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Freitag, August 21, 2009

Taiwans KMT, Triaden und Bambussprossen

Interessant war die Diskussion mit Dezhong darüber, dass eben nicht nur die zur Zeit oppositionelle DPP Taiwans (die für die Beibehaltung der staatlichen Eigenständigkeit der demokratischen Inselrepublik eintritt), sondern auch die prochinesische KMT ein Korruptionsproblem hat. Kurz sei hier die Geschichte wiedergegeben, wie sie mein letzter Chinesischlehrer in Taipei erzählt hat. Diese Erzählung veranschaulicht ganz gut die Verflechtung von KMT-Partei, "Bambusgang"-Triade, Polizei und Militär in Taiwan.


Also bitte einen Eistee eingießen und zurücklegen...

Es war einmal der Kindliche Kaiser (nicht von Michael Ende!) in China, dem es entsprechend durch konsequentes Beschränken der Regierungsgeschäfte auf "wo ist mein Pfirsichbrei?" gelang, das alte Chinesische Kaiserreich in Grund und Boden zu plärren (OK, stark vereinfacht). Da entsprechend das auseinanderfallende Land von Warlords und japanischen Invasoren zerstört zu werden drohte, bildete sich durch Dr. Sun Yat Sen eine bürgerliche intellektuelle Partei in Nanjing, China, die sich später als KMT betitelte. Ziel war die Errichtung eines demokratischen, modern-industriellen chinesischen Staates. Wohl gemerkt reden wir hier noch vom chinesischen Festland. Alsbald lief General Chiang Kai Shek (CKS), der der "Neuen Armee" des Kaiserreichs vorstand (hier sollten die alten KungFu-Speer-Krieger, die immer aus großer Entfernung von Invasoren abgeschossen wurden, durch modern bewaffnete Soldaten ersetzt werden), zur KMT über und die Neue Armee brachte er gleich mit. Sie wurde der militärische Arm der KMT und CKS wurde ihr zweitwichtigster Mann. Die KMT übernahm die Macht auf dem Festland, rief 1911 die Republik China aus und CKS wurde ihr Präsident. Er beschied "Demokratie machen wir erst, wenn wir über ganz China herrschen", weil es ja immer noch Japaner und Warlords im Lande gab. 1949 schließlich wurden die Kommunisten so mächtig im Land, dass CKS und Teile seiner weitgehend erfolglosen Armee nebst Regierung und vielen Bürgern die Flucht antraten. Nun, es gab die Insel Taiwan, die eine japanische Kolonie war und nebst Insulanern auch von den Nachfahren von chinesischen Siedlern bewohnt war. Also ging es schwups dort hin und CKS rief sich zum "immer noch"-Präsidenten aus, erklärte die Republik China exisitiert einfach weiter und machte sich auf Taiwan breit. Soweit die Vorgeschichte, die mein Chinesischlehrer nicht erzählt hat, soviel Kaffee hatten wir nicht.



Das Wahrzeichen von Taipei ist das Hochhaus 101 mit 101 Stockwerken, es soll das Bambusgewächs zum architektotischen Vorbild haben. Der Assistent der Leiters des damaligen Bauprojekts ist ermordet worden, weil während des Projekts ... nicht der notwendige Schutz eingeholt wurde.


Jetzt also kamen zig Leute vom Festland im Gefolge der neuen Regierung, Soldaten knüppelten taiwaneischen Widerstand nieder und erklärten sich unter Beschlagnahme attraktiver Grundstücke zu den neuen Inselherrschern. "Eigentlich bin ich aber der Präsident von China, nicht von diesem Taiwan-Dings" erklärte CKS immer wieder und ließ Schulkinder verhauen, die Taiwanesisch redeten und Erwachsene ins Lager sperren, die sich als Taiwanesen bezeichnen. Deswegen steht noch heute in Taipei sein Denkmal (OK, wieder stark vereinfacht).


Noch viel fester hat allerdings die Bauchnabelgang Taipei in ihrer Hand...


Aber nun gab es Widerstand wenn chinesiche Zuzügler fruchtbare Landstriche besiedelten. Angeblich hätten jetzt die Hakka, ein ursprünglich nomadisches Volk aus China, das sich neben anderen Volksstämmen auf Taiwan angesiedelt hatte, ihre jungen Männer versammelt um den Neutaiwanesen eine Abreibung zu verpassen und sie vom fruchtbaren Land fernzuhalten.

Da aber die zugezogenen Chinesen (meist Han-Chinesen, also der Hauptzweig Chinas) ihre Söhne im Militär hatten, versammelten sich die jungen Soldaten auch nach Feierabend und verprügelten ihrerseits die Hakka-Leute. Das war so effektiv, dass sie sich prompt voller jugendlichem Elan als "Bambusgang" bezeichneten, weil angeblich ihre Kaserne damals in China in einem Bambuswäldchen lag. Schon war also eine mit dem Militär verwachsene "Schutzstaffel Bambus" entstanden, der Anfang einer Triade. Mit der KMT war man sowieso verwachsen, weil die sich ja auf das Militär stütze und CKS selbst General war.

Noch heute beherrscht die Bambustruppe Taipei und den Norden, während der Süden Taiwans zwei anderen Triaden gehört. Die netten Herren der Bambusgang sorgen aber noch mehr als ihre Triadenkollegen im Süden für sichere Straßen, denn sie dulden kein wildes Verbrechertum in den Straßen. Man wird in Taiwan nicht auf den Straßen überfallen, Sexualdelikte ausgenommen, denn es gibt so gut wie keine Straßenräuber. Würde ich des Nachts einem Mafiosi auf der Straße begegnen würde er mir höchstens ein "Willkommen in Taiwan" oder ein "Hello" entgegen schleudern, so wie viele hier oder mich und andere einfach ignorieren. Die Herren machen die großen Geschäfte, keine kleinen Gaunereien. Ehr aber fahren die wirklichen Mafiosi mit schwarzen 7er-BMWs durch die Gegend und bremsen für niemanden. Aber da freut sich wieder der deutsche Steuerzahler.
Noch mals respektvolle Grüße an die Bambusjungs, die Taiwans Straßen so sicher machen [sentimentale Geigenmusik vom Band, Tränen aus den Augen wisch],

Ludigel

1 Kommentar:

Anyun hat gesagt…

Die Geschichte, die Hakka und Minan-Chinesen(Minan sind aus Fujian Provinz gekommen.) kämpfte sich gegeneinander um fruchtbaren Land, passierte eigentlich zwischen 1721 und 1860. Aber die “Bambusgang”-Triade sind nur Festländer, die mit CKS zusammengekommende Chinesen und ihre Nachkommenschaft.)