuen. Auch ich habe mit meinem Exemplar keine Klagen auch nach mehreren Wochen Nutzung.

UPDATE 06/2015: Die Gigandet Seaground 2 lief bei mir im Handgelenk-Sharing - Verfahren zusammen mit 12 anderen Uhren (ich weiß, etwas viel bei nur einem Handgelenk...) und hat jetzt wohl einige Wochen Dauerlauf hinter sich, wenn man das mal überschlägt. In der Ruhezeit lag sie einfach in der Schublade, einen Uhrenbeweger verwende ich nicht. Allerdings lasse ich die Uhren mehrere Tage am Arm und danach ruhen sie ein paar Wochen, was den Uhren ergo nicht schadet. Die Gigandet hat jetzt leider - wohl nachdem ihre Einlaufphase langsam vorbei ist - einen Vorlauf von einer Minute am Tag gewonnen, d.h. sie geht binnen 24h eine Minute vor. Das ist weit jenseits der normalen +- 25 Sek./Tag die Uhrenhersteller als Toleranz angeben und deutlich mehr als die eigentlich üblichen + (oder selten -) 15 Sek./Tag. Und man kann sich fragen, ob in der schnellen Uhr wirklich ein Miyota verbaut ist oder nicht ein chinesisches kompatibles Werk von Seagull (wie das ST6). Ohne rein zu gucken weiß man es nicht...

UPDATE 08/2015: Die Uhr hat sich doch zu meiner Lieblingsuhr entwickelt. An manchen Tagen geht sie nur die üblichen +15 Sek. oder dergleichen vor, an anderen eine Minute. Das Laufverhalten erinnert mit an das Seagull-Werk  meiner Alpha "P.O.", daher war meine Spekulation, ob der Internetverkäufer (nicht der Markeninhaber, der sonst auch handelt mit den Uhren, MTR24 oder dergleichen) das Miyota-Markenwerk evtl. ausgetauscht hat gegen ein Seagull. Laufverhalten kann aber auch andere Gründe haben. Jedenfalls ist das Gehäuse so schön und wertig, dass sich das Weiterpflegen der Uhr, ggf. mal mit Saphirglas und nachgestelltem oder neuen Werk lohnen würde. Wenn ich mal wieder in einem Land lebe, wo mich die Uhrmacher verstehen...

Aktuelle Blogartikel:  http://osttellerrand.blogspot.com

Gigandet auf Ebay

Ähnliche Artikel:
Detomaso Alento, Hommage an Breil Milano?:
http://osttellerrand.blogspot.tw/2016/03/schock-mein-breil-unikat-als-massenuhr.html

Mittwoch, August 13, 2014

Junior, Scharmbolzen

Vater und Sohn denken offenbar manchmal in ähnlichen Bahnen

Ein neues Zitat bleibt mir dieser Tage von Junior im Kopf. Es lautet "I want Xiaojie, water, nass" in einem kreativen Mandarin-Englisch-Deutsch - Mix. Xiaojie ist dabei das taiwanische Wort für "junge Frau". "Das wollen wir alle", entgegnete ich ihm. Junior sprach aber nicht über T-Shirt-nass - Wettbewerbe an Strandmeilen, sondern wollte noch einmal ein Video von Kylie Minogue sehen, bei dem sie ihn einen Pool springt, was ihn ungeheuer fasziniert hat. Wir müssen mal mit ihm baden gehen - bislang war er nur in den Wellen an der Pazifikküste Taiwans und nur ein einziges Mal, was er nicht so toll fand. Jedenfalls fand er es interessanter Frau Minogue beim Gleiten in das Wasser zuzusehen.

