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Freitag, November 29, 2013

Abschied von einem Freund

Sniff. Noch mal Sniff.

Dieser Tage steht der Abschied vom Ludigelmobil an. 2005 haben wir den Nissan X-Trail gekauft, die Taiwanversion, mit gegenüber der Deutschlandversion veränderter Schnauze (Kat und Nebelschlussleuchte oder Airbags hat er auch nicht) und geändertem Innenraum. Mit Kunstholz, Häkeldeckchen und Leder im Innenraum. Und vieler kleiner, etwas nervig zu bedienender Tasten statt der Drehschalter, die ich mal in einem deutschen Pendant gesehen habe.


Der made-in-Taiwan Nissan, hergestellt hier aus japanischen Teilen (denke ich) von Yuelong (Yulong) als Partner von Nissan, war das beste Auto, das ich je hatte. Im Gegensatz etwa zu den von mir gefahrenen 80er-Jahres BMWs und den 90er-Jahres Mitsubishis (BMW 525, 318i und Mitsubishi Spacewagon erste und zweite Generation) etwa bremste er zuverlässig, auch bei nasser Straße und hohem Speed, ohne dabei Schlingerbewegungen zu verursachen. Auch die Seitenwindempfindlichkeit des Nissan war niedrig, gerade im Vergleich zu den Mitsubishis, die schon schlingerten, wenn ein Hase am Autobahnrand Blähungen hatte. Jetzt, in unserer letzten gemeinsamen Woche, hat er 210.000 km auf der Uhr und fährt sich mit seinen neuen Stoßdämpfern (bei 185.000km) wie ein Neuwagen. Ärger hat er selten gemacht. Bei 85.000km war plötzlich die Lichtmaschine kaputt. Weil ich vorher die Batteriewarnleuchte eine Woche lang ignoriert hatte, blieb er dann kurz vor der Heimatauffahrt stehen. Als wir dann von Nissan zu kleinen schmuddeligen Werkstätten auf dem Lande in Jhongli/Zhongli gewechselt hatten, wo die Spezis ihr ölverschmiertes Werkzeug zwischen Unrat auf dem Boden aufbewahrten, hatte er einen klingelnden Motor, manchmal schleifende Bremsen und extremes Bremsfading. Alles das verschwand allerdings, als wir wieder nach Taipei zogen und dann zur lokalen Kfz-Werkstatt wechselten. Außerdem hielten wir seither das taiwanische Inspektionsintervall von nur 5.000 km strikt ein. Sukzessive verschwand das Klingeln und die richtig gewarteten Bremsen funktionierten auch wieder so, wie sie sollten.

 Unvergessen meine Hochgeschwindkeitsfahrt vom Lande ins Krankenhaus nach Taipei, als Junior viel zu früh kam und ich eigentlich nicht an einen glückliches Ausgang der Affaire geglaubt habe. Mit astronomischen 150 km/h raste ich im Slalom zwischen 80 bis 110 km/h fahrenden Taiwanern auf dem Highway Richtung Krankenhaus, nur von einem BMW SUV überholt mit 180 km/h, der sich provoziert gefühlt hatte. Schneller als 150 km/h wollte ich aber nicht werden, bei den blindfischigen Spurwechseln der anderen Autofahrer hier.

Grund den Nissan zu ersetzen gibt es eigentlich keinen, allerdings stünde der Wechsel des Kindersitzes an. Und weil die Taiwanversion des X-Trail leider keine Isofix-Kindersitzbefestigung hat (im Gegensatz zum in Japan hergestellten) und ein Kindersitz nach neusten Sicherheitsstandard her soll, muss der Nissan nun weichen. Ein netter Gebrauchtwagenhändler nimmt ihn für 160.000 NT, nicht mal einen Kaffee gab es noch dazu. Der Wagen hätte ein großes Problem, sagte der kundige Herr, hinten würde es klappern. Und in 1-2 Jahren ginge er dann kaputt. Die Aussage hat allerdings auf den Preis keinen Einfluss, die genannte Summe ist in Taiwan OK für das Alter und den Kilometerstand, wenn man an einen Händler verkauft. Und hinten stand ja auch das Kinderdreirad von Junior drin, das immer vor sich hin klappert. Trotzdem wird er recht haben, der Händler. In ein bis zwei Jahren ist das klapprige Kinderfahrrad sicher kaputt. Und dass ein Auto mit 8 Jahren und 210.000 km binnen der nächsten 2 Jahre ein größeres Problem haben könnte, ist ja auch keine "Rocket Science", um einen Amerikanismus zu benutzen.

