Ein paar hundert Meter neben der hässlichen grauen Veteranensiedlung, in der ich hier in Taipei-NeiHu wohne, liegt ein ausgeprochen hübsches Naherholungsgebiet. Die erste Zeit hier in Taiwan habe ich es schlichtweg nicht gefunden, genauer nicht mal davon gewusst, hatte ich es doch in der Anfangszeit vermieden, vor lauter Smoggestank, wirrem Verkehr und damals auch noch diversen wilden und im Sommer vergoren riechenden Müllkippen in den Straßen (heute weitestgehend weg) überhaupt raus zu gehen. Verblüffenderweise wusste auch meine Frau von dem Park nichts, obwohl sie nur ein paar hundert Meter entfernt große Teile ihres Lebens verbracht hat.
Verzweifelt versuchen sich zwei Frösche auf den Treppen oben am Berg in Sicherheit zu bringen. Die zarten Xiaojie-Füßlein schweben nur weiter unten um den See, hier oben stampft der Waiguoren praktisch allein. Eine Schildkröte flüchtete auch wild vor mir und meiner Kamera, ich konnte sie so schnell nicht erwischen, hätte nicht gedacht, dass die Biester so schnell sind. Im Vergleich zu einem Südostasien-Expat jedenfalls.
Das meine Frau diesen Park in ihrer Nachbarschaft nicht kannte, kann man kaum glauben. Aber offenbar war ihr Vater mit seiner Tochter nur ein einziges Mal in einem (mehrere Kilometer entfernten) Park. Den hat sie mir dann auch gezeigt und ihr wurde ganz wehmütig zu Mute. Mir wurde schnell klar, in dieser Familie geht man nie raus, oder nur einmal in zwanzig Jahren. Wir haben dann zwar anfangs ein paar Touren gemacht, etwa zu Chiang Kai Check-Führerwallfahrtsorten, aber heute geht es nur noch in besonderen Fällen raus. Und so renne ich allein im Park herum, während La Familia vor dem TV liegt. Na ja, auch ganz entspannend, hust.
In Deutschland fällt mir immer wieder auf, wie sehr jedwedes Gebüsch mit Toilettenpapier zugeknallt ist (würg), die Deutschen scheinen zu einem Volk von Freilustfäkalierern geworden zu sein. In Taiwan gibt es sowas nicht, wir haben ein großes Sozialgebäude mit Toiletten hier am See. Nicht im Bild, wer genau hinguckt findet hier wieder Taipei-101, das ehemals höchste Haus der Welt, durch die Baulücke plinzend.
Wer an der National Taiwan University 12 Sylvester studiert, der lernt, rote Hütchen auf die Betonklötze zu setzen. Hier sind natürlich bessere Häuser als bei uns im Veteranenviertel, jedenfalls haben sie Hütchen auf und liegen teuer am See. Sehen auch ein bisschen adretter aus als meine Mittelklassewohngegend mit ihren vergitterten, kleinen und dunklen Fensterfluchten.
Nochmal rote Hütchen auf dem Haus. Totschick. Aber wir Expats haben immer was zu meckern, notfalls müssen die Dächer herhalten.
Oben auf dem Berge blitzsauberes Grün und blitzsaubere Pavillions. Fortsetzung des Rundgangs beim nächsten Mal, ruhen wir uns erst mal aus....
Nachtrag: Das alte Tamron-Zoom, mit dem die Aufnahmen gemacht sind, hat den Fototrip irgendwie nicht überstanden, im Innern wächst eine Staub-Pilzlandschaft auf den Linsen und bei diffusem Licht oder leichtem Gegenlicht wirft es seither Nebel. Zooms atmen mehr als Festbrennweiten, sie lassen ihre Innenluft beim Zoomen kräftig heraus und saugen Außenluft an, hier also subtropische feuchte Luft - die sich eventuell mit dem Staub im Objektiv zu einer Art Humus verbindet, igitt. Der Kunststoffkubus des Objektivs ist da auch nicht so vertrauenerweckend wie Metall und soll eher Luft durchlassen. Habe mir also gleich a) für 8 Euro ein neues Kuststoffzoom bei Ebay bestellt (hat sogar noch eine chemische Kamera von 2001+ hinten dran kleben, die ich nicht brauche) - und eine schöne Festbrennweite 28mm Weitwinkel das nicht so viel raus und reinpusten wird und mein bestehendes Minolta 50mm-Normalobjektiv ergänzt. Schön klein und kompakt und mit Metallkubus (Minoltakonstruktion mit Sony drauf geschrieben) wird es hoffentlich ein paar Jahre halten, war denn auch deutlich teurer als 8 Euro ;-)
3 Kommentare:
Sehr schön dort... :-)
Wo ist denn dieser Park? Ich kenne zwar Keelung River Parkanlange aber Deine Bilder sind mir unbekannt
NeiHu, nicht allzu weit von der Wen De Road mit dem Mormonentempel. Die MRT hält in der Nähe des Mormonentempels, die ganze Gegend ist das frisch aufgeräumt. MRT und Porschevertretung statt gammeliger grauer Mietshäuser.
Wo die Leute jetzt wohnen die in den Schlichthäusern waren? Ach, die fahren jetzt alle MRT und Porsche.
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