Dieses Blog durchsuchen

Dienstag, Juni 09, 2009

Tante aus China kommt! (Update)

Hier noch mal ernsthaft das Update zum Treffen der Familie meiner Frau mit der seit 1949 verlorenen Tante.
Ludigels Wiedervereinigungseuphorie Teil 2

Im Jahre 1949 hatten die Kommunisten in China das Regime übernommen und die Familie meiner Frau waren als moderate Großgrundbesitzer nicht mehr wohlgelitten. Also nahm der ältere Sohn der Familie (der Vater meiner Frau) seinen jüngeren Bruder buchstäblich huckepack und floh mit ihm auf die Insel Taiwan. Die war seit 1895 eine japanische Kolonie (vorher Teil von China) und seit 1945 in einem Transitionsprozess, in dem die "Nationalchinesische" Regierung aus Nanking in China die Macht dort übernahm.


Taipeis Wolkenkratzer 101. Bald mit Tante und Restchina wiedervereinigt?

1949 befahlen die Amerikaner schließlich den Japanern, ihre Resttruppen offiziell vor Chiang-Kai-Sheks Repräsentanten (also der "Nationalchinesen"-Partei) kapitulieren zu lassen, denn die Nationalchinesen stellten halt die Regierung in China seit etwa 1911.
Als nun die Regierung in Nanking merkte, dass sie nicht mehr gegen die Kommunisten Maos ankam, zog die Regierung, ein großer Teil der Armee, die Marine und viele Flüchtlinge nach Taiwan um, wo die Nationalchinesenpartei (genannt "KMT" oder Kuomintang) teils mit Gewalt die Regierung und die Macht an sich riss, neue Zentrale und provisorische Hauptstadt Taiwans wurde das versumpfte Fischerstädtchen Taipei. Offiziell sagte die KMT, sie seinen die wahre Regierung Chinas und so steht es bis heute in der Verfassung der Inselrepublik (umgangssprachlich "Taiwan" genannt, aber formal "Republik China" heißend).


Kapitalismusikone am Eingang zum Einkaufszentrum des Wolkenkratzers. Längst hat Cartier auch die Kommunisten auf dem Festland erorbert. Bei so viel Glitzer können auch die Erben Maos nicht wiederstehen.

Vater und Mutter nebst Tochter blieben also in China zurück. Bald schon klopften die Jungkommunisten an die Türe, schlugen den Vater und stellten ihn auf dem Dorfplatz buchstäblich an den Pranger. Dort stand er ohne Essen und Wasser und stattdessen bespuckt und geschlagen, bis er gestorben ist. Fortan lebte die Familie in bitterer Armut, denn als Grundbesitzer waren sie bei den Kommunisten stark benachteiligt. Ernst in neuerer Zeit wird es mutmaßlich aufwärts gegangen sein.

Daher freuen sich alle auf das erste Treffen im Leben mit der jüngeren Schwester, die jetzt also mit einer Reisegruppe in Taiwan weilt, was erst seit Kurzem möglich ist. Wir müssen sie tatsächlich gegen Vorlage des Personalausweises meiner Frau "auslösen", um sie dann für ein paar Stunden nach Taipei fahren zu können.

Auch wenn mir unser prochinesischer Präsident hier in Taiwan viel zu chinahörig ist, hat dies Tauwetter doch unbestreitbar Vorteile. Hoffen wir, dass am Ende noch etwas von Taiwans Demokratie überbleibt. Inklusive freiem Tantenverkehr natürlich.

Vorgeschichte: LINK

Keine Kommentare: