Offenbar ist ein Mann mit deutscher und französischer Nationalität am Internationalen Flughafen Taoyuan (früher "CSK Airport Taipei" genannt) festgenommen worden, weil er knapp 800 Gramm Heroin bei sich hatte, die in Golfbällen versteckt waren. Die Festnahme fand schon im Oktober statt und war mir bislang entgangen (http://www.taiwannews.com.tw/etn/news_content.php?id=2056544).
Um anders lautenden Pressemeldungen entgegen zu wirken, die ich in der Vergangenheit immer wieder in solchen Fällen gelesen habe: Dem Mann droht keine Todesstrafe - oder nur theoretisch. In Taiwan sind bislang keine westlichen Ausländer wegen Drogenschmuggels hingerichtet worden, ein übliches Strafmaß ist allerdings Lebenslänglich, was in der Praxis 20 oder mehr Jahre im Gefängnis in überfüllten Zellen bedeutet, bis der Verurteilte schließlich nach Deutschland abgeschoben wird. In Haft sind die Ausländer im "Taipei Prison", das im Taoyuan County liegt, etwa 45km südlich von Taipei, also in relativer Nähe zum Internationalen Flughafen, den sie mit ihrem Importversuch frequentiert haben. Die Untersuchungshaft, die ein Jahr oder länger dauern kann, wird nicht auf die Haftstrafe angerechnet und wird in zwei-Mann-Zellen verbracht, das Deutsche Institut in Taipei leistet Besuche in größeren Abständen und übergibt eine Anwaltsliste. Ein Auslieferungsabkommen mit Deutschland besteht mangels offizieller diplomatischer Beziehungen nicht; Deutschland scheint auch kein gesteigertes Interesse an der Heimholung von entsprechend Verurteilten zu haben und lehnt auch Gefangenenaustausch mit Taiwan ab, wie sich aus vergangenen Fällen ableiten lässt.
Hier ein ausführlicher Artikel zu dem Thema in meinem Blog: http://bobhonest.blogspot.tw/2009/12/besuch-bei-deutschem-gefangenen-in.html Damals konnte ich noch auf Bitten von Angehörigen in einem Fall Besuche machen, weil wir im Landkreis Taoyuan gewohnt haben, heute ginge das wegen Junior und knapper Zeit und meinem neuen Wohnsitz in Taipei leider nicht mehr.
Damit müssten zur Zeit 5 Deutsche in Taiwan wegen Heroinschmuggels einsitzen, wenn mir kein weiterer entgangen ist. Keiner der Betroffenen stammt aus der deutschen Expat-Gemeinde in Taiwan, alles sind nur Besucher gewesen, i.d.F. über Hong-Kong eingereist.
6 Kommentare:
Mein Mitleid mit einsitzenden Drogenschmugglern hält sich in sehr engen Grenzen. Berichterstattung darüber finde ich aber gut und wichtig, damit vielleicht ein Idiot mehr begreift, was er riskiert.
Meine Frau hat dazu mal gesagt, sie sollen hart bestraft werden und das derzeitige sehr harte Strafmaß in Taiwan (in praxi also 20+ Jahre) sei korrekt, um Taiwan vor Heroinimporten weiterhin zu schützen. Allerdings empfand sie es als sehr hart, dass die Deutschen hier im Gefängnis eine unbeabsichtigte Verschärfung der Haft haben, dadurch dass sie etwa keine Wochenendbesuche der Verwandten bekommen können und die Mutter eben nicht leckeres Gekochtes mitbringt, sondern nur die karge (aber gerade so ausreichende) Gefängniskost bleibt. Und sie auch nicht mit mitgebrachtem Geld im Gefägnisladen einkaufen können. Ich war damals mit meinem Standpunkt deutlich weicher, muss aber zugeben, dass meine neue Vaterrolle mich auch wohl instinktiv daran denken lässt, dass es sehr gut ist, wenn Taiwan wenig harte Drogen hat.
Hart ist es immer für die Familie des "Importeurs", der sich das natürlich selbst zuzuschreiben hat.
Irgendwie ist mir das peinlich, dass hier immer wieder Deutsche mit dem Heroinköfferchen stehen. Nicht, dass sie irgendwann mal die Regeln für Teutonen verschärfen. Einen Engländer, ganz neuerdings einen Italiener (lt. Forumosa.com) und 5 Deutsche müsste es hier im Bau geben an Europäern. Oder noch mehr...
Letztens kam so ein Bericht über einen Texaner, der in Taipei auf dem Nachtmarkt frittierte Oreo-Kekse vertickt. Besonders die Touris vom Festland sind wohl von dieser texanischen Spezialität beeindruckt. Vom Gesundheitsstandpunkt sind solche Angebote sicher kaum weniger schlimm als etwas Heroin...
Aber im Ernst: Mitte/Ende der 90er war Taiwan wohl wirklich "Luan" (von gewalttätigen Verbrechen und Chaos heimgesucht). Ist schon beeindruckend, dass sich die Taiwanesen da wieder rausgearbeitet haben.
Frittierte Oreo-Kekse, oh mein Gott. Das ist doch so ein Chemie-Schwarzkrümelzeug mit Industrie-Dichtungsmasse (überzuckert) dazwischen. Das noch frittieren, dann entstehen bestimmt hundert karzinogene Substanzen.
Ja, von der Krimninalitätsphase nach dem Ende der Diktatur hört man immer wieder mal, von wegen die Polizei habe sich nichts getraut und die Leute dachten, jetzt darf jeder wie er will. Jedenfalls wenn "die Leute" Binlang-kauende Gangster waren...
Ich hinterlasse auf diesem Wege noch einmal einen Trackback:
http://www.dunkelangst.org/2013/drogen-und-taiwan/
Viele Grüße aus derzeit Deutschland.
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