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Dienstag, April 10, 2012

Volkstrauertag 08.April

Ab sofort rufe ich den Volkstrauertag zum 8. April aus. Ich denke auch der neue Bundesgauck würde mir zustimmen, wenn er diese traurige Geschichte hören wurde.

Schwiegermutter entschwand nach Yilan, weil ihre Mutter vor sieben Jahren verstorben war und nun ein besonderer Trauertag hereingebrochen war. Erst am Abend gegen 20 Uhr wurde sie zurück erwartet, würde sie doch wie bei solchen Terminen üblich das Abendessen im trauten Familienkreise einnehmen.

Dann das Wunder, um 15 Uhr schon war sie an der Türe zu ihrer Wohnung, wo ich und Frau auf unseren dort untergebrachten Junior aufpassten. Ein "Onkel" (meiner Frau) begleitete sie in die Wohnung und mir fiel gleich sein merkwürdig roter Kopf auf. Was ging vor? Was hatte Schwiegermutter ausgefressen, dass sie so rotköpfigerweise abgeliefert wurde vom debil grinsenden Onkelchen?


 Recht hat meine Frau, Scotch trinkt man am besten frisch. Dieser hier ist mit 8 Jahren viel zu alt. Am besten geht man gleich aufs Feld und kaut den Getreidehalm ab mit den Käfern (Hintergrund) um die Wette...

Die Antwort war schnell gefunden. Onkelchen war etwas versprochen worden, dass ihn veranlasst hatte, die gute Verwandte im Turbospeed mit dem alten Nissan nach Hause zu fahren. Und so nach das Unheil seinen Durchlauf. Schwiegermutter kramte mehrere große Taschen hervor, die riesigen von der Computexmesse und fing an, den Schrank im Esszimmer auszuräumen. Unzählige Whiskyflaschen, Rum und Gin und chinesisch-taiwanischer Schnapps neben einigen alten Weinflaschen kam zum Vorschein, die ganze heilige Hausbar ihres verstorbenen Gatten. Ich kannte davon nur die zwei uralten halb ausgetrunkenen Whiskyflaschen, die gleich neben dem Wohnzimmeraltar standen, unverändert seit Jahren und bestimmt seit 10 Jahren nicht mehr angetrunken. Heilige Hinterlassenschaften des verstorbenen Familienoberhaupts, die niemand je anrühren durfte. Und jetzt wurden zig verschlossene Scotchflaschen ans Tageslicht befördert und dem Onkelchen, dass jetzt einen so roten Kopf hatte, dass er wirkte, als würde er jeden Augenblick einen Schlag bekommen, in seine Taschen gefüllt wurden. Ich musste auch noch beim Tragen helfen und karrrte ihm die etwa vierzig Flaschen Hochprozentiges in sein Autochen unten im Erdgeschoss. Meine Frau muss wohl die Tränen in meinen Augenwinkeln gesehen haben und drückte mir wortlos eine Flasche Scotch (die Hausmarke aus der Glenfiddich/Balvenie-Brennerei) in die Hand.

Dann ward Onkelchen fortgefahren. Und ich dachte, dass wir bald entweder einen Onkel weniger in der Familie haben (macht auch nix, das Leben ist halt hart) oder jemand in Yilan bald einen schwunghaften Spirituosenhandel aufmacht. Fluchs machte ich mich daran die Liste "Beliebteste Verwandte" neu zu justieren und war eben dabei, Schwiegermutter einstweilen einen Platz auf Nr. 251 zu reservieren, da erklärte mir meine Frau gar schröckliches: Sie sei von ihrer Schwiegermutter gefragt worden, ob ich denn Interesse an Vaterchens Hausbar hätte. "Hat er nicht", habe sie da geantwortet. "Der kauft immer nur frischen Wein im Supermarkt, an altem Wein hat er kein Interesse." Denn auf Chinesisch wird aller Alkohol pauschal als "Jiu" (gesprochen wie der englische Name Joe) bezeichnet, egal ob Wein, Rum, Scotch, Vodka oder Bier. Und meine Frau übersetzt das wie viele hier fälschlich grundsätzlich als Wein und lehnte so den "alten Wein", der ja nach 10 Jahren nicht mehr zu gebrauchen sei, wohlmeinend für mich ab.

