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Donnerstag, Dezember 24, 2015

Italienerin lebt illegal in Taiwan/lebt von Ladendiebstahl

Wieder mal keine so tolle "Laowai"-Geschichte, die dem mittlerweile eher durchwachsenen Image der "Westler" in Taiwan nicht allzu gut tut:

Eine junge Frau, 24, mit Staatsbürgerschaften Italiens und Venezuelas lebt seit 2011 illegal in Taiwan (gekommen mit Touristenvisa) und lebt offenbar von Ladendiebstählen. Wurde entsprechend mit gestohlener Ware festgenommen und befindet sich in Gewahrsam. Hat in Hotels gelebt und ist sich "selbst versorgend" durchs Land gereist.


http://focustaiwan.tw/news/afav/201512210018.aspx




Jahresrückblick: Das Jahr des Chaos

Ein persönlicher Jahresrückblick

Das Jahr 2015 war für mich persönlich ein recht aufreibendes. Monatelang verfolgten mich chronische Magenschmerzen. Die hatten vor meiner Reise in die Philippinen damals schon in Taipei angefangen, verschlimmerten sich nach dem Manila-Besuch und gingen nach Monaten erst weg, als ich aufhörte in der Firmenkantine zu essen. Ein paar Wochen nur hatte ich Ruhe, dann schloss sich mein immer noch andauerndes nächstes "Lebensabschnittsleiden" an. Diesmal die Niere und angeschlossene Organe. Möglicherweise durch einen Sturz und das ständige Herumtragen von Junior (dessen Knie auf die Nieren drücken) ausgelöst, aber immer noch ein Mysterium. Meine Gesundheit ist offenkundig angeschlagen und meine Default-Entscheidung ist daher, im Jahr 2016 wieder nach Deutschland zu gehen. Möglicherweise will mir mein Körper sagen, dass er den spannenden Chemiecocktail, den man hier Essen nennt, einfach nicht mehr verträgt. In Deutschland kann ich mich mit "Essen bei Muttern" erst mal auskurieren, auch wenn mir die dann während der Genesung privat zu zahlende Krankenversicherung die Haare vom Koppe fressen wird.
 Hier wird mit dem in der Heimat ausgebrochenen Hippie-artigen Chaos der Merkelregierung und ihrer Idee, das recht dicht besiedelte Deutschland zum Siedlungsbecken für den arabischen Raum zu machen, meine evtl. Rückkehr nicht gerade erleichtert, insbesondere was die Wohnungssuche angeht. Aber gut, spannend ist das Leben eben immer. Fremd geworden sind mir die Deutschen seit meiner Auswanderung 2004 - die Merkelrepublik gleicht nur noch ansatzweise dem Land, das ich einst verlassen habe. Aber auch Rückwanderer erleben halt einen Kulturschock, das liest man immer wieder.

Was die Zukunft wohl bringen wird?*

In meiner Kleinfamilie hier aus Frau, Kind (4) und mir war das Jahr 2015 auch bei meiner Frau von gesundheitlichen Problemen überschattet. Eine immer weiter fortschreitende Netzhautablösung, bei der die Taiwanärzte ratlos und chaotisch wirkten, hat bei meiner Frau bis heute panische Angst vor der Erblindung ausgelöst. Ihre Lösung war, alles gemeinsame Vermögen in einer fast schon hysterischen Blitzaktion nach Manila auf den Philippinen zu schicken und dort - immer mit ihrer Familie mittendrin - komplett anzulegen. Das hat zu schief hängendem Haussegen bei den Ludigels geführt. Grund für das Invest ist ihr Plan, sich dort eingekauft in das Familienbusiness ihrer Schwester (die mit ihrem Mann dort eine Druckerei für allerlei Klebeschilder und sogar Jesusaufkleber betreibt) mit einer Dienstmagd zur Ruhe zu setzen, die ihr 24h am Tage wenn es sein muss unter die Arme greifen kann. So soll die Blindheit ihren Schrecken verlieren. Finanziell kommt alles nicht hin. Wie von mir prognostiziert liegen die Rückflüsse des Invests einstweilen eher im Bereich eines Kiosks in Deutschland. Allein das Abbezahlen der von der Gattin gekauften Eigentumswohnungen kann so nicht funktionieren. So weiß ich noch immer nicht, was nun wird. Meine Frau lächelt zu Detailfragen über die Finanzierbarkeit nur asiatisch-mysteriös und redet von Alternativlosigkeit. Und ganz chauvinistisch frage ich mich die Tage, ob das Ausblenden der Realität und das Reden von Alternativlosigkeit nicht doch eine Frauensache ist. Vergleiche die deutsche Chaoskanzlerin.

Ach, irgendwas wird schon werden im nächsten Jahr. Frau, Kind und Vermögen ziehen -womöglich- einstweilen nach Manila - wie ich manchmal halb scherzhaft sage - und ich fange mit ein paar Groschen in der Tasche noch mal von vorne an. Mir soll es recht sein. Dass Rückwanderer nach der (bei mir womöglich nur einstweiligen) Trennung von der taiwanischen Gattin in der Unterhose am Flughafen stehen, ist ein bekanntes Phänomen. Man muss halt nur drauf achten, dass es kein Stringtanga ist, sondern wenigstens "Men's Briefs", wie ich immer sage. Nein im Ernst, die Gattin hat mir eine der Eigentumswohnungen zugesagt, sowie die Finanzierung - die über den Gatten ihrer Schwester laufen muss - die Umschreibung der Immobilie erlaubt. Aber nach dem Prinzip des deutschen Buchhalters bewerte ich Aktiva, die in fernen Ländern auf fremdem Namen befindlich sind einstweilen mit einem Buchwert von Fliegerbrille/Doppelnull. Und grummele öfter mal vor mich hin. Frau träumt einstweilen vom Reichtum in Manila und berät mich schon mal, dort dann aber keinen Ferrari oder Lamborghini zu kaufen, weil diese zu schwer zu fahren seien. Bei solchen Aussagen muss ich aufpassen, kein Schleudertrauma beim Kopfschütteln zu bekommen. Irgendwas ist wohl doch anders im (Doppel-)X-Chromosom, wenn ich mir so die Politik von Frau und deutscher Kanzlerin angucke. Andererseits, es war wie immer ein spannendes Jahr in dem mir mein Sohn große Freunde gemacht hat. Trotzdem, ich bin nicht ganz unglücklich, dass das Chaosjahr 2015 vorbei ist. Wird alles besser im nächsten Jahr? Nun, ich denke, für Unterhaltung wird auf jeden Fall gesorgt sein.

Zum Abschluss noch ein Tipp an die taiwanische Politikerin Tsai Ingwen, die ja vermutlich im Januar zur ersten Frau auf dem Präsidentenstuhl in Taipei gewählt wird: Sollten Sie, liebe Frau Tsai, irgendwann mal Frau Merkel auf irgendeiner Konferenz treffen, dann schütteln Sie ihr bitte nie die Hand. Wer weiß, vielleicht ist es ja ein Virus oder irgendwas in der Art, das nur weibliche Entscheidungsträger befällt.

Sonst gilt wie immer "wir schaffen das", womit das Erreichen des Jahresendes gemeint ist. Ein frohes Weihnachtsfest allen Leserinnen und Lesern. Bei mir wird es entfallen, ich sitze in der Firma und programmiere an dem immer komplexer werdenden Management-Tool für die Abteilung hier, mit dem mittlerweile die ganze Truppe von 40 Leuten ihre Projekt- und Urlaubsplanung macht. Als ich neulich beim Kurztrip in Macao meine Frau ansprach, da rief sie unwirsch, sie sei beschäftigt und ich möge sie in Ruhe lassen. Um 22 Uhr im Hotelzimmer am Wochenende. Auf ihrem Bildschirm sah ich das Projekt-Scheduling-Fenster des von mir entwickelten Management-Tools. Na warte, wird Zeit, dass das Ding eine Message-Funktion kriegt, die ich auf Knopfdruck vom Handy aus starten kann. "Be nice to the developper of your program" sollte dann auf dem Bildschirm erscheinen ;-)

* Hoteldeko aus Macao, etwas dramatisch beleuchtet von mir in Photoshop

Montag, Dezember 21, 2015

Skandalunternahmen weiter auf dem taiwanischen Markt

Der zurückliegende 2014er-Lebensmittelskandal, bei dem der Konzern Ting Hsin vermoderte Tierkadaver, Östrogen und Medikamente zu leckerem Speiseöl und -Fett verarbeitet hat (siehe hier, man achte auch auf die vorherigen Skandale 2013 und 2011 die unten verlinkt sind auf der Wikipedia-Seite: https://en.wikipedia.org/wiki/2014_Taiwan_food_scandal) hat angeblich drakonische Strafen gegen das Unternehmen, einen Rückzug der Firma vom Taiwanmarkt und sauberes Öl ergeben.

Tatsächlich ist Ting Hsin immer noch auf dem taiwanischen Markt zu finden: http://www.pangeatoday.com/costcos-refund-policy-used-as-boycotting-tactic/ 

Konsumenten bei "Costco" schlagen hier gerade zurück, indem sie leckere Ting-Hsin-Milch kaufen und dann geöffnet zurück bringen, was bei Costco offenbar möglich ist. Auch die Milch war natürlich "verölt" in der Vergangenheit.

Migranten, bekennt euch!

Hier soll man als Migrant seine Migrantenerfahrungen in die Webseite migrieren. 

Allerdings - die Länderauswahl kennt kein "Taiwan" und auch kein "China, Taiwan", sondern nur China. Tolle Webseite!


http://iamamigrant.org/

Die dahinter steckende "Internationale Organisation für Migration" riecht also nach UNO. 