Junior konzentriert hinterm Steuer

Verblüffung löste Junior neulich im Miramar Einkaufzentrum aus, hier in NeiHu. Das Ding wird abends zur Vergnügungsmeile mit seinem "Food Court" mit zig Essens-, Tee-, Eis- und Dessertständen und einem (nicht glücksspielhaften) Spielautomatensalon auf dem Dach nebst Riesenrad, Karussell und Livemusik. Als Junior (3) nun bei Mama auf dem Arm am Teestand an der Theke stand und wir zusammen mit zig anderen Leuten auf einen Becher in Klarsichtplastik eingeschweisten Kalttee warteten, da betrachtete sich Junior die junge "Xiaojie" links neben ihm, mit der er auf Kopfhöhe war, so auf Mamas Arm. Um die 20, Minirock, falsche Wimpern, geschminkt, wie ortsüblich eben im sommerlichen Vergnügungszentrum. "Ni3 shi4 piao4liang jie3jie" sagte er zu ihr auf Mandarin, zu Deutsch heißt das etwa: "Du bist sehr hübsch". Wörtlich übersetzt "Du bist (eine) hübsche ältere-Schwester", wobei der schwesterliche Term auch von jüngeren Kindern für Mädchen, die älter sind als sie, angewendet wird. Das ging der jungen Dame runter wie Öl und sie musterte danach Junior, Frau und mich verblüfft. Auch Juniors Eltern standen eine Weile verblüfft da.


Ich selbst nahm mir eine Weile später ein Beispiel an Junior und machte seiner Mutter auch ein Kompliment, sie war ja immerhin den Tag beim Friseur gewesen ;-)
Die Damenwelt unterteilte sich übrigens strikt in die HotPans oder Minirock - Fraktion, mit den Abspaltungen der Ultraminis und der Pobackenunterseite-vorzeigendenden Hotpansfraktion. Gott sei Dank nur bei den Damen. Auch meine Gattin hatte kurze Hosen an und als ich mich empirisch einmal umsah, ob ich nur eine einzige junge Frau in langen Hosen finden würde, gelang mir das nicht. Einmal dachte ich es schon, machte sogar ein Beweisfoto, aber die vermeintliche Hosenträgern entpuppte sich als junger Mann in Spandexhose. Wenn Junior in diesem Umfeld in folgenden Jahren weiter so Komplimente verteilt, man kann nur furchtsam der Dinge harren, die da kommen.

Fotos einfach mit einer CASIO-Kompaktkamera (digital, Z11) aus freier Hand gemacht.

Dienstag, August 12, 2014

Tranformerwehr, transformiertes Bier, Taxipolitik

Fotografische Kurznotizen

In einem Park in NeiHu, Taipei macht die Feuerwehr eine Schau. Der gezeigte LKW mit dem Transformer-Löschrobi ist freilich nur voll mit Automaten gewesen, die wohl Kindern irgendetwas über die Löscharbeit verdeutlichen sollen. Trotzdem toll gestaltet!

...

Und die Seven-Eleven "Concenience-Stores" (also 24-Supermärktchen) verblüffen schon eine ganze Weile mit dänischem Bier, das mit deutscher Nationalflagge versehen ist...

Den schönen Dannebrog, eine der ältesten Nationalstaatsflaggen überhaupt (insbesondere wenn man ununterbrochene Verwendungsdauer zählt), hätten sie dem dänischen Bier ruhig lassen können. Angeblich stammt der Dannebrog (rot mit weißen Kreuz) aus dem 13. Jahrhundert und war wohl eigentlich mal die Kreuzzungsflagge der Kreuzritter. Schwarz-Rot-Gold hingegen taucht wohl als Wartburgflagge erstmalig auf, auf dem Kopf stehend, war das 1825? Aus Burschenschaftlerkreisen halt und geht allerdings wohl auf die Farbauswahl der alten römischen Standarte zurück, die einen schwarzen Adler mit roter Zunge auf goldenem Grund zeigte. So habe ich es mal einem Neonazi erklärt, der mein altes Blog besucht hatte und Schwarz-Rot-Gold als neumodisches Zeug abgelehnt hatte. Römisches Reich, alt genug?

Und in einem Taxi in Taipei ist die Rückseite des Fahrersitzes mit Werbung für zwei Biographien tapeziert, Hillary Clinton und Bundeskanzlerin Merkel sind hier als mächtige Frauen der Gegenwart einträchtig vereint. Frau Clinton hat übrigens neulich schon mal ein bisschen Außenpolitik geübt am Thema Taiwan, kann ja nicht viel passieren dabei - so zum lernen halt. Und gewarnt, Taiwan solle sich vielleicht nicht so an China heranschmeißen. Was als Vorgeschmack auf eine eher konfrontative Chinapolitik der vielleicht künftigen US-Präsidentin verstanden werden könnte. Oder eben als Blabla.

