Dieses Blog durchsuchen

Montag, März 11, 2013

Deutschem Umweltaktivisten Einreise verweigert (Update)

Offenbar fasst in Taiwan*** eine Anti-Atomkraftbewegung Fuß und zu den Kundgebungen wollte auch ein deutscher Umweltaktivist einreisen, allerdings wurde ihm offenbar an diesem Freitag, dem 8. März, die Einreise nach Taiwan verweigert. Begründung war, er habe im Jahre 2011 schon einmal die "Bedingungen seines Visas verletzt", womit gemeint war, er habe 2011 an einer gleichartigen Demonstration in Taiwan teilgenommen. Der Deutsche wurde offenbar einige Zeit festgehalten (von 16 Uhr bis 23 Uhr) und dann deportiert.
http://www.taipeitimes.com/News/taiwan/archives/2013/03/10/2003556728 
http://newsmotion.org/tags/weblog 

Update: Hier ist eine Email von dem Betreffenden, als er 2011 in Taiwan am Community College in Tainan war und sich gegen die zahlreichen Wegwerfverpackugnen in Taiwan (oder hier deren Export nach London) ausspricht: http://www.tncomu.tn.edu.tw/modules/tadnews/pda.php?nsn=1401&ncsn=51
Go Go Go! Und das wird von mir ohne Witz gesagt. Mein Papierkorb ist schon wieder voll mit Getränkeplastikcontainern.

Zum Hintergrund muss man wissen, dass Taiwan eine merkwürdige Gesetzgebung aus Japan übernommen hat, bei der Ausländern jedwede "Einmischung" in politische Angelegenheiten verboten ist. Das bedeutet, dass auch Ausländern, die hier Steuern zahlen und wie Ping Po nebenan jeden Tag zur Arbeit fahren, ihre Meinungsäußerung bezüglich innertaiwanischer Angelegenheiten verwehrt wird, allerding nur, wenn dies mit der körperlichen Präsenz verbunden ist. So haben Ausländer einige Mal im Ausländerforum Forumosa.com berichtet, Polizei hätte ihnen die Gegenwart an Wahlkampfveranstaltungen der DPP (die eher antichinesische Partei Taiwans, die 2000-2008 den Präsidenten stellte) untersagt und offenbar wieder erlaubt, wenn sie in Begleitung ihrer einheimischen Ehefrauen erschienen sind. Auch auf "Demos" bezieht sich diese Rechtsauslegung. Auch soll ein in Taiwan bei einem Plattenlabel arbeitender US-Amerikanischer Musiker aus Taiwan ausgewiesen worden sein vor mehreren Jahren, weil er auf einer ökologischen Protestveranstaltung gesungen hat, um 2000 herum müsste das gewesen sein.

Konkret wertet die Immigrationsbehörde Taiwans das Teilnehmen an Protestveranstaltungen u.U. als "Arbeit" und wer keine allgemein gültige Arbeitserlaubnis hat (Der ausgewiesene Musiker hatte nur eine an einen festen Arbeitsort i.S.v. Adresse gebundene) macht sich dann angeblich des Arbeitens ohne Arbeitserlaubnis schuldig.

Auch andere Länder verweigern allerdings Ausländern die Einreise, die zum Zwecke einer Demoteilnahme einreisen.

Ansonsten ist Taiwan aka die Republik China ein demokratisches, pluralistisches Land mit Mehrparteiensystem und freier Meinungsäußerung - damit keine Missverständnisse aufkommen.

Licht ins Dunkel - Info über Taiwan gleich unten; unter dem Bild





*** NEU, der Taiwan-Kurzleitfaden für geneigte Leser ***
*** Noch nie war Durchblick so einfach wie heute ***

Republik China: Offizieller Staatsname von dem, was man meist "Taiwan" nennt. Siehe unten.

Volksrepublik China (VR China): Dat kennt jeder, gelle? Det große Land wo die DVD-Player gebaut werden. Sieht das Territorium der Republik China/Taiwan als eigenes Territorium an, was nicht der Faktenlage entspricht, da die Republik China/Taiwan eine eigene Regierung, eigene Streitkräfte, eigene Währung  etc. hat (s.a. "Taiwan").

"Taiwan": mit formellem Staatsnamen "Republik China", ein souveräner Staat auf der Insel Formosa und einigen angeschlossenen kleinen Inseln, Computer-Ingenieurbüro der Welt und parlam. Demokratie mit Mehrparteiensystem. Hauptstadt Taipei. Früher auch "Nationalchina" genannt, hier wird die alte Republik China fortgeführt, die 1949 von den Kommunisten auf dem Festland vernichtet wurde. "Taiwan" ist eigentlich der asiatische geographische Name für die Hauptinsel Formosa, die vor 1945 eine eher lose politische Anbindung an das chinesische Festland hatte und von 1895-1945 japanisch war.

Thailand: Der große asiatische Flächenstaat, früher Siam genannt. Das Ding mit Pattaya, Bangkok und dem König. Kokossoße am Essen, sie wissen schon. Hat nix mit Taiwan zu tun.

DPP: Oppositionspartei in Taiwan, stellte 2000-2008 den Präsidenten. Betont die faktisch schon vorhandene Eigenständigkeit der Republik China alias Taiwan und  spricht sich gegen eine Vereinigung mit der VR China aus.

KMT/Kuamintang: Ursprünglich eine nationalchinesische Partei, die mit einer bürgerlichen Republik das alte chinesische Kaiserreich ablösen wollte und zumindest ab 1911 bis 1949 über große Teile von China herrschte ("Republik China"). Die KMT-Führung rette sich mit Teilen des Bürgertums und Teilen der Streitkräfte 1949 auf die Insel Taiwan (die 1895-1945 eine Art japanische Kolonie war) und führte dort die Republik China teils massiv gegen den Willen der Taiwaner fort. Präsident Lee Teng Hui (KMT) führte 1992 erste freie Parlamentswahlen und 1996 freie Präsidentschaftswahlen ein, verlies nach seiner letzten Amtszeit etwa 2000 die KMT und gründete die kleine Partei TSU (Taiwan Solidarity Union) mit antichinesischem Kurs.
Während die KMT also bis 1992 diktatorisch über "Taiwan" geherrscht hat, regiert sie seither mit der Unterbrechung 2000-2008 demokratisch, gegenwärtiger Präsident ist Ma Ying-Jeou (Ma ist der Familienname), KMT. Die KMT fährt derzeit einen gemäßigt prochinesischen Kurs und sieht i.A. Taiwan als "China" an, wobei dieses China aber i.d.R. nicht notwendigerweise die "Volksrepublik China" ist - vgl. die von der KMT gegründete bürgerliche Republik China.


*** wird in Zukunft bei passenden Artikeln unten dran kopiert als Fußnote. Das Taiwanblog tut was für die Deutsche Volksbildung! ***

1 Kommentar:

Miri hat gesagt…

Taiwans Atompolitik ist auch gerade mal wieder international in den Schlagzeilen...

http://www.nzz.ch/aktuell/international/referendum-ueber-fast-fertiges-atomkraftwerk-1.18046309