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Montag, Januar 18, 2016

Tsai Ingwen neue Präsidentin der R.O.C./Taiwan

Die Kandidatin Tsai Ingwen von der bisherigen Oppositionspartei DPP wurde am Samstag bei der Präsidentschaftswahl der Republik China, die wir umgangssprachlich "Taiwan" nennen, zur ersten Frau auf dem Präsidentenstuhl in Taipei gewählt.

Frau Tsai hat 56% bekommen, der KMT-Kandidat Chu 31% und das ehemalige KMT-Urgestein James Soong mit eigener Partei PFP kandidierend 13% (korrigiert*). Die bislang regierende KMT hatte sich im Vorfeld der Wahl selbst zerlegt, indem sie erst mit der extrem pro-VR-China - Kandidatin Hung angetreten ist, die jedoch kurz vor der Wahl gegen den moderateren Chu ausgetauscht wurde.
Das Wahlvolk in Taiwan hatte die Wahl zwischen einer durch Tsai vertretenen moderaten "Unabhängigkeitslinie", die natürlich die faktisch schon längst existierende staatliche Eigenständigkeit "Taiwans" (eigentlich: Republik China) beibehalten will und ein bisschen mit der Umbenennung in "Republik Taiwan" und dem Schlussstrichsetzen unter die alte staatliche Verknüpfung zum chinesischen Festland flirtet. Ohne dies wirklich in die Tat umsetzen zu wollen, weil die VR-China dem friedlichen Taiwan für diesen Fall mit Krieg und Invasion droht.

Mit Chu von der KMT stand als Alternative jemand zur Wahl, der Taiwan auch politisch eher eng an China halten wollte, aber offenbar Extrema wie eine Fusion der VR-China mit Taiwan vermeiden wollte. Soong als Ex-KMTler war eine andere Variante dieser Politik, bei dem man auch viel prochinesisches in der Vergangenheit finden konnte.

Demographisch hatte die KMT das Problem, dass sich ein Pro-VR-China Kurs immer weniger bei jungen Leuten in Taiwan durchsetzen kann, weil diese eben im freien Taiwan groß geworden sind und an freie Meinungsäußerung, Facebook und Google denken, statt sich irgendwie einem alten chinesischen Vaterland hinterher zu sehnen, aus dem vielleicht einst ihr Großvater vor den Kommunisten geflohen ist.

Der letzte Präsident, Ma von der KMT, hatte Taiwan eng wirtschaftlich an die VR-China gebunden und dafür Massenwohlstand versprochen, der freilich nur bei den Eliten spürbar war und für die Bevölkerung ausblieb. Seine ursprünglich geplante "politische Union" mit der VR hat er nicht durchgeführt, auch wegen massiven antichinesischen Protesten der Jugend.

Edit: Bisherige Präsidenten der "Republik China auf Taiwan":

2008-2016: Ma Ying-Jeou, KMT. Wirtschaftliche Annäherung an die VR-China, Massenproteste von Jugendlichen dagegen

2000-2008: Chen Shui-Bian, DPP. Volksabstimmung zur vollen Souveränität einer "Republik Taiwan" auf dem Programm gehabt, aber nicht durchgeführt.  Verurteilung und jahrelange Inhaftierung nach Amtszeit wegen massiver Korruption. Mittlerweile aus gesundheitlichen Gründen auf freiem Fuß.

1988-2000: Lee Teng-Hui, KMT. Frei gewählt erst ab 1992 (Parlamentswahl) bzw. 1996 (Direktwahl des Präsidenten). Einführung freier Wahlen, Hui wird oft als "Vater der Demokratie Taiwans" bezeichnet.

1978-1988: Chiang Ching-Kuo, KMT. Sohn von Chiang Kai-Shek. Hat den harten diktatorischen Griff der KMT auf Taiwan etwas gelockert.

1975-1978: Yen Chia-Kan, KMT. Übergangsfigur nach Chiang Kai-Shek.

Mit Diktator Chiang Kai-Sheks Flucht vor den Kommunisten vom chinesischen Festland 1949 auf Taiwan (seit 1895 von Japan beherrscht) begann dann die auf Taiwan existierende Republik China, die 1911 auf dem chin. Festland ausgerufen worden war. Chiang Kai-Shek selbst hatte den Präsidententitel formell nur von 1948-1949 inne, gab aber auch nachher den Ton an.

* Ursprünglich hatte ich hier Werte einer Hochrechnung wiedergegeben. 

