Rustikal der Hauseingang, alles ein bisschen angesifft, so dass man aufpassen muss, nicht kleben zu bleiben, aber das ist typisch taiwanische Mittelklasse. Eine alte 5000jährige Kultur wie die chinesische, die ja hier auf Taiwan originaler als in China weiterexistiert, hat längst erkannt, das übertriebene Hygiene nicht alles ist.
Patriotisch im Militärveteranenviertel wie immer mit Fahne. Nicht die taiwanische, die gibt es ja nicht, sondern die der Republik China - die eben seit 1949 auf Taiwan weiter existiert. Das Haus hat oben eine Nummer dran stehen, sagen wir mal 13A, die wahre Nummer hier zensiert. Diese Nummer ist aber nicht mit der Hausnummer identisch, was leicht für Verwirrung sorgt. Hausnummern hat das Haus sogar zwei, eine für die Mieter der linken Seite und eine für die Mieter der rechten Seite. Deswegen hat man in Taiwan keine Namen an der Tür oder an der Klingel sondern Hausnummer und Stockwerk bezeichnen eine Wohnung eindeutig. Das alte Haus hatte sogar vier Wohnungen auf jeder Etage und daher vier Hausnummern.
Das ganze ist eine unbezeichnete Nebengasse einer Alley Nr. X, die einer Lane Nr. Y zugeordnet ist, die wiederum zu einer Hui-Hong-Road (Name geändert) gehört. Lanes und Alleys sind ziemlich kreuz und quer nummeriert, deswegen finden sich auch Taxifahrer kaum zurecht in Taipei. Man sieht am Grün, dass das Viertel seit meinem Einzug 2004 deutlich gewonnen hat, statt wilder Mülldeponien zwischen den Häusern jetzt öfter mal Palmen im Erdgeschoss.
Alles hier sind Eigentumswohnungen, wenn auch manche wietervermietet sind und manche der Erdgeschosseigentümer haben ihre Wohnungen ausgesprochen schick zurecht gemacht. Bei meiner Immigration 2004 waren das alles noch düstere vergitterte Höhlen mit Unrat vor den Fenstern. Das Mietshaus wo ich wohne, gleich gegenüber, ist noch etwas schmuddelig, aber im Gegensatz zu 2004 gibt es keine Betelnusspriem-Spuckreste mehr auf dem Boden und es riecht nicht nach Urin von gassigehenden Hunden und die toten mausgroßen Käfer liegen auch nicht mehr stramplend auf dem Rücken. Alles änderte sich recht schnell nach der SARS-Epedemie vor ein paar Jahren - wilde Müllkippen wurden entfernt, die Treppenhäuser werden seiter regelmäßig mit dem Wasserschlauch gereinigt (Treppenwasserfall! Muss man mal in einem deutschen Mietshaus machen, gacker) und auch die Leute sahen ein, dass Urin und Siff nicht unbedingt ins Treppenhaus gehören. Sauberkeit färbt wohl ab, ist die Umgebung etwas gepflegter, benehmen sich die Leute auch anders.
Als wir die Möbel aus der alten Wohnung trugen (hier das Haus gegenüber des alten Mietshauses) verabschiedete mich diese etwas gepflegtere Umgebung ein paar Straßen weiter (Wohnungen offenbar dort von höheren Offizieren bewohnt) mit Weihnachtsbeleuchtung, etwas ungewöhnlich im mehrheitlich buddhistischen Taiwan. Nett anzuschauen.
Einen Blick in die neue Wohnung werfen wir beim nächsten Mal....Innen ist es gar nicht so furchterbar, wie der etwas rustikale Eingangsbereich vermuten lässt.
Lesetipp: Taiwan und Modelleisenbahnen im Nachbarblog: http://luo2you1.blogspot.tw/2013/01/eine-einfuhrung-in-die-modelleisenbahn.html
2 Kommentare:
Hm.
"...und die toten mausgroßen Käfer liegen auch nicht mehr stramplend auf dem Rücken."
Also wenn sie strampelnd auf dem Bauch liegen, würde ich das mit dem tot noch mal überprüfen.
;-)
5.000-jährige Kultur: Ich bin ja übrigens äußerst beruhigt, dass nicht nur die Norweger u.a. (aus Japan hört man allerdings seit dem letzen AKW-Gau nichts mehr davon), sondern nun auch die Chinesen mit ihrer 5.000-jährigen Kultur/seit (angebl.) 5.000 Jahren bestehenden Zivilisation den Bau von Thorium-Reaktoren versuchen... Las gestern den Artikel eines brit. Journalisten. Er war ganz euphorisch... Mir liefen kalte Schauer über den Rücken, aber was solls. Ist ja alles ganz ungefährlich, heißt es offiziell... Und so modern. Und so klimafreundlich. Na ja, heute wurde mir von einem Fachmann im Ruhestand am Wahlkampfstand erklärt, was bei einem Thorium-Reaktor-Gau vermutlich passieren würde... Gruselig.
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