Einen Spionageskandal mit einem CIA-Doppelagenten hatte der Geheimdienst "Taiwans" (will sagen der der Republik China) wohl noch nicht, oder? Agententätigkeit gibt es hier auf Formosa ja auch genug. Vielleicht sollte man mal gucken, wem dieser Balkon hier in NeiHu gehört und wer da seine heimliche Dienstflagge aufgehängt hat ;-) Gleich gegenüber liegt übrigens ein "festlandchinesisches" Restaurant, das Ludigel jetzt nicht mehr besuchen will, nachdem man ihn dort bei jedem Besuch mit Kopfschütteln, Gemeckere ohne Anlass und neuerdings dem Küchenbullen bedroht (als ich die unnötigerweise englische Nennung des Essenpreises nicht gleich verstanden habe und 50 NT zu wenig gereicht habe). Die unfreundlichen Festlandchinesen soll das Spionagehandtuch mal gut im Auge behalten...


Montag, August 11, 2014

Auf nach Dänemark!

Das Taiwan-TV hat zugeschlagen

Als meine Frau mit mir und meinen Eltern nebst Hund in Jütland, Dänemark war, hat es ihr eigentlich nicht so gefallen. Zu weitläufig, zu ruhig, kein Seven-Eleven. Aber als die Tage das Taiwan-TV einen großen Bericht über Kopenhagen brachte und die Leckereien und die freundlichen Menschen dort, sind bisherige Umzugspläne nach Manila, Philippinen oder El Sadr City, Bagdad (eines davon ist Gott sei Dank ein Witz) umgeworfen worden und ab sofort steht Dänemark oben an. Ich überlege gefrustet von all den Emigrationsplänen diesmal einfach Ernst zu machen und Dänisch zu lernen. Knallert Körsel heißt Motorrad, Öl ist Bier und Tak ist Danke, wenn ich mich recht erinnere. Kann also nicht so schwer sein. Um dann einfach veritabel zu verschwinden.

Wann sie mand und wann man sagen, muss ich noch lernen, damit geht es gleich los. Mennod. Also demnächst in Kopenhagen?

Sicher würde meine Frau da entsetzt nach ein paar Tagen wieder die Koffer packen gen Taipei, andererseits wäre durch Tuborg und Carlsberg ja notfalls meine Unterhaltung auch allein sichergestellt ;-)

Einen einleuchtenden Grund für die Bevorzugung von Dänemark gegenüber Deutschland hat meine Frau freilich: "Da kann dein Vater nicht so schnell zu einen unangemeldeten Überraschungsbesuch kommen." Gut, das käme eher auf die Verkehrslage im Elbtunnel an....


Mayonaise-Eis vom Family Mart

Der Gaumen wundert sich, der Magen noch mehr

Am Wochenende haben wir in einem der "Family (Mart)" 24-Stunden-Supermärkte in NeiHu ein Softeis erworben, die Variante mit Frucht für 49 NT. Frau und Junior aßen die obere Hälfte und überstanden es unbeschadet, mir blieb die untere Hälfte und ich hatte mich noch gewundert, dass die Pfirsichsauce einen Mayonaise-ähnlichen Abgang auf der Zunge hatte. In der folgenden Nacht konnte ich noch lange darüber nachdenken, was das wohl zu bedeuten hatte, denn wenn man hinreichend lange durch die Wohnung schleicht wie ein Geist die ganze Nacht mit Magendrücken findet man Riesenkäfer zum Jagen, weckt Junior auf und hat dann in den frühen Morgenstunden katerähnliche Kopfschmerzen, bis einen endlich der Wecker von der Nachtruhe -die keine ist- erlöst.  

Offensichtlich ist der untere Softeisteil im Becher derjenige, der oben zu erst die Zapfpistole verlässt. Und der ist natürlich der Raumtemperatur ausgesetzt die nur dann weniger als 30 Grad beträgt derzeit in Taiwan, wenn der Laden nicht an der Klimaanlage spart. Eigentlich schien es eher kühl zu sein im Geschäft, aber auch Raumtemperatur ist natürlich für Speiseeis höchst ungenügend. Ich werde daher in Zukunft von allem Family-Eis Abstand nehmen, denn das war schon das zweite Mal, dass mich verdorbenes Eis bei den Family-Märkten erwischt. Das letzte Mal war es ein Snickers-Eis, dem man ansah, dass es schon mal angetaut war. Was der Magen danach auch zu kommentieren wusste.