Montag, Januar 04, 2016

Nautec GMT, durchwachsenes Update

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Sie wurde wenig getragen und liegt künftig wohl noch tiefer in der Uhrenschublade: deutsch-chinesische Nautec GMT

Die Nautec GMT hat wohl ein deutsches Unternehmen dahinter, das recht formschöne Standardgehäuse in China fertigen lässt und auch chinesische Uhrwerke einschälen lässt. Das Ergebnis waren anfangs oft kritisierte Uhren, denen offenbar öfter mal eine "chinesische Qualität" unterstellt wurde. Mit dem massiven Vertrieb über Shoppingsender in Deutschland soll aber laut Uhrenfreunden die Qualität erheblich zugenommen haben. Und so fand wie berichtet im Mai 2015 auch eine Nautec mit einem (Pseudo-)GMT-Werk mit Automatik und in der ungewöhnlichen Orangemetallic Farbe ihren Einzug in meine Uhrenschublade. Leider zu erhöhten Portokosten aus Deutschland nach Taiwan, weil der private (!) Vorbesitzer mir erst nur den leeren Uhrenkarton schickte und dann die Uhr nachgereicht hat, was zweimal Forwarderkosten verursachte.

http://osttellerrand.blogspot.tw/2015/05/shoppingsenderuhr-26-euro.html



Da kann aber die Uhr nichts zu. Das mitgelieferte Metallarmband mit seinen Madenschrauben machte auch erst einen hochwertigen Eindruck. Ließ sich wie viele chinesische Armbänder aber einfach nicht richtig kürzen, denn die verdammten Maden saßen fest - schlimmer als die Made im Speck. Das mag ein leidensfähiger Uhrmacher besser können als ich und ich will auch das der Nautec nicht ankreiden. Kurzerhand kam ein schickes englisches Lederarmband wie im Bild dran und die Nautec und ich wurden zunächst Freunde. Übrigens handelt es sich streng genommen bei der GMT nur um eine Pseudo-GMT. So nennt man Uhren, die zwar einen im 24h-Modus laufenden Zeiger haben, der aber fix an den normalen Stundenzeiger gebunden ist. Sprich wenn es wie im Bild etwa 4 Uhr auf der Normalanzeige ist, kann der 24h-Zeiger nur entweder auf 4 oder 16 Uhr auf der 24h-Skala gedreht werden. Das entspricht der 2 oder wie im Bild der 8 auf der Normalskala. Für die 24h-Skala hat die Uhr einen drehbaren Ring wie oben im Bild, der die 24h-Einteilung hat und bei dem man, wenn der Pfeil auf der Skala auf 12 Uhr stünde, also einfach die 24h-Anzeige der lokalen Zeitzone sehen würde.
Will man aber nun wie oben im Bild eine zweite Zeitzone einstellen, dreht man einfach den "Tauchring" so, dass der 24h-Zeiger die zweite Zeitzonen-Stunde anzeigt, fertig! Ein toll einfaches Konzept.

So schienen die Nautec und ich auch Freunde zu werden, jedoch trübten zwei Dinge schnell unsere Freundschaft und die Handgelenkzeit des Nautec-Tickers:

a) Der Tauchring dreht sich so leicht, dass man sich laufend die eingestellte zweite Zeitzone wieder verstellt. Fehlschlag als Reiseuhr!

b) Obwohl ich die verschraubte Krone der immerhin mit 300m-Wasserdichtigkeit angegeben Uhr immer fest zugedreht habe, sorgte im Sommer die Klimaanlage meines Autos (linkes Handgelenk nicht allzu weit vom Auslass entfernt) für eine leichte Vernebelung des Glases von innen, die zwar nicht dramatisch ist, aber Zweifel an der Dichtigkeit aufkommen lässt. Und nicht so besonders schön aussieht.

Wäre ich öfter in Deutschland würde sie sicher wieder zum noch geringeren Preis in der Bucht verschwinden, aber so fristet sie ihr Dasein in der Uhrenschublade. Als Mahnung, doch nicht zu sehr dem billigen Glimmer beim Uhrenkauf zu verfallen. Zur Genauigkeit kann ich daher nicht mal viel sagen, weil sie wenig am Arm war. Sie lief anfangs mit den üblichen +15 Sekunden pro Tag, aber chinesische Laufwerke pflegen eigentlich schnell ihr Gangverhalten Richtung +1 Min/24h zu verändern nach meiner Erfahrung. Getestet habe ich das jedoch nicht mehr und wir wollen von der tief tauchenden Uhr natürlich nur Gutes annehmen.

Ähnlicher Artikel:
http://osttellerrand.blogspot.tw/2014/08/uhrenwahnsinn-teil-x-gigandet-sea.html