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Montag, Juni 13, 2011

Kleines Geheimnis aufgedeckt....

Ein kleines Geheimnis soll aufgedeckt werden. Kürzlich hatte ich ja schon eine Dienstreise in ein Land erwähnt, das ich nicht nennen wollte, weil des Projektes wegen Vertraulichkeit herrschte. Diese kann jetzt entfallen, daher sei das Land, das ich uncharmant als "Kotistan" chiffriert hatte (http://bobhonest.blogspot.com/2011/02/ausflug-nach-kotistan.html) , jetzt aufgedeckt: es war Indien, genau gesagt das Städtchen Hyderabad; eine Stadt mit hohem moslemischen Bevölkerungsanteil. Als ich den Blogbeitrag geschrieben hatte, war ich noch sehr genervt von "Kotistan"; der Name erklärt sich unter anderem dadurch, dass ein Online-Reiseführer erwähnte, man können in der Gegend öfter mal Kot auf den Straßen und sogar in Privathäusern auf dem Boden vorfinden. Wir waren in einem einheimischen "Businessklasse"-Hotel mit kakophonischem Lärmpegel abgestiegen, hatten uns das Quartier selbst schnell im Internetto gebucht nach dem Cost-Down-Prinzip, das will ich nicht leugnen. Ständig war Radau, draußen knallten Feuerwerkskörper oder was auch immer, drinnen hämmerten bisweilen Betrunkene gegen die (falsche) Zimmertür. Das Quartier war dreckig, auch wenn das nette Personal des Hotels "Sitara Paradise" http://www.swagathgrouphotels.com/sitarap.htm - versuchte uns die Zeit zu verschönern, unter anderem mit eimerweise herangebrachten heißen Wassers. Wir waren die einzigen Ausländer in dieser boomenden Stadt, die sogar Microsoft beherbergt, allerdings waren wir eben in einem eher simplen Viertel.

Entspannt im Kreisel.... Größenunterschied beachten

In der Tat waren die Straßen schmutzig, auch das Hotel verwendete den Abstand zum Nachbarhaus als natürliche Müllhalde, das Zimmer hatte Bettwanzen zu bieten, die bei mir einen schauerlichen Ganzkörperausschlag auslöste, der mir 24h-Juckreiz bis hin zum Anschwellen des Gesichts verschaffte. Der Dauerstress, da noch ein Projekt gestemmt zu kriegen, wenn man sich am liebsten nur unter der Dusche aufhalten würde, hat mir nun die ersten grauen Haarsträhnen und - wie meine Frau manchmal kichernd erwähnt - die ersten Fältchen um die Augen eingebracht. Na ja, mit Mitte 40 darf das ja mal sein.

Ständiges Angetascht-Werden auf der Straße und der permanente Kotgeruch machten Ausflüge rar, außerdem hatten wir wenig Zeit und keine Zeit für Impfungen gehabt, daher versetzte uns jede Mücke in Aufregung. Trotzdem nehme ich auch Positives aus Indien mit: Seither gefällt mir Taiwan viel besser, denn es ist gleichsam steril rein gegenüber Hyderabad, möge der Prophet missbilligend vom Himmelszelt auf die schmuddelige Stadt gucken, die angeblich nach seinem Neffen benannt ist. Auch fahren die Taiwanesen ruhig und entspannt gegen die Inder, die nie in der Lage sind, einfach mal ohne Hupen drei Meter geradeaus zu fahren.

Indien hat jedoch auch nette Menschen, irgendwie entspannt aber trotzdem kompetent und auf der Arbeit eine große Hilfe gewesen - unsere Betreuung in der Firma dort war eine junge Frau, die von den Gesichtszügen wie eine Norddeutsche oder Dänin wirkte, nur eben viel dunkler. "Indogermanische Völkerfamilie" kam mir da in den Sinn. Das Essen war wohlschmeckend, auch wenn es mein Magen stets etwas übel nahm, so dass wir fast nur von aus Taiwan mitgebrachten Fertignudeln lebten; keine Zeit, mit den hypterteuren Taxis oder den offenen Rikschataxen irgendwelche Ausländerlokale aufzusuchen. Keine Lust, die Taxistas runter zu handeln, also gab es Nudeln im Hotelzimmer. Der Tee ist selbst in Teebeuteln dort eine Köstlichkeit, heute sehe ich Indien wieder gelassener, der Juckreiz ist schließlich weg (auch wenn der noch Monate nachgeleuchtet hat), trotzdem würde ich eine neuerliche Reise nach Indien gerne ist Jahr 2100 oder so verschieben ;-)

Modetipps haben wir auch mitgenommen, das orangefarbene Frotteehandtuch zum weißen Bettlaken, das ist Ghandimode vom Feinsten.