Donnerstag, Dezember 17, 2015

Horror-Massage

Ouch, chinesisch-traditionelle Massage für Ludigel

Seit September plagt mich nun ein mysteriöses Leiden, für das ich gleich vier verschiedene Diagnosen von fünf Ärzten habe (einer hat sich enthalten und nur stumm Tabletten verschrieben). Plus einer halben Invaliditäts-Diagnose des bevorzugen chinesisch-traditionellen Massagisten meiner Frau. Und das Phänomen, dass die Symptome immer schlimmer wurden. Erst war es angeblich ein Nierenstein, dann eine angebliche Niereninfektion, dann plötzlich die Prostata oder doch eine angeblich schiefe Wirbelsäule (he, dat Dings sieht aus wie immer da hinten!) oder doch nur Verspannungen? Aber auch der Arzt, der Verspannungen, die angeblich an den Nieren zerren diagnostizierte, verschrieb starke Tabletten. Die halfen auch nicht und die Tablettenbox, die ich mir zugelegt hatte, ging kaum noch zu. Da merkte ich schon, dass folgender Leitsatz galt:

Desto weniger der Deckel der Pillenbox zu geht, desto schlechter geht es mir.

Weil ich das ganze Sammelsurium an Medikamenten ja auch geschluckt habe. Immer mehr, weil nichts half. Und letztlich überlegte ich, was denn nun wirklich passiert sein könnte.

1.) Ich hatte im September beim Rumtoben mit Junior auf einem Hindernispacours, den man nach asiatischer Art natürlich nur in Socken bestreiten durfte, einen kleinen Unfall, weil diese gottverdammten Gummibälle, die die Betreiber da eingestreut haben, mich zum Absturz und harten Auftreffen auf dem rechten Fuß brachen. Der dann verarztet werden musste.

2.) Danach gingen die angeblichen Nierenprobleme -rechts- los und ich hatte unseren Sohn (4) bei diversen Kurztrips und Urlauben viel durch die Gegend getragen, wenn er müde war. Wobei mir zusehends Arme und Leistengegend weh taten.

Also war die Lösung offensichtlich. Ich nehme kaum noch was aus der Pillendose (nur noch gegen Erkältung), trage Junior nicht mehr - und siehe da, schon geht es mir täglich besser. Alles war nur ein Verheben und Verknacksen und kein Nierenstein, keine Prostata und kein sonstwas. Zwischendurch hatte ich dann noch auf Frau und Mutter gehört und die erwähnte chinesisch-traditionelle Massage "genossen". Da wurde an allen wunden Teilen herumgedrückt und mir erzählt, er wolle mir durch Massage die "Wirbelsäule richten".
Wieder mal bin ich mit einer Kleinigkeit fast Opfer des Behandlungswahns der hiesigen Ärzte geworden, woran ich natürlich auch selbst Schuld war. Weil ich brav alle Pillen schluckte und immer mehr Ärzte konsultierte wenn es nicht geholfen hat und damit offensichtlich nur künstliche Symptome durch Nebenwirkungen der Medikamente oder laienhaftes Herummassieren-lassen an gestressten Körperteilen erzeugt habe.

Die Lösung ist Ausruhen und keine Pillen schlucken gewesen, so einfach wie das ist.

Das Spektakel hatte ich jetzt schon zweimal, siehe die Geschichte mit dem angeblichen Herzfehler oder meiner angeblichen Magengrippe. Jedesmal war die Lösung, die Pillen wegzuwerfen und einfach "Hausmittel" wie Ruhe oder Gymnastik oder eben Besuch der schmierigen Firmenkantine einzustellen.

Vielleicht lerne ich es jetzt endlich mal. Wenn nicht, kommt hier im Blog - das ich dann Hypochonder.com nennen kann - bald eine Geschichte von der Leber. Denn Herz, Niere und Magen hatten wir jetzt schon ;-) Und alles war eigentlich gar nix.

Von wegen Prostata, pah. Als "junger Vater" kann das gar nicht sein.

Ach ja, meine Frau hat auch schon eine Rollstuhldiagnose vom chinesisch-trad. Massagisten. Tolle Diagnosen haben sie hier immer. Das schärfste war mal eine angebliche "Autoimmun-Krankheit" die ich hätte haben sollen und die unheilbar gewesen wäre. Man kann hier in Taiwan mit seinen vielen Ärzten an jeder Straßenecke schnell zum Hyperchonder werden, wenn man auf die ganzen Diagnosen hört.



NACHTRAG: Letztlich war es der lokale HNO-Arzt, der mir den Tipp gab, einfach nur die Erkältung zu behandeln und alles andere bleiben zu lassen. Man muss halt aufpassen, nicht dem Pillenwahn zu verfallen ;-)

Mittwoch, Dezember 16, 2015

Junger betrunkener Kanadier keilt sich mit Taxifahrer (Update)

Im Video sieht man, wie ein junger westlicher Mann, der später als Kanadier identifiziert wurde, in einen handfesten Streit mit einem älteren Taxifahrer gerät. 

Offenbar fängt der Ausländer den Streit an, schubst sich mit dem Taxifahrer herum, der körperlich deutlich unterlegen ist. Die Geschichte endet mit dem eingreifen von drei jungen Taiwanern, die zwar auch alle kleiner sind, aber eben drei an de Zahl. Einer ist sogar noch mit einem handlichen Schlagstock bewaffnet, so dass der Ausländer den kürzeren zieht. Wie zu lesen ist, endete die Geschichte mit einer durch die (taiwanische) Ehefrau des Ausländers vermittelten Entschädigung von bescheidenen 1000 NT an den Taxifahrer. Das hätte auch alles sehr viel übler ausgehen können für den Ausländer, der in dem Video wie der Aggressor wirkt. Eintausend NT aka etwa 25 Euro ist da sehr billig. Natürlich kennt man nicht die Vorgeschichte, was im Taxi abgelaufen ist, aber als großgewachsener junger westlicher Ausländer einen älteren deutlich unterlegenen Taxifahrer in der Öffentlichkeit anzugreifen - der in einer konfuzianischen Gesellschaft auch noch den Altersverehrungs-Bonus geniest, ist sicherlich eine sehr dumme Handlung.

http://www.choudoufudaily.com/waiguoren-canadian-harasses-taxi-driver-gets-beaten/

Kanadier sind in Taiwan ein bisschen verschrien dafür, immer wieder in peinliche Vorfälle verstrickt zu sein. Immer noch besser als im Film "Lucy" (2014), da schießt eine blonde Nordamerikanerin einen Taipei-Taxifahrer einfach nieder, da er nicht Englisch sprechen kann. Da habe ich mich schon gefragt: Wie würde das Ansehen von uns westlichen Ausländern in Taiwan nun wieder darunter leiden, wäre das wirklich passiert. ;-)  Im selben Film erschießt sie auch noch einen Patienten auf dem OP-Tisch im Krankenhaus. Det is schon eine Sorte Film für sich.

UPDATE: Wie immer in der Taiwanpresse wird der Ausländer mit vollem Namen genannt und sein Arbeitsplatz (eine der privaten kleinen Englischschulen) gleich mit: http://www.appledaily.com.tw/realtimenews/article/new/20151214/752523/

Donnerstag, Dezember 10, 2015

Taiwan erleichtert Einstellung von ausländischen Angestellten (Edit)

Bislang durften nur bestimmte Branchen ausländische Angestellte einstellen - und es gab auch Vorgaben bzgl. der notwendigen Berufserfahrung, etwa 12 Jahre Praxis für Angestellte mit "Senior(engl.)"-Status.

Nun wurde die Einstellung von Expats erleichtert: http://focustaiwan.tw/news/aeco/201512030025.aspx
Damit will Taiwan offenbar auf die sinkende Geburtenrate und die daraus folgende zukünftige Ebbe für Büro-Arbeitsdrohnen mit ihrem allseits beliebten 12-16h-Arbeitstag inklusive öfter mal Wochenendarbeit reagieren. Apropos Arbeitszeit: Neuerdings kontrolliert das Arbeitsministerium offenbar, dass nicht zu viel Überstunden bei großen Firmen anfallen und zumindest meine Firma steuert etwas gegen bei den alten Marathon-Bürotagen.

Also auf als Expats nach Taipei, eine der "schönsten Städte der Erde" mit seinen höflichen, immer - und gerade im Straßenverkehr - ausgeglichenen und liebenswürdigen Menschen? Werden Sie, liebe Leserin und lieber Leser, schon morgen auf den kaum befahrenen breiten Alleen der Hauptstadt Taipei entspannt mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren und abends ihre wunderschön renovierte Altbauwohnung im einem alten Arbeiterviertel in Taipei-Wushiwu ansteuern?

Vielleicht. Hier noch ein paar Links zur Arbeitswelt in Taiwan:



Jetzt mit Update 2015: Arbeitsweltinfo Taiwan:
http://osttellerrand.blogspot.tw/2010/01/arbeitswelt-in-taiwan.html

Noch Stand 2009: Lebenshaltungskosten:
http://osttellerrand.blogspot.tw/2009/04/fragen-zu-kosten-etc-in-taiwan.html
 

Artikel zur Rentenversicherung in Taiwan:
http://osttellerrand.blogspot.tw/2015/05/ludigels-lustige-lenten-legende.html 
Insbesondere beachten, dass Taiwan offenbar Ausländer um die ihnen eigentlich (ab 15 Beitragsjahren) zustehende monatliche Rente betrügt - um das Kind beim Namen zu nennen.

Essen muss man auch als Expat:

Lebensmittelsicherheit in Taiwan (Stand Ende 2014):
http://osttellerrand.blogspot.tw/2014/11/info-taiwan-schlechte.html
Siehe insb. Punkt 10 der FAQ für eine Auflistung der Skandale.

Besser gleich hier gucken, wie "lecker und gesund" das Taiwanessen ist:
https://taiwanease.com/en/forums/a-history-of-taiwan-s-food-supply-decades-of-poisoning-adulteration-and-fraud-t13203.html
(Wie wäre es mit Reisnudeln vom Farmer-Kollektiv mit 0% Reis und viel Chemie?)

Freitag, Dezember 04, 2015

neues LAL, Lebens-Abschnitts-Leiden, Gift in Taiwan (witziges Update)

Irgendwas schlägt bei Ludigel mal wieder zu...

Meine Laune ist die Tage mal wieder nicht die Beste. Hatte mich bis vor einiger Zeit mehrere Monate lang doch ein dauerhaftes Magenleiden ihn ähnliche Laune versetzt, war ich zwischenzeitlich nun froh dies losgeworden zu sein. Nur damit jetzt ein ähnliches Zeug noch schlimmer zuschlägt.

