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Montag, November 23, 2009

Deutsche im Horrorknast (Update)

German below, Deutsch unten!

English:
There are quite a few websites about foreign prisoners in other countries, like this one: http://www.usp.com.au/fpss/prisoners.html, but Taiwan is missing in such lists usually and no, the China section does not cover it either. Previously I thought the conditions in Taiwan jails would not be too bad, as I once read in a blog, which is seemingly dis-functional right now, the conditions would be better than in Western jails, without the major bullying, but the bad thing would be you had to eat the same food all over again and again. However the German blog http://gefangene.blog.de/ indicates the German prisoners, being in "Taipei Prison" (which is actually in Taoyuan county) would be in massively overcrowded cells with a toilet hole in the corner. And the guys with less privilege, the newcomers, get to sleep next to the toilet hole. It must be poor hell if you imagine you have to do this for at least 14 years, more like 20 or maybe life-long. I know, people in there are guilty of smuggling drugs, to my knowledge the Germans all brought Heroine to Taiwan, but in my opinion the prisoners still deserve a more humane jail and not such a place. Unfortunately the Taipei Prison is cramped with people and there is no hope for the Germans to be extradited during their jail time, because Taiwan (actually called the Republic of China by formal name) is not diplomatically accepted by Germany or most other countries. People are forgotten and the German government does not want to make a treaty with Taiwan on their behalf, not to get into trouble with China. China is claiming Taiwan and thus blocks Germany and other countries from taking up diplomatic relations with it. "To block" means to threaten economic non-cooperation, to be exact.
To remember their are also prisoners in Taiwan, who made a big mistake, but who are still humans beings, is all I ask. I hope they can get more public awareness. Yes, even if they are guilty of smuggling a substance.


German, Deutsch:


2. Update: Frau und ich waren zu Besuch im Taipei Prison bei deutschem Gefangenen, siehe HIER (http://bobhonest.blogspot.com/2009/12/besuch-bei-deutschem-gefangenen-in.html)

Man entschuldige die "Bild"-ähnliche Überschrift, aber erfahrungsgemäß lesen es so einfach sehr viel mehr Leute und die Überschrift ist zutreffend. Ich wurde (danke für den Link) auf dieses Blog hier aufmerksam gemacht: http://gefangene.blog.de/, dieses wohl von Angehörigen und Nahestehenden von in Taiwan inhaftierten Deutschen gemachte Blog schildert aus dem Alltag von den (meiner Kenntnis nach ausschließlich wegen Heroinschmuggels verurteilten) Gefangenen. Unter anderem ist dort von einer winzigen Zelle die Rede, die hoffnungslos überbelegt ist und die in der Ecke ein Toilettenloch hat. Schon unsere Bürotoilette hier ist ein asiatischer Horrortrip, wie erst der Zustand einer vernachlässigten Gefägnistoilette in Taiwan aussieht möchte ich mir wirlich nicht vorstellen. "Desto geringer die Privilegien, desto näher am Toilettenloch" ist das Prinzip im Gefängnis, dem TAIPEI PRISON der taiwanesischen Hauptstadt Taipei.
Ich hatte auch schon einmal über in Taiwan inhaftierte Deutsche geschrieben (http://bobhonest.blogspot.com/2009/06/heroin-counter-3-germans-in-taiwan-jail.html), die Überschrift "Heroin-Counter, Heroinzähler) spiegelt meine Fustration wieder, immer wieder von Heroin bringenden Deutschen zu lesen, die dann hier die Drakonischen Strafen zu ertragen haben. Der Artikel verwies auf ein englischsprachiges Blog, in dem die Haftbedingungen in Taiwan in sehr viel positiverem Licht geschildert worden (Blog funktioniert scheinbar nicht mehr), allerdings ist dort vom Gefängnis in Taoyuan (der Flughafenstadt Taipeis 45 km weiter südlich) die Rede, wo scheinbar amerikanische und kanadische Gefange sitzen.