P.S.: Auf der Rückreise durch Malaysia hatte mich der indisch wirkende Taxifahrer für einen Mitinder gehalten und sagte zu mir: "Inder wie wir, wir halten doch zusammen". Ich beäugte mich selbst misstrauisch im Rückspiegel des alten Japaners. Dann nickte ich gewissenhaft, wie gesagt, indogermanische Völkerfamilie. Und außerdem war der Kerl ziemlich stinksauer, weil er sich vorher mit einem (nichtindischen) anderen Taxista gestritten hatte, wer uns denn nun befördern sollte und beide schienen nicht so recht Lust dazu zu haben, sondern sich lieber zu streiten. Die Drohkulisse meiner Frau hatte schließlich die chinesischen Portiers veranlasst, den Inder zum Taxidienst zu verpflichten, so lässt sich alles lösen, von Chinese zu Chinese und Inder zu Indogermanen.

5 Kommentare:

Martin hat gesagt…

Hallo Rüdiger,

hab da mal ne Frage: verrate mir doch mal bitte wie Du so das heiße und bisweilen schwüle Wetter in TW verträgst. Ich habe bisher verstanden, wenn immer es geht bist Du im Büro. Aber bist Du auch mal draußen? Also im Freien? Wandern? Radfahren? Sonne? Schwimmen? Ich habe das heiße Wetter in TW (bin nur sporadisch zum Urlaub und ein bischen Chinesischlernen da) nicht so gut vertragen. Bist Du da jetzt dran gewöhnt? Oder hattest damit nie ein Problem? Geht's jetzt besser? Wie lange hats gedauert? Oder bist Du nun daran gewöhnt am Wochenende das Haus nur zu verlassen wenn das Ziel eine Klimaanlage hat? Hatte mich unlängst schon mal gewundert, man kann doch in TW so viele schöne Sachen ansehen und machen, aber Dein Blog erzählt nicht viel davon. Oder machst Du nur Blog von Mo-Fr?
Jedenfalls an dieser Stelle mal ein herzliches DANKESCHÖN für Deinen Blog. Gibt mir einen tieferen Einblick in die Heimat meiner Frau... Xiexie ni!

"Ludigel" hat gesagt…

Wenig Zeit zum rausgehen. Sommer heiß und schwül, Atemluft fühlt sich wie Soße an, an den Hauptstraßen so verpestet, dass ich mir ein Taschentuch vor die Nase halte, sonst stellt sich Schwindel ein. Den Einheimischen macht das alles nix aus, die brauchen keinen Sauerstoff zum Atmen.
Anfangs kein Taschentuch benutzt, Kreislaufkollaps im Sommer gehabt, Thrombose, Arzt sagte Herzinfarkt wäre möglich gewesen.
Heute esse ich im Sommer wenig Süßes und achte auf genug Auslauf, da ist das Problem weg.
Feucht und heiß und scharfes Essen macht auch gute Hautkrankheiten. Muss man drauf achten mit viel kalt Duschen zwischendurch oder sich trockenwischen und viel rumlatschen bei Hitze meiden. Wenigstens sind die Müllhalden zwischen den Häusern weg, da gibt es auch weniger Bakterien.

Hier im Norden arbeiten wir alle immer nur, Ausflüge habe ich früher mal gemacht, als ich hier noch wie eine Klofrau verdient habe, aber mehr Zeit hatte.

