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Dienstag, März 19, 2013

Ufo in Taipei

Fast könnte man meinen, ein Ufo sei in einem der Schlichtwohngebiete in Taipei gelandet, wenn man das Foto sieht. So unwirklich guckt das große Gebäude sonnenbeschienen durch die Baulücke. Es handelt sich dabei um [EDIT: eine der beiden Hallen auf dem Gelände des ] Chiang-Kai-Shek - Memorial in Taipei, jene große Gedänkstätte, die den Quasi-Staatsgründer Taiwans gewidmet ist. "Quasi", weil er eben der Staatschef der Republik China war, als diese noch auf dem Festland war und sich Taiwan unter japanischer Herrschaft befand. Bis er und seine Getreuen 1949 vor den Kommunisten flohen und die Insel Taiwan z.T. gewaltsam in Besitz nahmen (bereits seit 1945 war Taiwan unter Kontrolle der Republik China). Mit eiserner Hand regierte er Taiwan, ließ die Menschen beim großen 2/28-Massaker 1947 zusammenschießen auf den Straßen (http://de.wikipedia.org/wiki/Zwischenfall_vom_28._Februar_1947) und wird heute nichtsdestotrotz zumindest in Taiwans Hauptstadt Taipei noch immer sehr verehrt. Anderswo werden seine Denkmäler abgebaut, hier im Norden stehen sie noch. Immerhin gäbe es ja auch kein modernes demokratisches Taiwan ohne die vom alten Diktator Chiang betriebene Fortführung der Republik China - auf der Insel Taiwan. Und die Bevölkerung der Hauptstadt Taipei hat oft Väter und Mütter, die damals 1949 auch vor den Kommunisten geflohen sind, mit ihrem Chiang. Auch mein Schwiegervater kam damals, aus einer Großgrundbesitzerfamilie stammend und mit seinem jüngeren Bruder auf dem Rücken. Die Eltern und die Schwester in China auf dem Anwesen zurück lassend. Wo dann der Vater von den Jungpionieren ermordet wurde. Aber das ist ein anderes Thema.


Erst in Kaoshiung und dann in Taipei lebte die Familie dann in Schlichtwohnblocks wie vorne im Bild - und verarmte zwischendurch sogar, bis es im großen Elektronikaufschwung wieder aufwärts ging in den 80ern. Werde die älteren Blockartikel liest, findet viele Beschwerden meinerseits über diese Schlichtwohnblöcke, die vor wenigen Jahren auch noch weitaus ungepflegter waren als heute. Doch so zahlreich die grauen Häuserviertel auch noch sind, sie werden immer weniger. Am letzten Wochenende fielen mir viele neue fertig gestellte Hochhäuser auf. Nobelapartmentblocks mit 20 Stockwerken und schlossartigen Eingängen und in den Uhrengeschäften fand ich nur Rolex, Tudor und Omega in den Schaufenstern. Taipei soll wie Hong Kong werden, sagt der Bürermeister. In etwa 10 Jahren denke ich mal, werden Nobelapartments für Reiche auf die Denkmalstätte blicken.

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