Und Softeis ist vielleicht generell keine gute Sache, mit dieser unhygienischen Zapfart, es sei denn, man würde den Eisverkäufer mit einer Schusswaffe zwingen, den ersten Zipfel selbst zu essen.

Pfui Deibel, Ekelzeug.

Donnerstag, August 07, 2014

Meet the president

Wer schon mal einen der nächsten Präsidenten "Taiwans" sehen will...


Sean Lien, Sprößling einer KMT-Adelsfamilie kandidiert als Bürgermeister von Taipei und ist sicher als einer der nächsten Präsidenten der Republik China aka Taiwan vorgesehen. Stämmiger Mann mit Boxernase von seinem Vater, der wirklich Boxer war. Offenbar kann man die Nase dann vererben. Da sollten mal Genetiker drüber gucken.

http://thinking-taiwan.com/sean-liens-bland-lunch-with-foreigners/

Im Link mit ratlosen Vorzeigeausländern zu sehen, alle 20+.

Geht mich nix an

Geht mich nix an. Deshalb will ich nicht drüber schreiben. Aber tue es dann doch

Trotz entspannter Zeit mit der Familie und allgemeiner Harmonie und schönen Ausflügen doch mal wieder die Rubrik "bizarres aus dem Alltag" im Blog: Ein kräftiger junger *eindeutig asiatisch aussehender* Mann mit US- und Taiwan (Republic of China-) Staatsangehörigkeit schreit in Taiwan einen Busfahrer an und bedroht ihn körperlich, ein Handyvideo und das Video der Buskamera findet sich in den Medien wieder. Was soll es da mich als Deutschen in Taiwan angehen, könnte ich mich fragen. Aber dann diskutiert meine Frau mit mir das Verhalten von Ausländern in Taiwan, das Ausländerforum hat eine Diskussion in der Amerikaner und andere westliche Ausländer schreiben, wie sehr sie sich für ihren "Genossen" schämen und auch Blogger ziehen sofort die Querverbindung zu "arroganten und aggressiven" Ausländern in Taiwan:

http://my-new-life-in-asia.blogspot.tw/2014/08/foreigner-goes-berserk-assaults.html

Und warum? Weil der US-Taiwaner perfektes Englisch gesprochen hat. 

Und ich muss auch kritisch feststellen, dass ich mich irgendwie betroffen fühle, wenn ein Pakistani mit britischem Pass hier einen Mopedfahrer totfährt im Suff (so wie es aussieht nach umstrittenem Prozess, oft genug hier im Blog diskutiert) oder (vor Jahren) ein junger Frankokanadier mit Drogen dealt und mich die Öffentlichkeit dann eben anders wahr nimmt.

Interessant, was mich so alles was angehen soll. Pakistani mit Trunkenheitsfahrten, US-Taiwaner mit schlechter Laune und wenn demnächst Winnie Mandela nach Taipei kommt und die Autoreifen an ihrem Leihwagen in Brand setzt, muss ich mich wohl auch dafür rechtfertigen. "She's a hot chick."


6%

Man zahlt wenig Steuern in Taiwan. Aber hat auch weniger Kontrolle von staatlicher Seite

Die Tage ist in Kaohsiung (man schreibt das immer grundsätzlich falsch) im Süden Taiwans ein ganzer Straßenzug in die Luft geflogen, 26 Tote (oder 24 laut dem SPON-Artikel: http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/explosion-in-taiwan-dutzende-tote-nach-detonationen-in-kaohsiung-a-983974.html). Auslöser war ausgetretenes Gas, aber kein Gas aus Leitungen, die zur Haushaltsversorgung gedacht sind, sondern Gas aus industriellen Pipelines, die mitten durch die Wohngebiete führen - Stücker 3 gibt es da. Nach bisherigen Erkenntnissen hat man von Fabrik A Gas zu Fabrik B liefern wollen, es kam bei B aber nie an und später bemerkten Anwohner penetranten Gasgeruch. Die Fabrik selbst hat wohl nichts unternommen, aber die Feuerwehr schickte dann Löschzüge, die Wasser in die Kanalisation leiteten, bis die riesige Explosion kam. Im Jahre 1997 ist das schon mal passiert.
In Taiwan werden Bebauungspläne, die zwischen Handels-, Industrie- und Wohngebieten unterscheiden nicht aufgestellt oder nicht beachtet, man hat auch schnell mal eine Wellblechfabrik neben dem Häuschen auf dem Lande, die dann giftigen Müll neben dem eigenen Grundstück verbrennt, so wie es mir mit meinem eigenen Häuschen in Taiwan ergangen ist. Bei 6% Steuern für die meisten (jetzt möglicherweise auf 5% bzw. 10% für wenige geändert) kümmert sich die Stadt halt nicht so.
War die Katastrophe in Kaohsiung vorhersehbar? 


