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Dienstag, Juni 21, 2011

Perfide Erziehungsmethoden


Schwester-meiner-Frau Nummer 2 (von insgesamt 4 Töchtern), die mir am Anfang meiner Zeit in Taiwan gern Vorträge über die Überlegenheit der chinesischen Kultur gehalten hatte* und oft ausführte, wieso ich mich wegen 5000 Jahren Kultur nach der hiesigen Kultura richten müsse (wieso 5000 Jahre seit taiwanischer de-facto Staatsgründung 1949 vergangen sind habe ich freilich nie ganz verstanden), hat ja nun durch die Abqualifizierung alles westlichen Essens als "Junk Food" im letzten Blogeintrag ihr Fett weg bekommen ("Fett, typisch Junk Food", würde sie jetzt wieder sagen), ist allerdings mit ihren rot gefärbten Haaren und dem strengen Blick, in der Regel mit ironischem Lächeln garniert, doch eine faszinierende Erscheinung. Ein Beispiel für ihre Gewieftheit sei die folgende Episode:

 Lieblingsneffe getarnt vorm "360-Grad"-Grill.

Frau, Lieblingsneffe und ich kündigten an ins Hochhaus "101" (mit ebenso vielen Stockwerken) ins Zentrum von Taipei aufzubrechen, um deutsch essen zu gehen, westliches Essen einzukaufen und den Neffen etwas mitzubringen und wollten noch einen weiteren Neffen mitnehmen (den Sohn von Schwester 2-of-4 oben), doch der erklärte uns flugs er müsse lernen. Ich war verblüfft wie einfach er sich das Essen und Süßigkeiten entgehen lies, schließlich lebt er auf den Phillipinen mit seiner Mutter und mag westliches Essen sehr gerne. Aber er grinste auch noch fröhlich dabei. "Ich muss lernen, hihi". Misstrauisch musterte ich meinen Neffen und wir zogen von dannen. Ich dachte noch, "die hat ihn aber ganz schön an der Kandarre", die 2-of-4 ihren 1-of-1 Sohn.Wir fuhren dann also in "Jason's Supermarket", wo es westliche Lebensmittel höllenteuer gibt und gingen anschließend in den eher günstigen "360-Grad" Grill direkt davor, wo es für ca. 250 Taiwandollar (etwa 6 Euro) pro Person deutsche Bockwürste mit etwas Sauerkraut und viel Reis (oder Spaghetti) gab, nebst Eisbein und Braten.

 Lecker fastdeutsches Essen

Lustvoll ließ ich die Gabel kreiseln, vergleichbar einer Klapperschlange vor dem Zubeißen und eine aufgetakelte einheimische junge Frau, die sich an mir vorbei schlängelte, musterte mich und die Gabel mit hochgezogener Augenbraue. Mag allerdings daran gelegen haben, dass sie sich ihre Taille mit einem Gürtel so eng geschnallt hatte, dass sie in der Mitte fast durchzubrechen schien und sich ihr Hinterteil naturgemäß prall hervorwölbte. Sich so direkt neben der kreiselnden Gabel zwischen den Stühlen durchschiebenderweise schien sie mit ihrem prallen Achtern die Gabel als natürlichen Feind zu empfinden. Dabei hatte ich kein Auge für ihren Achtern, habe ihn gar nicht wahrgenommen, sondern hatte nur einen Blick für die prallen Würste, so sei es hier bezeugt.

 Mit viel Leis und chinesischer Maissuppe

Nach fettigem Lustmahl, bei dem keine Einheimischen verletzt wurden, ging es dann wieder nach Hause. Sadistischerweise nahm meine Frau dem nicht mitgekommenen Sohn (1-of-1 of 2-of-4) ein paar taiwanische Süßigkeiten mit - das grenzt schon an Körperverletzung meiner Meinung nach. Egal, wieder bei Schwiegermama angekommen beachtete der Neffe uns gar nicht sondern saß mit verträumten Blick am Küchtentisch. Hier offenbarte sich der Grund für seinen mysteriösen Lernwillen: Neben meinem Neffen (der etwa 13 ist), saß eine junge Taiwanerin, irgendwo so zwischen 16 und 18 Jahren, und brachte meinem Neffen Mathe bei. Sie war zwar noch Teenie-mäßig verstrubbelt, doch mein Neffos reagierte auf jedes noch so kleine Kommando von ihr, nickte immer wieder und betrachtete mit großer Faszination die Kreise, die der Tutorinnen-Finger auf dem Papiere vollzog. Sie hatte den kleinen Kerl ganz und gar um den mathematische Gebilde nachzeichnenden Finger gewickelt, keine Frage.

Und auf dem Sofa neben mir saß seine Mutter 2-of-4, blickte zu ihrem folgsamen Sohnemann, der der Tutorin gerade an den Lippen hing, und lächelte ihr ironisches Lächeln.

Perfide Erziehungsmethoden, wie soll er da gegen ankommen, der kleine Kerl, gegen soviel mütterlich-weibliche Tücke.

* kam immer besonders gut, wenn die restlichen Familienmitglieder dazu "lülpsen", gacker.

5 Kommentare:

Snickers hat gesagt…

Die Zusammenstellung ist ja echt gewöhnungsbedürftig. Ich hoffe die Taiwaner denken nicht, das sei die typisch deutsche Küche...

Miri hat gesagt…

Das taiw. Essen ist doch total lecker!!!!! O.K. Froscheier muss ich auch nicht unbedingt essen... http://www.youtube.com/watch?v=Bvq_v5ZmD4Y (Und von wegen man spricht kein deutsch in T.) ;-P Hat auch ein Kumpel berichtet, der gerade in T war. Er ist total begeistert von T.

Miri hat gesagt…

Und die Froscheier waren ja auch gar keine Froscheier... ;-)

"Ludigel" hat gesagt…

Ja, meist ist es lecker, ich gebe es ja zu, ich alter Meckerheini.

Miri hat gesagt…

;-D