Taiwan wie es leibt und lebt, könnte der Titel hier sein. Mein Stadtteil NeiHu in Taipei in vielen Facetten.
Aus einer Nebengasse heraus hat man den Blick auf den leeres einezäuntes Grundstück, in dem nur einer der kleinen blauen Lieferwagen parkt, die von Ausländern hier auch als Blue Truck Of Death bezeichnet werden. Diese Wagen sind wegen ihrer völlig rücksichtslosen Fahrer gefürchtet, die sich oft mit merkwürdigen chemischen Substanzen (diese Energydrinks u.ä.) und auch der leicht berauschend wirkenden Betelnuss (meist in Kombo) dopen, wenn sie ohne zu gucken mit dem Bluetruck mit 70 durch enge Gassen rasen. Und die Bremse ist das letzte mal 1992 bei Auslieferung des Fahrzeugs kontrolliert worden. Der Blick geht auf die volle Hauptstraße unter der neuen Hochbahtrasse, die den Verkehr schon deutlich entspannt hat. An der Ecke des roten Wohnblocks liegt eine McDonalds-Filiale, Taiwaner sprechen das "Mai-Donnel" aus, beliebt bei Jugendlichen und schon oft mein Exil vor zu vollen Familienfeiern gewesen. Die hübsche Kirche ist kürzlich von einer amerikanischen Glaubensrichtung dort gebaut worden, die Mormonen sind es glaube ich nicht, denn das Ding ist ja mit einem Kreuz versehen - was die Mormonen als Todessymbol ablehnen, soweit ich weiß. Hat mir mal jemand erklärt, der in Deutschland missioniert worden ist und mir die merkwürdige Mormonenbibel des Herrn Smith geschenkt hat. Die ganze Hauptstraße war früher mit hässlichen grauen Schlichtwohnungen zugebaut, heute kommen mehr und mehr gläserne Bürogebäude und auch eine Porschevertretung gibt es dort. Schicker, aber eben wenig Wohnraum.
Ganz in der Nähe die "737-Lane", teilweise am Wochenende zur Fußgänger und Mopedzone erklärt, das heißt die Autos müssen des Abends dort draußen bleiben. Und man geht von Stand zu Stand, wird dreimal von Mopeds fast überfahren, atmet deren Abgase ein und isst dazu leckere Sachen.
Von 2004-2006 habe ich mich ja geweigert, hier ein Auto zu halten, um nicht auch zum Bleckchaos beizutragen, aber wenn man als Fußgänger in bürgersteiglosen schmalen Gassen immer am Auspuff des Autos vor einem im Stau steht und den Gestank einatmet und einem der Mercedes hinter einem anhupt, dann will man irgendwann selber bequem klimatisiert im Stau stehen.
Nachbarschaftstempel irgendwo, sehr typisch Taiwan der Anblick.
Hübsch der See als kleine Oase der Ruhe.
Superteure Eigentumswohnungen am See in denen die Bessergestellten kaserniert leben.
Eine junge Philippina schiebt einen taiwanischen Senior am See entlang. Einer der Scherze des Gottes Nummer 66 hier. Sagen die Taiwansenioren mit 65: "So lieber Gott Nr. 66, jetzt bin ich Rentner und noch rüstig, meine Frau sieht aus wie eine vertrocknete Betelnuss, jetzt möchte ich eine schicke junge Frau, die mir nie mehr von der Seite weicht", dann ZING...... und sie haben ihren Wunsch erfüllt bekommen, inklusive Rollstuhl. Vorsicht also beim Reden mit den heidnischen Göttern, die sind manchmal fies drauf.
Blick vom See am Berg auf teurere Wohnungen mit See- oder Bergblick. Gipfel taiwanischer Archtekturkunst: die roten Hütchen auf den Häusern. Ich habe lange versucht, die Häuser gerade drauf zu kriegen, irgendwas war immer schief, egal wie ich die Kamera hielt und auch das Geraderechnen mit Fotoshop ließ irgendwas immer schief zurück. Feuchter Boden und schlechtes Fundament? Oder Ludigels neues Billigtele (130 Euro bei Amazon.de) hat einen Knick in der Linse. Na ja, ich tausche nächstes Jahr das Tele aus (das Haus auszuwechseln geht nicht so einfach).
Ist es hier nun schön oder hässlich? Alles eine Frage der Perspektive, manchmal gibt es eben einen Lichtblick irgendwo.
6 Kommentare:
Nur katholische Priester gucken beim untersten Foto woanders hin als die meisten Betrachter...
Igitt. Ins Grüne hoffe ich.
Lu Er Fu:
McD kenne ich in TW als 'Mai Deng Lau'.
Noch besser gefällt er mir auf japanisch: 'Maku Donaldu'.
Vielleicht gibt es noch andere Varainten?
Was mich halt immer erstaunt ist das Menue: Das TW-ische wäre hier jeder Currywurst-Bude/KFC ebenwürdig.
Das japanische mit seinen Reisburgern, Fischvarianten, Tofu/Huhn-Brötchen usw. hätte in Dt. schon gut-bürgerliches Niveau zu niedrigsten Preisen.
Was bei uns halt einzigartig ist....McD-Dt. verkauft....(das mag kein Ausländer glauben)...BIIIIEEEERRRRRRRR.
Die King-Konkurrenz übrigens auch. Zu meiner Studentenzeit damals extrem preiswert. Wenn da die Karlsruher Filiale reden könnte.....
Toll waren die ausschließlich vegetarischen Burger in Indien. Schmeckte wie Mett mit indischen Gewürzen. Der BigMaharadscha, wie immer man das schreibt. Woaaaa! Neben dem Tee und der Art, wie die jungen Hindu-Damen den Schleier keck über die Schulter werfen und dabei ggf. eine 180-Grad-Drehung machen und mit den Absätzen knallen das Einzige, was ich an Indien vermisse.
Bei McDonalds wohlgemerkt
Okay... und das Tandori Chicken im Supermarkt.
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