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Freitag, März 03, 2017

Zurück im November

Einstweilen zurück in Taipei. Wie wird es weiter gehen?

Ich habe es mir vor der Ehe immer so vorgestellt, dass Paare nach sachlicher Diskussion auf Basis von Fakten eine sinnvolle Entscheidung treffen. Und dass Paare aus verschiedenen Ländern ähnlich bei der Wahl ihres Wohnsitzes vorgehen. Etwa so: Maurer Paul K. aus S. und seine Verlobte Pawoko Sawakant diskutieren, ob man in Bangkok oder Stuttgart lebt. Pawoko: "Bei uns kannst Du ohne arbeiten leben. Ich gebe dein Geld aus, du finanzierst meinen echten Ehemann Porn Crumshak und meine Familie kriegt dein ganzes Geld. Wenn es alle ist, schmeiße ich dich rechtzeitig vom Balkon oder werfe dir das Radio in die Badewanne. Okay?"
Und Paul antwortet dann gelassen: "Nein danke, wir wohnen in Stuttgart. Ich haue dir manchmal eins auf die Fresse, aber sonst werden wir glücklich sein und genug Geld haben." Dann lebt das Paar glücklich in Deutschland und Ende der Geschichte.
Da ich selbst mit einer "Kollegin" aus dem Computerbusiness verheiratet bin und auch noch aus dem herrlichen Thaiwan statt Tailand ... Entschuldigung, Taiwan statt Thailand, hätte ich mir das alles noch unverkrampfter, wenn auch ergebnisoffener vorstellt.

Tatsächlich läuft es bei uns aber so, dass meine Frau mit ihrer Schwester aus Manila telefoniert und ich dann weiß, wo ich die nächsten Jahre zubringen soll. Mich aber in der letzten Zeit dann mit meinen Dingen über drei Länder verteilt vorfinde. Wenn ich jetzt etwa meine Foto-HDDs benutzen wollte, wären die in Manila, das Kabel dazu in Deutschland und der Rechner in Taipei. Oder irgendwie so. Wir hatten ja gerade unseren Wohnsitz in Taipei aufgegeben, den Hausstand weggeschmissen oder verschenkt, um der goldenen Zukunft in Manila entgegen zu sehen. Die Schwestern hatten sich einen genialen Businessplan ausgedacht: Wir machen ein Restaurant auf, dann eine ganze Kette und werden steinreich. Kochen kann ja sonst keiner. Auch die diversen köstlichen Restaurants mit niedrigen Preisen und allen Angeboten von einheimisch-Pinoy über Thai und China bis hin zu Italienisch und Burgern in Manila auf den Philippinen waren den Schwestern da keine Warnung. Nur der komische Ausländer in der Familie grummelte irgendwas von Alleinstellungsmerkmalen und der Frage, warum die Gäste gerade "bei uns" essen sollten. Und hatte auch etwas am Konzept einzuwenden, dass das Lokal den Namen einer Modekette (Qué?), das Aussehen eines Waschsalons und keine Parkplätze hatte. Aber bei doppeltem taiwanischen Geschäftssinn musste es einfach funktionieren. Wer will schon in diese schwerfällige teutonische Fragerei verfallen, wenn er asiatisch-leicht einfach mal loslegt mit dem Business und dem Kaufen der teuren Restauranteinrichtung. Ich gebe gerne zu, durch die Herrschaft über das Krähenfuss-Computer-Banking-Portal in Taiwan kann ich da meine Frau nicht stoppen und so nahm das Lokal seinen Durchlauf. Ich war kurz in Manila und bin dann wieder nach Deutschland gezogen. Bis nun meine Frau das Restaurant in die Hände ihrer erwartungsfreudig kichernden Familie legte und kurzerhand mit Junior nach Taiwan zurückkehrte.

