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Freitag, April 30, 2010

Beerdigung Taiwanesischen Mafia-Bosses (Update)

Für Taiwans Elite in Wirtschaft, momentan regierender KMT-Partei und auch organisiertem Verbrechen gehört ein schwarzer 7er BMW zur Standardausrüstung. Weil die drei Gruppen insbesondere in Taipei nicht immer auseinander zu dividieren sind, ist es nur treffend, dass auch der Präsident Taiwans immer in einem schwarzen 7er-BMW-Konvoi unterwegs ist, gehört sich so für den Paten.

Hier die Bestattung eines Mafiabosses: http://www.chinasmack.com/2010/pictures/taiwanese-black-society-funeral.html

Mein Schwager hatte auch mal so einen 7er, das war ein bisschen unheimlich.

P.S.: In Deutschland haben wir auch Mafia. Russische, Kosovo-Albanische, Kurdische etc. Wir sind im Vergleich zu Taiwan so armseelig, dass wir uns nicht mal eine eigene leisten.

UPDATE: Wie man hier sieht (http://forumosa.com/taiwan/viewtopic.php?f=89&t=87889), gab sich die taiwanesische Politprominenz ein Stelldichein bei der Beerdigung. Der Bürgermeister von Taichung, Jason Hu, nahm 2 Millionen US-Dollar "Erbe" für karitative Zwecke an und sowohl KMT als auch DPP-Honoratioren tauchten persönlich auf. Politik und Mafia sind in Taiwan ein und das Selbe.

Mittwoch, April 28, 2010

Plattfüße im Straßenverkehr


Meine "Taiwan ist so niedlich"-Laune fand mal wieder in Taiwans chaotischem Dritte-Welt-Straßenverkehr (Taiwan ist wohl kein Dritte Welt Land, aber der Straßenverkehr ist definitiv so) ein jähes Ende. Gegenüber meiner Firma liegt ein auf Französisch tuendes Café. Es sind nur 5 Schritte über die Straße zum Café, aber diese kann man nur unter äußerster Lebensgefahr überstehen. Und das trotz Fußgängerampel und unserer Security am Tor. Letztere steht natürlich nur wie die Ölgötzen herum, wenn die Angestellten als Fußgänger fast überfahren werden, hingegen regeln sie den Verkehr, wenn ein Big Boss der Firma mit seiner teuren Importkarosse durch die Gegend fährt.


Auf dem Bild sieht die Straße harmloser aus als sie ist. Auch der Smog macht sich viel angenehmer auf dem Bild

Als ich also bei Grün über die Straße ging, ganz im Pulk aus Taiwanesen, da raste erst noch ein Mopedfahrer quer durch die Leute, natürlich mit ordentlich Karacho und, als sich alle wieder sammelten, ihm hinterher guckten und die letzten drei Schritte ans andere "Ufer" unternehmen wollten, da fegte noch ein Lieferwagen quer durch die Menschenmenge, auch bei Rot, so dass er mir fast die Füße platt gefahren hätten.
Die Frage von einem Unfallopfer-Angehörigen, ob denn ein Leben im taiwanesischen Straßenverkehr nur 10.000 US-Dollar wert sei (die ein vermuteter -ausländischer- Unfallfahrer wegen eines Unfalls mit Todesfolge geboten hatte, siehe HIER), kann ich ganz einfach beantworten.
Mein Leben und das der anderen war von dem taiwanesischen Verkaufsfahrer wohl mit etwa 40 Taiwandollar veranschlagt worden, als er Rot missachtet hat und in einen Pulk Fußgänger gefahren ist, denn etwa so hoch ist vielleicht der geldwerte Vorteil seiner Zeitersparnis.



Jetzt schreibt der schon wieder darüber...

Interessant, wie sehr sich alles plötzlich auf den Wert des Lebens besinnt, wenn der Unfallfahrer ein Ausländer ist. Siehe einen Leitartikel in der Chinapost, der anspielend auf den Fall mit dem ausländischen Unfallfahrer höhere Strafen für Verursacher tödlicher Unfälle fordert (http://www.chinapost.com.tw/editorial/taiwan-issues/2010/04/28/254191/Penalties-are.htm) oder in der Forumosa-Diskussion (http://forumosa.com/taiwan/viewtopic.php?f=21&t=87012) zitierte Aussagen von Stadträten, die geforderten 2 1/2 Jahre seinen zu wenig. Auch Preise steigen ins unermessliche, Ein Anfangsgebot von 10.000 US-Dollar seitens des Ausländers, das im Rahmen solcher gezahlten Blutgeldsummen liegt, war plötzlich viel zu wenig, um von der Opferfamilie überhaupt in Erwähnung gezogen zu werden, man forderte ehr im Rahmen von 100.000 US-Dollar, eine Einigung kam scheinbar nicht zustande.

Ein Leben im Verkehr ist manchmal nur 40 Taiwandollar und manchmal 100.000 US-Dollar wert, alles Verhandlungssache.

Dienstag, April 27, 2010

Das Schweigen der Mozartkugeln




Wenn die letzte Mozartkugel gegessen ist, das ist der Moment, den ich am meisten fürchte.

Seufz.



P.S.: Dieses Posting erklärt sich durch den Hustensaft, den mir die Betriebsärztin gegeben hat. Hicks. Mehr dazu später.

Erdrutsch-Katastrophe

Grauenhafter Erdrutsch auf dem Highway 3 in Taiwan, Länge 200-300 Meter bei Keelung, mindestens zwei fahrende Autos verschüttet (ihre GPS-Systeme melden sich noch, daher können die Autos geortet werden). Rettungskräfte versuchen in Windeseile die Erde abzutragen.
http://forumosa.com/taiwan/viewtopic.php?f=8&t=87849&start=10

Montag, April 26, 2010

Niedliche Arztpraxis


NEU! Niedliche Woche im Taiwanblog!

Jongli, Taiwan. Die Temperaturen sind wieder gefallen und ich habe in meinem heizungslosen Reihenhaus im Landkreis Taoyuan in Jongli eine leicht fiebrige Erkältung mit entzündeten Nasennebenhöhlen, mit denen ich niedliche Quietschgeräusche machen kann (wie Felix in der Serie Männerwirtschaft). Oscar... äh ... nein, meine Frau natürlich, bringt mich jedoch prompt zu einem traditionell chinesischem Arzt. Ärztin genau gesagt. Schon im Vorzimmer warten zwei bildhübsche junge Damen und lächeln mich an, als wäre ich ein Popstar. Eine der merkwürdigen Anherzungen, denen man als westlicher Ausländer hier stets und ständig ausgesetzt ist. Beide Sprechstundenhilfen tragen lange rosa Kittel und als sich eine von beiden umdreht, gibt es einen OHA-Effekt, weil sie auf der Rückseite unter dem rosa Kittelschleifchen einen roten Ultraminirock trägt. Vorne lang, hinten kurz, auch nicht schlecht. Da die Strumpfhose undurchsichtig-tiefschwarz ist, ergibt sich mit dem Grellrot und der rosafarbenen Schürze irgendwie so ein "Domina goes Hello Kitty"-Effekt. Auch niedlich.

Niedlich war dann auch die Mittvierziger Ärztin, die mir nach Art der traditionell chinesischen Ärzte erstmal den Puls ganz manuell abgefühlt hat und dabei eine Art vulkanische (vgl. Mr. Spock aus Star Trek) Gedankenverschmelzung durchgeführt hat. Auch das kichernd wie ein Teenager, anderseits kann es aber auch an meinen Gedanken gelegen haben. Jedenfalls konnte sie fast richtig diagnostizieren, ich hätte gestern Abend "viel Schokolade" gegessen, auch wenn es tatsächlich nur wenig Schokolade, aber dafür viele Gummibären waren. Senioren-Ärzte kriegen das hier viel präziser hin und können etwa vermelden "sie haben gerade eben ein Eis gegessen", entgegen seinen ärztlichen Rat natürlich. Habe geguckt, ob noch irgendwo was im Mundwinkel klebte, aber er hatte es wohl wirklich per Gedankenverschmelzung abgelesen.

Bei den jungen Ärzten ist das manchmal peinlich, wenn sie das nicht hinkriegen, die sind noch zu unerfahren.

"Sie haben Kopfschmerzen?"
Nein.

"Rückenschmerzen!"
Nein.

"Aber Durchfall haben Sie!"
Nein.

".... Es juckt irgendwo?"
Nein.

"Ihr Stuhl ist dünn?"
Nein, Teakholz.

"Urinverfärbung"
Nur wenn sie unbedingt wollen, aber bei dem weißen Kittel sähe das nicht gut aus.

Aber die flotte Mittvierzigerin hat diese Anfängerfehler nicht mehr gemacht, gab mir eine "Straße" braunes Pulver und prompt löste sich meine Entzündung im Nu.

Nächste Woche noch mal hin, die drei fehlen mir irgendwie.