Auf der Ferieninsel Penghu ist an einem Tag, an dem weite Teile Taiwans wegen eines Taifuns arbeitsfrei hatten, ein Flugzeug (das Touristen am Taifunfreitag zur Ferieninsel bringen wollte) in den Taifun geraten und zerschellt, 48 Tote (http://www.bloomberg.com/news/2014-07-23/taiwan-s-transasia-air-crashes-unkown-fatalities.html). Vorhersehbar, dass ein Flieger, der am Taifuntag um den Taifun herum fliegt in den selbigen geraten kann, wenn andere Fluglinien die Insel lieber nicht anfliegen - wegen dem Ding namens Taifun?


Am Wochenende war ich im sehr schönen Freizeitpark namens "Window on China", ein eigentlich recht unsinniger Name, der chinesische "shao ren guo" (kleine-Menschen-Land) ist viel besser, geht es doch um eine Miniaturlandschaft mit winzigem Präsidentenpalast etc. Da war in der Wildwasserbahn Juniors Hose nass geworden und ein von Mutter angetriebener Ludigel rannte hektisch auf den Ausgang zu, um aus dem Auto eine neue trockene Hose zu holen. Ich folgte den EXIT-Schildern und landete wieder an dem Bahnhof der Kinderbahn, mit den wir in den Rummelplatzteil des Parks gefahren waren. Keine Exit-Schilder mehr. Wo ging es raus? Frau war hektisch am Telefon. Ich lief in der Richtung, aus der die Bahn gekommen war, stieg über "No Entry" - Schilder und stand schließlich vor riesigen verschlossenen Metalltoren. Genervt fand ich mich nach langem Herumsuchen wieder am Bahnsteig der Kinderbahn ein und wurde darauf hingewiesen, dass der einzige Exit aus dem Park die selbst an diesem Montagnachmittag schon fast überfüllte Kinderbahn war.


Doch was wenn ein Notfall passieren würde? Feuer? Gasexplosion oder was auch immer? Mein typisch teutsch-ordentlicher Verstand analysierte sofort, dass dann die Leute genau so rennen wie ich gelaufen bin, den EXIT-Schildern nach und dann an den riesigen Metalltoren stranden, wo sie sich aufstauen mit Kind und Kegel.
Wenn da jemals was passiert, ist es natürlich unvorhersehbar, schließlich weiß ja niemand, dass man Notausgänge braucht und Besucher nicht hermetisch einschließen sollte. Kann man nicht verlangen, dass die Betreiber sowas wissen oder eine zuständige Behörde sich um Sicherheit Gedanken macht.
Ist nämlich typisch deutsche Denkweise, dieses Sicherheitsdenken und führt in Taiwan nur zu Frust. Also soll man sich über die 6% Steuern freuen.
Pipelines mit industriellem Explosivgas nicht in Wohngebieten, nicht Leute im Taifun zur Ferieninsel ins Taifungebiet fliegen, Notausgänge oder überhaupt einen Ausgang statt der Kinderbahn in Freizeitparks*** bauen, alles Rocket Science.


Aber in Mitteleuropa passiert auch genug, schon wahr, vgl. etwa die krass dämlich organisierte Love-Parade - und das trotz 49% Steuern oder wie viel ich zuletzt bezahlt habe. Soooooo schlecht ist das mit den 5% oder 6% also gar nicht. Und damit genug Ausländermeckerei.


*** Der Miniaturteil des Parks hat einen Ausgang, der Rumelpatzteil aber nur eine Kinderbahn als einige Ausgangsmöglichkeit. Die schmale Gleistrasse ist fast zugewachsen und entsprechend eng.

EDIT: Sehr ähnlicher Artikel im Nachbarblog, mit differenzierterer Analyse - ich hatte ihn vorher nicht gelesen: http://luo2you1.blogspot.tw/2014/08/risiko.html