Retter in Lebensgefahr
Gerade wollte ich über den Typhoon Morakot schreiben, der Südtaiwan verwüstet hat, da wackelt auch noch die Firma. "Taiwan wackelt" nenne ich das süffisant normalerweise, hoffe aber, dass der Süden nicht auch noch durch Erdbeben heimgesucht wird, denn anhaltender Regen droht instabile Talflanken erneut in sich zusammenfallen zu lassen, da braucht es nicht auch noch dies Gewackele. Traurig war es im Fernsehen zuzusehen, wie ein freiwilliger Helfer (von einer uniformierten Hilfsorganisation hier aus Taiwan) mit einem motorbetriebenen Schlauchboot über einen reißenden Fluß fahren wollte, kenterte und dann mitgerissen wurde. Die Kamera folgte ihm lange, anfangs Kopf über Wasser und dann leider nur noch daliegend, ich vermute die Strömung hat ihn gegen Felsen geworfen. Viele kommen dieser Tage zu Tode, weil sie andere Retten wollen.
Zwei Dörfer weggespült
Das Fernsehen brachte noch Bilder eines idyllischen Dorfes im Süden Taiwans, der so viel grüner und sauberer ist als der Norden wo ich hier lebe. Exotische Früchte wachsen in Plantagen, Menschen planschen zwischen Felsen in einem See mitten im Tal, das mit dichter subtropischer Vegetation bewachsen ist. Nette Steinhäuser im Dorf, alles adrett und der Mensch scheint hier einigermaßen in Harmonie mit der wild wuchernden Vegetation drum herum zu leben.
Heute stehen nur noch zwei bis drei Gebäude am Rand von den fast zweihundert Häusern. Eine Schlammlawine hat alles binnen Sekunden zerstört, nur noch eine waagerechte, völlig ebene braune Sandfläche ist jetzt im Tal, fast wie ein planierter Parkplatz sieht es aus, alle Häuse sind weg oder unter Schlamm begraben.
Eine Frau weint, erklärt sie habe gerade noch flüchten können, ihr Mann und ihre drei Söhne hinter ihr. Nur "zwei Sekunden" Unterschied, doch jetzt sind Mann und Söhne tot. Sie reiht sich ein in die anderen Überlebenden, die nach buddistischer Art Räucherstäbchen vor übrig gebliebenen Götterstatuen abbrennen und sich verneigen.
Manchmal sieht man Leute, die vor ankommenden Bussen in Freudentaumel ausbrechen, wenn sie ihre evakuierten Freunde oder Verwandten ankommen sehen.
Männer tragen ihre Eltern über Stromschnellen und schlammige Pfade, die Bagger notdürftig in Bergwände graben, da wo ursprünglich die Straße war, wie man an noch vorhandenen gelben Randsteinen sieht. Hubschrauber bringen Nahrungsmittel, einer stürzt im schlechten Wetter in den Tälern ab.
Präsident lehnte Auslandshilfe ab
Präsient Ma ist in der Kritik, weil Taiwan anfänglich ausländische Hilfe abgelehnt hat und angeblich das Militär erst am dritten Tag eingesetzt wurde. Der Präsident habe eine Invasion Chinas gefürchtet, heißt es und daher das Militär unter Waffen gelassen. Eine bizarre Meldung, wo doch dieser Präsident extrem pro-Chinesisch ist und mit China gerade "Wiedervereinigungsgespräche" führt oder eben die Übergabe der Insel an das autoritäre Reich auf dem Festland verhandelt.
Der Präsident stellt sich Fragen von Überlebenden im Süden, mir fällt sofort auf, dass er eine Kappe mit dem Schriftzug TAIWAN trägt. Sehr ungewöhnlich ist das für Präsident Ma, nimmt er doch das Wort Taiwan sonst fast nie in den Mund. Ma ist in China geboren und lebt im ethnisch-chinesisch-dominierten Taipei im Norden, dort fühlen sich viele ebenso sehr als Chinesen wie als Taiwanesen. "Sagt nicht Taiwan, nennt das Land China", hat Ma sinngemäß bei seinem Amtsantritt 2008 gesagt und sofort die Kritik der Opposition geerntet. "Wie sollen wir Leuten denn sagen, sie sollen Taiwan besuchen", fragte die Opposition. "Sollen wir besuchen Sie China" sagen?"
Das Wort Taiwan erwähnt Ma meist nur, wenn er die Insel als Provinz bezeichnet und auch das Wort "China" dabei im Munde führt. "Der kümmert sich nur um sein chinesisches Taipei" wird ihm jetzt von Menschen im Süden vorgeworfen, nachdem die Rettungsaktionen scheinbar schleppend anlaufen. Klar, dass seine PR-Berater im da rieten, beim Besuch im Süden, wo die Menschen sich Taiwanesen nennen, eine Kappe mit "Taiwan" drauf zu tragen.
Ob er an irgendetwas Schuld hat oder nicht, weiß ich nicht, alle haben diesen Taifun unterschätzt, denn sonst fordert ein Taifun hier 1-2 Tote, doch diesmal hat es zwei Dörfer weggespült, da wird nach Schuldigen gesucht.
Taifune werden mehr und heftiger, sagen Meteorolgen schon länger, jetzt liest man es auch in Taiwan.
Link: Die pro-oppositionelle Taipei Times beschuldigt Präsident Ma (LINK <------- links klicken)
--------------------Blogtip: (Noch)Ein Kambodschablog auf Deutsch: LINK -----------------
Das kein Mißverständnis Schnellsurfer trudeln lässt, meins hier handelt von TaiWAN, Formosa.
1 Kommentar:
...jetzt gibt es auch bei uns täglich berichte
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