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Mittwoch, Dezember 12, 2012

Wohnungssuche

Vor ein paar Wochen hatte uns schon unser Vermieter, ein pensionierter Marineoffizier der Steitkräfte der Republik China mitgeteilt, er würde unsere Wohnung für seinen Sohnemann benötigen. Wir fingen schon mit der Wohnungsssuche an, doch dann hatte er sich es anders überlegt und uns einen 2-Jahres-Vertrag gegeben. Der ist nun ein paar Wochen alt, doch der Vermieter hat noch ein Töchterchen. Die wollte schon früher die Wohnung, hat es sich dann aber anders überlegt, weil sie Höhenangst hat und will jetzt aber doch unsere Wohnung. Also müssten wir sofort raus, sagt der nette Vermieter. Wahrscheinlich, fügt er hinzu. Diese Flip-Flop-Sache ist auch so typisch taiwanisch und hinreichend nervig, dass wir jetzt wirklich ausziehen. Am Ende hat er noch einen Neffen, der Fallschirmspringer ist, sich gerne bei uns aus dem Fenster stürzen will, aber doch erst mal im Erdgeschoss den Schlusssprung üben will, es sich jetzt aber doch wieder anders überlegt hat.



Gleich gestern Abend eine andere Wohnung im Soldatenviertel angesehen. Nun lehnt meine Frau ja Security-bewachte bessere Wohnanlagen ab, weil sie fürchtet es gebe dort zu viele Parteien und einer von denen würde bestimmt irgendwann den Gashahn aufdrehen und das Haus in die Luft jagen - und außerdem wollen wir in der Nähe von Junior/Schwiegermutter wohnen (Junior wohnt bei Schwiegermutter, die sich tagsüber um ihn kümmern muss), da bleibt nur wieder ein Schlichtbunker. Gestern die Wohnung war schön groß, außen das Haus (vergleichbar wie die hier gezeigten: http://bobhonest.blogspot.tw/2012/11/hust-also-was-ich-noch-hust-schreiben.html), hatte einen frischen, billigen Gummifußboden, der zum Himmel stank, undichte Klapperfenster, wo man froh war, dass sie nicht aus dem Rahmen fielen (u.a. dank Klebeband und hineingestopften Prospekten) und hatte witzigerweise eine zweite Wohnungstür, an der innen ein Zettel war. Sogar auf Englisch zusätzlich zum Chinesischen.

NEVER OPEN THIS DOOR.
SMELLY EMISSIONS FROM STAIRCASE.

Ich kannte das bislang nur aus Horrorfilmen. Die junge Haushälterin, die in einem alten Landhaus anheuert und dann ist da diese Tür, hinter der nachts immer Geräusche sind. Aber die Dame des Hauses hat schon bei der Vorstellung gesagt:

NIEMALS DIESE TÜR ÖFFNEN.

Schon das vordere Treppenhaus sah wie "fünf Jahre nach der Zombieapokalypse" aus, da möchte ich nicht wissen, wie das hintere Treppenhaus aussieht, wenn es sogar so stinkt, dass es selbst den geruchsresistenten Taiwanern auffällt. Wenn es da des nachts an die Tür klopft:

NIEMALS ÖFFNEN.

Bestimmt haben die Anwohner in ihrer Weisheit das hintere Treppenhaus (eine Art Notausgang, sagte die Maklerin) als Müllhalde benutzt. Oder lassen sie da die alten Männer frei herumlaufen, die ich noch aus einer anderen Schlichtwohnung kenne, wo sie morgens immer im Treppenhaus spazieren gehen und auf den Boden spucken? Und spucken. Und spucken.

NIEMALS DIESE TÜR ÖFFNEN.

So jetzt aber genug der Fantasie, die Taiwaner legen in Mittelklassebauten auf wenig Wert, fehlender Verwesungsgeruch aus dem Badezimmerabfluss, dichte Fenster und saubere Fassaden oder Treppenhäuser gehören nicht zu ihren Ansprüchen, die gibt es nur in teuren Oberklassewohnungen. Also Augen zu und durch. Äh rein. Frau will aber noch mal weiter gucken. Viel anders wird das aber nicht.

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