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Mittwoch, August 31, 2016

Endzeit-Uhr

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Während sich meine Zeit in Taiwan wohl unaufhaltsam dem Ende zuneigt... ein Blick auf eine mechanische Reiseuhr mit 2. und sogar 3. Zeitzone, die HAMILTON Khaki Navy GMT 3.

Reiseuhren hatten wir schon öfter: der etwas freche Rolex-GMT-Nachbau nahmens Alpha GMT und eine Citizen Promaster Skyhawk. Die erstere eine Automatik mit chinesischem Werk, die zweite eine Solaruhr aus Japan. Die Citizen, einst gebraucht gekauft, hat schon bald das zeitliche gesegnet, offenbar hatte der alte Akku/Kondensator bei der nur wenige Jahre alten Uhr (eine 2009er) schon nicht mehr die Kraft um einen wegen Fehlfunktionen ausgelösten Reset zu überleben. Die Uhr zeigte seither trotz Marathon-Bestrahlung mit Licht nur noch bernsteinfarbenen Unsinn an und ist kürzlich in den Müll gewandert. Die Alpha schlägt sich nach vorgenommener Nachbearbeitung u.a. mit Pattex immer noch wacker und ist meine zweitliebste Reiseuhr. Zweitliebste, denn in der Zuneigung geschlagen wurde sie durch eine Hamilton...

 Die Uhr hört auf den Namen "Hamilton Khaki Navy GMT 3" und die Ziffer Drei steht für drei anzeigbare Zeitzonen, während ihre 3-lose Schwester statt des drehbaren 3.-Zeitzonenrings eine konventionelle drehbare 0-55-Skala hat. Ebenfalls unter Glas und über eine der drei Kronen drehbar oder in einer "Scuba"-Variante ganz einfach wie bei jedem Submariner-Klon von Hand direkt drehbar.


Die Uhr gibt es aktuell nur nach am Lederband mit durchgehend weißen Ziffern auf dem Zifferblatt (oder schwarzen auf hellem Grund). Die hier gezeigte rote Variante mit Kautschukband ist eine ältere. Hamilton ist ein US-Hersteller (gewesen), der in der großen Zeit der Eisenbahnpioniere Ende des 19. Jahrhunderts entstanden ist. Damals bedeutete das expandiere Zugnetz in den USA nicht nur einen hohen Bedarf an mobilen Saloons und Halsabschneidern (wie Fernsehserien wie Hell-On-Wheels verdeutlichen), sondern auch an Uhren, damals natürlich noch Taschenuhren. Unzählige Eisenbahner brauchten unzählige Taschenuhren und so feierte Hamilton schnell Erfolge.


Im Zweiten Weltkrieg noch hatte Hamilton dann Marineschiffe-Instrumente gebaut, daher ist bei dieser Uhr eine schöne Fusion aus Taucher- und "Militäruhr" in einem instrumentenartigen Desgin zu sehen. Ähnlich einer sog. Fliegeruhr. Hamilton hatte in den 70er-Jahren sogar einmal einen Skandal ausgelöst als Präsident Ford eine der damals schwer modernen LED-Uhren am Handgelenk hatte, die für damals 1500 Dollar oder dergleichen auf Knopfdruck in roten Lettern die Zeit anzeigten. Eine PULSAR war das damals, ein Markenname von Hamilton, den das Unternehmen später an Seiko verkauft hat. Seiko wirft unter diesem Label heute meist billige Quarzer auf den Markt. Damals jedoch regte sich die Öffentlichkeit über den teuren Nicht-Ticker am präsidialen Handgelenk auf und Ford trug die Uhr nicht mehr. Der "Skandal" war damals der Wegbereiter für das ungeschriebene Gesetz, dass US-Präsidenten seither nur noch billige Uhren tragen "dürfen". Obama etwa trägt einen billigen chinesischen Quarzer aus dem Shop des Secret-Service mit entsprechendem Logo, ursprünglich etwa 250 Dollar teuer bei einem Herstellungspreis von eher 4 Dollar.