Was war passiert? Nun, mein Arzt nannte es eine Magengrippe. Es war eine Steigerung meiner mysteriösen fast schon jahrelangen "Dauererkältung", der freilich einige typische Erkältungssymptome fehlten, die mir offensichtlich auf den Magen geschlagen war. Am Ende war ich so kraftlos, dass ich mich manchmal kaum auf den Beinen halten konnte. Klarer Fall, der Magen liefert dem Menschen Energie und funktioniert er dauerhaft nicht, geht es einem wie einem Tesla auf der Autobahn bei Kilometerstein 100 auf der linken Spur: man bleibt stehen. Meine Notration war in dieser Zeit eine zuckrige Cola und US-Kartoffelchips. Diese Kombo beseitigte fast sofort das flaue Gefühl im Magen und stellte die Energieversorgung wieder her. Allerdings nur für eine Stunde oder dergleichen. Frau riet zum gesteigerten Konsum von guter taiwanischer Küche, frisch und lecker gekocht und zur Abkehr von diabolisch-westlichem Junk wie der Cola und den Chips. Nun, beides habe ich auch vorher kaum zu mir genommen, aber ohne ging es nicht mehr. Die Ärzte gaben mir immer stärkere Antibiotika, aber nichts half.

Die Rettung kam durch Generalumkremplung meiner Ernährung. Obwohl Frau und andere Taiwaner empört aufheulten, hörte ich auf das "frische, kontrollierte, leckere, gesunde" Essen in der Kantine zu essen und aß NUR noch bei Seven-Eleven.Diesen irgendwie britischen/japanischen/amerikanischen 24h-Supermärkten mit ihrem in Plastik eingeschweißten Essen. Die vielen Tabletten nahm ich nicht mehr. Auch Garküchen und Frühstücksbuden flogen raus aus dem Essensplan.

Die Genesung stellte ich binnen der ersten Woche ein. Alle Symptome verschwunden, Frau ein bisschen sauer wegen der neuen teuren Magenkrebs-Police und Ludigel um Jahre verjüngt. Später kamen ausgewählte Garküchen wieder dazu und es ging mir weiter gut.

Nun hat mich aber wieder etwas neues erwischt. Es fing an mit einem winzigen Nierenstein wohl wegen übertriebenem Eiskonsum mit der werten Gattin und hat sich jetzt nierensteinlos irgendwo anders festgesetzt. Die Symptome gleichen den nervigen allergischen Symptomen, die ich 2004-2011 direkt nach meinem Kommen in Taiwan entwickelt hatte, sind nur etwa 10 mal schlimmer. Damals hatte ich mich immer gefragt, was "die Taiwaner" bloß ins Essen rühren. Denn immer wenn ich Taiwan verlassen hatte, trat etwa am 4. Tage eine komplette Besserung ein. Die Symptome verschwanden langsam binnen mehrerer Wochen, als 2011 die Komplettverseuchung praktisch allen taiwanischen Essens mit dem Flüssigkunststoff DEHP bekannt wurde.

Nun hat es mich wieder und recht gräuslich schlimm. Ob irgendwas im Essen von Seven-Eleven ist? Ich lasse die Tage den Salat weg und gucke was passiert. Bislang seit Tagen ohne Wirkung. Wieder helfen keine Tabletten, es erinnert sehr an die Lage damals.

Letztlich, so schwant mir, bleibt wohl nur der Rücksturz nach Good Old Europe, was ich Frau langsam näher bringen muss. Denn auch der von meiner Frau anvisierte Umzug nach Manila kann mich nicht recht begeistern. Da hatte ein Sprung in den Swimmingpool die Symptome ihrem jetzigen Crescendo zugeführt. Hmmm... jetzt wo ich die Zeilen schreibe fällt es mir auf: Auch bei der Magengeschichte war ich vorher in den Philippinen gewesen. Es ist immer so, als ob philippinische und taiwanische Zutaten zusammen erst den richtigen Mix ergeben, der mich dann wirklich in die Knie zwingt.

Also vielleicht bald wieder Deutschland. Und gute Küche von Muttern. Oder syrische Spezialitäten, je nachdem, was man dann dort isst ;-)

UPDATE: Laut einem Arzt im Tri-Service-Krankenhaus habe ich eigentlich absolut nichts. Die Niere, die offenbar Probleme macht, ist in Ordnung. Da ich "Nierenschmerzen" habe, kam der Doc darauf, dass mein auch verspannter Arm der Auslöser ist. "Arbeiten Sie körperlich schwer?", fragte er. Will sagen durch "Verheben" ist auch die Nierengegend verkrampft und das führt zu ... üblen folgen, man kann sich denken welche; Stichwort "Frequenz".  Muskelkrämpfe sind es also - weil meine Frau immer wieder möchte, dass ich unseren 4jähren Sohn trage, sowie ein leiser Windhauch irgendwo bläst.
Momentan bin ich mit Muskelrelaxern, Gymnastik und sonstigem sowie einem die eigenen Füße entdeckenden Sohn auf dem Wege der Besserung. Meine linke Seite ist sowieso schon entspannt, seit ich linksseitig zur Muskelunterstützung eine Armbanduhr mit dickem, eng geschnallten Kautschukarmband trage. Für Rechts habe ich mir jetzt ein martialisches Lederarmband bestellt zum selben Zweck. Bei Ebay hatten sie ein Sonderangebot mit Metallnieten und einer Reitgerte im Doppelpack, habe mich dann aber doch für eine schlichte Version entschieden. Ich merke schon, die nächsten 49 Jahre werden viel unterhaltsamer als die ersten, was die Gesundheit angeht. Also habe ich Taiwan diesmal wohl zu Unrecht verdächtigt, von wegen Lebensmittelverunreinigungen. Neulich war ja schon einmal so eine Verspannungssache, deretwegen mir die Gattin einen Termin beim Herzspezialisten verordnet hatte, der mich prompt mit Herztabletten fast umgebracht hätte. Das ließ sich auch schon mit Gymnastik etc. lösen.
Jau... solange die Krankheiten weiter so witzig bleiben, macht das Altern richtig Spaß ;-) Am Ende lache ich mich mit 80 irgendwann mal über den ganzen Unsinn tot...

Freitag, November 27, 2015

Please Pray the Rosary!

Gesicherte Tafel irgendwo in Manila, durchs Autofenster fotografiert während wir im Stau stehen. Beispiel für den strengen Katholizismus im Land: Überall sind Jesus und Mutter Maria im Stadtbild zu finden als Standbilder oder ikonenartige Bilder.

"Bitte bete den Rosenkranz. Eine Familie die zusammen betet, bleibt auch zusammen"

Freitag, November 20, 2015

Queen's Head, Yehliu-Kap. 2005

Im Jahre 2005 war es noch nicht so überlaufen. Hat es damals schon Eintritt gekostet? Ich weiß es nicht. Aber es gab damals noch keine Flut von VR-China-Touristen, die den Platz heute sehr überlaufen machen. Eher spärlich die Besucher damals am "Königinnen-Kopf", dem Wahrzeichen Taiwans. 

Bilder ohne Worte mit einer Minolta Dynax 600si classic, einer analogen SLR-Kamera. Objektive: Ein Tamron 4-5.6/28-105 und ein Tokina 3.5-4.5/19-35mm. Beide könnten ich auch heute noch an der Sony DSLR verwenden, sie leben aber nicht mehr.



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... und ein Minolta 4.5-5.6/70-300mm, auch schon verstorben dank Pilzbefall.

Donnerstag, November 12, 2015

Wirre Geschichte: Security-Guard attackiert Ausländer in Metro (Update)

Da trägt ein Taiwaner die Uniform eines Security-Guards eines offenbar dänischen Unternehmens in Taipei und attackiert einen westlichen Ausländer in Taipeis Metro MRT mit offenbar rassistischen Sprüchen.

http://michaelturton.blogspot.com/2015/11/something-to-watch-out-for-racist-suit.html


Das Video will nicht richtig laden bei mir. Nach dem was ich sehen kann spielt vielleicht eine weibliche Begleitung des Ausländers eine Rolle und offenbar fällt irgendwo eine Formulierung, die in Richtung "Hure" geht. Von so einem Vorfall habe ich in Taiwan noch nie gehört, es handelt sich um einen Einzelfall würde ich sagen. Der Attackierer legt es offenbar darauf an geschlagen zu werden und fordert den Ausländer sogar dazu auf. Möglicherweise schielt er auf eine teure Klage, die er dann dem Ausländer anhängen könnte und hofft wohl nicht zu Unrecht - nach allen Erfahrungen - für diesen Fall auf Solidarität von Polizei und Gericht. Der Ausländer lässt sich von dem Herrn aber nicht provozieren.

Schon bizarr, für ein "Laowai"-Unternehmen in Taiwan zu arbeiten und dann einen Laowai in der Metro anzumachen. Hoffentlich verfährt der Securitymensch da großzügiger mit Geschäftsbesuchern des Unternehmens ;-)

Auf der Facebookseite des Unternehmens wird der Fall diskutiert. https://www.facebook.com/issworld/
Wer weiß was dahinter steckt. Es wäre das erste Mal, dass Aktionen wie irgendwelche Popmusik-Videos, die einheimische Damen dazu auffordern, sich nicht mit Ausländern einzulassen (das Taiwanblog hatte berichtet) Früchte tragen würden. Sehen wir es lieber als Einzelfall eines sehr gestressten Menschen.

Grundsätzlich würde ich sagen hat sich die "Willkommenskultur" der Taiwaner für uns Weißbrote von "extrem freundlich" im Jahre 2004 (als ich hier angekommen bin) über die Jahre hin zu "neutral" verschoben. Wobei wohl auch die häufigen Anti-Ausländerstories in der Taiwanpresse eine Rolle spielen.

