Fahren kann man das ja nicht nennen. Als Autofahrer hier klebt man im Westenlichen seinem Vordermann immer auf dem Hintern, denn sowie man eine kleine Lücke lässt, drängt ein anderer hinein. Oft ohne Blinker, immer hektisch und schnell, um die Gelegenheit zu nutzen. Das kann dann auch schnell mal knallen. Manche drängen auch hinein, wenn sie nur ihre Motorhaube unterkriegen können und verlassen sich dann drauf, das man bremst.
Selten ist so wenig los. Aber auch jetzt kann einem sofort jemand vor den Kühler ziehen...
Dicht wie man dem Vordermann drauf sitzt, muss man gucken, ob er auch Bremslichter hat. Haben aber sowohl PKW als auch LKW (letztere etwas öfter) manchmal nicht. Ältere PKW haben hinten oft garkeine Lämpchen drin, werder für Licht noch Bremse. Viele LKW sind hinten oft so verschmutzt, dass man keine Lampen erkennen kann, sofern sie überhaupt welche haben.
Man sucht immer, ob ein Auto auf der rechten Spur ein Hinderniss vor sich hat, denn dann fährt er einfach ein Stück nach Links, einem direkt vor die Karre.
Im Stadtverkehr such man ständig Mopeds. Die bahnen sich bar jeder Verkehrsregeln ihren Weg und werden hier bis zu 85 km/h schnell, viele eiern einem aber mit 30 vor dem Wagen rum und fahren dabei Slalom. Ein Taiwanese bewegt sich so im Verkehrsgewühl wie ein Mensch in einer Menge (jedenfalls ein asiatischer). Man schiebt sich irgendwie dazwischen. Die Mopedfahrer kommen von überall, zwischen zwei geparkten Autos ohne zu gucken, als Geisterfahrer aus dem Windschatten des geparkten LKWs ganz rechts (als Gegenverkehr zwischen LKW und Fahrbahn), nichts ist zu blöd. Als Geisterfahrer in der Kurve. Ohne Licht. Papa Chen drauf und seine Frau Mei Ling und die Kinder Ping, Pong und Pung und der Familienhund Peng zwischen den Beinen von Papa. Helm hat immer der Fahrer, meist noch die Mutter. Kinder haben NIE einen Helm. Kinder haben sie ja mehrere. Säugling im Arm gehalten gibt es auch auf dem Moped. Einmal habe ich fast einen Infarkt bekommen, zwei Mopeds knallen zusammen und die junge Mutter, die mit einer Hand fuhr und mit einer das Baby for die Brust hielt, fiel samt Säugling runter und rollte über den Asphalt, das Kind immer vor die Brust gepresst. Stand auf. Unterhielt sich kurz mit dem anderen Mopedfahrer, der diesmal sogar angehalten hat. Beide verabschiedeten sich, Kind wieder mit einem Armt an den Oberkörpser gepresst. PRÖÖÖÖÖÖT wieder in en Verkehr. Hat sich nicht beschwert das Kind. Gesundheitliche Schäden wird keiner ermitteln, nicht vor den ersten Zeugnissen jedenfalls.
LKWs haben kein eigenes Geschwindigkeitslimit, Lastzüge donnern mit 125 über die Highways, wenn sie es schaffen, fahren dicht auf und lassen das Horn erschallen, wenn ihnen ein Kleinwagen im Wege ist. LKWs sind meist Pritschenwagen, die Ladung ist meist schlecht gesichert, Müll und Eimer fallen auf dem Highway bei 115 hinten runter. Mitschülerin meiner Frau fuhr mit Moped einem LKW hinterher und ist von nach hinten rutschenden Pfählen aufgespießt worden, vor x Jahren am College.
Kinder und Arbeiter sitzen einfach auf der Ladefläche, aber gut, die kleinen blauen Pritschenwagen bremsen ja nie. "Blue Truck of Death" nennt man sie hier in der Ausländergemeinde auch, weil sie für Fußgänger nicht bremsen und beim Spurwechsel nie gucken, ob da ein Moped ist. Fahrer sieht sowieso nicht so viel, er kaut auf betäubender Betelnuss herum und hat einen lokalen Energiedrink genossen, der Uppers und Downers gleichzeitig enthält.
