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Freitag, August 30, 2013

Fast Geschäftsräume gehabt

Neue Episode in der Serie "Die Rente sichern - auf die FDP Art". Will sagen durch Betriebsgründung, statt sich auf staatliche Rentenkassen zu versichern. Ludigel und Frau versuchen sich als Unternehmer. 
Letzter Teil der großen Saga im Taiwanblog: http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/08/ex-familienbetrieb-tratsch-und-klatsch.html 


Wie bereits berichtet, war ja der erste Test der Gründung eines Betriebes von Frau, mir und drei weiteren Investoren eine eigentlich gelungene Sache. Das Unternehmen, dessen genaue Natur aus Gründen der "Google-Transitivität" (das hat nichts mit Netzstrümpfen oder der Rocky Horror Picture Show zu tun) hier verschwiegen werden soll, hatte schwarze Zahlen geschrieben, allerdings nur ganz kleine und war am Ende von einer der Parteien in einer wilden Piratenaktion allein übernommen worden.

Frau und ich machen uns derweil an die Gründung einer neuen Filiale, wie das Anfang an geplant war. Diesmal soll der Geschäftsführer nicht gleichzeitig auch Teilhaber sein, um eine Wiederholung der Freibeuterei beim letzten Mal zu vermeiden. Schnell waren neue Geschäftsräume gefunden. Ein schon in unserem Geschäftsfeld existierender Betrieb hatte gut eingerichtete Büroräume nebst Werkstatt hinterlassen und schon vor einiger Zeit zu gemacht. "Wegen Streits der Betreiber" sagte die Dame, die uns herum führte. Alles sah so aus, als ob es gerade vor ein paar Tagen aus dem laufenden Betrieb heraus geschlossen worden war. Werkstoffe lagen herum und Preiskärtchen lagen im großen Verkaufsraum. Schnell fiel mir auf, dass auch dieser Betrieb das extrem niedrige Preisniveau des letzten Betriebes hatte. Kein so gutes Omen. Und vielleicht hatte der in einer eher billig wirkenden Gegend (will sagen recht nahe an meinem Wohnviertel ;-) gelegene Betrieb ja aus Kundenmangel zugemacht. Es gab einen großen ausgebauten Keller, der als zusätzliche Büro- und Verkaufsfläche eingerichtet worden war, allerdings nie genutzt worden ist und muffig roch und renovierungsbedürftig war. Die vielen leeren Kellerräume mit teuren Klimaanlagen versehen ließen mich daran denken, hier einzuziehen, wenn meine Wohnung im nächsten Jahr vertraglich ausläuft. So hätte ich dann eine neue feindliche Übernahme des Betriebes verhindern können, säbelschwingend aus dem Keller kommend, einen Dreispitz tragend und einen verräterischen Geschäftsführer mit dem Ruf "Avast Mi Harties!" (Piratenruf in Kinderfilmen) auf der Säbelspitze "über die Planke"schicken können. Wäre wirklich gegangen, das mit der Planke. Die Geschäftsräume waren über ein paar Treppenstufen zu erreichen, vor denen gleich die Toyotas brausten. Einen Bürgersteig gibt es ja bei uns in der Gegend meist nicht, so weit sind wir noch nicht in "5000 Jahren Kultur", die die Einheimischen immer mal wieder gerne in einem Nebensatz erwähnen.

Etwa hätte man die Toilettentür als Planke verwenden können und dann einen freibeuterischen Geschäftsführer mit verbundenen Augen in den Verkehr werfen können. Sorgfältige Planung ist wichtig bei unternehmerischen Abenteuern und so war von meiner Seite her alles schon vorbereitet. Ebay hätte sicher ein paar alte Säbel und Dreispitze gehabt; "für Nostalgiker, von Opa, der Seefahrer war".

So plante ich vor mich hin und bereitete meine neue Unternehmerphase vor. Da kam die Ernüchterung. "Gott hat nein gesagt zum Betrieb", verkündete meine Frau. Gemeint war in diesem Fall der Gott, den die zwei verhärmten alten Frauen im Garagentempel anbeten und interpretieren, den meine Schwiegermutter regelmäßig mit dicken Geldbündeln in der Tasche aufsucht. Also nicht der allmächtige Herrscher des Universums (männlich), mit dem Sie vermutlich vertraut sind. "Warum hat der Gott das gesagt?" fragte ich meine Frau. "Zu abgelegene Straße, zu wenig Verkehr", antwortete sie, das wiedergebend, was die beiden Tempelpriesterinnen gesagt hatten was die Göttin (jawohl, eine weibliche Gottheit!) gesagt habe.

Hmmm.... hat sie auch wieder Recht, die Göttin. Die im Tempel, nicht meine Frau. Die natürlich auch.

4 Kommentare:

Xinxi hat gesagt…

Und deine Familie macht einfach das, was irgendwelche Hinterhofsmystikerinnen fordern? Wahnsinn! Kein Wunder, dass relativ viele Chinesen Christen werden und auch noch den letzten Adventistenquark als Befreiung erleben...

"Ludigel" hat gesagt…

Ja, der Einfluss der beiden bei mir irgendwie Stadtstreicherinnen-mäßig rüberkommenden alten Frauen in ihrem verpeekten Garagentempel auf meine Familie ist außerordentlich. JEDE wichtige Entscheidung braucht ihr Okay. JEDE. Mich regt das über die Massen auf, insbesondere wenn ich noch sehe, wie diese alten Besen einen ihrer Hunde quälen. Und was für Geldbündel sie dann und wann von Schwiegermutter überreicht kriegen.

Hörigkeit ist das schon förmlich. Wegen der beiden Zecken ist mein Bild vom Buddhismus oder besser der Taiwanvariante des auf Buddh. basierenden Chinaglaubens nicht so positiv, wie das bei vielen anderen ist. Ändert aber auch nix, da kommt niemand an gegen die Macht der beiden Alten.

Schwiegermutter hat etwa 1 Jahr lang durch mich durch geguckt als wäre ich Luft, weil ich einmal ein Gesicht gezogen habe, als ich sie um 22 Uhr hinfahren musste in den Tempel zum Geldbündel abgeben.

INQUISITION, wir brauchen dich!!!

"Ludigel" hat gesagt…

Und rate mal, wo der chinesische Vorname von meinem Sohn festgelegt wurde.

Xinxi hat gesagt…

Ich mache an dieser Stelle einen extratiefen Respekts-Kotau vor dir. So viel Respekt und Geduld wäre bei mir nicht drin. Unsere taiwanesische Verwandtschaft hält sich mit ihrem Adventistenglauben netterweise zurück. Aber hier in Kaohsiung sieht man dauernd "Mönche" und "Nonnen" in teuren Restaurants und Kaufhäusern. Mystische Richtungen des Buddhismus weichen die Disziplin leider auf. Die Lamas in Tibet waren wohl noch krasser. Solche Korruption hat eben auch dazu geführt, dass Indonesien vom Buddhismus/Hinduismus zum Islam gewechselt ist.