EDIT: Wie man auf Forumosa.com sieht, bearbeitet die Polizei den Fall offenbar nicht. Hingegen wäre ein Ausländer, der einem Taiwaner gegenüber beispielsweise "Fuck you" sagt, sehr schnell zu einer Geldstrafe verurteilt. Das ist schon recht häufig vorgekommen. Man sollte sich nicht provozieren lassen, bereit stehende Smartphones vom Angreifer oder von Passanten warten nur drauf, ein "Fuck you" oder gar eine Handgreiflichkeit seitens eines westlichen Ausländers aufzuzeichnen***. Auch wenn dieser Fall hier vermutlich anders ausgehen wird.

UPDATE: http://forumosa.com/taiwan/viewtopic.php?f=8&t=153510&start=30
Wieder mal ist das Video der Metro-Videoüberwachung schon gelöscht worden (nach 7 Tagen) bevor die überarbeitete Polizei dazu gekommen ist, es sicherzustellen. Das passiert in Taiwan grundsätzlich, wenn etwas für einen Ausländer entlastend sein könnte und ist schon fast ein Sprichwort in der Ausländergemeinde geworden. Und beim Transfer des Smartphonevideos von einer Police Unit zur nächsten ging das Video auch verloren. Nun gut, es ist ja im Internet zu finden.

UPDATE 2: Das dänische Unternehmen ISS stellt offenbar weltweit Dienstleistungen von Gebäudereinigung bis hin zu Security zur Verfügung. Allerdings war der Wachmann wohl nicht für die MRT tätig sondern reiste privat in der MRT.


*** Ein Beispiel für eine gelungene Shitstorm-Attacke auf eine US-Amerikanerin, die in der MRT wie viele Taiwaner auch einen Sitzplatz mit Einkaufstüten blockierte. Ein Seniorin verlangte von ihr die Freigabe des Sitzplatzes, obwohl ein benachbarter Seniorensitzplatz offenbar frei war. Die kecke Antwort, von einem Mitreisenden gefilmt, kostete der Amerikanerin ihre berufliche Existenz in Taiwan: http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/06/die-schlimme-amerikanerin.html
Fast immer sind Taiwan neutral oder freundlich, aber wenn "die Kacke am Dampfen" ist, man also irgendwie in eine Situation mit einem aggressiven Taiwanerer geraten ist oder selbst merkt, dass man unbeherrscht wird, dann gilt: Das nächste Smartphone im Videomodus ist vermutlich nur ein paar Meter entfernt. Und im finalen Schnitt steht man dann in den Taiwan-Medien sehr ungünstig dar. Etwa hatte die Taiwanpresse damals den freien Sitzplatz herausgeschnitten...

Mittwoch, November 11, 2015

Malinesische Notizen Teil 2

Die Fortsetzung von hier (http://osttellerrand.blogspot.tw/2015/11/jetzt-pr-der-philippinen.html), wird später bebildert.

Gegenstand des Berichts: Reise nach Manila/Philippinen

Essen in einem fast Schnellimbiss-mäßig wirkenden Lokal namens "Max's". An der Wand große Fotos von der Speisekarte um 1945, dem Gründungsjahr der Kette. Da kostete ein Komplettessen einen oder zwei Pesos statt heute ein paar Hundert. Das Essen ist etwas US-Fastfood-inspiriert denke ich, aber lecker. Es gibt kaum Gemüse und unsere Manilafamilie merkt an, dass die richtigen Philippinos sehr wenig Gemüse essen. Jedenfalls Zuhause denke ich. Die vielen schlanken Frauen nach Asia-Art in Hotpans oder Ultramini und mit orange gefärbten Haaren, entweder spanisch oder dunkler oder mit asiatischem Einschlag (das "oder" erlaubt hier eine Kombination) sprechen dafür, dass sich viele doch nicht so ungesund ernähren können. Das Essen besteht aus einer leckeren Schweinshaxe, die kross und etwas pikanter gewürzt ist als ihr bayrisches Pendant. Soll ursprünglich aus Spanien stammen. Dazu gibt es Pommes, die aber nur leicht anfrittierte Kartoffelspelten sind und daher viel leckerer sind als die üblichen Kartoffelpüree-Stäbchen a la Deutschland. Es gibt eine Variante der auch in Taiwan bekannten Kochnudeln mit gedünsteten Schweinefleischstreifen dran, allerdings nicht so labbrig-salzlos-Kochzwiebelig wie in Taiwan, sondern mit Salz gut abgeschmeckt. Spuren von Gemüse sind hier enthalten.
Eine Frühlingsrolle ist etwas anders als von Iglo, aber ausgesprochen lecker. Die Bedienung sieht aus wie eine Spanierin, mit im Nacken zusammengehaltenen Haaren und einem Signallippenstift in Mörder-Feuerwehrrot, der sich in Manila großer Beliebtheit erfreut. Sie hat dezent Parfum aufgelegt, dessen massierter Duft an das Aroma einer ausgebombten Moschusölfabrik im Morgennebel erinnert. Ihr Lächeln verwirrt mir die Sinne. Frau die taiwantemperamentiv wieder mal über irgendwas sauer ist erwähnt, ich möge vielleicht doch lieber nach Deutschland gehen anstatt mit nach Manila zu ziehen. Ich lächele sie benommen an und murmele geistesabwesend irgendwas von "Yes Darling". Eine Band spielt kostenlos in Tagalog auf. Jung und alt swingt beim Essen mit. Das lateinamerikanische Flair macht mich - auf ärztliche Weisung dem Swimmingpool-Infekt halber alkohollos - leicht trunken. Ich fange den vom Kind vom Nebentisch herüber fliegenden Luftballon auf und reiche ihn rüber und diskutiere mit Junior, ob ihm die Altersgenossinnen eher in Deutschland, Taiwan oder Manila zusagen. Er schwankt zwischen Manila und Deutschland, führt gelegentlich seine Kindergarten-Freundin ins Feld. Frau will dann doch wieder, dass ich hinterher ziehe.

 Endlosstau oder zähfließender Verkehr

Jedes der Häuser in den breiten Fußgängerzonen hat hinten eine Gratistoilette. Ich biete dem freundlichen Toilettenmann dort, der auf Englisch Smalltalk macht ein Trinkgeld an, aber er will es nicht. Nehmen die keins oder waren 20 Pesos zu wenig?

 Privater Jeep-Verschnitt. Diese Simpelautos oft ohne Tacho sind auch Basis für die Jeepneys, die privaten Busse und haben verblüffend wenig Bodenfreiheit gemessen am Namen

Anderer Tag. Junior (4) sitzt in der Kinderbahn, neben ihm ein kleines scheues Mädchen etwa gleichen Alters. Erst jetzt beim Durchsehen der Fotos bemerke ich, dass er auf einem seine Hand auf ihre gelegt hat. Oh dieser...

Bedingt durch den angestrebten Beruf latschen wir endlos durch Einkaufszentren

Ausflug ins Grüne, weil Schwager hier geschäftlich zu tun hat. Der Wachmann bei Starbucks ist freundlich und hält die Tür auf. Die ganze Ausflugsgegend wirkt auf mich wie ein deutsches Gewerbegebiet am Stadtrand, nur dass hier Bootsfahrten angeboten werden, die bunten asiatischen Karpfen zu sehen sind und Menschenmassen herein strömen. Es gibt wie immer ein nahegelegenes Einkaufszentrum und sonst sollen in dieser sehr westlichen Umgebung wieder Wohnungen verkauft werden. Ich streite mich mit Junior, ob ein wie ein Jeep aussehendes Kinderbett in einem Möbelhaus ein Auto oder ein Bett ist. "Auto zum fahren!" brüllt Junior und ich will das nicht länger ausdiskutieren und freue mich über eine verbesserte deutsche Ausdrucksweise.

 Gemäß der Familienpolitik erleben wir nur die Sicherheitszonen von Manila. "Draußen" sind wir nur im Auto. Was auch immer den Blick auf sich zieht, man sieht es nur die Fenster des unauffälligen Toyota-Kleinbusses. Zwar ist er auffällig Rot, aber das war auch die Hälfte der anderen Exemplare dieses Typs.

Junior hat Automarken entdeckt. "Toyota, Toyota, Toyota, kein Toyota, Toyota, Toyota, Toyota, Toyota, kein Toyota" zählt er aus dem Toyotafenster-guckend auf. "Was für ein Auto würdest du dir kaufen?", frage ich ihn. "einen Toyota!" antwortet er.



Im Supermarkt gibt es bei McDoof und KentuckySchreitStricken immer ein Billigessen. Pikant gewürztes Brathuhnteil mit Reisklos und einer labbrigen Würzsoße für einen Euro umgerechnet. "Wieder kein Gemüse" merkt die Schwester meiner Frau an. Ich bemerke verstört, dass sich an der nahe gelegenen Treppe exakt die selbe Szene abspielt wie einen Tag vorher. Drei mit Klamotten wie Mini-Ballkleidern und Ultra-Highheels aufgedonnerte stark geschminkte junge Damen im Alter von 16 oder dergleichen umkreisen einander künstlich lächelnd und machen Smartphone-Fotos voneinander. Genau das selbe haben sie gestern schon an der selben Stelle gemacht. Viele Altersgenossinnen hingegen texten auf altmodischen Handies. Werbepakete preisen SMS-Pakete als Gratiszugabe zu irgendwelchen Produkten an. Nur wenige junge Frauen tragen lange bunte Sommerkleider und Kopftuch, der Rest hat Hotpans und Ultramini an oder hautenge Jeans, ganz wie in Taiwan. Alle sind nichtsdestotrotz streng katholisch - bis auf die Kopftuchhupferl des Propheten natürlich. Jesus und Maria sieht man oft. Hinter Glas an Straßen oder als Bilder, etwa um das Heim zu schützen an der Gartenpforte. Auch bei uns am Printkiosk zu kaufen.



