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Freitag, April 02, 2010

Taiwan-Chaos und eigene Reflektionen

Interessant und auch verwirrend finde ich, was in mir selbst vorgeht, wenn das Inselchaos so in die Familie schwappt, wie im vorliegenden Fall, wo vmtl. falsche (oder echte korrupte) Polizisten Schwiegermutter um ihre gesamten Ersparnisse betrogen haben (http://bobhonest.blogspot.com/2010/04/schwiegermama-under-der.html). Ich halte eigentlich immer Sicherheitsabstand zur Familie. Das hat sie mir auch leicht gemacht, denn um mich herum tanzende Kinderchöre aus Neffen die "Langnase, Langnase" gesungen haben, während alle lieben Verwandten ihre Schneidezähne im Licht der Lampe blitzen ließen, sorgen da schon dafür, dass man die Familienzeit minimiert.
Nordtaiwanesen wie meine Verwandten sind im Prinzip Chinesen und entsprechend geschäftstüchtig, man macht hier unter anderem lieber in der Familie Geschäfte als mit Fremden und das natürlich auch wieder mit Profit. Ein völlig entgegengesetztes Verhalten zum Familienbegriff wie ich ihn kenne. Ein weiterer Grund der angeheirateten Großfamilie gegenüber auf Distanz zu bleiben.
Dann kriegt man mit, wie der Neffe seinen Vater etwas hintergeht, wenn er einen neuen Fernseher für Schwiegermutter kauft, den Papa großzügig sponsort. Aber den Profit, den der Kleine unter Wissen seiner Tanten drauf addiert hat, hat mich schockiert. Die Idee, meinen eigenen Vater zu übervorteilen käme mir nie. Doch hier haben alle den kleinen dicken Kerl für seinen Geschäftssinn gelobt.
Ich verstehe die Mechanismen, nach denen diese fremde Gesellschaft funktioniert, aber ich will nicht so besonders viel mit ihr zu tun haben. Entsprechend distanziert man sich ironisch, dann sarkastisch und schließlich zynisch von dem ganzen Spektakel.
Bei dem vorliegenden Fall, Link s.o., bin ich mir nicht mal völlig sicher ob irgendjemand das ganze Theater zu einem bestimmten Zeitpunkt an die Oberfläche gebracht hat, um mir finanzielle Bedürftigkeit anzuzeigen. Schließlich meldete Schwiegermama ihren Verlust (schon im November passiert) genau dann, als ich anfing, ein paar Spargroschen von Taiwan nach Deutschland zu transferieren. Zufall? Ich bin hinreichend vorsichtig geworden, um mir da nicht mehr sicher zu sein. "Der Chor der Wasserbüffel röhrt im Hintergrund", sage ich dann scherzhaft - das bezieht sich auf die ehr thailändische Story, "der Wasserbüffel lahmt", wenn der Ausländer mal wieder bezahlen soll.

Ich weiß schlichtweg nicht, was real und was Lug und Trug ist. Asien - oder Taiwan - ist für mich ein undurchschaubarer Dschungel aus verschlagenen Menschen mit falschem Lächeln und Lug und Trug und Kulissen geworden. Das ist die "normative Kraft der Fälschung", von der ich in dem anderen Artikel rede, Lug und Trug und Fälschungen bestimmen die Maßstäbe in Taiwan, auch Ehrlichkeit und echte Titel verlieren ihre Bedeutung vor dem Hintergrund der vielen Hochstapeleien und Betrügereien. Distanz ist da wichtig, auch emotionale.

Behaupten kann man sich da durchaus. Ich lasse Polizisten vor der Türe stehen und wenn mir ein Taiwanese seinen Titel an den Kopf wirft (Master of Computer Science aus Cambridge), sage ich nur "yeah, yeah" und sage leise auf Deutsch, "hat der Fotokopierer wieder Überstunden gemacht" und beurteile dann die Befähigung des neuen Angestellten in meinem Team völlig unbeeindruckt von dem Titelchen. Bislang kannten die Herren Computerexperten nicht mal das binäre Zahlensystem (da ist es: {0,1}), das ist so, als wenn ein Friseur nicht weiß, was Haare sind. Und der Linuxexperte, der nur die Maus bewegen konnte und keine Kommandozeile kannte. Und, und, und...

Na ja, irgendwie auch alles lustig, diese hektische und chaotische Scheinwelt. Aber wenn ich den Rosaroten Panther im Fernsehen sehe, bin ich ja auch froh, wenn das Spektakel irgendwann mit dem Abspann endet. Und der muss bei mir auch irgendwann kommen.

So, jetzt noch eine Weile weiter im Progrom, solange ich noch hier bin ;-)

Hinweis an Kommentierer: Ich werde diesen Artikel vielleicht später auf DRAFT setzten, damit er nicht für alle Zeiten bei Google zu finden ist. Oder lasse ich ihn stehen? Noch nicht klar.

3 Kommentare:

Alice, Snickers und Catweazle hat gesagt…

Frohe Ostern... :-)

http://www.youtube.com/watch?v=vJBqedIGkIQ

"Ludigel" hat gesagt…

Schon wieder Oktern? Das ist Schweizerisch für Ostern. Sagt Emil.

Ekneos hat gesagt…

Lebst Du in der Schweiz? Nein? Wo denn? In Taiwan? Aha! Spricht man da auch Schweizerisch? Nein, ach wirklich nicht! Tststs... Entweder Du lernst die dortige Sprache oder ... keine Ahnung ... ich gebe auf! Bye bye.