P.S.: Oft erzeugt man hier in Taiwan als westlicher Ausländer so eine positive Überreaktion. Irgendwie niedlich.***

*** hat mir irgendjemand was ins Essen getan, dass ich in letzter Zeit hier alles niedlich finde?

Eilmeldung: Hellenen nehmen Berlin ein, Bundesregierung kapituliert

Berlin. Die letzten Stunden müssen die Hölle gewesen sein für Bundeskanzlerin Angela Merkel, CDU, als sie im atomsicheren Bunker unter dem Kanzleramt das Vorrücken der hellenischen Truppen erwartete. Während noch der vereinzelte Geschützdonner der verzweifelten Abwehrversuche der Bundeswehr zu hören war, die ja von Anfang des Krieges an nie ausreichend mit Munition versorgt war, blieb der deutschen Kanzlerin nur trauriges Warten in ihrem Notbefehlsstand. Während sie noch verzweifelt versuchte die Geschicke der Republik zu lenken, erkannten andere längst die Zeichen der Zeit. Bundespräsident Köhler, CDU, bekannt durch sein kürzliches Zitat "Ich bin ein Grieche", versicherte dem Oberbefehlshaber der hellenischen Truppen, General Kostas Katsirmirkatakitakitateritisakiteriaterikitoskistaskostakatides, seine "uneingeschränkte Solidarität und Kooperationsbereitschaft", während Außenminister Guido Westerwelle, FDP, bereits mit "der Kostas, der Kostas, hihi" den positiven frischen Wind ausdrückte, der zwischen Deutschland und Griechenland in diesen letzten Stunden des deutsch-griechischen Krieges aufgekommen ist.


Früh ausgeschaltet: Bundesluftwaffe


Während die griechischen Truppen aktuell den Kanzlerbunker umstellt haben, führt Guido Westerwelle als kommissarischer Regierungschef bereits Friedensverhandlungen mit Athen, man spricht davon, Deutschland würde sich bereit erklären im Rahmen einer totalen Kapitulation bis zu 450 Milliarden Euro Reparationszahlungen an Griechenland zu errichten.
Auch Sigmar Gabriel, SPD, erklärte dazu...[...]


OK, mal ernsthaft. Die Presse hier in Taiwan meldete über das Wochenende, die EU und IWF würde bis zu 450 Milliarden Euro, also 450 000 000 000 Euro, nach Athen überweisen und den Großteil davon würde Deutschland zahlen. Deutschland sei dann der nächste Staat der zusammen kracht, meldete das Taiwanfernsehen, jedenfalls laut Übersetzung meiner Frau. Da zog mir gleich durch den Kopf: "Haben wir dieses Jahr einen Krieg gegen Griechenland verloren? Sind das die Reparationszahlungen ?" Sicherlich schreibt die deutsche Presse (Spiegel.de) derzeit nur von 45 Milliarden, aber im weiteren Text ist auch schon von bis zu 130 Milliarden die Rede und das Ganze sei ein Fass ohne Boden. Da schwebt mir die Frage im Gebeiß, ist Deutschland wirklich bereit den Großteil seines Vermögens an ein anderes Land zu überweisen?

Aber vielleicht verstehe ich das ja alles nicht mehr, hier von Asien aus und bin schon zulange weg. Andererseits, hier in Taiwan will der Präsident den ganzen Inselstaat an China verschenken und zu Hause will die Kanzlerin das gesamte Vermögen ans Ausland verschenken. Gut, scheinbar macht man das heute so.

Over and out,
Ludigel aus Elba***


Foto: Harry Hachmeister (Harry, du wartest immer zu lange, bis du mir die Fotos schickst)


*** Eben haben sogar hier in Taiwan die Wände gewackelt. Das war sicher keines der üblichen Erdbeben, sondern ein "Daisy-Merkel Cutter" der Hellenen!

Freitag, April 23, 2010

Mercedes explodiert während der Fahrt

Ein Mercedes ist kürzlich während der Fahrt in Taiwan [korrigiert: nicht Taiwan sondern China] explodiert: http://www.youtube.com/watch?v=D4tLnpAQxRI. Verkehrskamera hat es aufgezeichnet.

[Edit: der ursprüngliche Text ging davon aus, dass es sich um Taiwan handelte:]
Ein Attentat? Andererseits warnt der Kfz-Sachverständige in unserem Ausländerforum immer davor, deutsche Autos würden hier nicht richtig gewartet von den Mechanikern, schluck.

Aber die Automechaniker sind hier eigentlich fast alle sehr gut und billig, denke, das war eine Bombe und kein Versehen.

Das keine Missverständnisse aufkommen: Taiwan ist ein sehr friedliches Land, sowas passiert hier sonst nicht. Die Kriminalitätsrate dürfte in Taiwan deutlich niedriger als die in Deutschland sein.

Und so schlimm ist der Verkehr hier auch nicht, solange man es im Himmel SO zu geht.

Donnerstag, April 22, 2010

Looking forward to Computex 2010

One thing I am really looking forward to is my booth duty on the computer fair Computex in Taipei in June. Why? Click HERE.

There will be male colleagues again who want to talk to me, imagine the horror. I mean, I missed the two booth babes in the Link last time because of that, so please understand, no time.

There will be Germans again who start laughing hysterically when I mention the words "beautiful" and "Taipei" in one sentence. Or others who ask me "what on earth are you doing in your spare time, it must be horrible to even get out of the door here".

Lots of Taiwanese will ask me again, if I like Taiwan. This question made me really uncomfortable during my first years here on the rock of Formosa, but now I just answer: "I like noodle soup and the girls, nothing else***".

In this blog about it:
http://bobhonest.blogspot.com/2009/06/computex-sensations-graphics-cards-wall.html
http://bobhonest.blogspot.com/2009/06/how-to-become-perfectly-invisible.html

*** maybe I admit this time the red-crusted pork is also nice.

Maitre Ludigel Online: Aggressionsabbau beim Kochen


"Ludigels Pudelsuppenblog" hieß einst die kulinarische Ecke von diesem Blog, jedenfalls früher in der mittlerweile aus guten Gründen gelöschten ersten Version in der Passado-Community und es ist an der Zeit, diese gute Tradition wieder zu beleben.

Straßenverkehr ist für Ausländer in Asien in der Regel ein großes Problem, da tut Entspannung Not. Wenn das Chaos im Straßenverkehr zu viel wird, kann man einfach alles auflesen, was so am Straßenrand herumliegt und zu einem schnellen einfachen Verkehrsgericht verarbeiten.


Eine einfache, kraftvolle Bewegung der Hände beruhigt dabei Körper und Geist auf effiziente Art und Weise. Vorsicht wegen der Blutgruppen, das muss zueinander passen.


Schon bald hellt sich die Miene auf und man ist wieder entspannt für den nächsten Berufsverkehr in Asien.


"Har har har"


Für den nächsten Morgen zieht man sich am Besten bequeme, locker sitzende Freizeitkleidung an, um die Fahrt durch den hektischen Verkehr gut zu überstehen.



***

OK, war gelogen. Ist nur Kim-Chi-Herstellung in Korea, während unseres letzten Korea-Urlaubs.



Finde übrigens, dass die Koreanerinnen (rechts) völlig anders aussehen, als die Taiwanesinnen. Die Dame links ist die taiwanesisch-koreanische Reiseleiterin. Wie KoreanER aussehen weiß ich nicht. Keinen Schimmer.

Dienstag, April 20, 2010

Was schreibt man eigentlich in Blogs?


Mehr als eine Leserin oder Leser hat sich schon gewundert, warum es hier oft Kurioses zu lesen gibt. Ob das denn so wichtig sei aus Taiwan darüber zu berichten oder das Taiwan eigentlich ganz anders sei.
Wo fange ich da an zu erklären? Es ist ein bisschen wie in der Zeitung, da steht nicht die Schlagzeile

HEUTE SCHMECKTE 90% DER DEUTSCHEN IHR FRÜHSTÜCK GUT,

sondern da steht ehr

NAGEL IN BRÖTCHEN IN OSTFRIESLAND.

Zeitungen und ich schreiben gerne das Besondere auf und bei mir ist das Besondere irgendetwas, was mir widerfährt und das ich oft als abseitig, bizarr oder ungewöhnlich empfinde.

Andere schreiben riesige Blogartikel, wie schön der Tempel im Hui-Buh Village in Dong Fong County war, während ich über diese Phase längst hinaus bin. Früher hatte ich mal solche Artikel, aber auch dabei wollte ich immer ein bisschen was Besonderes schreiben und nicht diesen Sermon wie "der Tempel im Hui-Buh Village ist von 1929 und 20% größer als der im Ding Dong County letzte Woche". Ich meine, da schlafe ich beim Schreiben ein, schlage mit dem Kopf auf der Tastaturkante auf und bin tot. Damit ist doch dann auch fast keinem geholfen.

Oder das Essen war lecker (gibt es hier manchmal auch zu lesen) und die Leute sind freundlich (ja sind sie meistens) oder Schwiegermama hat mir wieder lecker Nudeln gekocht. Da gibt es so viele, die so ein Zeug schreiben und das ist gut so.