Ist in Taiwan auch vieles locker, so ist mit der Polizei nicht zu scherzen (hier alledings bei einer Demo gegen Tierquälerei in staatlichen Tierheimen)


In Taiwan gilt die Faustregel, dass Täter um so größeren Rabatt kriegen, desto nützlicher sie Taiwan auf politischer Ebene sind, man beachte, dass Taiwan international nicht anerkannt wird als Staat. So gibt es theoretisch die Todesstrafe bei Drogendelikten, sie wird aber bei westlichen Ausländern nicht angewandt. Sortiert man die Gefangenen auch bezüglich der Unterbringung nach Nützlichkeit? Das amerikanische AIT, die inoffizielle Vertretung der USA in Taiwan, lässt Taiwans Regierung oft zittern, wann immer ihr Wort erschallt. Hingegen ist die deutsche Vertretung ein zahmer Papiertiger. Müssen deshalb die Deutschen menschenunwürdige Unterbringung ertragen?

Taiwan will ein demokratischer Rechtsstaat sein, der die Menschenrechte respektiert. Gefangene in so schlechten Verhältnissen unterzubringen, entspricht dem keinesfalls. Man halte sich außerdem vor Augen, dass wir hier von Haftstragen von mindestens 14 Jahren, oft von Lebenslänglich reden. Auch wer Drogen geschmuggelt hat bleibt ein Mensch und hat das Recht auf menschenwürdige Behandlung. Scheinbar verletzt dies Taiwan krass.

Weil China Taiwan beansprucht, hat kaum ein Land diplomatische Beziehungen zu Taiwan, deshalb gibt es kein Auslieferungsabkommen und keine Chance, dass die Verurteilten ihre Strafe unter menschenwürdigen Bedigungen in der Heimat absitzen können.

Dieser Artikel wird von mir noch auf Englisch übersetzt. Wer weiteres Material hat, kann es mir gerne schicken. Hoffentlich ergibt sich in der Sache noch mehr, denn die Inhaftierten sollten stärker in das Bewusstsein der Menschen in Deutschland gerückt werden. In einschlägigenen Internetseiten über "foreign prisoners" fehlt Taiwan fast immer, weil es eben nicht als Staat anerkannt ist. So sitzen da Deutsche im südostasiatischen Kerker ohne jedwede Unterstützung.

LINKS:

Die schlechte Versorgung im Gefängnis in Taiwan:
http://gefangene.blog.de/2009/11/03/taiwan-taipei-prison-7366177/

Sehr guter Artikel eines Journalisten in seinem Blog:
http://taipeh.wordpress.com/2009/02/11/todesstrafe-in-taiwan/

Mein alter Artikel (die Zahl 3 ist zu niedrig gegriffen, mindestens sind es 4):
http://bobhonest.blogspot.com/2009/06/heroin-counter-3-germans-in-taiwan-jail.html

Update: Der wohl ungewöhnlichste Fall: Deutscher bringt 5.1 kg Heroin für ein Taschengeld, kann dann aber zur Aufklärung der Hintermänner beitragen: www.ra-neiss.de/sec-files/inter_05_07.pdf
Im Dokument sind noch andere Kriminalfälle enthalten ohne Bezug zu Taiwan und ein weiterer Drogenkurierfall bzgl. Taiwan

9 Kommentare:

walter hat gesagt…

jeder vernünftig krimineller wiegt normal strafe gegen gewinn auf - geht also risiko bewußt ein.
und wie dort zuständ im häfen, ist denen sicher bekannt - also...

bissi radikal meine ansicht, aber...auch geschäftsmann trägt risiko...

:-))))

"Ludigel" hat gesagt…

Na ja, als demokratischer Rechtsstaat sollte Taiwan die Strafgefangenen trotzdem menschenwürdig verwahren. Aber ich fürchte, der Zug geht hier in Richtung China und nicht in Richtung Menschenrechte. Und der zweite Polizist von Rechts im Foto hat schon wieder dieses eklige Betelnussgesicht, wenn die Mundpartie so durchhängt, weil das Zeug betäubt...

