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Dienstag, August 02, 2011

Trauriger Tag im Militärkrankenhaus

Unserem Filius im Krankenhaus geht es gut. Der kleine Kerl war ja etwas zu früh gekommen und liegt daher noch im Brutkasten, aber alles scheint sehr gut zu laufen. Bilder will ich hier nicht zeigen, das Problem mit dem Internet ist ja die Bildersammelei von Drittseiten. Mein eigenes Bild erscheint in irgendwelchen Personensuchseiten unter falschen Adressen, falschen Webseitenangaben und falschen Berufsangaben, manchmal sind auch die Angaben korrekt, aber das Bild falsch. Personalchefs googlen sich ihre Bewerber zusammen. Wer weiß, wie in 20 Jahren ein Internetprofil aussieht, steht da neben dem Urlaubsfoto dann das Bild im Brutkasten?
Unser Sohnemann jedenfalls ist kregel, obwohl er gerechnet vom normalen Geburtstermin an noch im Minus ist altersmäßig, verblüffte er die Krankenschwester schon damit, sich selbst aus der Bauchlage auf den Rücken gedreht zu haben (soll er noch nicht können dürfen) und fällt ansonsten durch wilde in-der-Luft-Treterei im Brutkasten auf. Klar, ihm wird es darin langweilig, einen kleinen LCD-Monitor hätten sie ja wenigstens unter der Brutkastendecke anbringen können. Dazu noch MP3-Streaming, so schwierig kann das doch nicht sein.
Toll hat sich seine Nachbarin etwickelt, kam zur selben Zeit wie er, war allerdings eine Schwangerschaftswoche weiter und hat in Windeseile Gewicht zugelegt und ist jetzt schon ein richtig propperer Säugling und kann bald nach Hause. Wir haben uns mit den Eltern sehr gefreut und ihr Töchterlein bewundert. Bei den Mädchen ist es immer leichter, sagte unser Arzt.

Traurig war es dann, als der Nachbarbrutkasten wieder neu belegt wurde. Vorgestern erhaschte ich noch einen Blick auf den Brutkastennachbarn, war dann schon in Sorge, als laufend Alarme auf dem Monitor piepten und die Schwestern heran rasten. Als meine Frau dann am Folgetag zu Besuch war, ist der kleine Nachbar (auch ein Junge) leider verstorben, als die Eltern dabei standen. Meine Frau kam weinend aus der Station, ich hatte wegen Erkältung draußen gewartet und als sie mir erzählte, war ich so verdattert, das ich Probleme hatte, den Wagen vom Parkplatz zu fahren. Der Brustkastennachbar war noch deutlich früher geboren, das ist leider gefährlicher - auch wenn die Überlebensquote auf der Station bei Frühgeburten fast 100 Prozent beträgt, wie uns unser Arzt sagte. Wir hatten gehofft das Wörtchen "fast" nicht so erleben zu müssen.
Freude und Leid eng beieinander, das fiel mir schon auf, als ich mich am frühen Morgen des 01.07. über meinen eigenen Sohn freute, der schreiend und strampelnd geboren wurde, so dass mir schon klar war, dass mit ihm wohl alles okay war. Am selben Infotisch in der Pediatrie  saß tags drauf eine Frau, auch Ärzte und Schwestern um sie herum wie bei mir - und weinte, eben da, wo ich mich eben noch gefreut hatte.

Da ist man im Nachhinein doppelt froh, das alles gut gegangen ist und fühlt mit den Eltern, die diesen grausamen Verlust erlitten haben.