Fröhlich bis zur Grübchenzerrung: Taiwanblog heute

Mir passiert aber auch in Taiwan viel, dass ich als bizarr empfinde, weil es halt eine ganz andere Kultur ist, die auch einen gehörigen Glauben an Magie und viele Götter hat und die im Vergleich zu Deutschland dereguliert ist.
Deshalb liest man hier, wie ich mit den Göttern um Nachwuchs würfele und mich unter den wütenden Blicken von Schwiegermama wenn es wieder und wieder nicht klappt erst dann aus der Affaire ziehen kann, als ich von den Göttern ein kaltes Bier verlange statt einem Sohn und schwupps, fallen die Würfel richtig und alle sind zufrieden. Andere haben vielleicht keine so streng gläubigen Verwandten oder sie lehnen das Würfeln gleich ab, so wie ich heute oder sie haben Angst den Buddhismus in zu schlechtem Licht stehen zu lassen, wenn sie so etwas schreiben. Oder die Götter sind ihnen freundlicher zugetan.

Schwiegermama verschenkt all ihr Geld an einen Gauner, klar meckere ich dann über die zahlreichen Gauneranrufe hier, die auch bei mir ständig am Telefon sind (Frau übersetzt manchmal). Dass mir Leute auf der Straße anbieten in ihren Laden zu kommen, wenn es regnet, schreibe ich dann wieder nicht. Oder dass der Exbauer, dem das Land um unser Haus gehört unseren Hund einfängt, wenn er weg läuft, das steht hier nicht geschrieben, wohl aber, wenn die diebische Nachbarin in das Verschwinden eines anderen Hundes verwickelt ist. Dass die Nachbarn zur rechten eine nette Familie mit niedlichen Kindern sind stand hier auch mal irgendwo, aber es liest sich halt so langweilig, wenn es wieder und wieder zu lesen ist.

Taiwan ist oft fremd und bizarr, aber auch ein sehr gastfreundliches Land. Ich hoffe mit diesen Zeilen meinem Gastland nun etwas mehr Gerechtigkeit habe angedeihen zu lassen - aber ich hoffe Sie sind beim Lesen nicht mit dem Kopf auf die Tastatur geprallt.

In diesem Sinne einen fröhlichen Dienstag,
Ludigel

Montag, April 19, 2010

Ludigel unter Schock. Gartenrestaurant belagert, Mund verätzt


Am Samstag wollte ich wieder wie jedes Wochenende mein Mittagessen mit Frau im "Roadies" (LINK) einnehmen, gemütlich im ruhigen Garten mit Long Island Tea als Absacker, bog also fröhlich pfeifend in die Straße ein, da traf es mich wie der Blitz. Ganz Taiwan hatte den Garten requiriert! Überall standen Betelnusspriem-kauende Vertreter der Arbeiterklasse herum, sie saßen rotköpfig auf Bordsteinen, standen auf dem Rasen, hatten Stände und Lautsprecher auf dem Rasen aufgebaut, überall waren Verkaufsstände wo Omas abgeschnittene Fußnägel in magischem Wasser eingelegt verkauft wurden als Fußpilzmittel, Schulkinder marschierten von einer Lehrerin geführt kreuz und quer über die Straße, alles lärmte und radaute und ein Verkehrspolizist regelte den Zugang zu meiner Oase der Ruhe. Die Götter hatten sich verschworen mir auch meine letzte Ruhestätte in einer großangelegten Invasion genommen - keine Zweifel habe ich, würde ich dereinst auf Taiwan beerdigt, mein Grabschrankfach im Friedhof würde ebenfalls entehrt, entweiht, geschändet und degradiert, so wie jetzt meine Ruhezone im Roadies.

Tinas Gulaschkanone (links)

"Reg dich nicht auf", sagte meine Frau und wischte mir vorsichtig den Schaum vom Mund und wir wendeten den Geländewagen und steuerten auf ein Restaurant namens "Tina" zu, das "gut" sein sollte, wie ein Bekannter gesagt hatte. Gut, der Bekannte findet auch japanische Video-CDs gut, da war also Vorsicht angebracht. Immerhin hatte er nicht "berühmt" gesagt, denn wenn ein Restaurant oder ein Food-Stall in Taiwan "berühmt" ist muss man 2 h auf das Essen warten und es ist auch keinen Deut anders als Anderswo.


Dorfstraße Longtan, Taiwan, Leuchtreklame wegretouchiert

Tina hatte Schweinshaxe mit winzig bisschen Leis für uns dazu aber zig Vorspeisen, alle schwer mit ätherischen Ölen und Essig gewürzt. Am Ende passierte das, was auch in einem Chemielabor passiert, wenn man zig Substanzen ineinander kippt: Etwas neues, Unerwartetes entsteht. Als ich leichtsinnigerweise die scharfe Soße des gebratenen Talgfladens mit dem ätherisch gewürzten Tee kombinierte, entstand in meinem Mund etwas Neues. Hinten Rechts auf der Zunge bildete sich eine Art Gasfontaine, die über mein Zahnfleisch schmerzhaft den Weg aus der Mundhöhle durch die Nase suchte und mein rechtes Auge zum Tränen brachte. Es war nicht scharf, was da im Mund wirkte, sondern ehr chlorgasähnlich und völlig ohne Geschmack, machte aber die Zunge taub und schränkte die Sicht ein. "Hochöfen werden mit Kalk abgelöscht", zog mir noch durch den Kopf, als mir vom Chlorsturm in meinem Mund ganz schummrig wurde und ich aß die Talgfladen pur, um damit den Reaktionsherd auf der Zunge zu löschen. In der Tat schaffte der Talg, was dem Wasser unmöglich war und ich habe das Essen überlebt. Im Spiegel in der Toilette besah ich mir das Malheur, hinten rechts ist meine Zunge ganz glatt geätzt.

Meine Frau fand mein Leiden lustig und hat eine Zehnerkarte für "Tina" gekauft. Seufz, in der Ludwigstraße in Hannover wäre eine Zehnerkarte für Tina sinnvoller - die könnte einem wenigstens dreißig Minuten Witze erzählen oder so.

Anschließend gingen wir ins Roadies, wo sich die Eingeborenen langsam wieder an die Heimreise machten. Die Wirtin erzählte uns, sie seien vom Vermieter gewissermaßen gezwungen, dieses Wochenende Gastgeber wider Willen zu sein und Horde hätte zwar laufend die Toilette benutzt, aber kein einziges Getränk verzehrt. Na ja, so ein Arbeiter isst halt für 80 Taiwandollar Reis mit sauer und Scharfem, aber kein Langnasenessen für 250 und trinkt keinen Eistee für 80, das ist schon klar. Schnell konnte ich mir noch einen Long Island Tee genehmigen, schützend neben mir stand der Wirt mit verschränkten Armen und hinderte die hart arbeitende Arbeiterklasse Taiwans am Näherkommen. Kurze Zeit später kamen die Mücken und ich musste beschwipst den Rückzug antreten. Ich wollte erst noch fahren, um mich gewissermaßen in das proletarische Umfeld einzufügen, nahm aber dann auf dem Beifahrersitz platz, während meine Frau mir wieder Luft zufächelte, denn der Alkohol im Long Island Tee fing an, mit dem Rest von ätherischen Ölen im Hals zu reagieren und ich bekam einen Hustenanfall. "Nächste Woche geht's wieder zu Tina", sagte sie kichernd.

Fotos: Harry Hachmeister.

Freitag, April 16, 2010

Oh I hate it when those *** eat stinky tofu at their table

We have a dining area, we have free food in the company, yet my colleagues here bring their own "stinky tofu"(LINK), a Taiwanese specialty which smells like someone has a problem with diarrhea on the toilet, to their desks and then eat it. I want to take them by the hair, stuff their faces into it and say "bad colleage-y***, don't poo on the table".
Would be impolite to do that to one of the 20-something skinny girls here around me in the office though. No wonder they are skinny if they are eating this crap.

And they love the smell. Taiwanese love everything which is loud and smelly. Actually it surprises me their god-damned stinky tofu is not crunchy, in that case they would have both at the same time, noise and poo smell.

Wait a minute, is that a business idea? Crunchy stinky tofu? Must discuss that with my wife...

***hey, I do have a dog rescue organization (stray-dogs.org), that kind of builds behavior

Donnerstag, April 15, 2010

Straßenverkehrszirkus (Update 2)


Eben in der Kantine. Ein Mann betritt eine Wohnung, zig Familienangehörige stürzen sich auf ihn, rangeln an ihm herum, mit Schwitzkasten und Ringelpietz mit Anfassen, eine alte Frau, die kaum noch ihre Äuglein aufkriegt, zieht ihre Pantoffeln aus und drischt damit ein bisschen auf ihn ein. Er kauert sich hin und bittet augenscheinlich um Vergebung. Offensichtlich hat er damit ein im taiwanesischen Verhaltenskodex implizit vorgeschriebenes Ritual eingehalten, die Opferfamilie eines Verkehrsunfalls um Vergebung zu bitten. Denn im nächsten Bild sieht man ein gelbes Taxi, in dessen Windschutzscheibe der Helm eines Mopedfahrers steckt. Mopedfahrer und Taxifahrer fahren hier beide bar jedweder Verkehrsregeln durch die Gegend, die Mopedfahrer in der Regel noch wilder als die Taxisti. Schuld haben beide oder keiner, denke ich mir da. Wer ist Schuld, wenn zwei Bungee-Jumper in der Luft zusammenprallen, der überlebende von beiden?