Maskierte Verkehrsgangster...
Öfter sieht man Verletzte auf der Fahrbahn. Ich habe jetzt gelernt, dass die Einheimischen, die daneben stehen und mit dem Handy hantieren nicht Hilfe rufen, sondern Fotos machen. Weil wer sich einmischt in fremde Unfälle, gilt oft als Unfallpartei, auch vor Gericht. Warum sonst hätte er sich eingemischt?
Kreuzungen, wo zwei kollidierende Fahrtrichtungen beide Grün haben, Ampeln auf dem Mittelstreifen zwischen Bäumen versteckt oder ganz links. Fast alles gleichberechtigte Straßen, nur an den Hauptstraßen mit Ampeln. Schilder gibt es kaum und die wenigen kennt eh keiner.
Papa Lu's Bluetruck als Frühstücksstand in der Kurve einer viel befahrenen Kreuzung, Mopeds parken daneben, fahren anfahrendem Verkehr vor die Karre um an den Stand zu kommen und ein Sandwich zu kaufen.
Morgen in Taiwan. Man gewöhnt sich dran. Abends dann ein paar Schlangenlinienfahrer, die Polizei auf dem Highway zeitunglesend in neuen 5er BMWs. Taiwan eben.
5 Kommentare:
Und in D regt man sich über den schiefgelaufenen Stunt bei einer "Wetten dass"-Wette auf (http://www.radiohamburg.de/Hamburg/Nachrichten/2010/Dezember/Nach-Wetten-dass-Unfall-Show-soll-weitergehen). Bei Dir sind solche Stunts anscheinend Alltag...
Wenn Gottschalk drüber gestiegen wäre und mit der Show einfach weiter gemacht hätte, hätte ich gedacht, der hat mal in Asien gelebt :-)
Heftig fand ich die Videos aus den Überwachungskameras, zu denen Du mal einen Link gemailt hast. Die waren so heftig... Oder das, was Deinem Schwiegervater passiert war (mit dem liegenlassen). Das ist schon echt heftig... Eine komplett andere Mentalität. Aber in D ist ja auch vieles nur Show... So wurde angebl. hinter verschlossenenen Türen u.a. angesprochen, dass der Unfall doof für die ohnehin schlechte Quote sei. Eigtl. hätte man so einen Stunt gar nicht als Wette zulassen dürfen. Was ist mit Art. 2 GG? Was kommt als nächstes? Klein Fritzchen wettet, dass er über Wannen mit heißem Wasser springen kann oder ähnliches? Ich finde es schon irgendwie krank, dass die öffentlich-rechtlichen so einen Schrott wie "Wetten Dass" senden. Humor, den ich nicht als solchen empfinde und ansonsten eine Entwicklung hin zum Brot- und Spiele-TV.
Lu Er Fu:
An die Regeln halte ich mich auch nicht. Für was denn? Es geht doch auch so. Wenn kein Auto kommt fahre ich auch bei rot über die Kreuzung. Ich muss dazusagen dass ich in TW auch nur Rad- oder Beifahrer bin. Wahrscheinlich wäre das Chaos größer wenn sich jeder an die Regeln halten würde. Liebend gerne würde ich mir ein Moped zulegen. Aber das ist ein Scheidungsgrund. Zu gerne hätte ich auch das Motorrad meine verblichenen Schwiegervaters gehabt. Aber bevor ich überhaupt Anprüche anmelden konnte hatten es die Söhne schon versilbert. Als Radfahrer fahre ich auch bei rot in Deutschland über die Ampeln. Da fühle ich mich mündig genug um einzuschätzen ob ich um 23 Uhr an einer Fußgängerampel warten soll oder nicht.
Hiel fahlen aber auch immer mehr Autos bei Rot rüber, Tendenz zunehmend, jedenfalls auf dem Dorfe. Und Linksabbieger biegen ab, obwohl sie keinen grünen Pfeil haben und Gegenverkehr kommt. Auf dem Dorfe habe ich fast nur noch Fernlicht an des Abends, das macht sie etwas vorsichtiger.
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