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Montag, November 01, 2010

Internet-Betrug

In einer meiner Uralt-Yahoo-Mailboxen, die ich so gut wie nie mehr ansehe, fand sich folgende lustige Email, adressiert and eine Samora_irgendwas@yahoo.de, was natürlich nicht meine Emailadresse ist.
Der "_irgendwas" Teil steht für eine Zahl, die hier verschwiegen sei. Offensichtlich wird die Email also per Massenverteiler über die BCC-Liste an andere Leute, darunter auch mich zugestellt.

Die Email:


Guten Tag,

in obiger Angelegenheit zeigen wir die anwaltliche Vertretung und Interessenwahrung der Firma Videorama GmbH,
Munchener Str. 63, 45145 Essen, an.

Gegenstand unserer Beauftragung ist eine von Ihrem Internetanschluss aus im sogenannten Peer-to-Peer-Netzwerk
begangene Urheberrechtsverletzung an Werken unseres Mandanten. Unser Mandant ist Inhaber der ausschliesslichen
Nutzungs- und Verwertungsrechte im Sinne der §§ 15ff UrhG bzw. § 31 UrhG an diesen Werken, bei denen es sich um
geschutzte Werke nach § 2 Abs 1 Nr. 1 UrhG handelt.

Durch das Herunterladen urherberrechtlich geschutzer Werke haben sie sich laut § 106 Abs 1 UrhG i.V. mit
§§ 15,17,19 Abs. 2 pp UrhG nachweislich strafbar gemacht.
Bei ihrem Internetanschluss sind mehrere Downloads von musikalischen Werken dokumentiert worden.

Aufgrund dieser Daten wurde bei der zustandigen Staatsanwaltschaft am Firmensitz unseres Mandanten Strafanzeige
gegen Sie gestellt.

Aktenzeichen: 230 Js 413/10 Sta Stuttgart

Ihre IP Adresse zum Tatzeitpunkt: 84.190.31.155

Illegal heruntergeladene musikalische Stucke (mp3): 13

Illegal hochgeladene musikalische Stucke (mp3): 21
Wie Sie vielleicht schon aus den Medien mitbekommen haben, werden heutzutage Urheberrechtverletzungen
erfolgreich vor Gerichten verteidigt, was in der Regel zu einer hohen Geldstrafe sowie Gerichtskosten fuhrt.
Genau aus diesem Grund unterbreitet unsere Kanzlei ihnen nun folgendes Angebot:
Um weiteren Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und anderen offiziellen Unannehmlichkeiten wie Hausdurchsuchungen,
Gerichtsterminen aus dem Weg zu gehen, gestatten wir ihnen den Schadensersatzanspruch unseres Mandanten
aussergerichtlich zu loesen.
Wir bitten Sie deshalb den Schadensersatzanspruch von 100 Euro bis zum 29.10.2010 sicher und unkompliziert
mit einer UKASH-Karte zu bezahlen. Eine Ukash ist die sicherste Bezahlmethode im Internet und
fur Jedermann anonym an Tankstellen, Kiosken etc. zu erwerben.
Weitere Informationen zum Ukash-Verfahren erhalten Sie unter: http://www.ukash.com/de
Senden Sie uns den 19-stelligen Pin-Code der 100 Euro Ukash an folgende E-Mailadresse zahlung@ra-giese.info

* alternativ konnen Sie auch mit Paysafecard zahlen
Link: http://www.paysafecard.com/de
Geben Sie bei Ihre Zahlung bitte ihr Aktenzeichen an!
Sollten sie diesen Bezahlvorgang ablehnen bzw. wir bis zur angesetzten Frist keinen 19- stelligen
Ukash PIN-Code im Wert von 100 Euro erhalten haben(oder gleichwertiges Paysafecard Coupon), wird der Schadensersatzanspruch offiziell
aufrecht erhalten und das Ermittlungsverfahren mit allen Konsequenzen wird eingeleitet. Sie erhalten
dieses Schreiben daraufhin nochmals auf dem normalen Postweg.

Hochachtungsvoll,
Rechtsanwalt Florian Giese


Es war sofort klar, dass es sich hierbei um eine Fälschung oder Abzocke handelt, Anwälte verschicken nicht soetwas per Email. Das mich mp3-Hoppelmusik einen feuchten Kehricht interessiert, muss ich jetzt nicht noch extra sagen. 


Die Email ist in der Tat gefälscht, die genannte Firma gibt es wohl und den RA Giese auch, beide haben aber mit der Email nichts zu tun, siehe hier: 


http://www.e-recht24.de/news/abmahnung/6415-gefaelschte-abmahnung-rechtsanwalt-giese-videorama-tauschboersen.html


Also nie und nimmer auf Mahn- oder Droh- oder Zahlungsaufforderungs-Emails hin zahlen, bei konventionell postalisch zugestellten nimmt man sich immer selbst einen Anwalt. Emails ignoriert man oder postet sie im Blog :-)


Sieht man in den extended Header der Email, sieht man als Absender eine Emailadresse sqeals1@......com, wobei es sich statt "....." um ein von mir hier nicht genanntes medizinisches Unternehmen in den USA handelt. Entweder ist auch das gefälscht, oder das Unternehmen ist Opfer eines Trojanerbefalls und ein Rechner des Unternehmes wird als Email-Versender missbraucht. 


Die genannte Absender-IP lautet 94.37.243.34. Diese IP-Adresse gehört zu Tiscali-Net in Italien und gehört zu einem Stapel von dynamisch (also immer wieder neu) vergebenen DSL-Adressen, was eher gegen einen Virusbefall bei dem US-Unternehmen spricht.

Meine angebliche IP-Adresse von oben gehört übrigens entsprechend der Deutschen Telekom in Berlin und ist für das (Modem-)Einwahlnetzwerk vorgesehen. Klar, dass ich von Taiwan aus eine taiwanesische IP hätte und keine aus Berlin ;-)

IP-Adressen kann man hier zuordnen: http://cqcounter.com/whois/

Mehr könnte nur die Polizei rausfinden, aber die hat genug zu tun....

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