Weitergehen wird es so: die Opferfamilie wird angegeben, dass sie allesamt herzkrank und fußlahm sind, Omma hat den grauen, grünen gelben und graugelb-gestreiften Star, Onkel Lu hat nur einen Kopf und alle anderen mindestens ein Bein zu wenig. Alle verstecken schnell ihre japanischen Mittelklassewagen und den BMW vom Junior und sagen dann, alle hätten nur von dem Unfallopfer gelebt, der heldenhaft trotz schwerer Krankheit (bestimmt Krebs und nur ein Lungenflügel) die gesamte Familie versorgt hat. So treiben sie ihre "Blutgeldforderung" in die Höhe, was dann zu guter Letzt mit der Zahlung von vielleicht 120.000 Taiwandollar oder soetwas in der Richtung beglichen wird, umgerechnet ein paar tausend Euro - wenn die Polizei ein Protokoll gemacht hat, das in Richtung des Taxifahrers Schuld zuweist und ggf. ein Schiedsrichter zu dem selben Urteil kommt. Dann gibt es weiter keinen Prozess. Einigen sich die Familien nicht, müsste der Taxifahrer ein paar Monate ins Gefängnis. Indem er aber seine Bereitschaft gezeigt hat, sich beliebig von der Familie seines Kontrahenten veralbern zu lassen, hat er seine Kooperationsbereitschaft bereits signalisiert und alles wird sicherlich geregelt werden.

Was ganz anderes ist es, wenn der Unfallfahrer - oder sagen wir der Überlebende - ein Ausländer ist, wie in diesem Fall: LINK, dann werden wieder Hundertausende verlangt, aber diesmal in US-Dollar statt in Taiwandollar, also etwa dreißig mal so viel und der taiwanesische Staat besinnt sich plötzlich auf seine Ordnungsfunktion und droht mit 10-12 Jahren Gefängnis, schließlich ist der Täter eine böse Langnase und mehr zu holen ist da sowieso. Im verlinkten Fall hat der englische Unfallfahrer, der angeblich unter Alkoholeinfluss stand (hier herrschen allerdings 0.2 Promille als Grenze vor) noch versucht, seinen Unfallmercedes verschrotten zu lassen und hat Fahrerflucht begangen. Aber kann man ihm das wirklich nachsehen? In Taiwan fährt fast jeder betrunken Auto und so ein Theater wie das die ganze taiwanesische Presse einhellig den Unfallfahrer verurteilt, gibt es dann nicht. Da verstehe ich, dass er den Unfallwagen schnell hat verschwinden lassen wollen und sich gleich ein Flugticket gekauft hat, wenn so mit zweierlei Maß gemessen wird, bleibt einem auch nichts anderes übrig.


Bremst auch für Teenager: Ludigelmobil

Ein anderer Fall voriges Jahr, der irgendwo in der Taipei Times stand: Ein betrunkener Einheimischer fährt mit seinem BMW zwei Mopedfahrerinnen um, die schwer verletzt werden. Die herbeieilende Polizei geleitet den torkelnden BMW-Fahrer wieder zu seinem Auto und lassen ihn unbehelligt weiterfahren, Schuld wird den beiden Damen zugewiesen, auf dessen Mopeds er aufgefahren war. Zugegebenermaßen hat sich hier die Presse auch mal drauf gestürzt, weil das wohl ein sehr extremer Fall war. Die Entschuldigung der Polizei war dann, der BMW-Fahrer hätte Unterweltkontakte gehabt. Triaden etc. stehen hier halt über dem Gesetz.

So ist es auf der Insel Taiwan wichtig wer man ist, wenn man einen Unfall hat. Was passiert ist ist nicht so wichtig. Ach ja, der BMWler musste am Schluss Kompensation zahlen. Na, also, alles paletti.

Da ich hier täglich Beinaheunfälle habe und mir ausrechnen kann, was für ein Zirkus das gewesen wäre, wenn ich neulich den auf der Straße liegenden schwarzgekleideten Teenager übersehen hätte (LINK), kommt mir eben auch der Gedanke, allein deswegen langsam mal wieder nach Deutschland rückzusiedeln, damit mein Schutzengel mal wieder Urlaub machen kann. Ihm wird langsam da oben schwindlig, da oben festgekrallt auf dem Dach meines SUV, sagt er.

UPDATE: Die Vorverurteilung des Engländers in den Medien, der den Mercedes gefahren sein soll, der einem einheimischen Mopedfahrer das Leben gekostet hat (wie auch immer der Unfall genau war) hat gestern im TV wieder epische Ausmaße erreicht. Unter anderen hieß es, es läge eine Videoaufnahme vor, die den Engländer am Steuer zeigt. Dies ist ein Irrtum, hier eine Richtigstellung der Taipei Times:
http://www.taipeitimes.com/News/taiwan/archives/2010/04/21/2003471121

Sogar der Bagatellunfall eines Deutschen in Taiwan hat eine Zeitungsmeldung mit Namensnennung verursacht, hier absichtlich nicht verlinkt. Ausländer stehen immer im Zentrum des Rummels wenn sie einen Unfall haben, die zahllosen Verkehrsunfälle der Einheimischen finden hingegen nur einen Bruchteil der Beachtung. Langnasen sind hier immer etwas besonderes, entweder im Positiven aber eben auch im Negativen.


Mittwoch, April 14, 2010

Was ist das?

Die Blockschöne, die kürzlich die Firma verlassen hat, hat eine Sammlung von Fotos auf dem Server hinterlassen, die sie meist mit Kollegen zeigen, aber auch Alltagsgegenstände wie die scharfe Lindtschokolade, die ich ihr wie auch zig anderen Kollegen aus Deutschland mitgebracht habe. Die Fotosammlung klärt auch das Mysterium wieso sie schreiend weggelaufen ist, als eine Kollegin mich mit ihr fotografieren wollte. Ich hatte damals gerade meine Ohrenentzündung mit der Blut-aus-dem-Ohr-Variante (kalt und feucht zu Hause ohne Heizung gewesen) überwunden und muss zugeben, dass ich auf dem Foto ein bisschen wie der Darsteller in einem Romero-Film aussehe. Wenn ich noch mit gerade vorgereckten Armen gelaufen wäre, hätte ich ihre Flucht verstehen können.

Nicht die Blockschöne***, aber ein professionelles Messemodel unserer Firma vom Server. Sie hat keinen Ausschlag, sondern ich habe das Firmenlogo entfernt, räusper.


Ein anderes Foto zeigt die Exkollegin auf den Knien neben dem Papierkorb. Sieht ja niedlich aus, aber was will sie uns damit sagen? Vermutlich, dass ihr Abfalleimer keine vergammelnden Essensreste enthält. Wie schaffen es eigentlich Frauen, sogar ihre Abfalleimer sauber zu halten?
Aber dann ist da noch ein "Ding". Siehe Foto. Was ist das bloß? Habe keinen Schimmer.


Plüsch-Nuckel?
Wattezäpfchen?
Wollepilz?
Ein na-sie-wissen-schon?
Was für ein mysteriöses Frauending ist das?
Ist ein Forensiker im Blog?

EDIT: Obwohl, im Vergleich zu den männlichen Kollegen finde ich eigentlich nicht, dass ich so schlimm aussehe... Äh, schon gut, lassen wir das.

***eben eine Blogschöne

Dienstag, April 13, 2010

Fuck China


"Unverschämtheit, den haue ich mit dem Netbook" würde das Model von unserer chinesischen Zweigestelle sicher jetzt sagen...


Oh jeh, jetzt sind 1.5 Milliarden Kinesen auf mich sauer, oh jehmineh. Wollte Flugticket kaufen, dass von Taipei nach Shanghai geht um dort umzusteigen. Für Transfer braucht man ja kein China-Einreisevisum. Deswegen ist es ja Transfer und nicht Einreise oder Immigration in das Leich del Mitte. Aber nein, sagt China, ich brauche doch ein Einleisevisum, nur um da umzusteigen. Und ich soll ihnen meinen Pass nach Hong-Kong schicken. Da sage ich "Hong-Kong Pfui" in Anspielung an eine Cartoonfigur aus meiner Kindheit und steige woanders um, um demnächst in den Staate Dänemark zu gelangen.
Ich habe den sinoid-cleveren Plan durchschaut, die wollen nur dumme Bemerkungen in meinen Pass schreiben für die vielen anti-VR-China Artikel hier im Blog.
Ich verbleibe mit einem freundlichen "Fuck China", muss ja nichts Negatives sein, geht ja auch mit Kerzenschein. Aber ein andernmal.