Was neu kommt, lässt mir bisweilen die Haare zu Berge stehen, doch davon vielleicht ein andernmal. Was würden Sie bevorzugen, lieber Leser? Taiwanische Frau und schwedisches Auto oder lieber anders herum?

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Immer nur das Fahren was die Einheimischen auch fahren wäre mein Tipp. So ein Europäischer Nobel-Hobel mag zwar ganz schick sein, aber nach meinen Mercedes-Erfahrungen (nein, nicht meiner-sondern ein Firmenwagen) fahre ich ausschließlich preiswerte Asiaten.
Wie wäre es mit einem Toyota?

"Ludigel" hat gesagt…

War auch meine Devise, daher der Xtrail, der 2005 das reinste Volksdauto war hier in Taiwan. Allerdings sind eben die Wiederverkaufspreise bei Nichttoyota grundsätzlich niedriger als bei 'yota, was ich nicht wusste. Diesemal haben wir auf Wunsch von Frau crashtestorientiert ausgesucht und so waren Subaru und Volvo in der Endliste. Den neuen Xtrail gibt es nicht in Taiwan, da haben sie ein seifiges unattraktives Modell. Weil Yuelong auch noch eigene Autos der Marke Luxgen verkaufen will und daher neue Nissanmodelle bewusst unanttraktiv macht. So war dann Nissan nicht mehr interessant, solchen Blödsinn muss man ja nicht mitmachen. Und Yota will Frau nicht, weil sie sich wegen der US-Geisterautosache von damals grämt. Weil sie auch mal so ein ähnliches Ding hatte von Mitsubishi.

Karl hat gesagt…


Schwedisches Auto? Gibt es denn das noch? Saab ist pleite und bei Volvo sitzen die Chinesen drin.

Tamasü hat gesagt…

Immer nur das Fahren, was die Einheimischen fahren? Weil die sich mit Autos so gut auskennen, oder was? Wie man in jeder x-beliebigen Werkstatt erleben kann.
Mir ist auch nicht bekannt, daß Crashtests zwischen Autos und Scootern überhaupt gemacht werden. Und das ist mit Abstand die wahrscheinlichste Chrashvariante.
Falls man eh' nur zwischen Büro, Carrefour und heimatlichem Stellplatz pendelt wie die Einheimischen, sollte es eher die billigste Möhre sein, die man kriegen kann, oder ein Stadtpanzer aus zweiter Hand. Dann tut die wachsende Anzahl Schrammen nicht so weh. Also sowas wie Du gerade abgeben willst.
Der Glaube ISOFIX=sicher ist übrigens einer sehr teuren Marketing-Kampagne erwachsen. Es mag ja bei über 200 km/h anders sein, aber in Taiwan gilt: Wie der Sitz festgemacht wird, ist (fast) völlig egal. Wichtig ist, wie das Kind darin festgemacht wird. Und da sieht man sehr viel Elend, "weil das Kind sich nicht bewegen kann", wenn man die Gurte bestimmungsgemäß nutzt und strafft. "Und dann weint es immer."

Anonym hat gesagt…

Oh Gott, bei den Sitzbezügen hast du ja voll auf Taiwan-Stil gesetzt ;-)

Da fehlt eigentlich nur noch das obligatorische Fell auf dem Amaturenbrett, damit das Plastik nicht ausbleicht (Wobei mir der Sinn immer noch nicht ganz klar ist, denn ausgebleichtes Plastik sieht doch 100x besser aus als diese reutigen Fellimitate).

"Ludigel" hat gesagt…

Die Häkelhäubchen kann man abmachen. Weiß gar nicht was ihr wollt, meine alte Tante Grete hätte die toll gefunden. Hat mich irgendwie an meine Kindheit erinnert, Bluna und Würstchen von Tante unter dem Häkeldeckensofa. Räusper. Soviel zum Thema Auto und Psychologie heute. Wenn man führe, was die Einheimischen führen, hat man i.d.R. bessere Wiederverkaufspreise.
Zum Thema Volvo: Der bestellte XC60 basiert auf einer Ford-Plattform, ist in Belgien aus schwedischen Teilen gebaut. Wie das in der Zukunft wird, weiß ich natürlich nicht, aber noch hält Geely (der chin. Besitzer) beide Welten getrennt.

"Ludigel" hat gesagt…

Der neue ist auch ein SUV, wird also genauso hoch sein. Gut, dass er nicht dunkelblau ist, sonst müsste ich sächseln wie die Funktionäre in der DDR damals, die Volvos gefahren sind.

"Ludigel" hat gesagt…

Schwazz wird er