Hmmmm.... hat sich die Lage jetzt gebessert oder nicht? ;-)

Anonym hat gesagt…

Lu Er Fu:
"Schatz, bohr mal kurz 4 Löcher in die Wand für die Vorhangschiene...Iiiiihh..wer hat denn da Wasser ausgeschüttet?".
Das war mein Schweiß der mir an den Armen runterlief. Ich vertrag die Hitze auch nicht. Kalt duschen ist ok. Für 10 Minuten. Dann entweder vor den Ventilator hocken oder Klimaanlage. Oder raus auf's Fahrrad. Kühlt beim radeln, aber brennt nach beim Ampelstop. Zuück in der Wohnung das wet T-Shit versuchen auzuziehen und manchmal zerreissen. Bei Nacht bin ich mit Unterhemd und Shorts gut bedient. Von Madame und Sohnemann sind nur die Augen und die Haare unter der dicken Decke zu sehen. Beim Schwimmen trockenet auch die Badehose nicht. Mir hilft kaltes Bier. Obwohl es scheinbar verkehrt ist bei Hitze kalte Sachen zu tinken. Mir egal. Höllisch ist ja auch wenn man in's Auto steigt das in der Sonne stand. Es ist schon eine Qual dort zu leben. Was wir an Heizung ausgeben verbrauchen die TWer für die Kühlung

"Ludigel" hat gesagt…

Die Nacht wieder gruselig. Mache ich die Klimaanlage an, habe ich eiskalten Luftzug im Gesicht und kriege Erkältung. Also aufstehen, Fisherman's Friend einwerfen (werden auch langsam knapp) und dann Klima aus und Ventilator an. Frau weigert sich auch die Klimaanlage auf weniger als voller Pulle laufen zu lassen, ladestypisch. Dann werde ich wach, weil sich meine Augen entzündet haben, weil die Zugluft austrocknet. Aufstehen, feststellen wie wenig nur noch von den Vividrin Augentropfen aus Deutschland da ist (in Taiwan sind viele Medikamente einfach Mist) und ich versuche noch etwas zu schlafen. Wälze mich umher, Frau grummelt, da gehe ich ins Separee. Kreuz verträgt das Sofa nicht mehr, also Holzplatte (wo kommt die blos her?) auf den Schreibtisch meiner Frau gelegt als Verlängerung und schlafe dort weiter - so dem sich versteckenden Riesenkäfer entgehend, der das Haus unsicher macht. Endlich schlummere ich tief und fest, nachdem ich x-mal den Ventilator verstellt habe. Um 6.30 werde ich ausgekocht wach und sehe im Spiegel aus wie Jack the Ripper im Vollrausch (rote Augen etc.) Erst im Auto werde ich wegen der indirekten Klimaanlage wieder lebending. Und in der Firma ist es kühl wie ein lauer Herbsttag. ICH LIEBE MEINE FIRMA!

Martin hat gesagt…

Ei ei ei,
das erste Mal war ich 2005 in TW. Das war im Mai. Richtig heiß. Ich weiß noch wie wir in Kenting durch ein Wäldchen gegangen sind um zu dem "Südspitzendenkmal" zu kommen. Wir waren noch nicht dort da signalisierte mein Körper schon "zuuu heisssss". Die Bildchen schnell gemacht. Auf dem Rückweg dachte ich "wenn ich renne, schwitze ich dann weniger weil ich schneller im Auto bin oder noch mehr weil ich renne?" Habe mich dann für schnelles Gehen entschieden. Im Auto dauerte es scheinbar ewig bis die Klimaanlage des Mietwagens wieder die Hitze etwas niedergekämpft hatte. Dann dachte ich "wie lange muss man hier sein um sich daran zu gewöhnen?" Wir haben ja vor irgendwann in TW in Rente zu gehen. In 2009 waren wir dann im Oktober in TW. Hat manchmal deutlich geregnet, war aber von den Temperaturen her wirklich angenehm. In 2011 waren wir Feb/März in TW, ebenfalls eine sehr angenehme Zeit. Auf Xiao Liu Qiu schon tolles Sommerwetter, prima Strand.
Aber Mai-September ist Klimaanlagenzeit. Nun, zumindest hat es in TW zwei Mal jährlich eine prima Sommerperiode, also im Frühjahr und im Herbst. Und in D ist es von Nov-März in aller Regel draußen ja auch nicht so angenehm. und dazu fällt in manchen Jahren der Sommer aus oder ist wie in 2010 ja nur 10 tage lang...
Eigentlich schon toll in TW. Ja, wir müssen dort in Rente gehen...