3 Kommentare:

Miri hat gesagt…

Ja, Freud und Leid liegen oft ganz dicht beieinander. :'-(

Schön, dass er sich so gut entwickelt. :-) E. ist jetzt im Hort und ich war am ersten Tag ganz fertig, als ich sie da so als Jüngste und Kleinste zwischen all den Großen ihren Platz suchen sah. Aber ihr gefällt es prima dort, sie beeindruckte gleich am ersten Tag beim Rechenspiel und auch ansonsten mit ihren kognitiven Fähigkeiten und ist auch begeistert vom Außengelände. Nur der Lärmpegel geht ihr etwas auf die Nerven. "Ich hatte zwischendurch Ohrenschmerzen. Die gehen doch fast alle schon zur Schule, warum haben sie nicht gelernt, auch mal leise zu sein?" "Haben die Kinder in Deiner alten Kindergartengruppe denn nicht auch mal geschrien?" "Doch schon, aber dann haben die Erzieherinnen "Leise bitte!" gerufen und alle waren still." Ihre alte Kitagruppe hatte in den drei Jahren von E.s Kitazeit durchschnittl. einen MigrantInnenanteil von ca. 70 %, mitunter inkl. drei behinderten Kindern. "Sehr schön!" meinte E.s Kinderärztin, "da wächst sie genau in die Gesellschaft der Zukunft hinein, das entspricht genau der aktuellen Bevölkerungszusammensetzung in ihrer Altersgruppe. Eine sehr schöne Kita." Im Gegensatz zur jetzigen Einrichtung, stammten viele Kinder in der alten Kita mitten aus dem "Ghetto". So viel zu dem Vorurteil, Kinder mit Migrationhintergrund, und noch dazu aus Problembezirken, könnten sich nicht benehmen. ;-)

"Ludigel" hat gesagt…

Schluck, 70% Einwanderer, dann hat sich das Deutschland, in dem wir groß geworden sind natürlich erledigt. Na ja, rummeckern drüber bringt es nicht, der Spiegel schreibt junge Spanier und Italiener und Griechen wollen nach D-Land, auch viele Akademiker. Wenn die mal zielstrebig angeworben würden, könnte es ja noch was werden. Aber das traue ich den geistig verkalkten Politikern in Deutschland nicht mehr zu. Na egal, die Welt ist groß, man kann auch woanders leben.
Lärmpegel? Speaking of Schwiegermutter on the Telephone... 20.00 bis 23.30....

Wir waren damals bestimmt ganz leise im Kindergarten. Da herrschte noch Bauklotz und Ordnung...

Miri hat gesagt…

60-70 % der Kinder haben lt. der Ärztin einen Migrationshintergrund, nicht der momentanen Gesamtgesellschaft. Die werden mittlerw. überwiegend hier geboren. Gestern lief Teil 1 einer Reportage über die Aufrüstung mit Nuklearwaffen "damals" als wir klein waren. Kann mich noch gut erinnern, was ich für Alpträume als Kind hatte. Dann Tschernobyl: Mein kl. Bruder durfte nicht im Sandkasten spielen u.ä. Fragte mich damals, ob es verantwortlich wäre, je Kinder in die Welt zu setzen. Dann wurde ich dank einer überdurchschnittl. Fruchtbarkeit schwanger und da hatte sich die Frage dann geklärt. Wenn ich mir die heutige Kindergeneration so ansehe, dann denke ich, wow, die sind tw. so weit und sie sind so ganz anders als wir. Wir können so viel von ihnen lernen und wir haben die Pflicht, ihnen eine Welt zu hinterlassen, in der auch ihre Kinder und Kindeskinder glücklich leben können. Eine Welt, in der auch morgen noch Tiere und Pflanzen, saubere Luft und genug Wasser und Nahrung für alle vorhanden sind. Unsere Zeit ist begrenzt und diese Welt gehört nicht uns, wir sind nur zu Gast.
"Akademiker" anwerben? Brauchen wir nicht. Wir müssen unseren Nachwuchs (den mit und ohne Migrationshintergrund) angemessen fördern und fordern und nicht am falschen Ende sparen, wie wir es leider momentan immer noch in vielen Bereichen machen. Ich gelte in meinem Studium als Hero, weil ich ohne jegl. Unterstützung des Staates und des Elternhauses, mit Jobberei und Kindern so weit gekommen bin. Neulich hat wieder eine talentierte Kommilitonin, welche Mutter geworden ist, ihr Studium abgebrochen, Sozialleistungen gab es nur auf Kredit, weil sie offiziell Studierende ist. Als sie die 10.000 EUR-Grenze erreicht hatte, mit den Nerven am Ende war, weil sie dank durchwachter Nächte und Erziehung der Kleinen einfach nicht mehr lernen konnte, exmatrikulierte sie sich. Jetzt jobbt sie stundenweise in einer Arztpraxis.