Angst vor dem Islam? Man sieht eher die 3-Kind-Familie mit jungen Eltern als die 1-Kind-Familie. Google verrät, dass die Frauen aus der untersten Bevölkerungsschicht im Schnitt 5 Kinder haben, während die aus der höchsten Schicht im Schnitt etwas über 2 haben. Erstaunlich was für eine große Menschenmenge eine katholische Familie sein kann, bei der 5 kleine Kinder an den Eltern hängen. Ich begucke mir die Mütter. Die sehen trotzdem in aller Regel gut genährt und attraktiv aus. Also nicht etwa ausgelaugt. Haben sie noch eine ältere Frau dabei, ist diese zwar erst in den 50ern oder 40ern, sieht aber oft im Gesicht sehr ausgelaugt aus. Manila hat ein starkes Wirtschaftswachstum. Es entstehen laufend teure Wohnungsviertel, die Security und je drei Einkaufszentren mit Arbeitsplätzen brauchen. Google verrät, trotz Wirtschaftswachstum würden die Armen nicht weniger auf den Philippinen. Ich mutmaße, dass bessere Versorgung eine eben höhere Überlebensrate der vielen Kinder bedeutet, was gut ist, aber eben die Armutsschicht nicht schrumpfen lässt. Hier in Manila gibt es eine moslemische Minderheit, aber der Katholizismus ist vital und kinderreich und dominiert im Straßenbild mit Anspielungen auf den Glauben selbst auf Firmenschildern und Jesus und Maria.

 Trad. Reiskuchen mit Käse drüber. Zu wenig Salz, schmeckt labbrig und das Ei schmeckt vor wie bei schlecht Gebackenem. Taiwaner finden es offenbar ganz lecker

Unser Gastgeber, selbst Sino-Philippino, erläutert, die islamischen Philippinos würden sich in "Krieger und Kaufleute" unterteilen. Er selbst räumt ein, keine Moslems einzustellen, weil er Angst vor Entführungen habe. Im TV läuft tagsdrauf eine Nachricht von westlichen Touristen, die aus einem malerischen Resort in der südlichen Sulu-See entführt worden sind. Solche südlichen Inselparadiese sind auf den Philippinen Jagdrevier islamischer Terrorgruppen. Schwesterherz erwähnt nette moslemische Kunden. Krieger und Kaufleute eben.
Wer auf den Philippinen Urlaub machen will, ergoogelt bitte vorher ganz genau wo er landet, nicht dass er gerade im Jagdrevier der "Religion des Friedens" landet.

Slums türmen sich hoch auf neben der Hochstraße

Fau sagt wieder, Manila sei heute da wo Shenzhen in China vor 20 Jahren war. Damals waren ihr dort Immobilien angeboten worden und sie hat abgelehnt. Heute will sie den Zug nicht wieder verpassen. Die Philippinen dampfen in die Zukunft. Streng katholisch und vital. Fanatischem Islam steht ein selbstbewusster Katholizismus gegenüber, der Jesus genauso liebt wie andernorten der Prophet geliebt wird. Man kann viel an den Philippinen aussetzen, aber vitaler als das in jüngster Zeit phlegmatisch und schwach wirkende Deutschland sind die Philippinos allemal.

Vorher/nachher ist immer eine Betrachtung wert. Neben unserem neuen Printkiosk im Vordergrund liegt ein Laden, der u.a. Diätprodukte anbietet, ein Vitaminkiosk, ein Anwerbestand für ein Callcenter, ein Elektro-Universalgeschäft a la Mediamarkt (gut für unseren Umsatz), ein Office-Irgendwas mit Mietcomputern und Mietdruckern, ein Comicladen und ein Waffenladen, wo auch Schwager seine Knarre her hat. Jau, ist das meine Welt, das Beine-in-de-Bauch-stehen im EKZ und das zwischenzeitliche Kaffeeschlürfen und Facebook-Schwachsinn-Posten zwischen den Kontrollgängen?

Dienstag, November 10, 2015

Jetzt PR der Philippinen (Update)

Die von meiner Frau veranlasste "Republikflucht" aus der Republik China aka Taiwan ist in eine entscheidende Phase getreten

Wie bereits mehrfach berichtet macht meine Frau seit einiger Zeit enormen Druck, zu ihrer mit einem chinesischstämmigen Philippino verheirateten Schwester nach Manila zu ziehen. Schwesterherz ist vor ein paar Jahren aus Taipei nach Manila gezogen und hatte dort eine Weile eine Taiwan-Bubbleteekette, bis diese größer als die Kontrollmöglichkeiten wurde und die Angestellten sich geweigert hatten, den nervigen Kunden noch Tee zu verkaufen und lieber auf den Getränkefässchen aus Plastik eingeschlafen sind. Arbeitsunfälle mit in die Augen gerammten Strohhalmen sollen an der Tagesordnung gewesen sein. Wie dem auch sei, aktuell betreute ihre Schwester das Einkaufszentrum-Outlet der (Aufkleber/Nummberschilder/Gewerbeschilder-) Druckerei ihres Mannes. Meine Frau wird von der Perspektive ins Business ihrer Schwester zu investieren und es zu expandieren angezogen wie eine Motte vom Licht - auch weil sie sich aus gesundheitlichen Gründen aus der Taiwan-Marathon-Bürohölle zurückziehen will. Ein zweiter Kiosk hat bereits aufgemacht und läuft, ein dritter und mehr Business ist geplant. Unser Manilatrip in Stichworten, Bilder folgen später auch noch.





* Wir beantragen die PR-Karte lustigerweise basierend auf dem Altersruhestands-Programm der Philippinen. Gerade US-Bürger können sich hier schon mit über 40 zur Ruhe setzen. Nach eigentlich 3 Wochen kriegt man sie, wir kriegen sie in zwei Wochen. Oberwitzig sind die checkkartengroßen Ausweise eigentlich nicht. Doch der von Junior ist der Hammer, weil neben seinem Kinderfoto auch der Text steht: "Participant of the Old Age Retirement Program". Also: "Teilnehmer des Altersruhestands-Programms". Mit einem Kinderfoto daneben sieht das göttlich aus. Wohl auf Lebenszeit können wir alle drei dort bleiben und leben wenn wir wollen oder einfach kommen und gehen wie wir lustig sind. Solange wir nicht den Gegenwert eines Mittelklassewagens wieder vom philippinischen Staat zurückfordern, den man für diese Art der PR pro Familie überweisen muss.



* Die Kondoanlage mit Swimmingpool sieht ganz nett aus, doch überall sind Gott sei Dank nur kleine Ekelkäfer, wie man sie auch aus Taiwan kennt. Ich schwimme einmal im Pool und kriege sofort eine Niereninfektion. Auf das Antibiotikum reagiere ich mit Übergeben. Frau sagt, ich solle vielleicht doch lieber wieder nach Europa gehen...



* Die Toiletten auf dem Altersruhestands-Amt sind in einem Zustand, als sei die Putzfrau noch von den Spaniern eingestellt worden und läge irgendwo vermodernd unterm Rasen. Der schicke Mamorturm in Manilas Innenstadt steht dazu im krassen Gegensatz.



* Waffen, Waffen, Waffen. Unser Gastgeber zeigt seine Pistole. Ich überzeuge mich, dass er in der Tat auch die Kugel aus dem Lauf nimmt bevor er die Waffe meiner Frau gibt. Die zielt sofort damit auf mich. Ich fühle mich bestärkt, in meinem Haus nie eine Schusswaffe haben zu wollen, egal ob legal oder illegal. Die Supermarktwächter haben Schusswaffen. Die private Security in den Innenstadtzentren auch. Die Wächter an der leicht angeschmuddelten Gated Community von Schwesterherz auch. Als Junior dreimal die Starbucks-Toilette neben unserem Kiosk aufsucht, starrt mich der Wachmann hasserfüllt an. Er hat eine Kanone, ich komme nicht wieder.



* So funktioniert Manila. Draußen in den Slums und auch mal mitten zwischen den Nobelvierteln leben die armen Leute. Sie sind meist dunkelhäutiger als die öfter mal spanisch wirkenden Mittel- und Oberklässler. Sie sind der Grund für Zäune und weißgekleidete immer schelchtgelaunte und manchmal Ludigel und Sohn anpflaumende dunkelhäutige Wächter mit vielen Kanonen überall. Ein geniales System: Die Unterklasse ist einerseits der Grund für das Einsperren und Überwachen der Mittelschicht, andererseits stellt sie auch gleich das Personal dafür. Der Manilakapitalismus hat die Armut perfekt instrumentalisiert.



* Stau, Stau, Stau. Manila ist Stau und Stau ist Manila. Wir fahren morgens für 5 Kilometer eine Stunde. Kontrollieren ein paar Stunden die Kioske (eher Schwester als wir) und fahren dann in der Rushhour 2 Stunden wieder zurück. An öffentlichem Nahverkehr gibt es nur eine fast nirgends fahrende Stadtbahn (ein einziges Mal gesehen) und sonst die offenen Jeep-artigen Busse namens "Jeepneys", die ihre Fahrgäste fensterlos im Smog durchziehen lassen. Die Jeepneys halten überall, bevorzugt auf Kreuzungen, wo sie dann den Verkehr komplett lahmlegen. Einmal stehen wir vorm Supermarkt im Stau, den man in 5 Minuten hätte erreichen können zu Fuß. Der Wagen braucht 45 Minuten.



* Die Luft ist in der Gated Community und auf dem Gelände der benachbarten deutschen Schule klar und angenehm. Es ist heiß, aber nicht schwülheiß. Es stinkt nur nach Smog, wenn man an den Hauptstraßen steht. Aber da bin ich meist im klimatisierten Toyota. Vor der Altersruhestands-Behörde in der Innenstadt stinkt es zwischen den Wolkenkratzern recht übel nach Smog.



* Im TV laufen Nachrichten. Im Gefängnis gab es eine Razzia. Drogen und Waffen wurden gefunden. Der Tisch biegt sich fast vor lauter Schießeisen. Erstaunlich, dass sich so schwer bewaffnete Leute überhaupt einsperren lassen. In einer anderen Nachrichtensendung sieht man, dass in ländlicher Umgebung ein Kleinbus mit einem LKW zusammengestoßen ist. Der Fahrer ist eingeklemmt und sein Gesicht ist schmerzverzerrt, als Passanten (!) versuchen, den Mann mit einem Baumstamm (!) aus dem Auto zu hebeln. Der Polizist guckt zu, Feuerwehr mit Schneidwerkzeugen gibt es nicht offenbar.