Portion Giros 89.99 Euro


Kein Merkel-Milliardenverschenk-o-Meter, sondern die Uhr im amerikanischen Roadiescafe in Longtan, Taiwan

Deutschland will Griechenland 8 Milliarden auf ihr Giroskonto überweisen. Und ich erinnere mich noch an die Geschichte, als mein Vater in der Wohnung eines von der Sozialhilfe lebenden Araberclans Malerbeiten gemacht hat, bezahlt vom Sozialamt und die Mieter dann eine teurere Tapete wollten. Das Sozialamt sagte, dass das nicht bezahlt wird, daraufhin sagten die Mieter, sie wollten die teure Tapete aber trotzdem, dann eben gratis und mein Vater sollte das einfach machen. Er machte nicht und ein paar Tage später war sein Auto aufgebrochen und das Autoradio gestohlen und die Musterrolle von der teuren Tapete lag hinten demonstrativ an der Gartenpforte. Polizei haben wir erst gar nicht informiert, wer will um ein paar hundert Euro schon Krieg mit einem sehr gewaltbereit wirkenden Orientalenpulk, abgesehen davon sind Polizisten bei solcher Beweislage sowie keine Hilfe.

Griechen sind keine Araber, aber schlafen den ganzen Tag in Behörden, wie die deutsche Presse das darstellt und zahlen jedenfalls kaum Steuern, weswegen ihr Beamten-Nullsteuern-Paradies jetzt pleite ist. Und wer soll's bezahlen, die doofen Deutschen wieder.
Als meine Frau noch in Deutschland war, hat sie sich aufgeregt, dass in ihrer Deutschschule eine Irakerin war die erzählte, ihre gesamte Großfamilie würde vom deutschen Staat leben, Wohnung und älterer Mercedes inklusive, weil Papa schlecht laufen könne. Auch schön, muss ich hier mal in Taiwan versuchen. Habe Plattfüße, kriege ich einen Toyota? Ein kleiner alter reicht.

Warum ich mich da heute morgen so aufrege? Weil ich mich mit dem Gedanken trage, Anfang nächsten Jahres wieder zurück zu kommen nach Deutschland. Und dann kann nicht mehr grinsen, wenn ich an die ganzen Zahlungsempfänger denke, die vom Gehaltszettel der Arbeitnehmer in Deutschland gratis mitfinanziert werden wollen und zum Dank manchmal noch den Dolch locker im Gewande haben. Oder den Schraubenzieher zum Autotür-Aufhebeln.

Kann man eine Liste kriegen, eine persönliche Zuordnung, für wen man alles mitbezahlt?

Mohammed Al Klistiri, ehemalige Republikanische Garde im Irak, sitzt heute im Unterhemd vorm Fernseher und guckt Unterschichten-TV in Hannover-Linden. Ich meine, wäre doch viel persönlicher das Ganze so, oder?

Seufz. Legt euch wieder hin und wählt CDUSPDFDPGrüne und die Linksrummspartei ist auch irgendwie der selbe Brei. Mache ich ja auch wenn ich wieder da bin. Die einzigen Parteien, die nicht alle Schlafmützen der Erde mitfinanzieren wollen, sind so geisteskrank, dass man dann doch lieber zahlt, die rechten Brandstifter meine ich.

Also, kann man nichts machen. Und der Bundeshosenanzug*** Max Merkel verteilt munter das Geld weiter.
Guten Abend.

*** Gelesen in Marc Nohaves Kambodschablog, grins

Montag, April 12, 2010

Leser hypnotisieren

Bitte schaut mir tief in die Augen. Es ist alles in Ordnung. Dieses Blog ist über TaiWAN. Hier sind keine Unruhen. Alle Leute schlafen friedlich in ihren Bettchen an die Hello-Kitty-Bären gekuschelt und schnarchen. Alle fahren brav mit ihren Toyotas im Kreis. Kein Grund zur Sorge.
Unser korrupter Expräsident sitzt friedlich im Gefängnis und ist nicht nach Kambodscha geflohen. Unser Präsident heißt Pferd,hat ein freundliches Pferdegebiss und lässt auf niemanden schießen. Hier ist alles in Ordnung. Ludigel war nur schlecht im Auto heute Morgen, weil Frau wieder so wild gefahren ist. Mit Augen-zu verschwand die Übelkeit aber sofort wieder.
Dies ist Taiwan, NICHT Thailand. Hier gibt es keinen greisen König, hier schießt keiner, hier gibt es nicht Rot und Gelb, sondern nur Blau und Grün in der Politik.
Hier gucken wir uns nur die Nachrichten aus ThaiLAND an, wir hier in TaiWAN und schütteln unsere kleinen Köpfe. Es ist alles.... zzzz zzzz zzzzz*



Orange Revolution? Taiwan: Unruhe nur durch taillenfreie Miniröcke auf der Computex Computermesse (im Juni geht es wieder los...)

* sorry, früh am Morgen. Bei den letzten Unruhen in Thailand wurde meine Frau bei ihrem Fernstudium zusammen gestaucht, Taiwan sei so ein Chaosland mit laufenden Unruhen und warum sie denn gesagt hätte, Taiwan sei so friedlich, wenn "man doch weiß" wieviel da immer los ist.

Und nachher schreibe ich eine alte Geschichte von ThaiLAND, "Ludigel und das Drogencamp", wo uns eine TaiWAN-Reisegruppe vor ein paar Jahren hingeschleift hatte...

Freitag, April 09, 2010

Die Abwesenheit von Architektur


Verfremdet sieht es noch ganz nett aus...

Als wir am Dienstag Schwiegermutter zum Gericht begleitet haben, damit sie sich einen jugendlichen Straftäter ansieht in der Verhandlung (er war es aber nicht, sagt sie) - man erinnere sich daran, dass sie auf der Straße einem Teenager einen großen Teil ihres Vermögens ausgehändigt hat nach irgendwelchen Hochstapelanrufen (LINK), blieb ich auf dem Wege zum Gericht in Taoyuan einige Male fasziniert stehen, um die Hässlichkeit der Umgebung zu bewundern. Und dabei holen die hier extra einen Priester, um sich zu vergewissern, dass Bauwerke sich auch harmonisch in die magischen Kraftlinien einfügen. Aber man achte darauf, die magischen Kraftlinien kann man ja nicht sehen, mit Optik hat das also nichts zu tun.


Hässlich können sie, die Taiwanesen.

Manches ist so hässlich, dass es fast schon wieder schön ist.

Dunkelheit legt sich manchmal wie ein gnädiger Mantel um die verkorkste Architektur.

But und schrill und schmuddelig, das mögen die Einheimischen. Allerdings riecht auch alles etwas merkwürdig, wenn verrottende Lebensmittel von den Garküchen aus der Gosse hochduften und sich die Abgase von Mopeds und katalysatorlosen Autos mit der feuchten Luft zu einer zähen Masse verbinden.
Die Palme steht übrigens schon im Gerichtsgarten, sonst gibt es hier sowas eigentlich nicht in der Stadt.

Und dazu bitte ein mordsmäßiges Knattern von den Mopeds vorstellen. PRÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖT.

So, Taiwan macht neuerdings Werbung als Tourismusziel. Wen darf ich einbuchen?

EDIT: Ja OK, die Vorkommnisse der letzten Zeit haben jetzt doch einen Taiwankoller ausgelöst, grins.

Hübsch können sie, die Taiwanesen ;-)

Dienstag, April 06, 2010

Putzkolonne des Grauens

Es gibt irgendeinen Spielfilm, ich glaube das war "Tote tragen keine Karos", wo der Hauptdarsteller immer jemanden erwürgen will, wenn er das Wort "Putzfrau" hört. Steve Martin spielt die Rolle und ich kann es ihm jetzt wirklich nachsehen.
Unsere Putzroboter der Marke iRobot putzen ja nie die Ecken und schon garnicht die Fenster, sondern nur den Boden und so lag die Idee nahe, die beiden Maschinen durch biologische Putzkräfte zu ersetzen. Jedoch ist das ein mutiges Unterfangen, weil die angeheuerten Putzleute ohne auch nur ein Megabyte Arbeitsspeicher aufkreuzen. Zuerst hatten wir zwei Damen die gleich zwei propere Kinder um die sieben Jahre mitbrachten. Beide Putzdamen zeigten völliges Desinteresse was ihre beiden Sprösslinge denn so treiben, z.B. Figuren auf dem Schrank auseinander schrauben, in meiner Aktentasche rumwühlen und gucken wie das Notebook funktioniert. Alles nicht so schlimm, aber wie soll das da klappen, wenn die Putzen im dritten Stock sind und die Kinder im Erdgeschoss und Messer und Insektengift im Schrank finden?

Angeheuert haben wir jetzt eine ältere Dame und ihren Sprössling, der immerhin schon ein Teenager war. Alles schien sauber und rein, allerdings hat der Bengel lange Zeit meine Balkontür aufgelassen, das sah ich, als ich in mein Zimmer kam und er unten beim Essen saß. Resultat: Mücken, Mücken, Mücken, denn wozu hat man wohl die Fliegengitter vor den Fenstern? Außerdem haben die beiden Vollpfosten unser Waschmaschinenpulver zur Reinigung verwendet, was den komischen Nebeneffekt hat, dass das ganze Haus extrem nach Seifenpulver riecht und man irgendwann nur noch Seifenpulver schmeckt, egal was man isst. Außerdem stellte ich die Nacht fest, dass ich schließlich Hustenreiz, Heiserkeit und sogar Atemnot vom Dauerweichspülerduft bekam. Und dazu noch das bsssssssss der Mücken.

