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Dienstag, April 25, 2017

Stolzer Besitzer des 2. Ex-Restaurants

Hurra! Nach "Jill's Happy Kitchen" (ein Schlicht-Italiener in Taipei) habe ich jetzt mit "Mix & Match" auch ein Ex-Restaurant in Manila auf den Philippinen. Auch eine Art Schlicht-Italiener.

Mit Gastronomie wollte ich ja nie viel zu tun haben. Weil Taiwaner aber geschäftstüchtig sind oder sein wollen, war die Eröffnung eines kleinen Geschäfts - nach dem Default eben ein Restaurant - wohl kaum zu vermeiden. Meine Frau wollte es unbedingt vor ein paar Jahren und ich war dann beim Management mit behilflich. Das Ergebnis war ein kontrolliertes Scheitern mit schwarzer Null, genau auf die von mir vorhergesagte Art und Weise im genau von mir vorher gesagten Zeitrahmen. Und das, obwohl ich als tumber Ausländer im Land der intelligenten und geschäftstüchtigen Taiwaner doch gar nichts vom Geldverdienen verstehe. Die ganze Geschichte ist hier zu lesen: http://osttellerrand.blogspot.tw/2014/11/der-familienbetrieb-die-schonungslose.html. Ich fand es damals lustig, es war bizarr-komisch und debil-widersinnig, wie Taiwan eben oft auf unsereinen wirkt. Und es war ja eine schwarze Null.

Braucht Rotwein zu den Nudeln unbedingt Hupfdohlen?

Das zweite Lokal - diesmal in Manila auf den Philippinen - wurde leider ohne meine Mitwirkung eröffnet. Diesmal waren es meine Frau und ihre Schwester Nummer 2, die ganz allein das Management in den zarten Händen hatten. Das Ergebnis war, kurz gesagt, ein Lokal mit dem Aussehen eines Waschsalons oder eines Versicherungsbüros, mit dem Namen einer Modeboutique ("Mix and Match", in Manila für Modeläden gebräuchlich) und der Karte eines Schlichtitalieners aus Taipei/Taiwan. Ein komplettes und gründliches Scheitern war die Folge, wie von der Familienkassandra (c'est moi) vorhergesagt.

Nicht ohne Belustigungseffekt das Ganze, nur etwas teuer diesmal. Interessant war, dass meine Frau und ihr Schwesterherz noch den Tipp von Konkurrenten in der Nähe erhielten, sie müssten zu den Nudeln auch Alkohol (Wein!) anbieten. Dieses Ansinnen stieß sowohl bei dem einheimischen - aber aus der chinesischen Subkultur entstammenden - Schwager als auch bei den beiden Taiwanerinnen (Schwester meiner Frau und meine Frau) auf große Befangenheit. Wein anzubieten zu den Nudeln wurde von allen Beteiligten mit Komasaufen, zerschlagener Bestuhlung und leichtgeschürzten Bedienungen und Prostitution assoziiert und deswegen abgelehnt. Ein typisch taiwanischer Standpunkt. Hier in Taiwan haben viele Lokale keinen Alkohol, weil man befürchtet, die männlichen Gästen könnten mit dem Zeug schnell die Kontrolle verlieren, das sie ja auf Ex gerne in die Kehle schütten.

So wurde das Lokal also zu gemacht. Ein einfacherer Nachfolger ist schon in der Diskussion, hier taucht eine lokale manilische Größe namens "Sung"*** auf (seineszeichens Taiwaner), der angibt, dort in Manila reich geworden zu sein. Ich habe den netten Herrn - der u.a. meine 90-Dollar-Uhr als zu teuer für Manila kritisierte - schon kennengelernt und finde ihn ja auch nett. Aber was das neue Geschäft angeht, ziehe ich meine Kummer gewohnte Stirn wieder in Sorgenfalten, während die lokale Verwandtschaft fröhlich kichernd kommende Gewinne schon verteilt, bevor sie überhaupt in Sichtweite sind.

Das Scheitern von Taiwanern am Rotwein wurde die Tage auch in den taiwanischen Medien kolportiert. Wie mir meine Frau erzählte, hatte ein original italienischer Gastwirt in Taiwan seine Gäste dabei erwischt, wie sie sich guten Rotwein auf Ex in die Kehle schütteten, wie man das in Taiwan nun mal immer macht. Desto besser der Wein, desto schneller kippt man ihn runter in der chinesischen Kultur taiwanischer Prägung. Es entstand ein Streit zwischen Gästen und Wirt, ob man denn als zahlender Gast das Recht habe, den guten Wein zum Runtergurgeln zu verwenden oder nicht. "Wir Taiwaner haben das Recht drauf, wenn wir ihn bezahlen!" bemerkte meine Frau und ich schließe mich als taiwanischer Steuerzahler hier voll und ganz an. Auch auf den oben offenen Kackpapiereimer haben sie ein Recht und bitte stehen Sie jetzt mit mir auf und singen die Nationalhymne. Wie geht die eigentlich? Gibt es überhaupt eine? Und welche wäre es, die von "Taiwan" oder die von China? Fragen über Fragen. Darauf einen Dujardin.

*** Name von der Redaktion geändert. Sind aber eh alles nur die englischen Kampfnamen der Leute

3 Kommentare:

"Ludigel" hat gesagt…

Wenn meine Frau nach Manila zieht, will ich die vorne links heiraten. Echt jetzt.

Anonym hat gesagt…

Hier ist die Nationalhymne von Taiwan: 三民主義.
Mit Notenblatt: https://de.wikipedia.org/wiki/San_Min_Chu-i
und Text.
Auf YouTube.com findet sich ein sehr schönes, getragen gespieltes und gesungenes Exemplar zum Anhören und Mitsingen:
https://www.youtube.com/watch?v=2jjwn08Dev0


Heinz-Jürgen

Anonym hat gesagt…

Sam Sung and Phil Lips wrote:

Wir freuen uns auf das dritte Ex-Restaurant.