* Im Stau läuft eine spärlich bekleidete Frau an der Autoschlange vorbei und bettelt. Ihr von der Sonne fast schwarz gebrannter Körper wirkt ausgetrocknet und dürr. Ihre Oberbekleidung ist spärlich, der Tiger-BH hinten nicht richtig zugemacht. Meine Manilafamilie lacht. Ich vergesse vor Entsetzen, dass ich eine Kamera in der Hand habe. Wie grausam doch die Entwürdigung des Menschen in Manila zelebriert wird. Doch alle lieben Jesus. Der ist überall. Schwesterherz hat es mal so formuliert:

Die Philippinos lieben Gott.
Hast du Geld, bist du Gott.
Hast du nichts, bist du nichts.


* Nichtsdestotrotz, die Philippinos wirken - von den Securityleuten abgesehen - freundlich. Eine hübsche weibliche Securitykraft, die ich nach einem Spielzeugladen frage, ist nicht grummelig. Na ja, bei meinem Gringo-Lächeln...



* Mein Spanisch versucht sich zu reaktivieren, obwohl es hier kaum jemand spricht. Selten hört man von sehr spanisch aussehenden gut gekleideten Leuten ein paar Brocken Spanisch. Wie es übrigens auch auf der philippinischen Vertretung in Taipei zu hören war brockenweise. Als ich zu Junior einmal "Vamos!" ("komm!") sage, starrt mich gleich jemand erstaunt an.



* Wir kommen um 12 im Supermarkt an. Die beiden jungen Verkäuferinnen im Schülerinnenalter haben eine Freundin mit im Printkiosk sitzen und geschlagene 95 Pesos Umsatz gemacht seit 3 Stunden, obwohl alles voll ist. Also weniger als 2 Euro. Schwesterherz steht 30 Minuten am Kiosk und schon sind 1800 Pesos in der Kasse. Mir fallen einige wartende Kunden auf, die teilweise ziemlich genervt sind. Wir gehen (nicht bei Starbucks sondern beim Konkurrenten Krispy Kreme) einen Kaffee trinken. Frau will einen komplizierten mit Sahnehaube. "Maschine broken, Ma'm" sagen die 4 Angestellten. "Chef nicht da, deswegen Maschine kaputt", erklärt Schwesterherz. Und bei uns am Kiosk war wohl den ganzen Morgen der Computer "kaputt".






UPDATE: Damit visarechtlich keine Missverständnisse aufkommen: Man darf mit der "Senioren-PR" zwar nicht arbeiten im klassischen Sinn, aber sehr wohl investieren. Und klar, dass man als Teilhaber dann beim Investitionsobjekt aufschlägt und nach dem rechten guckt. Mehr wird Gattin auch nicht tun, denn bei den geringen Lohnkosten wäre jeder Handschlag Verschwendung. Theoretisch ist die Gattin dann nicht der disziplinarische Vorgesetzte sondern nur Besucher, in Praxi weiß der Angestellte natürlich, dass Schlafen in Gegenwart des Investors wenig karrierefördernd ist ;-) Eine alternative Form der Senioren-PR erlaubt sogar ein Eigeninvest anstatt der Zahlung an die Staatskasse, wie wir sie geleistet haben. Invest ist also der Zweck dieser Senioren-PRs.

Montag, November 09, 2015

Taiwan-Schnellüberblick

Gerade zurück aus den Philippinen habe ich nur Muße für einen Schnellüberblick über die Dinge, die in Taiwan geschehen sind

Ein 44jähriger Schweizer sollte am Freitag um 23 Uhr einen Flug vom Internationalen Flughafen Toayuan nach Paris nehmen, ging jedoch nach dem Checkin verloren. Erst am Samstag wurde er gegen Mittag gefunden. Und zwar in der Nähe des Ganges, der zu den VIP-Lounges führt. Dort lag er eigenartigerweise in einem Bereich, den Reisende normalerweise nicht betreten sollen. Neben sich eine leere Flasche Wein* und leider verstorben aus noch unbekannter Ursache. Er soll auch eine Flasche Whisky im Duty-Free-Bereich erstanden haben, die offenbar nicht gefunden wurde. Am selben Tag verstarb auch ein 68jähriger US-Amerikaner, aber schon beim Touchdown seiner Maschine in Taipei.
http://focustaiwan.tw/news/afav/201511070026.aspx


Taiwans noch bis Januar amtierender Präsident Ma traf sich mit dem chinesischen Präsidenten Xi und in diesem Satz liegt schon ein Fehler. Formell ist ja Ma der Präsident der Republik China, die wir umgangssprachlich als Taiwan bezeichnen, während Xi natürlich Präsident der VR-China ist. Ich habe mir keine Details angesehen, liegt mein Blick aus privaten Gründen derzeit doch eher entweder auf Manila in den Philippinen oder auf Deutschland. Schließlich wird langsam klar, dass Frau, Junior und ich in der ersten Jahreshälfte 2016 Taiwan verlassen werden. Bestimmt hatten Ma und Xi ihren Spaß zusammen. Es gibt ja viel, was die zwei Buben zusammen anstellen können. Etwa ihre Namen hintereinander schreiben, die Köpfe zusammenkleben mit Uhu und sich dann Herr Xima nennen. Möglicherweise sind die beiden in der SM-Szene tätig, jedenfalls hat Herr Xi dem Herrn Ma wieder den Titel "Herr Präsident" verweigert und ihn wieder Hello oder wohl eher "Ni hao" genannt. Was man eben so macht bei den Humilation-Games. Mich interessiert das alles nicht mehr wirklich; der geneigte Leser mag es anderswo im Detail nachlesen.
http://www.taipeitimes.com/News/front/archives/2015/11/09/2003632021

Nach einer Halloween-Party in einem Spukhaus in Tainan klagten mehrere der Naturwissenschaftsstudenten darüber, von bösen Geistern besessen zu sein, so dass die ganze Truppe per Notfallverfahren in einen nahegelegenen Tempel zwecks Massenexorzismus gebracht wurde. Einige wenige der Studenten klagten über Fieber und dergleichen, sodass sie medizinische Behandlung in Anspruch genommen haben. Diese Meldung ist hinreichend blöd, dass es mit ihr Taiwan glatt mal wieder in die Spiegel.de-Nachrichten schaffen könnte: http://www.taipeitimes.com/News/front/archives/2015/11/02/2003631488

* Edit: Sprecher des Mandarinchinesischen auf Taiwan nennen jedweden Alkohol meist "Wein", deswegen kann es sich bei der leeren "Weinflasche" neben dem Toten durchaus um die Whiskyflasche handeln. "Schottischer Landwein" gewissermaßen.

Freitag, Oktober 23, 2015

Fehlende Taiwanberichte

Deutsche Politik ist auf anarchistische Art so viel spannender. Und ich habe sowieso wenig Zeit, da ich ein Managementtool unter Windows mit Datenbankanbindung fertigstelle, mit dem mittlerweile das ganze 45-Leute-Team u.a. auch seine Urlaubsplanung macht und eigene Fähigkeiten zwecks Zuordnung zu den einzelnen Hardwaretest-Projekten hier im Testteam einhacken kann in das System. So groß ist das Programm, dass ich es mittlerweile "SAT / Software aus Taiwan" nenne statt SAP. Obwohl, so groß ist es nun auch wieder nicht.

Daher habe ich nicht darüber berichtet, dass die noch regierende KMT ihre Präsidentschaftskandidatin Hung gegen den moderateren Chu ausgetauscht hat, der Bürgermeister des Landkreises Taipei alias New Taipei City ist. In einer aktuellen Umfrage liegt jetzt Frau Tsai von der DPP mit um die 40% immer noch mit Abstand vorn, gefolgt von Herrn Chu aus der KMT mit 18% und dann Soong aus der PFP (KMT-nah eigentlich) mit 12%. Lustige Szenen gab es, als Hung-Anhänger vor der KMT-Zentrale demonstrierten und KMT-Honoratioren am Weiterfahren in ihren Limusinen hinderten. Aber Deutschland ist einfach so viel spannender und morgen geht es besuchsweise nach Manila, auch um die Permanent Residency abzuholen. Da tritt Taiwan und seine ewige "sind wir nun China oder nicht?"-Leier Gott sei Dank gnädig in den Hintergrund.

Bei mir gilt also jetzt das Motto: "Der Trend zum Drittland hält an". Selbst wenn Merkel eines von den dreien kaputt spielt, bleiben mir immer noch zwei andere. 

Freitag, Oktober 16, 2015

Republikflucht! (Geht auch ohne Merkel)

Langsam wird es ernst mit der Republikflucht aus Taiwan, der "Republik China", wie sie ja eigentlich heißt.