Ich sehne mich nach den Robotern zurück. Heute Abend nehme ich mir Wischmob und Wassereimer und gucke mal, ob ich die Waschmittelchemie von den Fliesen wieder runterkriege und die verdammten Mücken erlegen kann. Und der Oberhorror: Samstag kommen Pat und Patterchon schon wieder, meine Frau ist ganz verschossen in die beiden RAMlosen Putzeinheiten. Oh weh. Wo ist das nächste Motel?

Montag, April 05, 2010

Feiztanz beim Installateur

Sonntag Abend steige ich bei Schwiegermutter aus, da springt irgendein jüngerer Taiwanese vorm örtlichen Installateurgeschäft herum und schreibt aus Leibeskräften in Richtung des Geschäfts. Kurze Zeit später kommen zwei Polizisten auf ihren lustigen Blaulicht-Mopeds angefahren und rangeln ein bisschen mit ihm. Er schreit allerdings weiter und weiter, diePolizisten hören sich das geduldig an. Ob er einen Dichtungsring zu wenig beim Installateur bekommen hat? Lachen musste ich, als ich an die Taiwan-Reiseführer denke, die die Taiwanesen als gelassene weise Menschen schildern, die nie schreien sondern immer nur höflich lächeln. Fernöstliche Weisheit verkörpern die Menschen hier, sagen die weltfremden Bücher auf jeder Seite. Größer könnte der Gegensatz zur Wirklichkeit nicht sein. In Wirklichkeit tut man das zwar meist, man streitet nicht, lächelt stattdessen debil und frisst alle Gefühle in sich rein. Und dann, oft unter dem Einfluss von Alkohol oder wenn es im Straßenverkehr kracht, lässt man so richtig die Sau raus, der Korken fliegt aus der Flasche und die Leute machen ein riesiges Theater oft um Kleinigkeiten rum, fuchteln auf Kreuzungen mit dem Wagenheber rum, alte Männer werfen mit ihren Unterhemden und Frau und Kinder werden geschlagen. Und die Frauen drehen sowieso entweder planmäßig durch, um sich durchzusetzen (vgl. auch "Fräuleinterror" bei den jungen Damen) oder sie rasten eben aus, wenn der Göttergatte 99 mal den Müll nicht runter gebracht hat, was sie nur mit gelassenem Lächeln quittieren - um bei 100sten Mal den Stuhl zu werfen.
Ach, der ferne Osten mit seiner Weisheit und Gelassenheit. Gacker.

Samstag, April 03, 2010

Teenager liegt vorm Auto

Gerade fahre ich mit Frau zu Schwiegermutter, damit Frau da übernachten und sicherstellen kann, dass keine weiteren Einschüchterungsversuche seitens echter oder falscher Polizisten bei der alten Dame stattfinden (siehe hier: falsche Polizisten ergaunern sich Schwiegermutters Ersparnisse, möglicherweise mit Beteiligung echter Polizisten: LINK), es ist dunkel, die Straße ist regennass und verschluckt das Licht, da sehe ich im Kreuzungsbereich vor mir auf der Fahrbahn eine Bewegung von einer größeren schwarzen Masse. Ich sage meiner Frau "verletzter Hund" und halte an, sowas sind wir schon gewohnt. Da sehen wir, dass es ein Mensch ist. "Fahr weiter" sagt meine Frau, und ich mache schon Anstalten zumWeiterfahren. Jetzt ist der deutsche Blogleser empört, aber echte oder falsche Unfallopfer verklagen Unfallhelfer in Taiwan immer wieder und behaupten, der Helfer sei derjenige, der sie angefahren hat, das ist hier Standard. Da sehen wir beide, dass es kein Erwachsener sondern ein Kind oder Teenanger ist und ich halte an hinter dem sich mitten auf der Fahrbahn windenen Teenager, der auch noch mit schwarzem Hemd und olivgrüner Hose bekleidet ist. Warnblinker rein und die Unfallstelle ist erstmal abgesichert. Frau steigt aus, sagt mir, ich solle im Wagen bleiben und die Türen verschließen, fals Komplizen draußen lauern, meint sie. Dann könne ich die Bande umfahren. Jau, wie im Kino. Obwohl es die Überfallvariante sehr wenig hier gibt, sondern eben ehr die Verklagvariante. Der junge Mann ist etwa 15 und windet sich weiter, hält sich den Bauch und das linke Handgelenk und klagt über Schmerzen. Schließlich hält ein vorbeikommender Mopedfahrer - er redet kurz mit meiner Frau und sagt, er habe auch nur angehalten, weil schon jemand da sei. Beide bereden kurz, sich gegenseitig zu decken, nicht dass der junge Mann falsches behauptet. Wie gesagt, wir sind hier nicht im geordneten Deutschland, sondern da, wo der gesunde Menschenverstand Dauerpause hat, in Südostasien auf der Insel des Taiwahn.

Der junge Mann richtet sich schließlich auf und sagt er sei hingefallen, korrigiert sich dann aber auf angefahren. Frau fragt ob von Auto oder Moped, er weiß es nicht. Weit und breit kein Unfallfahrzeug, kein Fahrrad, der junge Mann wirkt unverletzt, krümmt sich allerdings. "Bitte keine Polizei rufen und keinen Krankenwagen" sagt er merkwürdigerweise, guckt auf unser Auto und will von uns ins Krankenhaus gefahren werden. Man kann sich denken, wer das bezahlen müsste, wenn er keine Krankenversicherung hätte. Oder dort behaupten würde, wir hätten ihn angefahren. Also rufen Frau und der Mopedfahrer Krankenwagen und Polizei. Ins Krankenhaus soll er, aber eben geordnet. Und das ist definitiv ein Fall für die Polizei.

Er hat Durst sagt er, meine Frau hält zwei Autos an, der zweite reicht eine Flasche Wasser raus, über die er sich gierig her macht. Erfreulich schnell trifft dann einer der schwarz-weißen Streifenwagen ein, zwei Polizisten nehmen sich der Sache an, reden kurz mit dem jungen Mann und erklären dann, das sei kein normaler Unfall, sondern der Junge habe "Probleme". Na ja, Kuststück, sonst würde er wohl kaum auf der Fahrbahn liegen. Der Krankenwagen kommt und wir sollen weiterfahren, was wir auch gerne tun.

Der Bengel war kaum zu sehen, schwarz auf schwarz, ich bin froh, dass nicht meine Frau gefahren ist, die nicht sehr gut im Dunkeln sieht und das wir uns kürzlich hellere Glühlampen haben in den Wagen einsetzen lassen. Was wenn meine Frau gefahren wäre? Was wenn ich einen winzigen Augenblick nicht auf die Fahrbahn geguckt hätte und mich darauf verlassen hätte, dass schwarze Leere wirklich schwarze Leere ist?

Ich habe keinen Taiwankoller, sondern Taiwan hat zur Zeit den Koller. Nachdem ich in der letzten Zeit oft über Lug und Trug in Taiwan schreibe, scheinen die Götter bestrebt, mir alle Varianten davon vorzuführen. Manche Familien leben ja hier von 4000 Taiwandollar (100 Euro) Sozialhilfe mit 4 Personen, auch wenn Taiwan ein wohlhabendes Land ist und es den meisten gut geht. War das ein Junge aus so einer Familie, der sich ein Wochenende lang im bequemen Klinikbett ausruhen wollte? Jemand mit psychischen Problemen? Ein Unfallbetrüger, bei dem es nicht geklappt hat, weil gleich zwei Leute anhielten?

P.S.:
Der verdammte Bengel hat Glück dass ich angefahren gekommen bin und nicht einer der zahllosen betrunkenen Fahrer, die hier am Samstag Abend auf dem Dorfe oft auch noch ohne Licht fahren.

Freitag, April 02, 2010

UPDATE: Zusammenfassung: Falsche und/oder korrupte Polizisten


Taiwanesische Polizeikadetten an der Polizeiakedemie (LINK),
die allerdings mit diesem Fall nichts zu tun haben

Hier eine Zusammenfassung der Ereignisse, bei der falsche Polizisten, die möglicherweise mit echten Polizisten in NeiHu, Taipei zusammenarbeiten (beweisbar ist das leider nicht) die Ersparnisse einer älteren Dame bis auf den letzten Cent ergaunert haben.

Es ist kein Geheimnis, das es sich bei der Dame um meine Schwiegermutter handelt, ursprüngliche Story hier (http://osttellerrand.blogspot.com/2010/04/schwiegermama-under-der.html).

Die Vorkommnisse zeigen auf erschreckende Weise, wie gefährlich die "Gesetzeshüter" in Taiwan werden können, wenn wir mal ihre durchaus wahrscheinliche Verstrickung vermuten.