Sie wird es auch nicht mehr lernen den Unterschied. Taiwaner trinken ja auch Rotwein auf Ex, weil sie eben keine Ahnung haben, wie man mit Alkohol umgeht und diesen als alte Hochkultur mit 5000 Jahren Kultur auch nicht voneinander unterscheiden können (grummel, grummel, grummel...).

Halten wir also einen Moment inne, gedenken der verlorenen Bar durch eine Schweigeminute und denken auch an den lieben Onkel, der jetzt wohl gerade stockbetrunken mit seinem kleinen Blue Truck durch die Gegend fährt und landestypisch dabei ins Megaphon brüllt und seine Waren anpreist.

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Fehlerkorrektor_2.0 wrote:

Ein besserer Titel für diesen Artikel wäre gewesen:


"Ludigel will 98%ige Lebereffizienz"

... äh ...insuffizienz.

"Ludigel" hat gesagt…

Jetzt weiß ich was passiert ist. Das war die Rache von Schiegermutters Garagentempelgöttern, dafür dass ich neulich gemeckert habe, als sie da des Nachts dicke Geldbündel hingetragen hat. IM TEMPEL gemeckert. Das musste himmlische Rache nach sich ziehen. Immerhin war die Hausbar schräg unter dem Hausaltar verwahrt. Wo auch sonst. Hausbar, Hausaltar, bei mir eh das selbe. Ups.... schon wieder Blasphemie. Schluck...

Karl hat gesagt…

Hausbar.... Ich stehe immer noch vor dem Problem wo man all die nötigen Sachen für meine Hausbar einkaufen kann. Southern Comfort habe ich gefunden aber Angustora oder Cacacha stellen ein Problem dar.
Als ich letztens eine Flasche bei Wendels gesehen habe fragte ich woher er die den habe - aus D mitgebracht war die enttäuschende Antwort :-(.

Wer was weiß, ich bin für jeden Tip dankbar

Miri hat gesagt…

Ach er hat die Hausbar bekommen...

Na ja, ich glaube trotzdem, dass das andere von mir geschriebene zumindest nen sehr wahren Kern haben wird.

"Ludigel" hat gesagt…

Dass Frau unsere Wohnung nicht mit 40 Flaschen Hochprozentigem füllen wollte.... Grins.

Meinen seeligen Steuerberater hätte der Verlust einer ganzen Bar sicher ins noch frühere Grab gebracht. War er doch so ein Typ, der eine Flasche Korn oder Vodka oder Branntwein in sich hinein donnerte. Weiß noch, wie ich immer vor den Steuerterminen erstmal zum Kiosk gefahren bin wenn es sich plötzlich am Wochenende ergab und eine große Flasche vom billigen Branntwein gekauft habe.

Er hatte nicht mal einen Schwipps, wenn er sich so eine Flasche reingegurgelt hatte.

War wäre passiert, hätte man ihm 40 Flschen geschenkt? Jedenfalls hätte er sich sofort draufgesetzt und "mein Schatz" gelallt...

War aber sehr gut in Steuersachen. Jetzt ist er im Himmel und bereitet schon mal für mich alles fiskalisch vor. Ich ahne es, Umzugspauschale etc.

"Ludigel" hat gesagt…

Gut, 40 Flaschen wären mir auch etwas viel, gacker. Wieso hat er blos so einen riesigen Vorrat gehabt? Na, manche sammeln ja.... (Notiz: Trinker haben eher wenig daheim, weil sie immer gleich rangehen....)

Miri hat gesagt…

Z.B. dass sie Dich sehr gerne haben und möchten, dass Du steinalt wirst...

"Ludigel" hat gesagt…

Mein Steuerberater hätte sicher gesagt "Was nützt es steinalt zu sein, wenn man dabei nüchtern ist?"
;-)

Diese Meinung teilen wir aber nicht. Er hatte zum Schluss einen Konsum wie ein Kleinwagen auf Ethanol.