Die große Quarzkrise überstand Hamilton nicht so recht. Zwar hatte es sich gerade noch eine schweizer Uhrenfabrik unter den Nagel gerissen, da gerieten sie selbst in Schwierigkeiten. Das Vordringen von Seiko auf dem Weltuhrenmarkt sollte eine Digitaluhrenreihe aus einer Fusion mit dem japanischen Hersteller Ricoh stoppen. Der Feldzug misslang und Hamilton wurde selbst ein Übernahmekandidat. Durch ihre zum Schluss in die Schweiz ausgelagerte Produktion wurden sie im Rahmen der Restrukturierung der CH-Uhrenindustrie Teil der Tissot-Omega-Gruppe, die sich heute Swatch-Group nennt und zusammen die Quarzkrise überstanden hat.

Doch zurück zu meiner schweizer US-Uhr. In ihr tickt ein ETA-GMT-Werk, das über normalerweise einen kleinen Zusatzzeiger - hier aber die "T2"-Zusatzskala linksseitig auf dem Zifferblatt - eine zweite Zeitzone anzeigen kann. Dabei läuft die T2-Zeitzone nur hinsichtlich der Minutenstellung abhängig von der Hauptzeit. Zeigt die Hauptzeit etwa Viertel-vor-4 Uhr an kann man die T2-Zeit frei auf einen Wert "Viertel vor" irgendeiner Stunde auf der kleinen Skala einstellen. Ob die T2-Zeit dann also 4 Uhr, 16 Uhr, 10 Uhr oder sonst etwas anzeigt bleibt dem Benutzer überlassen. Mit der Krone auf 2 Uhr (verschraubt wie alle drei Kronen) stellt man die T2-Zeitzone im Prinzip genau wie das Datum ein - nur muss man die Krone anders herum drehen. Irgendwelche Fehler wie ein Nachgehen der T2-Zeit im Vergleich zur Hauptzeit, wie ich es bei meiner Alpha kenne, gibt es bei meiner Hamilton nicht. Die Alpha hat in diesem Sinne (und auch wirklich) eine schlechte Kopie des original schweizer Werkes drin.

Die Hamilton wird übrigens meist neu für um die 650 Euro angeboten. Mein Gebrauchtexemplar ist immer noch sehr gut nachtablesbar durch Leuchtziffern. Vorsicht muss man hier walten lassen, denn die Chinesen haben viele Fälschungen der Hamilton auf dem Markt. Mein Original stammt von einem günstigen italienischen Ebay-Händler. Ein Blick aufs Uhrwerk durch den Glasboden durch die Verkäuferfotos und ein Vergleich mit Fotos vom gefälschten Werk (Seagull mit Hamilton-beschrifteter Schwungscheibe) versus echtem ETA-(2893) Werk bestätigte jedoch die Echtheit meines Kaufes, meinem eigenen Adlerblick vertrauend.

Etwas gewöhnungsbedürftig sind vielleicht die vielen Anzeigen. Die T2-Skala hatten wir ja schon erläutert, sie zeigt bei der Uhr hier im Foto ganz oben also 5 Uhr (deutsche Zeit), während es in Taiwan 11 Uhr vormittags war. Die T2-Skala läuft natürlich im 24h-Modus, also bis 24 Uhr.

Über eine der beiden anderen Kronen kann man unter dem Glas den äußeren 01-12 Stundenring drehen. Hier fehlt nur die 12 selbst, weil hier das Zeitzonenfenster ist und die 11 und 01 sind rot hervorgehoben aus stilistischen Gründen. Der frei drehbare Ring erlaubt eine schnelle Uminterpretierung der normalen Stundenanzeige. Ob man damit eine dritte Zeitzone anzeigt - etwa während einer Zwischenlandung auf einem Flughafen mit eigener Zeitzone - oder die zweite Zeitzone noch einmal verdeutlicht (wie im Foto ganz oben) bleibt dem Benutzer überlassen. Die roten Ziffern (man achte auf die 05 über der 11 ganz oben) sind etwas schlechter abzulesen als die weißen. Beim aktuellen Hamiltonmodell sind aber alle weiß, da entfällt das Problem.