Quelle beider Fotos: Privatfotos von Kadetten, reproduziert hier

November 2009: Schwiegermutter (69) erhält einen Anruf, gleichzeitig auf Handy und Festnetz, sie habe "vor ein paar Jahren" eine schwere Straftat begangen (blanker Unsinn) und müsse deswegen sofort ins Gefängnis. Sie solle sich Wintersachen mitnehmen, es sei kalt im Gefängnis und sie müsse dort lange bleiben. Die Anrufer spielen auf die Untersuchungshaft des taiwanesischen Expräsidenten Shen Shui Bian an, der wegen Korruption verhaftet wurde und derzeit in Haft auf seinen Berufungsprozess wartet. Die Zitierung dieses in der Presse groß ausgeschlachteten Ereignisses sollte der Dame wohl die Schrecken der Untersuchungshaft verdeutlichen. Solche Betrugsanrufe sind üblich in Taiwan, man muss nur eben auflegen, anstatt zuzuhören.

Schwiegermutter allerdings lässt sich auf die Anrufer ein und willigt ein, dass die fiktive Haft gegen Zahlung einer großen Geldsumme fallen gelassen wird. In Taiwan ist es durchaus üblich, dass die Polizei bei realen Straftaten als Vermittler für Kompensationszahlungen "zwischen den Familien" agiert und wohl auch ihren Anteil dabei kassiert, aber natürlich geht das nicht über das Telefon.
Schwiegermutter lässt sich zu ihrer Bank dirigieren, wo sie ihre gesamten Ersparnisse in Höhe von einer Million Taiwandollar (etwa 25.000 Euro) abhebt und übergibt sie einem Jugendlichen, der als Geldbote auftritt.
Am selben Tag erscheint nachmittags ein weiterer (falscher? echter?) Polizist und fragt "ob alles in Ordnung" sei. Schwiegermutter bejaht eingeschüchtert.

30.März 2010: Schwiegermutter erzählt der Familie von dem Vorfall. Eine Nachfrage bei der Polizei ergibt, dass der jugendliche Geldbote verhaftet worden ist [Update: hat sich als falsche Person herausgestellt] und das Schwiegermutter als Zeugin am 06.04. vor Gericht als Zeugin (Staatsanwalt? Prozess?) vernommen werden soll. Auch das wirkt chaotisch weil ohne formelle Vorladung.

01.April 2010: Kurioserweise am 01. April erhält Schwiegermutter eine Vorladung zum Haftantritt (am 21.04.) in einer Jugendstrafanstalt (oder einem Erziehungsheim), die vom Gericht ausgestellt ist. Sie verfällt in Hysterie. Kein Begleitschreiben liegt der merkwürdigen Zustellung bei.
Nähere Analyse des Papiers ergibt, dass es sich um eine reale Haftantrittsaufforderung handelt, allerdings für einen Jugendlichen (der nicht mit dem o.g. Geldboten identisch ist) und "irrtürmlich zugestellt worden sei" (Erklärung von Seiten des Gerichts in Taipei). Sie müsse nur am Dienstag vor Gericht als Zeugin/Geschädigte erscheinen und könne die Haftantrittsforderung ignorieren, erklärt das Gericht telefonisch.

UPDATE: 06.April: Schwiegermutter hat Anzeige erstattet gegen Unbekannt und ein paar Jugendliche als ähnlich im Verbecheralbum identifiziert. Sie war als Zeugin zur einem der Prozesse gegen einen der Vedächtigen geladen, hat aber ausgesagt, er sei es nicht gewesen ("zu groß").

Da stellen sich Fragen. Ist es ein Zufall, dass das Opfer eine reale (wenn auch nicht für sie bestimmte) Haftantrittsaufforderung offiziell vom Gericht (vielleicht veranlasst durch die Ortspolizei?) erhält, die genau das wahr zumachen scheint, was ihr die falschen Polizisten angedroht haben? Findet hier eine Zusammenarbeit statt, die das Ziel hat, das Opfer noch weiter einzuschüchtern, vielleicht um noch mehr Geld zu erpressen?
Woher haben die Gangster die beiden Telefonnummern? Zusammenarbeit mit Telefongesellschaft ist für Gangster in Taiwan leider üblich.

Die Familie hat das Opfer nun angewiesen, keinen Fremden mehr die Tür zu öffnen, was uniformierte Polizisten einschließt, auch wenn sie einen hübschen Streifenwagen vor der Fensterfront parken. Für genug Donuts (in Taiwan ehr "Tea eggs") müsste das Geld ja nun erstmal reichen...

P.S.: Da kann einem der Humor schon vergehen. Taiwan ist manchmal einfach nur ... dämlich.

Taiwan-Chaos und eigene Reflektionen

Interessant und auch verwirrend finde ich, was in mir selbst vorgeht, wenn das Inselchaos so in die Familie schwappt, wie im vorliegenden Fall, wo vmtl. falsche (oder echte korrupte) Polizisten Schwiegermutter um ihre gesamten Ersparnisse betrogen haben (http://bobhonest.blogspot.com/2010/04/schwiegermama-under-der.html). Ich halte eigentlich immer Sicherheitsabstand zur Familie. Das hat sie mir auch leicht gemacht, denn um mich herum tanzende Kinderchöre aus Neffen die "Langnase, Langnase" gesungen haben, während alle lieben Verwandten ihre Schneidezähne im Licht der Lampe blitzen ließen, sorgen da schon dafür, dass man die Familienzeit minimiert.
Nordtaiwanesen wie meine Verwandten sind im Prinzip Chinesen und entsprechend geschäftstüchtig, man macht hier unter anderem lieber in der Familie Geschäfte als mit Fremden und das natürlich auch wieder mit Profit. Ein völlig entgegengesetztes Verhalten zum Familienbegriff wie ich ihn kenne. Ein weiterer Grund der angeheirateten Großfamilie gegenüber auf Distanz zu bleiben.
Dann kriegt man mit, wie der Neffe seinen Vater etwas hintergeht, wenn er einen neuen Fernseher für Schwiegermutter kauft, den Papa großzügig sponsort. Aber den Profit, den der Kleine unter Wissen seiner Tanten drauf addiert hat, hat mich schockiert. Die Idee, meinen eigenen Vater zu übervorteilen käme mir nie. Doch hier haben alle den kleinen dicken Kerl für seinen Geschäftssinn gelobt.
Ich verstehe die Mechanismen, nach denen diese fremde Gesellschaft funktioniert, aber ich will nicht so besonders viel mit ihr zu tun haben. Entsprechend distanziert man sich ironisch, dann sarkastisch und schließlich zynisch von dem ganzen Spektakel.
Bei dem vorliegenden Fall, Link s.o., bin ich mir nicht mal völlig sicher ob irgendjemand das ganze Theater zu einem bestimmten Zeitpunkt an die Oberfläche gebracht hat, um mir finanzielle Bedürftigkeit anzuzeigen. Schließlich meldete Schwiegermama ihren Verlust (schon im November passiert) genau dann, als ich anfing, ein paar Spargroschen von Taiwan nach Deutschland zu transferieren. Zufall? Ich bin hinreichend vorsichtig geworden, um mir da nicht mehr sicher zu sein. "Der Chor der Wasserbüffel röhrt im Hintergrund", sage ich dann scherzhaft - das bezieht sich auf die ehr thailändische Story, "der Wasserbüffel lahmt", wenn der Ausländer mal wieder bezahlen soll.

Ich weiß schlichtweg nicht, was real und was Lug und Trug ist. Asien - oder Taiwan - ist für mich ein undurchschaubarer Dschungel aus verschlagenen Menschen mit falschem Lächeln und Lug und Trug und Kulissen geworden. Das ist die "normative Kraft der Fälschung", von der ich in dem anderen Artikel rede, Lug und Trug und Fälschungen bestimmen die Maßstäbe in Taiwan, auch Ehrlichkeit und echte Titel verlieren ihre Bedeutung vor dem Hintergrund der vielen Hochstapeleien und Betrügereien. Distanz ist da wichtig, auch emotionale.

Behaupten kann man sich da durchaus. Ich lasse Polizisten vor der Türe stehen und wenn mir ein Taiwanese seinen Titel an den Kopf wirft (Master of Computer Science aus Cambridge), sage ich nur "yeah, yeah" und sage leise auf Deutsch, "hat der Fotokopierer wieder Überstunden gemacht" und beurteile dann die Befähigung des neuen Angestellten in meinem Team völlig unbeeindruckt von dem Titelchen. Bislang kannten die Herren Computerexperten nicht mal das binäre Zahlensystem (da ist es: {0,1}), das ist so, als wenn ein Friseur nicht weiß, was Haare sind. Und der Linuxexperte, der nur die Maus bewegen konnte und keine Kommandozeile kannte. Und, und, und...

Na ja, irgendwie auch alles lustig, diese hektische und chaotische Scheinwelt. Aber wenn ich den Rosaroten Panther im Fernsehen sehe, bin ich ja auch froh, wenn das Spektakel irgendwann mit dem Abspann endet. Und der muss bei mir auch irgendwann kommen.

