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Donnerstag, Juni 25, 2015

Britisch/pakistanischer Todesfahrer wird sobald nicht ausgeliefert

Schottischer "High Court" will erst Zustände in taiwanischen Gefängnissen prüfen

Es ist ein unter Ausländern in Taiwan oft heiß diskutiertes Thema, der Fall des britisch/pakistanischen mutmaßl. Todesfahrers Z.D., der im Jahre 2011 (Korrektur: schon 2010) einen taiwanischen Motorrollerfahrer betrunken zu Tode gefahren haben soll mit seinem alten Mercedes. Das "mutmaßlich" im Satz könnte man eigentlich weglassen, weil Z.D. in Taiwan rechtskräftig zu einer mehrjährigen Haftstrafe deswegen und wegen Microsoft-Lizenzverletzungen verurteilt worden ist. Allerdings gab es im Ermittlungsverfahren und während des Gerichts durchaus Friktionen, wie etwa eine massive gehirnwäscheartige Vorverurteilungscampagne seitens der Massenmedien und einiger Lokalpolitiker in Taiwan (mit monatelang wiederholten Fernsehbildern in der Endlosschleife), so dass man die Fairness der Verfahrens durchaus anzweifeln kann. Auch der Umstand, dass das ermittelnde Polizeirevier vom selben Syndikat geschmiert worden ist, dem ein zweiter einheimischer Verdächtiger (der nachweislich den Wagen in der Todesnacht genau wie Z.D. gefahren ist) angehört, lässt Zweifel an der Fairness des Gesamtverfahrens aufkommen.

Wie dem auch sei, Z.D. wurde in zweiter Instanz zu 4 Jahren Gefängnis verurteilt, wenn ich mich recht erinnere und floh dann nach Schottland. Hier wurde er wegen Fluchtgefahr inhaftiert während ein Auslieferungsverfahren gegen ihn läuft. In erster Instanz wurde Z.D.s Auslieferung nach Taiwan positiv entschieden. Doch in zweiter Instanz wird nun der schottische "High Court" wegen Einspruchs Z.D.s zunächst die Zustände in taiwanischen Gefängnissen prüfen, bevor er über die Auslieferung entscheidet. In diesem Verfahren geht es weniger um Schuld oder Unschuld sondern eher um die Rechtsgültigkeit taiwanischer Gerichtsentscheidungen für Schottland (das da recht autark ist nach britischem Recht) und neuerdings eben die Haftbedingungen. Wenn Z.D. immer noch in Abschiebehaft sitzt, wird er so am Ende mehr Zeit im Gefängnis zubringen, als wenn er die Zeit in Taiwan abgesessen hätte.

Die Marathonberichterstattung über den Fall hat meiner Ansicht nach die bis 2011 vorhandene große Popularität von "Weißen" in Taiwan deutlich abgekühlt. Daher sehe ich wie viele andere gebannt auf den Fall und frage mich immer, ob sich wieder neues Futter für eine Anti-Ausländercampagne der Medien in Taiwan ergibt.

Befremdlich für mich teilweise, als Deutscher mit einem Pakistani mit britischem Pass identifiziert zu werden. Aus taiwanischer Sicht sind offenbar Deutsche und Pakistani eine ähnliche Kulturfamilie. So wie mein kaiserlich erzogener Großvater wiederum eher Taiwaner und Pakistani in einen Topf geworfen und gegen Deutsche abgegrenzt hätte. Lustig irgendwie diese "wir und die"-Sichtweise.

Einer der Vorberichte zur Sache: http://osttellerrand.blogspot.de/2014/06/schottland-liefert-todesfahrer.html

Aktuelle News: http://focustaiwan.tw/news/asoc/201506240031.aspx

Ach ja, Zustände in taiwanischen Gefängnissen sieht man hier: http://osttellerrand.blogspot.tw/2010/09/deutsche-in-uberfullten-zellen-im.html

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