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Dienstag, Mai 14, 2013

Ludigels Krisenticker: Hitler-Rethorik im Fernsehen

Weitere Zuspitzung in der Sache des von einem philippinischen Boot beschossenen taiwanischen Fischerbootes

Gestern waren sich die zwei Fernsehsender einig, die meine Frau und Schwiegermutter anguckten. Bilder von dem unlängst von einem philippinischen Boot beschossenen taiwanischen Fischerboot (1 Toter bei dem Vorfall) wurden gezeigt, dazu Schaubilder von der Region und immer wieder taiwanische Kriegsschiffe. Die Moderatoren fungierten als Hetzer, die kleinen Herren hatten sich breite Krawatten umgebunden und gestikulierten mit rudernden Armen in der Luft herum, im Mandarin-Redefluss hörte man immer wieder "Philippin" und "Mango" heraus. Getrocknete Mangos aus den Philippinen hat man ja hier viel in den Läden. Die Fähigkeiten der taiwanischen Kriegsschiffe wurden aufgezählt und dann durchgezählt wie viel große Pötte die Philippinos hätten (2) und wie viel die Taiwaner (28 glaube ich). Immer wieder wurde die "La Fayette"-Klasse gezeigt, eine besonders moderne französische Fregattenklasse, fensterlos und futuristisch anmutend, die Taiwan vor einiger Zeit gekauft hat. Die Moderatoren schimpften und schimpften, fast war es so etwas wie der "Gangnam-Style" vom koreanischen Popsänger Psy, wie sie da mit rudernden Armen schimpfend moderierten und immer wieder "Philipin" und "Mango" riefen zwischendurch. Gut, dass ich mir Trockenmango-Notvorräte angelegt habe. Man weiß ja nie.
Auf einem Schaubild wurde ein philippinisches Schiff gezeigt, dass jetzt sogar eine Kanone vorne installiert hatte und dann zeigten Pfeile an wo bewaffnete Seeleute und die Schiffskanone auf das taiwanische Firscherboot gefeuert hätten.

Jetzt gibt es irgendwie ein Ultimatum an die Philippinen, die Schützen auszuliefern. Sonst. Sonst. Ja was eigentlich? Jedenfalls übersetzte meine Frau, die VR-China hätte Taiwan Unterstützung angeboten, was Taiwan aber abgelehnt hätte. Taiwan und VR-China gehen wieder mal Seite an Seite vor, diesmal gegen die Philippinen, ein eher westlich orientiertes asiatisches Land, letztens waren es die Japaner in einem Inselstreit. Wenn China und Taiwan so Seite an Seite stehen, macht mir das immer Magenbeschwerden, treibt es doch die kleine demokratische Insel hier tiefer in die verschwitzten Arme des großen Bruders China.

Im englischsprachigen "The View from Taiwan"-Blog, so etwas wie die Urmutter aller Taiwanblogs, wird ausgeführt, die VR-China hätte den Philippinos unlängst einen gewaltigen Gesichtsverlust beigebracht, in dem sie in deren Gewässern (wobei der Rechtsstatus von Seeterritorium natürlich immer umstritten ist) operiert hätte und die Philippinos wären deshalb wohl auf Rache aus gewesen. Und hätten jetzt eben auf ein Boot des kleinen Chinas (Taiwan, das formell "Republik China" heißt) geschossen, weil sie das große China nicht erwischen konnten oder wollten. Und taiwanische Fischerboote seien sowieso überall unbeliebt, ihrer Fangmethoden halber.

Egal, hier herrscht jetzt nationaler Taumel. China toll, Taiwan vor, Philippinos pfui, Mangos sowieso. Hoffentlich kriegt mein Neffe, der gerade aus den Philippinen zu besuch ist keine Angst, der ist halb Taiwaner und halb Philippino.

Links:

Taipei wartet auf Antwort aus Manila und droht mit Sanktionen: http://www.taipeitimes.com/News/front/archives/2013/05/14/2003562207

Taiwanische Fischer demonstrieren vor philippinischer Vertretung: http://www.taipeitimes.com/News/front/archives/2013/05/14/2003562208

Philippinos wählen: http://www.taipeitimes.com/News/front/archives/2013/05/14/2003562210

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