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Dienstag, März 07, 2017

Durch-den-Ausländer-starren

Taiwaner sind superfreundlich. Weiß jeder Newbie. Und haben den Röntgenblick. Jedenfalls in der angeheirateten Familie.

Zurück in Taiwan. Die "erste Schwester" der Familie praktiziert schon seit 2004 mit mir das "Hindurchstarren". Sie schafft es also so zu tun, als ob ich nicht da wäre und kann tatsächlich mit den Pupillen auf die Wand hinter mir fokussieren. Könnte sie fast im Fernsehen mit auftreten. Dass es andere Menschen - den man nichts getan hat und mit denen man aus einem nicht erwiderten Gruß nie geredet hat - fertigbringen, exakt so zu tun, als sei man ein Geist, ist so eine taiwanische Familienspezialität. Jedenfalls in unserer netten Familie, die dem Exdiktator Chian Kai Shek nachtrauert und der alten Rasseideologie nachhängt, dass Chinesen (und besonders die Taipei-Chinesen Taiwans!) etwas besonderes wären. "Hellenmenschen" eben.
Seit Schwiegermutter samt Herrenmenschen-Dreirad ihren Autounfall hatte, steht sie zusehends unter dem Einfluss der Ersten Röntgentochter und praktiziert bei mir auch wieder den Röntgenblick.

Dabei habe ich nie der ersten Tochter in den Schritt gegriffen und der Alten auch nie ein Bein gestellt. Nun sitze ich hier wieder und schreibe meine Frust über die götterverdammte (in Taiwan Plural!) Familienbande meiner Frau heraus und bald folgt wieder das Gemeckere über Gift im Essen (ach so, hatten wir schon), Verkehr und graue Umgebung. Dabei dachte ich es hinter mir zu haben, wo meine Frau ihren Wohnsitz (kurzzeitig) nach Manila/Philippinen verlegt hatte und ich für drei Monate nach Deutschland.

Doch jetzt geht es weiter im Progrom, mit Taiwanfamilie und all ihren behandlungsrelevanten Problemen im grauen Schlichtviertel. Aber ich spiele vergnügt mit meinem fünfjährigen Sohn und versuche die Umgebung und insbesondere die Familie zu ignorieren. Heute Abend mache ich das auch mal. Wenn die Alte vor dem Lichtschalter steht, fixiere ich den Lichtschalter. Geht bestimmt!

Wie alt ich hier werde ist mir noch immer nicht klar. Dreizehn Jahre vom Inselparadies sind eigentlich genug....


1 Kommentar:

"Ludigel" hat gesagt…

Oder fehlt nur das richtige Geschenk, um das Herz der etwas verhärmten und seit dem toyotabedingten Sturz auf den Kopf auch etwas geistesschwachen alten Frau zu erwärmen? Vielleicht ein Rasierapparat für den grauen Damenbart? Mal überlegen...