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Donnerstag, April 25, 2013

How to "frubbel"

Heute morgen beim Frühstückholen in dem kleinen Frühstücksrestaurant, einem offenen Ladengeschäft, hinter dessen langer Theke fünf Frauen zwischen 16 und 45 so etwa allerlei Frühstück zubereiten. Sie haben ein paar neue Mitarbeiterinnen und während ich die 80 NT für zwei Eierrollen und einen Tee bezahle, die Rollen mit Mais gefüllt, geschnitten und scharfer Soße, bäugt sich eine der Neuen mit aufgeregt rotem Kopf zu mir rüber, lacht und fragt etwas, das mein Rudimentärchinesisch mit "möchten Sie Schmerzen kaufen?" übersetzt. Offensichtlich hat das Wort "Tong" für Schmerz noch zig andere Bedeutungen. Alle lachen und kichern, die neuen Damen. Nicht schlimm, ich gehe amüsiert über mein Satzverständnis mit dem Essen ins Büro, muss dann aber doch daran denken, dass so oft ein Phänomen in Taiwan auf diese Art angefangen hat, das ich mittlerweile als "frubbeln" bezeichne. Denn die Taiwaner haben sich eine Art des Umgangs mit "weißen" Ausländern angewöhnt, für die eigentlich ein Verb fehlt. Es fängt immer mit einem "Späßchen" an, bei dem meistens alle kichern, der Ausländer nix versteht (im Notfall reden sie Taiwanisch, nicht Mandarin) und alle irgendwie aufgeregt sind und einen roten Kopf haben. Ist lustig ist nett und die Reiseführer schreiben deshalb wie freundlich die Taiwaner sind. Und sicher hat dieses Frubbeln im Frühstadium auch eine freundliche Komponente. Schön, wenn es dabei bleibt. Oder wenn man als Junggeselle das von einer jungen Frau erfährt, die man dann zum Tee einlädt und irgendwann viele Kinder hat. Wie es ja oft passiert hier in Taiwan. Frubbeln kann auch schön sein.
Doch gerade bei Taiwanern mit eher niedriger Bildung kommt dann manchmal herumtatschen oder irgend so ein anbrummen (nur bei den Herren), das schon eine eigenartige Wirkung hat. Das Frubbeln steigert sich leicht, nicht immer, aber manchmal. Dann meidet man die Lokalität, weil die Späßchen irgendwann ein "Bully"-Niveau erreicht haben, um den englischen Ausdruck zu verwenden. So Schulhofspielchen auf Kosten des Schwächeren. Und man kann schlecht was gegen 3 bis 6 Leute machen, die einen auslachen in unbekannter Mundart, wann immer man auch nur peripher ihr Gesichtsfeld kreuzt. Weil irgendwann sagt dann eine vielleicht "den würd ich mal gerne..." und die anderen haben dann ihre weiteren Deutungen oder der männliche Küchenservierer, der irgendwann rotköpfig aufgeregt hervorprustet (meine Frau hat übersetzt damals): "Dem stelle ich ein paar Mädchen vor, die er dann zum Tee einladen kann..." und alle Kollegen in der Mittagsreihe kichern und kichern und wiehern wie die Pferde. Der Frubbel-Peak. Das geht immer weiter, steigert sich bis zum Antatschen und versaut einem schnell den Tag. Sie sind erstaunlich persistent die Taiwaner, halten das wochenlang durch. Beim Diner bei uns Zuhause nennt mir die junge Bedienung oft drei verschiedene Preise und lacht dann mit den anderen Gästen, wenn ich bezahlen will und ratlos oder verärgert da stehe. Ich habe dann nur gelächelt am Schluss und gehe heute nicht mehr hin.
Nette junge Frau, aber wirkt ein bisschen schlicht im Kopf. Was macht man da? Übers Knie legen kann ich sie ja nicht. Zum Tee einladen auch nicht. Sie rollt niedlich mit den Augen dabei und geniest ihre kleine Show, bei der sie eine Bühne hat und für ein paar Minuten jemand Besonderes ist. Von der kleinen Serviererin zum Ausländerdompteur oder so. Verstehe ich ja alles, aber im Gegensatz zu den Taiwanern ermüdet und nervt mich die Show ab dem 5. Male.

Wieso sind sie so hemmungslos dabei? Wieso ufert das so leicht aus? Ich denke, der Grund ist, man wird nicht als Mitmensch angesehen sondern als Ausländerding, das eben der Belustigung dient. So einfach und so schlicht.
Da muss man gegensteuern. Weil sie aber in ihrer aufgeregten Frubbelei schwache Signale nicht verstehen (ganz im Gegensatz zu ihrer eigenen Kultur, bei der man zwecks Gesichtswahren eigentlich auf schwache Signale reagieren muss!), muss man oft unfreundlich oder offiziell werden (offiziell etwa in der Firma über den Dienstweg) um das abzustellen. Dann hat man ein Feindchen sich gemacht oder der Taiwaner wird versetzt oder gefeuert, es verläuft immer wieder unbefriedigend.

Nichts gegen die netten Damen in dem Lokal, aber so nett sie auch sind, sie sind ja nicht zu mir nett weil sie mich mögen, sondern weil ich eben anders aussehe. Und bei den vielen Frubbeleien, die ich schon erlebt habe, werde ich die nächste Zeit nicht mehr zurücklächeln. Denn letztlich ist der Ausdruck "Schmerz kaufen" gar nicht so falsch für das, was man oft in den billigen Fressbuden in Taipei als Ausländer erleben kann.

Taiwan ist eben Taiwa(h)n. Alles ist oft irgendwie .... wie in einer Klamaukkomödie.


P.S.: Was hilft ist grenzwertig unfreundlich zu sein oder ein skeptischer Blick mit hochgezogener Augenbraue. Das bremst sie meist ab.

2.P.S: Kein Wunder, dass sich der gemeine Collegeboy aus der angelsächsichen Welt (aka "English-Teacher") hier so wohl fühlt. Jung und voller Tatendrang baggert er die frubbelnden Taiwanerinnen an, eine nach der anderen und alle sind zufrieden. Das Biotop hier ist wie für ihn gemacht!
 

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