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Donnerstag, Februar 13, 2014

John Rabe

Am Abend vor dem Abflug von Deutschland nach Taiwan verschaffte mir mein spätabendliches Auftachen im elterlichen Wohnzimmer einen ungewöhnlichen Filmabend

Als es unlängst aus Niedersachsen wieder zurück nach Taipei ging, schlenderte ich noch mal im Hause meiner Eltern ins Wohnzimmer. Und war ganz verblüfft, welchen Film mein Vater da sah: "John Rabe", ein wohl deutsch-französisch-chinesischer Spielfilm aus dem Jahre 2009 eines deutschen Regisseurs (http://de.wikipedia.org/wiki/John_Rabe_%28Film%29). Der Film handelt vom Deutschen John Rabe, der 1937 die Siemensfabrik in Nanjing, China leitete und in die grausame Chinainvasion der Japaner und insbesondere ihre Einnahme von Nanjing verwickelt wurde. Deutschen ist das Massaker von Nanjing kaum ein Begriff, ich selbst war vor meiner Taiwanzeit keine Ausnahme. John Rabe jedenfalls war zusammen mit anderen westlichen Ausländern maßgeblich an der Errichtung einer internationalen Schutzzone auf dem Siemensgelände und anderswo verstrickt, die offenbar bis zu 200.000 Menschen beherbergt hatte und ihnen Schutz vor den Gräueltaten der japanischen Invasoren bot. Der Film schildert, wie japanische Offiziere Menschen zum Spaß köpfen, in einem Wettstreit zweier Offiziere, wer mit seinem Schwert mehr Menschen enthaupten kann. Gefangene chinesische Soldaten werden sofort von den Japanern exekutiert und Frauen nur als Vergewaltigungsopfer gesehen. Historische Zeugnisse von verstümmelten und lebendig begrabenen Menschen in Nanjing sind per Google leicht zu finden.
Mehr zu John Rabe selbst ist hier zu finden: http://de.wikipedia.org/wiki/John_Rabe
Um es kurz zu machen, Nazideutschland hat Herrn Rabe sein Engagement bei seiner Rückkehr nicht gedankt und dieser Beitrag, den ich kurz vor einer anstehenden Japanreise verfasse, soll auch nicht die deutschen Gräueltaten relativieren, die wir alle kennen.

Ein für mich aufwühlender Film, denn der Staat, der da verzweifelt gegen die Japaner kämpft und dessen Menschen so mitleidlos gemetzelt werden ist nichts anderes gewesen als die Republik China, sprich die Urform des Staates, dem ich heute auf Taiwan meine Steuern zahle (was wir umgangssprachlich Taiwan nennen ist ja nichts anderes als die Fortführung der Republik China).

Demnächst ins Disneyland nach Japan und nach Tokyo. Japan erkennt bis heute das Massaker von Nanjing nicht an, sagte der Film im Abspann.

5 Kommentare:

Miri hat gesagt…

(Nach der letzten Mail doch mal wieder Deinen Blog gelesen) ;-)

Es gibt historisch betrachtet ja leider sehr wenige Menschen mit Rückgrat und einem guten Herzen, die das machen, was zu machen ist, auch wenn sie sich selbst damit schaden. John Rabe scheint einer von diesen wenigen gewesen zu sein.

Xinxi hat gesagt…

Es gab einige, wenige nette Nazis. Etwa Albert Battel, der sogar in Yad Vashem geehrt worden ist. http://www.yadvashem.org/yv/en/righteous/stories/battel.asp

"Ludigel" hat gesagt…

Als John Rabe sicher brav Heil Hitler gesagt hat, war ja erst 1937 und vieles schlimme noch nicht passiert. Er soll ja im Glauben an den "gerechten Führer" sogar an Hitler geschrieben haben und ihn gebeten haben, mäßigend auf die japanischen Alliierten einzuwirken. Wirkt heute furchtbar naiv und im Film wird es herrlich sarkastisch von einem amerikanischen Arzt kommentiert.

"Ludigel" hat gesagt…

Tolle Geschichte von Herrn Battel. Ein deutscher Wehrmachtsoffizier, der im 2. WK mit seiner Einheit ein jüdisches Getto vor dem Zugriff der SS schützt und droht auf die Häscher zu feuern! Wow! Nie gehört davon, so vieles wurde von den damaligen Zeitgenossen in Deutschland verschwiegen, weil sie selber ehr mitgemcht haben.

"Ludigel" hat gesagt…

Dr. Battel, den hat er sich wirklich verdient den Titel;-)