Ich will noch mal kurz rekapitulieren, wie es zu der stürmischen Entwicklung kam, die Frau und mich seit 2 Jahren oder dergleichen umtreibt - verschärft in den letzten Monaten.. Alles fing an mit dem dicken Volvo SUV names XC60 T5 in Glitterschwarz, mit dem meine Frau des guten Crashtests halber unseren alten Nissan Xtrail ersetzen wollte. Alles Reden half nichts, am Ende stand die schöne und in Taiwan im Vgl. zu Deutschland noch teurere Karosse vor der Tür. Oder genau gesagt auf dem Familienparkplatz bei Schwiegermutter. Parkplätze sind ja durchaus Kostbarkeiten in Taipei. Der "Familienparkplatz" war ursprünglich von meiner Frau gemietet und bezahlt worden und war während unseres kurzen Lebens in Deutschland dann vom "reichen" Schwager meiner Frau übernommen worden, der da manchmal seinen Porsche Panamera oder vorher Audi S8 und den parallelen BMW X5 35i drauf parkte. Großzügig und nett wie er ist durften wir da immer unseren Wagen gratis drauf abstellen, weil der Parkplatz so gut wie nie genutzt wurde. Ich wollte ja immer schon einen eigenen, aber meine Frau hatte sich da eine Art Zweikampf mit ihrer Schwester geleistet, die ja die erste Tochter der Familie ist und mangels Söhnen daher nach chinesischer Sitte eine ganz besondere Stellung hat. Als statt dem alten Nissan nun der glimmerschwarze Volvo auf dem Parkplatz stand, flog der ersten Tochter offenbar der Korken aus dem Kropf und sie erklärte Ludigels Kleinfamilie den Krieg. Nebenher hatte ihr Sohn auch einen Führerschein bekommen und nun ein eigenes Auto (erst Audi und BMW, wohlhabende Taiwaner lieben deutsche Autos) und hätte eigentlich den "Familienparkplatz" seines Vaters selbst gebraucht. Nett wie er ist, hat er aber kein Wort gesagt. Also erklärte uns die erste Tochter - die mich als zu "unchinesisch" vom ersten Tag an immer schon buchstäblich wie Luft behandelt und auf chinesische Art mit leerem Blick durch mich durch starrt - den totalen Taiwan-Weiberl-Krieg.
Als Resultat fing auch Schwiegermutter an, durch mich durch zu gucken als sei ich Luft. Ich fand ja, sie hat ein bisschen geschielt dabei. Aber gut, auch egal. Da damals wegen unserer viel zu kleinen Wohnung Frau 50m neben unserer nur von mir bewohnten Wohnung bei Schwiegermutter mit Junior lebte (ein merkwürdiges Arrangement, ich weiß) flogen Frau und Junior auch noch achtkantig aus der Wohnung und zogen bei mir in die seither überfüllte Miniwohnung. Was ja auch asiatisch nett ist, so eng beieinander. Ich gebe es zu und achte drauf, nicht Frau oder Junior beim morgendlichen Recken ausversehen aus dem Fenster zu boxen. Wie dem auch sei, Schwiegermutter weigerte sich auch noch, auf ihren Großsohn tagsüber wochentags aufzupassen und sagte uns, wir sollten uns gefälligst eine Kinderschwester suchen für den damals noch im Babyalter befindlichen Junior.
Zuuuuuuufällig weilte damals die zweite Schwester der Familie in Taipei, die eigentlich mit einem Sino-Filipino verheiratet in Manila lebt. Da Taiwaner Gruppenmenschen sind, litt meine Frau sowieso unter sozialen Entzugserscheinungen und auch dass uns die werte erste Tochter an der Familientafel manchmal buchstäblich das Essen (für Junior) aus der Hand nahm und demonstrativ an die Kinderchen der dritten Tochter weitergab, trug nicht gerade zur Genesung meiner Gattin bei.
In der Folge bekam meine Frau dann auch noch ein Augenleiden, das evtl. zur Erblindung führen könnte und verlor nun ganz und gar die Contenance.

Dann ging es so schnell, dass ich kaum noch mitkam. Will sagen, dass ich wirklich nicht mehr mitbekam was in Windeseile vor sich ging. Die "Manila-Schwester" und meine Frau schmiedeten ohne große Diskussion den Plan zur Umsiedlung der Familie Ludigel nach Manila. Frau hätte da Familienanschluss, bräuchte nicht mehr im Büro auf den kleinen Bildschirm zu starren und könnte ins schwägerliche Business einsteigen. Im Handumdrehen war alles gemeinsame Geld in Manila angelegt und ich kam und komme mir ein bisschen vor wie jemand, der nach durchzechter Nacht in Frauenkleidern auf der Glaskuppel des Reichtags in Berlin mit einem zeltgroßen Schlüpfer von Peter Altmaier auf dem Kopf wach wird. Wie bin ich da bloß hingekommen? Und ich wusste gar nicht, dass ich sowas auch mache. Nur statt Alkohol hatte ich Famileindramen, Krankheiten und Nervenzusammenbrüche seitens der Gattin.

Da meine Frau in Sachen Manilaumzug unbeirrbar ist, war ich die Tage in Sachen polizeiliches Führungszeugnis, Legalisierungen (Beglaubigungen) und anderem Kram unterwegs. Unter anderem habe ich auch die horrende Summe für ein philippinisches Familienvisum (genauer: eine permanente Residency) übewiesen. Und heute hat der erste Verkaufskiosk des Joint-Ventures zwischen meiner Frau und ihrer "Manilaschwester" aufgemacht, drei neue Arbeitsplätze in Manila sind geschaffen. Und Frau und Junior werden Mitte nächsten Jahres in Manila erwartet, u.a. zwecks Kontrollieren der Verkaufsstelle. Meine Wenigkeit wohl auch - wenn Frau nicht zu viel Angst hat in der Manilafamilie könnten wieder ähnliche Verwerfungen auftreten wie mit der Taipeifamilie, das Business läuft und die Götter gewogen sind. Und ich mein Gesichtverziehen beim Thema Manila und Familie einstelle, sagt Frau. Da bin ich mir noch im Unklaren ob das klappt.
Lustig: Auch das Paar Will/ShaoWu will mit nach Manila ziehen, das treuen Lesern aus dieser Geschichte hier noch  bekannt sein könnte.

Schuld am ganzen Chaos war also nur der dicke Volvo, der ganz am Anfang der Geschichte stand. Oder auch der Bossanova, wer weiß das schon. In Manila soll es wieder ein alter Nissan werden, sagt Frau. Vielleicht fragen wir mal die Schwester dort, ob sie damit einverstanden ist*.


* Das ist genau die Manila-Nörgelei, die meine Frau beanstandet.

Nachtrag: Manchmal habe ich ja schon das Gefühl, ich sei im Jahre 2004 beim nächtelangen Programmieren in Deutschland bei meinem letzten Arbeitgeber mit dem Kopf auf die Tischplatte geknallt und läge seither im Krankenhaus im Koma. Und alles sei nur ein wilder Traum, während neben mir die Herz-Lungenmaschine rattert. Ist der Taiwahnsinn real?  

Nachtrag 2: Seit dem heutigen wiederholten Besuch im Manila Trade Office (der diplomatischen Vertretung der Philippinen in Taiwan) sehe ich die Ausreise nach Manila viel positiver. Die nette Schalter-Dame dort hat mich beim zweiten Mal mit einem netten Lächeln begrüßt und die vielen netten Damen in der Vertretung und die spanischen Worte, die sie in das Tagalog im Gespräch untereinander einfließen ließen, ließen die ganze Sache viel positiver wirken. "Tu es marido, no sé?" sagte gleich eine längst verloren geglaubte innere Stimme als ich wieder im Fahrstuhl war. Die hatte ich zuletzt bei meinen Lateinamerikareisen vor meine Taiwanzeit gehört ;-) Seien sie mit meinem alten Touristenspanisch nicht allzu streng.

Montag, Oktober 12, 2015

Peinliches bei Mr. Donut

Da will man nur seine Donuts in Ruhe essen. Und schon ist man mitten drin im Apple-Daily-Taiwan. Wenn auch nicht ganz schuldlos.

 Am verlängerten Wochenende waren wir jeden Tag mit Junior in einem Spielparadies, wo er klettern kann und in den unvermeindlichen Bällen herumtauchen kann, die dort dne Boden pflastern. Sowohl Junior als auch sein Vater waren stolz, auf diesen mehrere Meter hohe Scheiben-Kletterpfosten geklettert zu sein. Auch die vielen dratigen Taiwaneltern wollen da den Kids nicht folgen, während ich Junior erst mal mit Schweiß auf der Stirn vormachen musste, dass das Klettern da gefahrlos ist. Ab dem dritten Mal ging es dann bei mir fast automatisch, offensichtlich hatte sich irgendein altes Primaten-Kletterprogramm aktiviert. Als die Tage dann ein Ziehen in allen vier Gliedmaßen einsetzte musste ich mich ermahnen, nichts davon gegenüber der Frau zu erwähnen. Die hätte mich sicher sofort zum Taiwanarzt geschickt, der die Amputation aller vier Gliedmaßen oder einen Herzschrittmachen empfohlen hätte, tolloperationswütig wie sie sind. Muskelkater nennt man das eigentlich.
Jedenfalls nach dem Spielaufenthalt dort will Junior immer seine Donuts bei Mr. Donut essen, wofür wir extra in ein zweites Einkaufszentrum fahren. Nach Hause mitnehmen will er sie nicht, sondern man muss zusammen sitzen, essen und gucken, wie er mit seinen 4 Jahren ausführt. Das Wort "Café" hat er schon fest im Wortschatz auf Englisch und Deutsch. Die Donuts nach US-Vorbild sind deutlich filigraner als die in den US-Polizeiserien, wo sie offenbar das Grundnahrungsmittel eines jeden schießwütigen Polizisten sind. Neulich haben die sogar einen Rollstuhlfahrer erschossen, weil er nicht die Hände hoch genommen hat, habe ich gelesen. Unglaublich. Schuld wird aber eher die nur wenigwöchige Ausbildung der Herren Polizisten sein und nicht der Donut. Die Donuts bei Mr. Donut sind auch viel filigraner, kleine Kugeln bilden einen Ring aus etwas, das man in Niedersachsen als "Krapfenteig" bezeichnen würde. Was nichts mit Fischen zu tun hat.

So warteten Junior und ich am Tisch auf Mama, die die US-Krapfenring bestellte und schließlich mit an den Tisch brachte. Zwei für Junior und einen je für uns nebst Tee. Junior schmiert sich wegen der Schokokuvertüre seiner bevorzugten Sorte Donuts schon immer ein so dass wir wie alle Elternteile einen dicken Stapel Papierservietten mitnehmen. Meine Frau brachte taiwantypisch sowieso wieder einen extradicken, aber auch ich bediene mich da durchaus. Nicht ganz koscher, musste ich selbstkritisch feststellen, legt man doch da dem Unternehmen im Prinzip einen finanziellen Anteil an der Aufzucht der eigenen Brut auf die Kasse. Nichtsdestotrotz verbraucht Junior aber auch immer 90% der von mir üblicherweise mitgenommen Servietten und etwa 50% der von Frau eingesteckten. Auch am Nebentisch fand es so statt, eine Familie mit 2 Kindern hatte einen noch dickeren Stapel und ließ mindestens die Hälfte davon gleich in der Tasche verschwinden. Taiwan-Sorglos-Gratiskultur. So machen wir es denn nun doch nicht.

