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Freitag, Januar 18, 2013

Brite in Taiwan offenbar zu vier Jahren Haft verurteilt

Im Jahre 2010 schlug ein Brite hohe Wellen im Fernsehen in Taiwan. Der Schotte pakistanischer Abstammung, Z.D. betrieb ein kleines Elektronikunternehmen in Taipei, das zumindest den Eindruck erweckte eine Außenstelle eines internationalen Konzerns zu sein - ein Umstand der in weiteren Presseberichten dann angezweifelt wurde - möglicherweise handelte es sich also einfach um ein Unternehmen mit gutem Marketing. Z.D. war in einen Unfall mit Todesfolge verwickelt, bei dem unstritting war, dass er nächtens mit seinem Auto, einem Mercedes E320 aus den  90ern, zu einer Karaokebar fuhr, wohl um einen Geschäftspartner zu treffen. Unstrittig war ferner, dass der Brite dort sehr große Mengen Alkohol zu sich nahm, so dass von seinen taiwanischen Mittrinkern ein Parkwächter der Karaokebar abgestellt wurde, um den betrunkenen Mann mit seinem eigenen Auto nach Hause zu fahren.
Unstrittig war ferner, dass es während der etwas längeren Fahrt zu einer Kollision mit einem Moped kam, bei der der wohl zeitungsaustragende Mopedfahrer verstarb. Offenbar beging der Fahrer Fahrerflucht. Unstrittig ist anschließend, dass Z.D. später selbst das Fahrzeug in der Nähe seiner Wohnung parkte und sich ins Bett legte. Das Fahrzeug wurde später von einem gezielt nach dem Unfallwagen suchenden pensionierten Polizisten (wenn ich mich recht erinnere) gefunden und Z.D. zur Vernehmung auf die Polizeiwache gebracht. Z.D. wurde später zu 2 1/2 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt und ging in Berufung, auch das Taiwanblog berichtete damals: http://osttellerrand.blogspot.com/2011/03/taiwan-gericht-verurteilt-briten-wegen.html

Bei Ludigel gab es nur Tee in der Karaokebar und singen mussten die anderen auch für ihn mit.

Strittig war der Fall, weil Z.D. behauptete, den Unfall komplett verschlafen zu haben, erst hundert Meter vor seiner Wohnung den Parkwächter aus dem Auto geworfen zu haben, damit dieser nicht seine Adresse weiß (solche Karaokebars gelten als Teil der Unterwelt), ohne den Frontschaden des Fahrzeugs (http://pic.pimg.tw/todo/4baef37ab77f1.jpg) bemerkt zu haben. Erst seine Frau habe ihn am nächsten Morgen gefragt, warum sein Auto unfallbeschädigt in der Tiefgarage stünde und ein Rückruf beim Geschäftspartner habe mit dessen Ermahnung geendet, aus einer kleinen Kollision (angeblich war weder Z.D. noch dem Geschäftspartner der Unfallhergang bekannt) keine große Sache zu machen, so dass der Wagen von Z.D. wegen geringem Zeitwerts dann bei einem Autohändler/Schrottplatz oder dergleichen landete für wenig Geld - wo er auf offener Straße davor geparkt war.

Der Parkwächter behauptete hingegen, schon nach kurzer Zeit von Z.D. aus dem Auto hinaus komplementiert worden zu sein, so dass Z.D. selbst gefahren sein müsse.

Nach Berichten aus dem Ausländerforum wartete die Staatsanwaltschaft mit Bildern von einem Toyota Camry auf, der für den Mercedes gehalten worden war, um ihren Standpunkt von Z.D.s längerer Steuerübernahme zu stützen und präsentierte wohl ein mit Uhrzeit und Datum versehenes Video, das den Parkwächter bei der Rückkehr in die Bar zeigte. Allerdings musste das Video offenbar später wegen Manipulationen zurückgenommen werden.

Parallel zum Prozess gegen Z.D. gab es Korruptionsverfahren gegen Polizisten aus dem Revier, das Z.D.s Vernehmungen durchgeführt hatte, eben wegen enger Verhältnisse zu Puffbarbetreibern. Auch die Karaokebar in der Z.D: getrunken hatte, gehörte zu diesem Umfeld. Z.D: gab an als Schuldiger präsentiert worden zu sein, nachdem der Barbetreiber mit den Polizisten geprochen hätte.

Entlastend war ferner ein Straßenkamera-Video, das Z.D. auf dem Beifahrersitz zeigte und den Parkwächter am Steuer, aber wohl erst kurz nach dem Verlassen der Bar. Angeblich wurde das Video vom Richter nicht zugelassen, hieß es aus Expatkreisen.

Die Presse lancierte damals eine beispiellose Vorverurteilungscampagne, u.a.mit der Behauptung, Z.D. habe versucht, sich nach London abzusetzen, es gäbe Videos, die ihn als Fahrer zum Unfallzeitpunkt zeigen, er sei unverschämt, der Familie nicht sofort riesige Summen anzubieten (und damit freilich seine Schuld zuzugeben) und das Unfallfahrzeug sein ein wertvoller, teurer neuer Wagen, der nicht den geringen Verkaufspreis rechtfertigte. Teilweise wurden diese Behauptungen zurückgenommen (http://www.flickr.com/photos/michaelturton/4560336366/).
Lokalpolitiker schalteten sich ein und forderten u.a. eine härtere Bestrafung von Ausländern. Was auch immer damit genau gemeint war. Z.D: gab ein langes Statement im Ausländerforum: (Link entfernt).

Es wurde sehr still um den Fall, so dass ich schon vermutet habe, Z.D. sei auch im Berufungsverfahren veruteilt worden. Dies bestätigt ein unbekannter Kommentator im Taiwanblog von Michael Turton: http://michaelturton.blogspot.com/2010/05/zain-dean-case-statement.html; demnach beträgt die neue Strafe sogar 4 Jahre Gefängnis.

Update: Nach diesem Link (Link entfernt) wurde Z.D. in der Tat zu 4 Jahren verurteilt, u.a. weil er sich nicht bei der Familie des Opfers entschuldigt habe und keine Kompensation angeboten habe, wurde das Strafmaß demnach erhört. In Taiwan spielt die "Einigung mit der Opferfamilie" eine große Rolle, was natürlich nur geht, wenn man die Tat zugeben möchte. Ich hatte die Info im Ausländerforum (s.o.) damals übersehen in der ellenlangen Diskussion.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Nicht politisch korrekt und nur auf ein paar Anekdoten gestützt, aber: Irre ich mich, oder werden Pakistanis in Taiwan sehr häufig straffällig? In einem letztens mal gelesenen Bericht über Ausländern, denen die taiwanesische Staatsbürgerschaft entzogen worden ist, weil sie auf die Frage nach Vorstrafen gelogen haben, sind auch irgendwelche Pakistanis angeführt worden.

"Ludigel" hat gesagt…

Ich weiß es nicht, da müsste man in die Statistik gucken. Der Fahrzeughalter hier wurde i.A. als Brite bezeichnet, siehe auch Nachname.