Anonym hat gesagt…

Es handelt sich ja auch nicht um vernünftige Kriminelle bei den deutschen Strafgefangenen, sondern um Laufburschen. Die vernünftigen Kriminellen verdienen eine Menge Geld, würden sich selbst nicht die Hände schmutzig machen und können offensichtlich rechtlich nicht verurteilt werden.
Die deutschen Strafgefangenen gehen als Fahndungserfolg in die Drogenstatistik ein und die Hintermänner machen wahrscheinlich noch weiter.
Ein vernünftiger Mensch würde normalerweise eine solche Tat wohl sowieso nicht persönlich ausführen, da Risiko zu Gewinn in keinem Verhältnis stehen, aber es gibt ja zum Glück genug verzweifelte Existenzen, die für wenig Gewinn zu ködern sind.

StefanMuc hat gesagt…

Einerseits hast du ja recht - auch im Gefaegnis muss ein Rechtsstaat menschenwuerdige Behandlung garantieren. Ich denk auch der Versuch, Drogensucht mit Mitteln des Strafrechts bekaempfen zu wollen, weitgehend sinnlos ist.

Andererseits krieg ichs auch nicht hin fuer Heroinschmuggler Sympathie aufzubringen. Heroinsuechtige haben halt auch kein menschenwuerdiges Leben.

Das haelt mich allerdings auch nicht favon ab, deinen Einsatz - fuer Sachen die _dir_ wichtig sind - toll zu finden. Viele Leute beschweren sich nur und machen nie was - das sieht bei dir ganz anders aus. Respekt.

"Ludigel" hat gesagt…

Meine Aktivitäten in Sachen Deutsche im Gefägnis hier beschränken sich allerdings aufs Schreiben dieses Artikels und ich konnte dann und wann ein paar Infos geben...

Mehr zu tun würde schwierig. Ich habe mit Job und Straßenhundrettung meine Zeit weitestgehend verplant, pure Erholung (bewusstlos auf Sofa) ausgenommen.

Anonym hat gesagt…

Nun, eine doch recht simple Alternative wäre einfach nicht Heroin schmuggeln. Oder, wenn es sich schon einer überlegt, sich vorher die möglichen Konsequenzen anzusehen. Wer es dann trotzdem macht hat die Konsequenzen akzeptiert. Wer Drogen schmuggelt ohne sich die Konsequenzen anzusehen tut etwas und akzeptiert jedwede Konsequenzen.
Gefängnisse sind auch in Deutschland äußerst unangenehm, Gewalt, Unterdrückung etc... Dass es in Ländern mit niedrigerem Lebensstandard noch schlechter wird ist logisch. Wer Zustände wie in deutschen Gefängnissen fordert soll in anderen Ländern nicht kriminell handeln. Mitleid fehl am Platz.
Martin

Anonym hat gesagt…

Was alle vergessen ist nur das selbst alle "Lebenslänglichen" meistens irgendwann wieder in unsere Gesellschaft kommen und nach 10-20 Jahren in schlechten Umständen erwarten wir dann von ihnen zu funktionieren.
Es geht nämlich gar nicht um Mitleid oder gar Sympathie. Es geht um generelle internationale Menschenwürde, Menschenrechte (auch Gefangene haben Menschenrechte) und um Resozialisation.
Mich wundert es ja immer das gar niemand Angst davor bekommt was für Menschen wir da in den Strafanstalten formen, denn kaum jemand sitzt für immer.

"Ludigel" hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
"Ludigel" hat gesagt…

War am Sonntag im Gefängnis, einen Insassen besuchen. Mehr dazu später. Wenn man den anderen Menschen da drinnen sieht, ist es nicht mehr so leicht es mit "der ist ja selbst schuld" wegzuschieben, wie ich es in der Vergangenheit auch immer getan habe. Aber mehr dazu demnächst auf dieser Welle.

[Anm: meinen eigenen Kommentar wegen Tippfehler geloescht, nur Spam und meine Vertipperei wird hier geloescht]