Nächstes Bild: Plötzlich steht einer der uniformieren Leutchen vom Bedientresen bei uns am Tisch, guckt mich wütend mit rotem Kopf an und fummelt in den von Frau mitgebrachten Servietten herum, von denen er die Hälfte wieder mit nimmt. "Tai dou le" sagt er dabei die ganze Zeit mehrfach vor sich hin, was etwa mit "ziemlich viele" zu übersetzen wäre. Er sieht nur mich an, nicht meine Frau und ich bemühe mich nach besten Kräften, den Kerl zu ignorieren. Klar dass er mich ansieht, denke ich so. Er hat vermutlich Apple Daily gelesen, die Taiwan-Bildzeitung, die schreibt gerne von unverschämten Ausländern, die keine Steuern zahlen, Drogen nehmen und nur die Mädels flach legen wollen. Aber ich habe auf den ganzen Mist keine Lust und mache mit ihm das was ich fast immer mit mir auf die Nerven gehenden Leuten mache: Ich ignoriere sie. So verschwindet er mit seiner Beute und ich muss ihm ja auch zugestehen, dass er nicht ganz Unrecht hat. Und wer möchte auch schon Aufhebens davon machen, dass man gerade deswegen zum "Mr. Donut strikes back"-Ziel geworden ist, weil man irgendwie anders aussieht. Woran es vermutlich liegen wird. In Taiwan wird man mittlerweile so behandelt als "weißer" Ausländer, was ich "moderat unfreundlich" nenne. Meistens neutral, mit dem ein oder anderen bösen Blick auf der Straße, manchmal aber auch etwas freundlicher als der Normalo behandelt würde, manchmal aber auch etwas unfreundlicher, etwa von Service-Personal. Eigentlich kann es sich Personal im serviceorientierten Taiwan ganz und gar nicht leisten, Kunden unfreundlich zu behandeln. Aber unsereins Langnase erwischt es manchmal, wohl aus dem Gedanken heraus, dass wir uns ja nicht so einfach beim Vorgesetzten oder gar dem Firmen-HQ einer Kette beschweren können wegen der Sprachbarriere. Manche Taiwaner glauben auch, meine Frau spräche nur Englisch, wenn sie sie mit mir auf Englisch reden hören. Dann halten sie uns wohl für ein US-Paar, denke ich mal.

Na ja, es kam wie es kommen musste. Frau rief das Headquarter an, die schicken zweimal den Serviettenrücknehmer zu uns an den Tisch nebst anderem Personal zum Entschuldigen. Er hat wieder einen roten Kopf, diesmal aber nicht vor Wut sondern vor Angst um seine Karriere, wie man den stark geweiteten Pupillen und dem Kaninchenblick entnehmen kann. Beim 2. Mal wollten sie die Donuts auch noch aufs Haus gehen lassen, aber wir haben das abgelehnt. Alles in allem eine oberpeinliche Veranstaltung, aber auch grenzwertig lustig, wie Taiwan eben oft ist.

Trotz allem ist Taiwan im Jahre 2015 ein angenehmeres Pflaster als es 2004 war, als ich hier her gekommen bin. Damals wurde man oft wie ein Popstar glorifiziert, fast unglaublich ist das heute. Aber auch ständig gefragt ob oder warum man immer nur Cola trinkt und Burger frisst - beides tat ich damals eigentlich nur sehr selten wie auch heute -  und hatte schon mal "Ausländer! Ausländer!"-singende Kinder hinter sich her dackeln und die beiden Jungs im "Family"-24h-Supermarkt waren so unfreundlich, dass ich manchmal befürchtete, sie würden eine Prügelei mit mir anfangen wollen. Und das Kantinenpersonal tatschte an mir herum wie an einem frisch gelandeten Marschmenschen und die halbe Firma wieherte dazu ... mit rotem Kopf.

Heute gibt es weniger rote Köpfe und das Klima ist angenehm neutral. Fast immer jedenfalls. Wenn es Probleme gibt, dann mit Leuten mit niedrigem Bildungsgrad, die möglicherweise für Servietten zuständig sind oder mit manchmal mit Senioren. Oder es lag doch nur an den Servietten oder am Bossanova.


Donnerstag, Oktober 08, 2015

Juniors Sprachentwicklung

Ein Update für Interessierte, von wegen Dreisprachigkeit

Junior (4) ist tagsüber im deutschen Kindergarten in Taipei und nachmittags bei der Schwiegermutter, die Mandarin mit ihm redet und ausdrücklich angewiesen ist, kein Hoklo alias Taiwanisch mit ihm zu reden, damit er nicht durch Viersprachigkeit verwirrt wird. Sonst abends und am Wochenende redet er Mandarin mit meiner Frau und Deutsch mit mir neben Englisch mit uns beiden, was also summa summarum drei Sprachen macht. Eine kurze japanische Phase wo er viel "annnooo" von sich gegeben hat hatte Junior auch mal. Da waren wir in Tokio gewesen und er hatte das aufgeschnappt. Vielleicht auch wegen des gelegentlichen Minijapanisch, mit dem seine Oma manchmal kontert, wenn Junior sie auf Deutsch anredet. Oma, also meine Schwiegermutter, hat nämlich in der japanischen Kolonialzeit noch Japanisch gelernt auf der Schule, aber den Großteil davon wieder vergessen. Wenn Junior sich einen Spaß macht und Deutsch mit seiner Oma redet und sich freut, wenn sie ihn nicht versteht, dann kontert sie eben schon mal auf Japanisch.

Neulich fragte ich Junior, wie viele Sprachen er denn spricht und er zählte auf:

Chinesisch
Deutsch
Minion

Letzteres hat damit zu tun, dass er viel die Filme des Despicable-Me - Franchises gesehen hat. Wir haben ihn durch englischsprachige Filme Englisch lernen lassen und das hat wirklich gut funktioniert, sogar richtige Native-Speaker-Formulierungen wie "gosh" als Erstaunenslaut hat er da drauf. Nur die englischsprachigen Despicable-Me-Filme haben ihn jetzt durcheinander gebracht, denn die kleinen gelben "Minions", die in dem Film die Stars sind, reden ein polyglottes Gewirr, das unter anderem wohl aus Japanisch, Spanisch, falsch gesprochenem Chinesisch (oder einem anderen Dialekt als ich ihn kenne), Englisch, Deutsch und allerlei mehr besteht. Das Vermischen von Englisch und dem Minion-Polyglott führte dann zu ein paar Sprachunfällen, etwa beschwerte sich Junior bei uns auf Englisch, seine Minion-Puppe hätte keinen "Wonderful". Also ein "Wunderbar" würde sie nicht haben. Frustriert fing er an zu weinen als wir ihn nicht verstanden. Erst später fiel mir ein, dass er "wonderful" als Hauptwort schon mal anstatt "Arm" benutzt hat. In der Tat fehlen der Puppe Arme. Auch stand er vor seinem Spielhaus mit offenem Eingang und sagte zu mir in Pseudodeutsch "Torweg zu?". Verblüfft guckte ich ihn an und ein paar Minuten später plapperten die Minions beim gehen durch eine Tür "Torweg zu?" oder irgendwas, das so ähnlich klang. Einstweilen sind die Minionfilme verboten, denn er fing an unverständliches wie "Bapu" und "Neipu" von sich zu geben und korrigierte mich schon mal energisch, wenn ich "Napu?" nachgefragt habe, was immer das auch sei. Abgesehen davon hat die Vielsprachigkeit aber gut geklappt, er spricht fließend Mandarin seiner Altersstufe entsprechend und wird daher von taiwanischen Kindern als einer der ihren akzeptiert, nur ihre Eltern bezeichnen ihn manchmal als "kleinen Ausländer", seiner braunen Haare wegen. Englisch kann er gut als Zweitsprache und fällt auch mir gegenüber darauf zurück, wenn ihm die Vokabeln fehlen.
Deutsch ist die Drittsprache und lässt sicher viel zu wünschen übrig, hat sich durch den Besuch des Kindergartens allerdings deutlich verbessert. Er ist stolz, wenn er ein neues Wort gelernt hat wie neulich "Aufräumzeit" oder vorher "Stuhlkreis", probiert dieses dann sogleich bei mir aus und ist glücklich, wenn ich es verstehe. Oft will er komplexe Sachen auf Deutsch sagen und dann fehlen die Worte dazwischen und er hat sich angewöhnt, diese dann mit deutsch klingenden Fantasielauten zu füllen und mit Gesten zu untermalen. Im Kindergarten ist man nicht glücklich über seinen Rückstand gegenüber den Kindern aus rein deutschen Familien, er ist da eben zwischen den Kindern aus rein taiwanischen Familien die sicher weniger Deutsch können als er und den Deutsch-Deutschen Kindern. Deutsche Filme und Hörspiele einzuführen hat nur bedingt geklappt. Wenn ich seine Lieblingsfilme deutsch synchronisiert zeige, fängt er an zu schimpfen und Hörspiele mag er eh nicht so, weil er den Bildschirm vermisst. Nur "Lucas der Locomotivführer" kam bislang gegen die Hollywoodstreifen an, Pumuckl hingegen hat er die kalte Schulter gezeigt.

Sollte Mitte nächsten Jahres wirklich der Umzug nach Manila auf den Philippinen stattfinden, dann würde er auch dort die deutsche Schule besuchen und dort auch Tagalok lernen (wie immer man das auch genau schreibt). Viersprachig dann also. Das ist eine nette Sprache. Der Satz "May reklamo ka" / "Wenn Sie eine Beschwerde haben" am Taxi verführt richtig dazu sie lernen zu wollen.

Stinksauer wird Junior, wenn seine Mutter plötzlich Deutsch statt Mandarin oder Englisch redet und ich ein paar Brocken Chinesisch benutze. Dann klärt er uns schon mal genervt auf, dass Papa kein Chinesisch spricht sondern Deutsch reden muss und Mama kein Deutsch spricht. Das haben wir nur mal spaßeshalber gemacht, als er uns mit Minion genervt hatte und wir lassen es jetzt wieder. Dieser kleine Plastik-Baseballschläger, den er dann hervor holt, tut nämlich wirklich weh.