Relativ sinnfrei ist bei der GMT 3 die textuelle Zeitzonenanzeige. Die hat nämlich recht eigenartige Repräsentanten für die Zeitzonen. Puerto Cervo etwa steht für die üblicherweise mit AMS, PARIS oder auch ROM (seltener BERLIN) bezeichnete Zeitzone GMT+1. Man kann sich so etwas schlecht merken, denn auch andere Hafenstädte (es handelt sich immer um solche) sind wenig eingängig. Außer vielleicht "Phuket" für Thailand. Problem ist auch, dass manche Zeitzonen komplett fehlen, die Hongkong - Zone etwa fehlt völlig. Ist aber auch egal, denn diese textuelle Anzeige ist rein zum Spaß und ist weder mit der T2- noch der T3-Anzeige verbunden. Außer, dass man die T3-Anzeige (frei) neu einstellen muss, wenn man die Hafenstadt verstellt und umgekehrt, weil sich die Anzeigen gegenseitig anecken.

Bei den günstigen GMT-Uhren wird oft kritisiert, dass das Umstellen der normalen Zeit auch die T2-Zeitzone verstellt. Das ist in der Tat der Fall und kann im Urlaub bei der schnellen Umstellung der Anzeigezeitzone nerven. Wer das nicht will muss aber offenbar um die 10.000 Euro für eine GMT von Rolex oder Omega oder dergleichen bezahlen. Diese Hersteller haben das original ETA-Werk dahingehend verfeinert, dass die zweite Zeitzone nicht beeinflusst wird beim Stellen der Hauptzeit.

Vorsicht also beim Gebrauchtkauf. Die chinesischen Fälschungen sind erstaunlich oft zu finden. Sie zeichnen sich wohl meist durch ein generisches Kautschukband aus, das nicht wie das Originalband hier schön den Zwischenraum zwischen den Hörnern der Uhr perfekt abdeckt (das Band sitzt beim Original wie hier in den Fotos also abstandsfrei an der Uhr), sondern den üblichen Anstoßspalt lässt. Auch hat das Fälschungsband keine farbige Naht. Beim Original gab es das Band mindestens mit roter und gelber Naht und passenden Ziffern auf dem Zifferblatt.

Sollte ich demnächst wirklich in Manila leben, dann brauche ich die Hamilton für die Reise nicht. Das liegt auch in der HK-Zeitzone.

Weitere Uhrenpostings:


Alpha GMT im Reise- und Wettertest: http://osttellerrand.blogspot.tw/2014/02/das-alpha-experiment.html

Italo-Albanerin (Breil Milano): http://osttellerrand.blogspot.tw/2014/09/faltige-italo-albanerin.html 

Alpha P.O.: http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/11/uhrenarmband-mord-alpha-planet-ocean.html

Orient Blue Mako: http://osttellerrand.blogspot.tw/2015/03/blaues-krokodil-aus-augsburg.html

Nautec GMT: http://osttellerrand.blogspot.tw/2016/01/nautec-gmt-durchwachsenes-update.html

J.Springs "Diver": http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/10/heiter-bis-uhrig.html

Breil Milano Unikat: http://osttellerrand.blogspot.tw/2014/10/breil-milano-unikat.html

Tissot Seastar Auto-Chrono: http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/07/die-menschen-mussen-gewarnt-werden.html

Gigandet Seaground 2: http://osttellerrand.blogspot.tw/2014/08/uhrenwahnsinn-teil-x-gigandet-sea.html

Zwei "Planet Ocean"-Verschnitte: http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/11/das-alpha-tier-der-uhrenwelt.html

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hamilton? Der Typ mit den Soft-Sex Filmen hat auch Uhren?