Nun sitze sich wieder im alten Büro, wohne wieder temporär in der Stadtrandvilla in Taipei, die vom Vermieter in unzählige winzige Wohneinheiten unterteilt ist und komme mir vor, als hätte ich eine Zeitreise gemacht. Ich schlappe wieder abends aus dem Haus, wundere mich dass mein noch fast nagelneuer dicker Volvo nicht davor steht (ach so richtig, fährt jetzt eine der anderen Schwestern und wir haben beim Verkauf mehr Verlust gemacht, als der Mitsubishi meines Vaters neu kostet) und suche dann das Grün-Tee-Eis für Frau bei HiLife. Richtig, dass mochte sie "beim letzten Mal" nicht. Mir kommt es so vor, als sei das letzte Mal erst ein paar Wochen her. Aber andererseits liegt dazwischen der Zeitraum, in dem in Deutschland mein Vater verstorben ist, ich meinen Wohnsitz in seinem Haus angemeldet habe, mit einer Krankenkasse gekämpft habe, bis die mich aufnimmt. Ich Jobs in Deutschland gesucht, Vaters Auto auf mich angemeldet habe und ... und. Jahre scheinen dazwischen zu liegen zwischen dem Fehlkauf des zu süßen Shakaree - Eis oder wie immer es heißt und meinem neuerlichen Griff in die Eiskiste. Sind aber wirklich erst ein paar Wochen, wenn man es im Kalender nachschlägt. Wie es nun aber weiter geht weiß ich nicht. Meine Mutter mit 86 ist allein im Reihenhaus in Deutschland und es nicht gewohnt, Dinge selbst zu regeln. Ich selbst gehe ungern rückwärts und das Fehlen von wirklicher Arbeit im um Kunden buhlenden taiwanischen Unternehmen lässt mich auch an einer Langzeitperspektive zweifeln. Und wir lange kann mein Mitsubishi daheim ungefahren in der Garage stehen. Und warum lebe ich mit Frau und Junior in unbequemen Einraumwohnungen, wenn ich daheim ein ganzes Haus habe?

Genug Notizen für ein Tagebuch, zu viel für ein Blog. Aber irgendwann soll ja mal ein Buch aus dem Blog werden und dass passt der Informationsgehalt wieder. Und so viele lesen hier eh nicht mehr. Hoffe ich.

Andererseits soll man sich nicht beschweren. Der gestrige Besuch bei einer netten Kollegin (hat zwar taiwantypisch nie mit mir geredet, aber mich immer angelächelt und mich zu Essen mit japanischen Kunden eingeladen, was lecker japanische Steaks und Sake versprach) hat mich gelehrt, dass man sich bei ein paar Problemen nicht beschweren soll. Die Kollegin, deutlich jünger als ich, hat nämlich Krebs und laut Arzt nur noch ein paar Tage zu leben und Frau, Kollegen und ich haben uns gestern tränenreich verabschiedet. Was sind schon die leeren Worte die man sich hätte sagen können gegen den letzten (?) Händedruck unter Tränen.

Ich hoffe auf ein Wunder. Für die Kollegin. Nicht für mich, das wird sich schon irgendwie lösen. So ein Besuch ermahnt einen doch, was die wirklichen Probleme im Leben sind. Auch wenn ich ohne die Hilfe einer sehr guten Freundin in Deutschland mit meiner derzeitigen Lebensplanung voll gestrandet wäre.

So, gleich Mittagszeit. Wieder die abgepackten Plastiknudeln oder lieber einen Plastikburger? Mir läuft schon wieder die Nase dauerhauft inwändig, wie immer in Taiwan. Das ging schon im Flieger los. Was die wohl immer noch ins Essen kippen hier?

4 Kommentare:

"Ludigel" hat gesagt…

Moment, der Flieger war von KLM? Wieso da schon die allergischen Symptome? Ist ein Psychologe im Blog? ;-)

Fabian hat gesagt…

Deinen Humor hast du dir erhalten- mit das wichtigste :) Alles Gute dir und Euch!
Grüße von einem langjährigen Leser.

"Ludigel" hat gesagt…

Vielleicht hat KLM günstig den Flüssigkunststoff aus "original Asian Algae Cooking oil" günstig aufgekauft und damit den Zwischenraum zwischen den beiden Windmühlenkeksen in dem Economy-Class-Essen billig aufgefüllt (weiße Paste).

Anonym hat gesagt…

Ludigel ist ein Stehaufmaennchen