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Donnerstag, April 06, 2017

Camelot in NeiHu

Ein merkwürdiges Haus erspähte ich, als ich 2004 einstweilen zu Schwiegermutter nach NeiHu in Taipei zog. "Camelot in NeiHu" nannte ich es in meinem allerersten Blogartikel, der noch im alten Passado-Blog (heute nicht mehr vorhanden abgesehen von einer Archivversion irgendwo im Netz) erschien. Und seit kurzem... wohne ich da.



Erst mit dem Fisheye* mit seinem 180-Grad-Bildwinkel erschließt sich auch im Foto die Wirkung, die die Wohnanlage in Natura hat. Mitten im manchmal slumartig daherkommenden Viertel besteht die Anlage aus besserer, neuerer Bausubstanz und hat drei Gebäude und eine recht hohe Außenmauer (hinter meinem Rücken im Bild) nebst einer Schwebebrücke zwischen den Gebäuden und einer Wendeltreppe im Innenhof zu einer fast mittelalterlich anmutenden "Burg"-Anlage kombiniert. Die Brücke verbindet im 2. OG das vordere Haus mit dem weit entfernten kleineren hinteren Haus, weil dieses keinen eigenen Fahrstuhl hat.

Der Innenhof ist begrünt und so ergibt sich eine ganz nette Atmosphäre. Zwar ist die Wohnanlage in die Jahre gekommen und leidet unter dem klimatypischen Fassadenschmodder, aber der macht sich auf den gefliesten Fassaden besser als auf dem grauen nackten Beton, den viele Häuser in der Gegend haben. Auch der Verzicht auf das in Taiwan so beliebte Wellblech (Balkone ausbauen etc.) macht deutlich, dass es dies hier eine etwas bessere Wohnanlage ist. Absolut ruhig ist sie übrigens auch, wohl ein schlechter Ort für Stereoanlagen. Als bessere Anlage hat sie sogar Schreibtische für Security-Leute. Allerdings sind die Stellen seit Jahren unbesetzt.

Die in Taiwan so beliebten Fenstergitter hat die Anlange auch. Sie passen aber zu der oft verwinkelt angelegten Architektur besser als zu den sonst glatten Fassaden der Plattenbauten im Viertel. In der Mitte guckt man im Foto auf eine Wellblech-Aufstockung eines Schlichthauses außerhalb der Anlage; links ist die Wendeltreppe zu sehen.


In die Anlage fahren wir nicht über eine Zugbrücke, sondern über einen Autolift. Vieles in der Anlage ist verwinkelt angelegt. Unser Treppenhaus ist fast auch eine Wendeltreppe, die Wohnung klein und voller Nischen und Erker, aber schick mit maßgeschneiderten Einbaumöbeln im asiatischen Stil und modernem Deko-Stuck an der Decke versehen. Auch einen im Boden versenkbaren Wohnzimmertisch gibt es. Den soll man aber auch im Boden belassen, weil er sonst mit schwerer Tischplatte zusammenkracht und einem die Zehen bricht, sagte die Vermieterin.


Unser Haus verjüngt sich oben turmartig und erlaubt einen tollen Blick auf die umliegenden Schlichthäuser, in denen ich ehrlich gesagt die meiste Zeit in Taiwan verbracht habe.

Verwinkelte düstere Gänge gibt es auch in der Tiefgarage, über die man von einem Teilhaus zum anderen gelangen kann. Junior (5) und ich haben das die Tage tapfer erkundet.


Sicher könnte man es in der Anlage aushalten. Aber die Abgasluft Taipeis ist hier natürlich auch nicht besser. Sie macht nicht nur Junior eine mysteriöse "Dauererkältung", sondern auch mir. Nur bei mir mit paralleler Tendenz zu Magengrippe und außerdem allergischem Ausschlag am Kopf, der vermutlich durch Nahrungsmittel (oder besser deren taiwantypische illegale Beimischungen) ausgelöst wird. Wenn man sich vor beginnender Magengrippe und mit entzündeten Stippen u.a. im Mundraum alles andere als wohl fühlt, kaum dass man wieder taiwanischen Boden unter den Füßen hat, fällt es trotz allem schwer der Gattin zu versprechen, hier weitere Jahre in Taipei zuzubringen.

Somit bin ich ein Wanderer zwischen den Welten. Hin und her gerissen zwischen meiner neu angemeldeten (Krankenkasse, Auto, ADAC) Existenz in der niedersächsischen Kleinstadt und dem Leben mit Frau und Junior im mich gesundheitlich strapazierenden Taipei. Leider schließt Frau in Deutschland zu leben kategorisch aus und kann und will nur im Hoch-Kriminalitätsbelasteten Manila oder aber im versmogten Taipei leben. Da kann ich wählen zwischen Entzug von Junior oder Gesundheit. Man sieht ja, wo ich gerade bin. So, genug der Schreiberei, ich muss mich erstmal wieder kratzen. Verdammte Insel.


* Sigma EX DG 2.8/15mm auf Fullframe-Bildformat DSLR (Sony A850)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Lu Er Fu: Das mit dem Jucken unter den Haaren hatte ich auch. Meine 200 NTD-Friseuse meinte, die Haare mit viel Salzwasser waschen und gut ist. Hab ich gemacht, und ein Bad im Kaohsiunger Meer genommen. Und siehe da......weg war's.
Hier in Dt. nehme ich med. Shampoos mit Selen. Hilft auch. Ist aber nicht so schön.
Da die Taiwaner ja höllische Angst vor der Sonne habe, ist man in Kaohsiung so ziemlich alleine am Strand. Kostet Eintritt, hat schwarzen Sand und Warnhinweise, bei Taifunen nicht zu surfen.

"Ludigel" hat gesagt…

Mittlerweile ist es weg. U.a. mit Essigwaschung. Salzwasser klingt auch gut ;-)