So, jetzt noch eine Weile weiter im Progrom, solange ich noch hier bin ;-)

Hinweis an Kommentierer: Ich werde diesen Artikel vielleicht später auf DRAFT setzten, damit er nicht für alle Zeiten bei Google zu finden ist. Oder lasse ich ihn stehen? Noch nicht klar.

Donnerstag, April 01, 2010

UPDATE: Schwiegermama und die korrupte oder falsche Ortspolizei***

*** kein Aprilscherz!

Zusammenfassung HIER

Gerade rege ich mich noch über die Angewohnheit von Einheimischen und Ausländern in Taiwan auf, falsche Titel zu führen (LINK), da höre ich das Schwiegermama auch ihren letzten Taler losgeworden ist. Wäre es wenigstens ein Heiratsschwindler mit gewelltem Haar gewesen, der der Witwe etwas von unsterblicher Liebe am Klavier vorgeklimpert hätte und ihr dann am Ohrläppchen kauend auch die letzten Dollar abgenommen hätte würde ich nicht mal etwas sagen wollen, da hätte sie wenigstens etwas von gehabt. Aber nein, kein Gigolo, sondern ein falscher Polizist hat Schwiegermutter ihre gesamte Barschaft abgenommen. Die Insel ist hier so voller Hochstapler und Gauner, das ich grundsätzlich keine Polizisten bei mir ins Haus lasse. Einmal stand so ein Kasper in grauer Uniform da vor meiner Tür und wollte rein. Ich halte es da aber mit der deutschen Bundesregierung, die den taiwanesischen Staat und seine Staatsorgane nicht anerkennt und lasse die Türe entsprechend geschlossen. Außerdem, wer will schon einen bewaffneten Taiwanesen bei sich zu Hause haben, mal ehrlich - so wie die schon Autofahren. Stand er halt vor der Gartentür und brummte, die ist aus Metall, da kommt er nicht so schnell durch.


Im rätselhaften Asien ist nichts wie es scheint. Am Ende sind das gar nicht die Mietmodels, sondern nur die Raumpflegerinnen in Verkleidung...

Schwiegermama hat so ein Kerlchen rein gelassen, schwerer Fehler. Er sagte ihr, sie habe vor ein paar Jahren "etwas Schlimmes gemacht" und müsse jetzt deswegen ins Gefängnis, so wie der Expräsident und solle sich Wintersachen mitnehmen, weil es kalt im Gefängnis sei. Das war vorherigen November und da war gerade wieder groß in der Presse, dass der Expräsident wegen Korruption in Untersuchungshaft sitzt. Anstatt das Schwiegermama nun ihren Kopf benutzt, fing sie an zu betteln und zu flehen, sie habe doch Familie und oh weh, ob man da nicht etwas machen könne. Sie ließ sich dann über mehrere Zwischenstopps zur Bank dirigieren, wo sie ihre gesamte Barschaft von einer Million Taiwandollar abhob, geteilt durch 40 ergibt das den Gegenwert eines nagelneuen Mittelklassewagens. Gegen Zahlung dieser Summe sei man bereit, die Anschuldigungen fallen zu lassen. Na, da hat unsere Schwiegermama ja noch mal Glück gehabt, seufz. Dabei hat sie im Leben nichts schlimmeres angestellt als grauenvollen Kuchen zu backen - ihr "altes Weißbrot mit salzigem Eigelb in altem Fett"-Kuchen hat es wirklich in sich, das kann ich bezeugen.


Man geht den Dingen am Besten auf den Grund...

Am Nachmittag klingelte es wieder an der Tür, wieder ein angeblicher Polizist, der fragte, ob denn alles in Ordnung sei. "Jawohl", sagte Schwiegermama, schließlich war sie froh, alles so klug und elegant erledigt zu haben. Ich vermute natürlich, dass das auch ein Komplize war.

Heraus kam es jetzt, weil Schwiegermama eine Augenoperation braucht und "wegen der Polizeisache da" ja nun kein Geld habe, wie sie sagt. Tatsächlich sind die Betrüger mittlerweile gefasst, ergab eine Anfrage bei der echten Polizei, hätten aber alles Geld schon ausgegeben.
Nun gut, ob die echte Polizei bei dem Geschäft nicht sowieso dabei war ist auch noch so eine Frage, Banden und Polizisten gehen hier manchmal Hand in Hand.

Wer als Weißer sich in entlegenen Gegenden der Erde herumgetrieben hat wird immer dann misstrauisch, wenn einheimische "Verwandte" oder Wasserbüffel in Nöten sind, nicht selten soll dann das Bleichgesicht zur Kasse gebeten werden. Allerdings hat noch niemand von mir Geld verlangt, stattdessen soll der andere Schwiegersohn zahlen, da bin ich mir mit meiner Frau einig. Schließlich fährt der das Audi-Topmodell, den S8 oder wie das Ding heißt, da kann er ruhig mal für Schwiegermama zahlen. Ich als findiger Ausländer habe bislang nur den Rat beigesteuert, doch vielleicht die Körperteile des Gangsters zu verkaufen, wenn man ihn nun schon gefangen hat und er keine Barschaft hat. Ich meine, er hat doch schließlich zwei Nieren, oder?

UPDATE: Gefangen wurde nur ein junger Bengel unter 18, der das Geld entgegen genommen hatte. Na ja, aber so eine junge Niere ist ja auch mehr wert, oder? [Knurr, böse guck, meine Schwiegermama geht mir über alles]

UPDATE2: Am Dienstag geht es vor Gericht, Schwiegermama wird vernommen. Ich persönlich werde den internationalistischen Geleitschutz stellen. Bestimmt können wir den Angeklagten auch mal kurz ein bisschen hauen, sagt meine Frau. Da kriegt man in Taiwan meist Gelegenheit zu. Warte mal... ist nicht einer meiner Klaus-Blogleser mit einer Staatsanwältin verheiratet? Dann bitte "drei von Schwiegermamas Kuchen essen" ins Strafmaß mit einbauen!

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Eine sehr ähnliche Geschichte war vor ein paar Jahren:
LINK
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UPDATE3: Die Ortspolizei hat Schwiegermutter ein Papier zugestellt, das ihre Einweisung in eine Erziehungsanstalt für Jugendliche festlegt, Haftanttritt 21.04. Das ist so dämlich, dass man es schon nicht mehr kommentieren kann. Offensichtlich ist die lokale Polizei in die Angelegenheit verstrickt, scheinbar ist das eine Geschichte mit Unterwelt und korrupten Polizisten, die eine alte Dame einschüchtern und ausnehmen wollen. Schauen wir mal, wie das weiter geht. Meine Frau prüft zur Zeit alles noch, um ein klares Bild zu bekommen. Leider alles kein Aprilscherz.

Da die alte Damen mit ihrem 13jährigen Neffen allein wohnt, habe ich der Familie empfohlen, einen Bodyguard zu bezahlen und einen Anwalt zu nehmen. Banden entführen in Taiwan auch viel.

UPDATE4: Das Papier ist vom Gericht, nicht von der Polizei. Verworren, verworren. Vielleicht haben alle den Rinderwahnsinn auf der Insel.

Update 5: Scheint sich aufzuklären. Der 13jährige Neffe hat seiner hysterischen Großmutter das Papier abnehmen können und festgestellt, dass es an eine andere Person gerichtet ist und in der Tat die Einweisung in eine Besserungsanstalt für Jugendliche vorsieht. Vermutlich hat also das Gericht Schwiegermutter zur Kenntnisname eine Kopie für die Einweisung des o.g. Geldboten (der ihr das Geld am Automaten abgenommen hat) zugeschickt und sie hat das Anschreiben entweder verloren oder sie haben keins beigelegt.
Weil sie vorher von falschen Polizisten mit Einweisung in ein Gefängnis bedroht wurde, hat sie dieses echte Schreiben natürlich vollends eingeschüchtert.
Erstaunlich ist, dass Schwiegermutter mit erst 69 einen solchen Unsinn macht. Noch 2004 hat sie Ausländerpolizisten einfach nicht in die Wohnung gelassen. Scheinbar verfällt sie geistig recht schnell. Die Gangster hatten übrigens sowohl auf Handy als auch auf Festnetz angerufen und ihr gesagt, dass sie beide Telefone nicht aufhängen dürfe (damit sie niemanden um Hilfe ruft).
Gekostet hat der ganze Spaß also umgerechnet 25.000 Euro.

Update 6: Noch dämlicher. Meine Frau hat das Gericht in Taipei eingeschaltet und die haben es aufgeklärt. Demnach ist das Papier eine Falschzustellung und auch NICHT für den jugendlichen Geldboten, der Schwiegermutter bestohlen hat, sondern eine dritte Person ohne Bezug zu uns. Oder das ganze sollte einfach eine Einschüchterung gewesen sein und jetzt will es keiner zugeben, so könnte man es auch interpretieren. Na ja, Tai-Wahnsinn halt. Solange die Richter am Ende noch ehrlich sind ist alles gut.